Feuerreigen

  • Linay wurde vor 16 Sommern nahe Selun, einem kleinen Städtchen in Noröm geboren. Es grenzt wohl nahezu an ein Wunder, dass sie existiert. Sie ist ein Halbling, von denen es immer hiess, ihre Entwicklung und Geburt sei unmöglich und sie seien nicht lebensfähig.


    Ihr Vater ist ein Mensch. Ein blonder, bärtiger Hüne, der sich als Holzfäller, aber mehr noch als Zimmermann einen Namen gemacht hat.
    Ihre Mutter ist vom Geschlecht der Atasi, den Feuerelfen, selten und scheu. Sie ist strahlend schön mit feuerrotem Haar, wie alle Ihrer Rasse.


    Gegen alle Vernunft, gegen alle Mahnungen - so erzählten ihr ihre Eltern - liessen die beiden sich aufeinander ein, verliebten sich, heirateten und bald wurde Linay geboren.
    Sie lebten am Waldrand von Selun. Bis zu Linays Geburt hatten sich die Einwohner von Selun wohl mit der Ehe ihrer Eltern arrangiert, man akzeptierte sie und respektierte die Arbeit ihres Vaters. Aber als das Mädchen zur Welt kam, wandten sich viele von der Familie ab, aus Furcht und sicher auch, weil sie Vorurteile hatten und den alten Sagen mehr Glauben schenkten als der Tatsache, dass Linay tatsächlich lebte und sich recht ordentlich und ganz normal entwickelte ... nun ja, bis auf ihren bunten Haarschopf.


    Sie lebten ein recht bescheidenes, aber glückliches Leben, dort am Stadtrand von Selun. Bis ... ja, bis das Schwert verschwand und die Dunkelheit über Noröm hereinbrach. Die Bewohner von Selum ereilte dasselbe Schicksal wie die meisten in Noröm lebenden: sie wurden entweder niedergemetzelt oder versklavt. Linays Familie floh mit einigen wenigen in den Wald und konnte sich eine Weile noch verborgen halten. Sie hörten von einem magischen Portal und schlugen sich durch die Wälder in seine Richtung durch. Doch Artemors dunkle Schergen entdeckten sie. Linay erinnert sich noch, wie ihr Vater ihnen befahl zum Portal zu laufen, während er mit den Männern versuchte, die finsteren Gesellen aufzuhalten. Noch immer hört sie den Ruf ihrer Mutter "Lauf, Linay, so schnell du kannst!"
    Die Angst verlieh ihr geradezu Flügel, sie rannte weiter durch den Wald, die Rufe ihrer Mutter immer dicht hinter ihr, stolperte über Wurzeln, während sie das Klirren von Klingen und Kampfgebrüll hörte. "Lauf weiter, Kind, schneller!" Ihre Mutter klang jetzt, als sei sie nicht mehr dicht hinter ihr. Linay wandte mich kurz um, um nach ihr zu sehen. Dann stolperte sie wieder.


    Das nächste, woran sie sich erinnerte, war eine hölzerne Statue, vielleicht war sie auch aus Stein, Linay war nicht sicher. Aber sie sprach zu ihr und erklärte ihr, dass sie sich auf der Portalinsel zu einem Land namens Simkea befände. Sie half ihr, den Weg nach Trent zu finden. Sie hatte es geschafft!



    Linay weiss nicht, ob es ihre Eltern auch durch das Portal geschafft hatten. Sie hofft es, sie hofft es so sehr.
    Wieder und wieder ruft sie sich die Worte ihrer Mutter ins Gedächtnis.
    "Vertrau auf das Feuer, Linay. Es weist dir den Weg, wenn die Dunkelheit am schwärzesten ist. Vertrau auf dich und dein Herz, denn das Feuer wohnt in dir, wie es auch in mir wohnt. Ich werde immer bei dir sein, vergiss das nie."

  • Trent war ... anders als Linay es sich vorgestellt hatte.
    Grösser, eine richtige Stadt, mit Wohnviertel, Markt, Handwerkshäusern, Taverne.
    Erschreckend, denn auf ihrer Suche nach dem Markt musste sie mehrfach fetten Ratten und zähnefletschenden Fellmonstern ausweichen.
    Überwältigend, was den Einwohnern zu danken war, die sie herzlich willkommen hiessen und ihr Pfannkuchen und Saft reichten, mit der unbedingten Empfehlung sich bei Fragen oder benötigter Hilfe einfach Gehör zu verschaffen.
    Es gab wohl kaum andere Städte, wo Fremde derart herzlich empfangen wurden. Wahrscheinlich lag es daran, dass Jedermann um die Flucht jedes Neuankömmlings wusste und beinahe alle ein ähnliches Schicksal teilten. Es fühlte sich an, als würde man auf einem weichen Moosbett an einem grossen, wärmenden Feuer sitzen.


    Wenn doch nur ihre Eltern dies ebenso würden erfahren können.


