Der Anfang des Glaubens

  • Wochen waren ins Land gezogen, seit das Portal ihn ausgespien hatte, wie eine schlecht gewürzte Suppe.
    Seitdem war viel passiert und während Siderik den Hammer immer wieder schwang, Nagel für Nagel in die neuen Bretter auf dem Hausdach schlug, gingen ihm die Ereignisse der vergangenen Zeit durch den Kopf.
    Er hatte sich auf der Portalinsel einige Beulen geholt und ar unvermittelt, mir nichts dir nichts dann in dieser fremden Welt gelandet.
    Er hatte sich Pflanzen angeschaut und viel SPaß daran gefunden Blaubeerbüsche abzugrasen. Ud die Sumpfinsel bereits und einen eigenen Garten angelegt. Dann hatte er einen Bogen gekauft, war Jagen gegangen. Und sich das Schlachterhandwerk beigebracht. Und und und...
    Siderik schüttelte lachend den Kopf, atmete tief durch und sah über die Dächer von Trent.
    Überall war Neuanfang zu spüren, überall wurde gezimmert und gebaut.
    Gerade hier in der Gasse schie viel zu passieren, aber auch an anderen Orten.
    Man munkelte sogar davon, dass in der Wüste eine neue Stadt mit Pionieren entstehen sollte.
    Es war nicht klar, ob er einen neuen Platz gefunden hatte. Aber er hatte Interesse an einer Welt gefunden, in der so viel möglich schien.
    Nur über eine Sache war irritiert. Darüber, dass kein Glaube in dieser Welt zu herrschen schien. Sicher, in der Nordschneise gab es einen alten Tempfel und auch das Gedenkgebäude hatte den Grundriss eines Tempelschiffes.
    Doch was war mit Göttern wie der heiligen Peraine, der Göttin des Ackerbaus? Oder ihrer Schwester Travia, Göttindes Herdfeuers und er Armenspeisung.
    Vielleicht, so dachte sich Siderik, würde er eines Tages ihnen zu Ehren eine Herdstelle in seinem Haus einrichten, die allen offen stand.
    Doch zunächst würde er das tun, was er im Moment am liebsten tat: Beim Hausbau helfen. Erst mit Arbeitskraft, aber vielleicht würde er sich im Laufe der Zeit sogar darauf spezialisieren, für andere Dinge zu erledigen. Häuser zu bauen, Sachen zu besorgen, Wassereimer zu schleppen.
    Das klänge doch eigentlich gut...
    Mit frischem Mut machte er sich an den nächsten Nagel.

  • Nach allem, was Lahja heute von Professor Bloom erfahren hatte, war ihr mehr als unwohl.
    Sie musste Ulantara, Göttin der Geister, Dämonen und der Unterwelt, besänftigen, ihr ein Opfer bringen.


    Während das Weib durch Trent Richtung Stadttore ging, hielt sie schon ihre Steinschleuder mit einem kleinen Geschoss bereit. So war es Tradition in ihrer Familie gewesen, Kleintiere mit einem kräftigen Wurf betäuben, um sie dann zu opfern. Ihr Blick fiel auf eine Ratte, sie sich gerade an ihr vorbei an einer Hauswand entlang gen Markt machte. Kurz hielt Lahja inne, doch dann ging sie zügig weiter. Keine Ratte! Dieses Mal jedes andere Getier, aber keine Ratte, das wäre kein gutes Zeichen!


    Vor den Toren angekommen hielt sie sich nordwärts. Auf einer kleinen Lichtung des Waldes sammelte sie etwas Feuerholz zusammen und entzündete ein kleines Feuer. Aus den Augenwinkeln erspähte sie einen Feldhasen. Flugs war die Steinschleuder gegriffen, kurz ausgeholt und das Tier zielsicher außer Gefecht gesetzt. Mit der Steinschleuder wußte Lahja sehr gut umzugehen, ihr Vater hatte beide Kinder bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit üben lassen, denn Opfergaben waren in ihrem Glauben sehr wichtig! Es waren nicht immer Tieropfer, doch Ulantara war durch nichts anderes zu besänftigen.


    Das kleine Tier wurde aufgehoben, mit beiden Händen hoch über das Feuer gehalten.
    "Ulantara, Herrscherin über die Unterwelt, Mutter der Dämonen und Gebieterin über die Geister. Nimm dieses Opfer an, auf daß es dich besänftige, deine dir hörigen Untertanen im Zaum halte und alle Gläubigen vor deinem Zorn bewahre."
    Mit ihrem Messer wurde der Feldhase, noch immer ohne Bewusstsein, so wie es sein sollte, entlang des Bauches aufgeschlitzt, Blut tropfte in die lodernden Flammen, ein lautes Zischen war zu vernehmen, dann wurde auch das Opfertier den Flammen übergeben.
    Lahja mochte Opfergaben dieser Art nicht, aber Ulantara forderte ihren Tribut wie alle anderen Götter auch, so war es Tradition und Brauch.


    Lange saß der Rotschopf noch auf der Lichtung, erst als sich die Dunkelheit der Nacht allmählich über das Land legte, kehrte sie in die Stadt zurück.

    Wenn du keine Perlen hast, nimm Knochenreste für deine Kette und polier' sie so lange bis sie glänzen.