    Im Rathaus sollte sie sich melden, was sie alsbald tat. So trug Marry sie also als Neubürger Trents in die Register ein.
    Das Rathaus war ein imposantes Gebäude und Linay schaute sich neugierig um, anstatt es auf direktem Weg wieder zu verlassen. Schliesslich erreichte sie eine Stube, deren Wände mit prall gefüllten Bücherregalen zugestellt waren. Ein greiser Mann schimpfte leise, seufzte dann, durchschritt gebückt den Raum und schimpfte wieder. Dann sah er Linay und winkte sie heran. Er habe seinen Zwicker verloren, ob sie ihm behilflich sein könne, ihn wiederzufinden. Es muss wohl im Umland gewesen sein, oder im Gebirge, vielleicht aber auch im Wald oder auf dem Gutshof.
    Linay stimmte zu, noch nicht wissend, welch grosses Gebiet diese "oder" und "vielleicht" umfasste.


    Die erste Nacht verbrachte Linay zusammengerollt neben einem Schmiedeofen, der von den Einwohnern offensichtlich konstant befeuert wurde. Von hier aus konnte sie in einiger Entfernung den Markt und dessen Besucher beobachten. Hier war eigentlich immer etwas los, mal mehr, mal weniger. Die Trenter waren offensichlich Frühaufsteher, denn nur kurz nach Sonnenaufgang - viel zu früh für Linays Geschmack - wurde sie geweckt, als sich unmittelbar neben ihr eine schwarze Katze einen Kampf mit einer Ratte lieferte. Ein Blick zum Markt zeigte ihr, dass dort bereits reges Treiben herrschte. Schnell stand sie auf und machte sich schlaftrunken auf den Weg dorthin.


    Bald darauf hatte Linay schon die Möglichkeit, sich die ersten Heller zu verdienen, indem sie für eine Köchin mit tiefrotem Haar Getreide zu Mehl mahlte. Eine anstrengende und eintönige Arbeit, doch Linay war dankbar für diese Gelegenheit ... und die Köchin froh, dass sie die Arbeit nicht selbst verrichten musste.


    Über und über mit Mehlstaub bedeckt verbrachte Linay die zweite Nacht weich gebettet auf Mehl- und Getreidesäcken.

  • Die Suche nach Professor Blooms Zwicker


    Nachdem sie Alexa ihr Mehl geliefert hatte, beschaffte Linay sich einen warmen Umhang. Lurch schenkte ihr noch ein paar solide Holzschuhe, für den Fall, dass ihre Schuhe ihren Dienst versagen würden. Und ja, sie sahen tatsächlich so abgewetzt aus, dass sie wohl sicher bald neues Schuhwerk brauchen würde. Dankbar verstaute sie also die Holzschuhe und machte sich auf den Weg.


    Vor den Toren Trents sah sich Linay um. Der entfernte Schrei einer Möwe lockte sie nach Westen, wo sie bald auf einem Strand stand und staunend das weite Wasser betrachtete. So weit, bis zum Horizont reichte es und es roch ... sehr salzig.


    Sie schaute sich nach dem Zwicker um, bei den Liegen, grub ein wenig im Sand, schob Treibgut beiseite. Plötzlich knackte etwas unter ihren Schuhen und Linay machte mit einem erschrockenen Ausruf einen Satz zurück und wagte kaum zu atmen. Au weia, jetzt hatte sie den Zwicker gefunden und zertreten. Wie sollte sie das dem Professor nur klar machen?! Ängstlich schaute sie nach unten, ging in die Hocke und wischte vorsichtig mit ihrer Hand über den Sand. Dann lachte sie. Eine Muschel, es war eine Muschel, die unter ihren Schuhen zerbrochen war.


    Nördlich vom Strand entdeckte sie einen Zirkus. Wie aufregend! Eine Artistin, ein Clown, der aus Ballons Figuren bastelte, gern hätte Linay eine dieser Ballonfiguren gehabt, aber sie würde ihr Geld sicher noch für Wichtigeres brauchen. Eine Kanone, mit der man sich in die Luft schiessen lassen konnte, ein Tiger, der recht hungrig aussah.
    Sie hätte noch ewig bleiben und zuschauen können, aber sie musste weiter, den von dem Zwicker war auch hier nichts zu sehen.


    Linay blickte nach Osten und sah das Gebirge, von dem der Professor gesprochen haben musste. Sie atmete tief durch. Eine so lange Reise hatte sie nicht erwartet und den Wald und Gutshof hatte Bloom auch erwähnt. Ihr schwante Übles.


    Am frühen Abend erreichte sie den Fuss des Adoragebirges. Sich jetzt noch weiter vorzuarbeiten wäre wohl waghalsig. So beschloss Linay, die Nacht hier unten in der Nähe eines Baches zu verbringen. Sie sammelte Feuerholz ein, wobei sie mehrfach Rehe und Wildpferde aufscheuchte. Zu schade, gern hätte sie ein Pferd aus der Nähe betrachtet, es vielleicht auch gestreichelt. Aber die Tiere waren zu scheu.


    Das Feuerholz wurde aufgestapelt, kleine Zweige als Zunder zusammengelegt, dann liess Linay einen kleinen Feuerball in ihrer Hand aufflammen. Eine Weile betrachtete sie ihn, dachte dabei wehmütig an ihre Mutter, die ihr geholfen hatte, ihre Gabe zu bündeln und zu kontrollieren. Sie hoffte inständig, dass es ihren Eltern gut ging, dass sie noch lebten.
    Hastig wischte sich Linay mit der freien Hand über die Augen, dann entfachte sie ein Lagerfeuer, das hoffentlich die wilden Tiere in der Nacht fernhalten würde.

  • Die Suche nach Professor Blooms Zwicker - 2. Teil


    Die Nacht war alles andere als ruhig und erholsam, wie gerädert erwachte Linay am Morgen. Die fremden Geräusche hatten sie die meiste Zeit aufschrecken lassen, auch das Feuer wollte ihr keinen Trost spenden. Sie wusch sich das Gesicht mit dem eiskalten Wasser des Baches, dann schulterte sie den Rucksack und machte sich an den Aufstieg ins Gebirge.


    Jeder erreichbare Vorsprung wurde untersucht, jede Felsnische durchforstet, sie tastete sogar das Bachbett ab, auf dass ihr von dem eiskalten Wasser beinahe die Finger abfroren, aber von dem Zwicker keine Spur. Beinahe bereute Linay, dem Professor ihre Hilfe zugesagt zu haben.
    Als sie sich vom Bach aufrichtete, hörte sie etwas hinter sich und sie drehte sich erschrocken herum. In dem Moment fauchte ein Puma sie an und Linay glaubte, sie würde nun ihren letzten Atemzug tun. Dann spürte sie ein Kribbeln in ihrer rechten Hand.


    Seit ihrem 12.Lebensjahr konnte Linay das Feuer in sich beherrschen, das ihre Mutter ihr vererbt hatte. In Gefahrensituationen war sie fähig, Feuerbälle in ihrer Hand zu materialisieren. Schnell hatte Linay gelernt, dass wilde Tiere Reissaus vor fliegenden Feuerbällen nahmen.


    Doch ihre vom Gebirgsbach eiskalten und tauben Hände wollten ihr nicht recht gehorchen. Der Puma kam allmählich näher und Schritt um Schritt wich Linay zurück, die Raubkatze nicht aus den Augen lassend. "Lass mich jetzt bitte nicht im Stich, Atasinoun." flüsterte sie, die Feuergöttin kaum hörbar anflehend.
    Plötzlich spürt sie die ihr bekannte und Kraft und Sicherheit spendende Wärme in ihrer Hand. Noch bevor sie das Feuer in Richtung des Pumas schleudern muss, weicht dieser fauchend zurück und tritt dann eilig den Rückzug an.


    "Das war knapp." murmelt Linay und machte sich mit weichen Knien wieder an den Abstieg.


    Im Norden lag der Gutshof, den der Professor ebenfalls erwähnt hatte. Linay streifte durch alle Felder, über alle Weiden und suchte sogar den Entenreich nach der vermaledeiten Sehhilfe ab. Allmählich fragte sie sich, ob Bloom den Zwicker tatsächlich verloren oder einfach nur unter Stapeln von Büchern und Papieren in seiner Stube verlegt hatte.

  • Die Suche nach Professor Blooms Zwicker - 3. Teil


    Es blieb wohl nur noch der Dämmerwald. Linay war nicht sicher, ob sie dort allein hin wollte. Hatte sie eine Wahl? Sicher, sie hätte dem Professor erklären können, dass sie zu feige war, allein in den Wald zu gehen. Sie hätte irgendjemanden in Trent bitten können, sie zu begleiten, weil das "kleine Mädchen" sich allein fürchtete. Ja, ganz bestimmt!


    Linay starrte gegen die Wand aus dichten Bäumen und lauschte. Es war ruhig, für ihren Geschmack zu ruhig. Aber sie musste sich entscheiden, jetzt oder am nächsten Tag, denn es würde nicht mehr ewig hell bleiben.
    Noch einmal tief durchgeatmet, dann betrat sie den Wald. Sogleich fielen ihr die Spuren im weichen Waldboden auf ... Wölfe.


    Sie wagte kaum zu atmen und ging langsam voran. Der Dämmerwald machte seinem Namen wirklich alle Ehre!
    Ohne dass Linay es bemerkte, tanzte die ganze Zeit über ein kleiner Feuerball in ihrer Handfläche. Erst als der zweite Wolf in einigem Abstand Zähne fletschend stehen blieb, wurde ihr der Grund klar. Beinahe hätte sie erleichtert aufgelacht.


    Leichtfüssiger schritt sie voran, doch nach wie vor vorsichtig. Bienenstock, ein Steingebilde auf einem Hügel, es gab wohl einige Orte, an denen Bloom seinen Zwicker hätte verlieren können. Vor allem, sollte er - wie ihr es auch passierte - über so eine hinterhältige Wurzel gestolpert sein. Hatte Linay ein Kichern gehört oder hatte sie sich das nur eingebildet?
    Als in nur wenigen Schritten Entfernung ein Goblin durchs Unterholz stakste, war es um ihre Beherrschung geschehen.
    Mit einem Aufschrei gab Linay Fersengeld. Sollte der Zwicker irgendwo hier liegen, würde Bloom sich wohl oder übel von einem Feinschmied einen neuen anfertigen lassen müssen.
    Erst als sie den Wald schon weit hinter sich gelassen hatte, hielt sie an und drehte sich um, die Hände auf die Knie gestützt.
    "Da hinein geh ich so bald nicht mehr! Zumindest nicht ohne gelernt zu haben eine ordentliche Waffe zu halten und zu benutzen!"

  • Die Suche nach Professor Blooms Zwicker - 4. Teil


    Wo sollte sie noch suchen? Linay hatte sich doch an die Worte des Professors gehalten, überall dort gesucht, wo er den Verlust seines Zwickers vermutet hatte. Einigermaßen entmutigt trottete sie durch das Umland. Bei den Weiden entschied sie sich die Nacht zu verbringen. Es würde sehr bald dunkel werden und ihr war nicht danach, in die Stadt zurückzukehren.


    Linay packte den Pfannkuchen aus und das Töpfchen Honig, das sie von der kleinen Fee geschenkt bekommen hatte. Davina? Ja, so heisst sie. Ein freundliches, zartes Wesen, das ihr die ganze Zeit um den Kopf geflogen war, während sie sich am Markt unterhalten hatten. Sie kicherte, als sie daran zurückdachte. Dann tunkte sie den Pfannkuchen in den Honig und biss ein grosses Stück ab. "Hmmmmm. So gut!" Als Linay zwei Pfannkuchen verputzt und den letzten Tropfen Honig mit dem Finger aus dem Töpfchen gefischt und abgeschleckt hatte, gähnte sie zufrieden und wickelte sich in ihren Umhang ein.


    Nach den Geschehnissen in Selun hatte sie nie erwartet, ein solch friedliches Fleckchen wie Simkea zu finden. Sie wünschte sich, dass auch ihre Eltern hierher finden würden oder vielleicht sogar den Weg durch das Portal schon gefunden hätten. Immer wieder hielt sie nach ihnen Ausschau.


    Hier traf Linay Wesen, die sie nie zuvor gesehen hatte. Gestaltenwandler, sprechende Waschbären und Katzen, rattenähnliche Skelettwesen, Zwerge, die sie bisher auch nur aus Erzählungen kannte. Es schien, dass Menschenwesen eher eine Seltenheit hier in Simkea waren. Aber welcher Rasse die Einwohner auch angehörten, es schien, als würden sie alle friedlich zusammen leben, Handel betreiben, sich miteinander, ihren unterschiedlichen Wesenszügen und Eigenheiten und ihren Schicksalen arrangieren.


    Satt und zufrieden schlief Linay ein und am nächsten Frühlingsmorgen erwachte sie mit der Entschlossenheit, ihr Versprechen, das sie dem Professor gegeben hatte, einzuhalten. Erneut suchte sie hier und dort, zwischen Sträuchern und Grasbüscheln, in Felsspalten und Bachläufen, scheuchte Rehe und Wildpferde auf und wich angriffslustigen Ameisen und Würmern aus.
    Bis schliesslich ein Jubelschrei über das Umland hallte und alle möglichen Vögel aufschreckte.
    Hartnäckigkeit zahlte sich eben doch aus, nicht gleich aufzugeben und an sich zu glauben hatten ihre Eltern sie gelehrt.
    Und der Professor zeigte sich ausserordentlich dankbar, mit einem Geschenk, das Linay in Staunen versetzte.

  • Es lebten so viele freundliche Wesen in Simkea und Trent. Sie halfen aus mit Mahlzeiten, kleinen oder grösseren nützlichen Geschenken und Arbeit, so dass man sich den einen oder anderen Heller verdienen konnte.
    Klamdor, ein Zwergenhalbling, hatte sie besonders überschwenglich und aufmerksam begrüsst und sogleich wurde vermutet, er würde um Linay buhlen. Bestimmt war das nicht ganz ernst gemeint, die vorwiegend weiblichen Stimmen piesakten Klamdor sicher. Doch sie musste sich eingestehen, dass er tatsächlich übermässig aufmerksam und freundlich war, doch das störte sie nicht. Er schien ein feiner Kerl zu sein und bedrängt fühlte sie sich nicht. Allerdings war es Linay unangenehm, dass der Bote, die Trenter Zeitung, dies zu einem der Themen in der nächsten Ausgabe machte. Dabei hatten sie sich nur beim Kirschkern-Weitspucken herrlich amüsiert. Sie würde sich wohl damit abfinden müssen, dass man die beiden fortan genauer beäugte und sie fragte sich, wer die täglichen Vorkommnisse der Redaktion des Boten zutrug. Oder war es "Gemeinschaftswerk"? Denn sobald am Markt etwas Auffälliges gesprochen wurde oder geschah, hallte der Ruf "Das ist was für den Boten!" durch Trent.


    So gut gelaunt Klamdor an jenem Tag war, so betroffen schien er am darauf folgenden. Nach dem Grund gefragt erklärte er, dass Angrosch, der Allvater der Zwerge, ihm erschienen sei und ihm das Ritual der Feuertaufe auferlegt habe, um als ehrenvolles Mitglied des Feuerzwergenklans anerkannt zu werden und auch seinen eigenen Klan gründen zu können.
    Für Linay waren das Rätsel, nie zuvor hatte sie einen Zwergen getroffen oder von ihren Bräuchen gelernt. Sie wusste nur aus Erzählungen, dass sie klein waren, einen Rauschebart hatten, Äxte trugen, die sie selbst geschmiedet hatten, Bier tranken und fluchten wie Kesselflicker.


    Auwe, seines Zeichens vollwertiges Mitglied des Feuerzwergenklans, würde Klamdor aus seiner Misere helfen können.
    Drei Aufgaben würde er zu erfüllen haben, um Zeugnis vor Angrosch abzulegen, dass er als Feuerzwerg tauge und akzeptiert werden könne: eine Feueraxt schmieden, 50 Tötungen vorweisen, einen blauen Tschätt zur Strecke bringen.
    Der Aufruhr unter den Umherstehenden war gross: der Blaue sei zu stark, das könne man Klamdor nicht zumuten, das würde ihn sein Leben kosten. Dieser oder jener habe auch schon versucht, den Blauen zu fordern und sei bei der Segnung gelandet. Am Besten solle man den Blauen in einer Gruppe zur Strecke bringen.
    Klamdor wurde immer blasser um die Nase herum und Auwe willigte schlussendlich ein, dass der grüne Tschätt auch ausreichen würde.


    So sollte es also sein. Klamdor erkor Miss Hayes, die behandtuchte Dame, zu seiner Schildmaid und Linay zu seiner moralischen Unterstützung. Warum ausgerechnet sie? Sie, die noch nie gekämpft hatte, die noch nicht lang hier lebte, noch keinen Leumund hatte? Wie dem auch sei, es war beschlossen und halb Trent fieberte mit Klamdor mit.

  • Klamdors Feuertaufe - 1. Teil


    Klamdor fragte sich und schliesslich Auwe, ob das Material für die Feuersteinaxt selbst beschafft oder von Händlern erstanden werden dürfe. Auwe erklärte, dass die Beschaffung des Materials nebensächlich sei, was Klamdor sehr erleichterte. So befeuerte er bereits am nächsten Tag die Esse.


    Linay betrat den Markt und hörte erwartungsvolles Gemurmel, Klamdor habe bereits mit dem Schmieden begonnen. Und tatsächlich hörte sie einen schweren Schmiedehammer auf Metall schlagen, so dass sie eilig zum Schmiedeofen lief. Maddie war auch dort, so gesellte sich Linay still dazu, wollte sie doch die Konzentration Klamdors nicht stören. Die Frauen fieberten mit, während Klamdor entschlossen aber vorsichtig sein Werk tat. Bis er schliesslich erleichtert und mit einem gerüttelt Mass an Stolz aufsah, die Axt hob und verkündete "Fertig!"


    Vom Markt schallten Glückwunsch- und Jubelrufe herüber und auch der Schmied, samt Schildmaid und moralischer Unterstützung jubelten und freuten sich. Überschwenglich wurde der angehende Feuerklanzwerg umarmt und geherzt und er erwiderte die Umarmungen. Wobei von der behandtuchten Schildmaid konstatiert wurde, dass Miss Hayes grundsätzlich nicht umarmt, knuddelt oder um den Hals fällt oder fallen lässt, was von Linay mit gespielt ernster Miene zur Kenntnis genommen und selbstverständlich bestätigt wurde.
    Lachend zogen sie zu Reto, um den bestandenen ersten Teil der Feuertaufe gebührend zu feiern.


    Sie sassen Stunden in der Taverne, scherzten, tranken, Maddie erzählte sogar von der dunklen Zeit, als der Wächter die Tore zu Simkea für einige Zeit verschlossen hielt. Als er sich entschied sie wieder zu öffnen, feierten die Simkeaner dies mit dem Lichterfest, was noch heute alljährlich begangen wird.


    Es war ein sehr schöner Abend ... an dem allerdings auch Linay eine Feuertaufe durchlief. Sie hatte nie zuvor Alkohol getrunken und die Schnäpse, die serviert wurden, forderten ihren Tribut. Linay war kaum mehr in der Lage, aufrecht zu gehen. Als sie es sich für die Nacht auf einem Sack Getreide bequem machte, musste sie einen Fuss auf den Boden stellen, um die gefühlten Drehungen abzubremsen. Es war eine grausame Nacht ... grausamer noch der nächste Morgen, der den Tag mit einem ordentlichen Kater einläutete.

  • Klamdors Feuertaufe - 2. Teil


    50 Tötungen! Linay mochte gar nicht daran denken, was Klamdor würde zustossen können.
    "Ich habe noch ausreichend Heiltränke." hatte er gesagt und ihr den leise klirrenden Inhalt seines Rucksacks gezeigt. Doch sie erklärte, dass es ihr lieber sei, er würde die Tränke gar nicht brauchen.


    Klamdor war mutig und entschlossen, tat die zweite Prüfung ab, als sei es eine Leichtigkeit gewesen. Doch Linay glaubte ihm anzusehen, dass er nicht ganz ohne Blessuren davongekommen war und ihn die Aufgabe schon ein wenig mitgenommen hatte.
    Um so mehr freute sie sich, als er ihr den Kampfzähler zeigte, der nun die geforderten Tötungen aufwies. Zwar hatte Auwe die Einträge noch nicht gesehen und anerkannt, aber das konnte nur noch eine Formalie sein.


    Zur Feier des Tages lud Klamdor Linay zu einem Picknick ein. Sie war ausserordentlich froh, dass sein Erfolg nicht wieder bei Reto gefeiert werden sollte. Es wäre sicher nicht höflich, ausgegebene Schnäpse abzulehnen. Andererseits war sie dem starken Gebräu nicht gewachsen und der nächst Tag würde nur eine Tortur für sie werden.
    Ein Picknick war eine sehr schöne Idee, Linay freute sich darauf, würde sie Zeit mit Klamdor verbringen und ihn besser kennenlernen können. Sie hatte viele Fragen, wollte so vieles erfahren. Sie konnte es kaum erwarten und machte sich voller Vorfreude daran, die Zeit bis dahin mit der Erfüllung eines weiteren Auftrags für Wasser hinter sich zu bringen.

  • Linay erwachte und schaute sich um. Klamdor war nicht mehr da, aber er hatte eine Nachricht hinterlassen. Mühsam und langsam las sie die Zeilen, während sie sich Heu aus den Haaren klaubte. Dann trat sie vor den Unterstand und streckte sich laut gähnend. Der Himmel war noch immer bewölkt und es würde heute bestimmt noch regnen. Doch das machte ihr nichts aus, überhaupt nicht, denn ihr Herz war erfüllt von Wärme ... ihr Magen hingegen war leer, was er durch ein lautes Knurren kundtat.


    Sie setzte sich vor den Unterstand, verstaute Klamdors Nachricht in ihrem Rucksack, trank Apfelsaft und ass einen Pfannkuchen mit Honig. Linays Blick schweifte über die Fläche des Gartens. Klamdor hatte ihr tatsächlich vorgeschlagen, den Boden hier wieder nutzbar zu machen. Es war Alenjas Garten, doch er lag schon lang brach. Ein wenig unwohl war Linay dabei schon, doch sie würde ja nichts wegnehmen, im Gegenteil würde sie das Land vor Verwilderung schützen.


    Sie liess den Abend Revue passieren und dachte an das Picknick zurück. So gut hatte sie lang nicht gegessen und lange nicht mehr so viel geredet und zugehört. Sie konnte von Klamdor lang nicht alles erfahren, was sie hatte fragen wollen, aber es würden sich hoffentlich weitere Gelegenheiten ergeben.


    Linay packte ihre Sachen zusammen. Dann schob sie das Heu im Unterstand wieder zusammen, aus dem Klamdor ihr ein Nachtlager gemacht hatte, während er selbst an der Tür Wacht gehalten hatte, "damit nichts passiert". Mit ihm und Woflu als Nachtwache hatte sie gut und sicher geschlafen.


    Sie zog das Gatter hinter sich zu und machte sich auf den langen Rückweg nach Trent.

  • Geister und Dämonen


    Linay hatte nicht verstehen können, wie Klamdor von "freundlichen Dämonen" sprechen konnte, mit denen er sich sogar einen Marktstand teilte. Dämonen waren bösartig, ihre Eltern hatten sie immer gewarnt. Und dann noch das Seelen raubende Rattenskelett. Sie hatte schon gedroht, ein Stück von Klamdors Seele zu stehlen und in ein Regal zu stellen. Von Erian hatte sie schon einen Seelensplitter. Bisher hatte Ratti ihr nichts angetan und Cala, der Dämon, schien tatsächlich einigermassen umgänglich. Dennoch würde Linay sichere Distanz wahren, vorerst zumindest.


    Diese laue Frühlingsnacht sollte jedoch alles ändern.
    Gemeinsam mit Klamdor und einigen anderen Marktbesuchern stand Linay am Markt. Alexa hatte ihr einige Zuchteier überlassen, worüber sie sich unheimlich freute und Alexa Hühner versprach, sollte die Zucht gelingen.


    Plötzlich fing Ratti an, Klamdor nass zu spritzen, worauf der Kampfzwerg versuchte, das Rattenskelett zwischen den Marktständen zu fangen. Linay beobachtete die Jagd noch milde amüsiert und erschrak, als Ratti auch sie durchnässte. Sie sprang einen Schritt zurück und blickte an sich herab.


    Als Linay wieder aufsah, verdunkelte sich alles vor ihren Augen und Ratti kam in Geistergestalt auf sie zu. Der Geist stiess einen Schrei aus, der Linay das Blut in den Adern gefrieren liess. Sie schrie auf und fiel in Ohnmacht. Als sie wieder zu sich kam, hatte Klamdor sie auf Felle an seinem Marktstand gelegt und tätschelte ihr die Wangen. Zu Tode erschrocken sprang Linay auf und wich vor dem Halbzwerg zurück. Sie klammerte ihren Rucksack an sich und flüchtete vom Markt. Sie hörte Klamdor hinter sich rufen, sie solle doch warten. Doch sie lief weiter, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. "Geh weg, du und deine Geister- und Dämonenfreunde!" konnte sie nur rufen, während sie weiter lief und Tränen ihr die Sicht beinah vollständig nahmen.


    Eine Weile stolperte Linay durch die Gassen von Trent, immer wieder ausgerechnet von Ratten aufgeschreckt, als ihr plötzlich der verwunschene Garten in den Sinn kam. Der Garten! Dort würde sie sich verstecken, durch das Gitter konnten sich nur Neubürger hindurch zwängen, dort war sie sicher.
    Vor dem Garten angekommen sah sie Ratti dort stehen. Mit einem entsetzten Schrei preschte Linay an ihr vorbei und zwängte sich durch das Tor. Sie lief zu einer Eiche, kauerte sich hinter dem dicken Stamm zusammen und weinte leise.


    Klamdor musste ihr die ganz Zeit über gefolgt sein, immer wieder hatte sie seine Stimme gehört. Auch jetzt hörte sie ihn vor dem Tor, er bat sie, doch bitte wieder heraus zu kommen, er sei allein, es drohe keine Gefahr. "Geh zu deinen Geister- und Dämonenfreunden, geh weg"! war alles, was sie heraus brachte.
    Sie fühlte sich belogen, betrogen und allein. Sie hatte ihm vertraut, er war immer hilfsbereit und warmherzig gewesen. In Klamdors Gesellschaft hatte sie sich ausgesprochen wohl und sicher gefühlt. Nun hockte sie hier, weinend, nass und frierend, nicht wissend, wem sie vertrauen und wo sie hin sollte. Ihr Magen rebellierte und plötzlich sprang sie auf und übergab sich hinter ein paar Büschen. Was sollte jetzt nur werden?


    Das Herz, Kleines." hörte sie Klam vor dem Tor raunen. "Es wird dich trösten." Ihre Hand umschloss das blaue Herz, das er ihr gestern erst geschenkt hatte. Doch sie spürte keinen Trost, nur noch mehr Einsamkeit und Hilflosigkeit.


    Linay zog den nassen Umhang aus und den neuen, trockenen an, den sie für ihren Aufenthalt auf dem Gutshof vorsorglich schon eingepackt hatte. Dann legte sie den Rucksack auf den Boden und bettete ihren Kopf darauf, rollte sich unter dem Umhang zusammen. "Woflu, pass auf!" hörte sie Klamdors Stimme wieder und weinte sich in einen unruhigen Schlaf. Irgendwann wurde ihr Atem ruhiger, als ihr ihre Mutter im Traum erschien und ihr ein leises Schlaflied sang.

    Ich war flauschig gewesen. = Plüschquamperfekt

    Einmal editiert, zuletzt von Linay ()

  • Irgendwann erwachte Linay, mit schmerzendem Kopf und müden Augen. Sie verspürte eine innere Kälte, doch seltsamerweise liess sie die frühmorgendliche Kühle nicht frieren. Dann erkannte sie, warum: Woflu hatte sich vor ihr zusammengerollt, um Wache zu halten.


    "Woflu!" flüsterte sie und kraulte sein Fell. "Du Lieber. Du kannst natürlich hier rein, du kannst ja fliegen."
    Siedend heiss fiel ihr dann ein, dass ja auch Geister fliegen und gar durch Wände gehen können. Vor Geistern war sie hier also doch nicht sicher. Aber so ruhig wie Woflu da lag, drohte sicher keine Gefahr.


    Linay hatte das Gefühl, als würde ihr Kopf jeden Augenblick bersten. Wie mit grossen Schmiedehämmern wummerte es von innen gegen ihre Stirn und Schläfen und die Augen schmerzten vom Weinen. Sie fühlte sich überhaupt noch gar nicht in der Verfassung aufzustehen und den Tag zu begrüssen. Wozu auch, sie konnte eh nirgends hin und hatte weder Ziel noch Plan.


    "Ach Woflu, kannst du mir nicht sagen, was ich machen soll?" flüsterte sie und schmiegte sich ganz eng an den Wolf, der dies tatsächlich auch zuliess. Sie schloss die Augen wieder und musste an Klamdor denken. Ob er noch vor dem Tor sass? Klamdor ... Linay seuftze leise und ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Stille Tränen rannen ihr über das Gesicht und tropften auf Woflus Fell, bis sie erneut einschlief.

  • Woflu regte sich, wodurch Linay erwachte. Sie gab ihm ein Fischsteak zu fressen, sie hingegen verspürte keinen Appetit. Nachdem das Fischsteak verputzt war, stubste der Flugwolf sie sacht und Linay glaubte, er wolle noch mehr fressen. Doch wiederholtes Stubsen und ein Schritt in Richtung Gittertor machten ihr klar, dass er versuchte sie zum Verlassen des Gartens zu bewegen.


    Dann hörte sie Klamdors Stimme am Tor. "Linay!" raunte er halblaut.
    Er versicherte ihr, dass keine Gefahr bestünde, Ratti schlief und er auf sie aufpassen würde, nur solle sie doch bitte heraus kommen. Linay wünschte sich nichts mehr, als ihm vertrauen zu können, in seinen Armen Schutz zu suchen und den furchtbaren Schrecken zu vergessen. Tat sie ihm Unrecht? Wusste er gar nichts von Rattis Geistergestalt? Er schien wirklich besorgt, hatte schliesslich Woflu zu ihrem Schutz geschickt und selbst offensichtlich die ganze Nacht vor dem Tor verbracht.


    Plötzlich erhob sich Woflu in die Luft und flog über die Mauer des Gartens hinaus zu Klamdor ... mit ihrem Rucksack im Maul.
    "War das auch deine Idee? Mich so heraus zu locken?" Sie schaute den Halbzwerg verärgert an, doch er erklärte, dass das bestimmt nicht auf seinen Mist gewachsen war.


    Eine rote Füchsin tauchte vor dem Tor auf, Fiona! Sie versuchte Linay mit guten Worten und Pfannkuchen mit Honig vor das Tor zu locken. Unter normalen Umständen hätte Linay keinen Augenblick länger gewartet und den Pfannkuchen nur zu gern angenommen, doch sie verspürte überhaupt gar keinen Appetit. Trotzdem zwängte sie sich nun durch das Gitter, nachdem sie sich noch einmal prüfend umgeschaut hatte.
    Linay wusste nicht warum, doch Fiona hatte sie gleich bei ihrer ersten Begegnung ins Herz geschlossen und vertraut. Unbesehen glaubte sie deren Worten, dass sie für sie immer in Rufweite sein und auf sie achten würde.


    Schliesslich war sie mit Klamdor allein, der bisher kaum etwas gesagt, sie nur immer wieder selbst verzweifelt und entschuldigend angeschaut hatte. Nun nahm er sie in den Arm und sie liess den Tränen freien Lauf, dankbar für seine Nähe ... was ihm allerdings ein nasses Hemd einbrachte.
    Als sich Linay wieder etwas beruhigt hatte, erklärte Klamdor ihr, dass Ratti das gar nicht beabsichtigt hatte. Sie hatte nicht gewusst, dass Linay Angst vor Geistern habe, derart schreckhaft sei. Verständnislos fragte Linay, wer denn wohl keine Angst vor Geistern habe und er stellte fest, dass es in Simkea Vieles gäbe, was nicht so war wie es schien und sie vielleicht ängstigen würde. Doch er würde immer da sein, sie beschützen, auf sie aufpassen, er und Woflu.


    Die Kälte in ihrem Inneren wich und Wärme durchströmte sie. Die Wärme, die sie bis gestern Abend immer in Klamdors Nähe verspürt hatte. "Kennst du Rattis Geistergestalt?" fragte Linay vorsichtig, woraufhin er erklärte, dass er sie ein Mal gesehen habe und "es auch hätte ahnen müssen", doch er habe es wohl verdrängt.


    Er hatte es gewusst und gab zu, dass damit wohl zu rechnen gewesen war, hatte sie aber weder gewarnt, noch von dort weggebracht.
    Linay verspürte einen stechenden Schmerz. Er hatte es gewusst! Sie musste nachdenken, allein sein, raus aus Trent, wohin auch immer. Bald darauf passierte sie die Stadttore und lief ziel- und planlos durchs Umland, wobei Woflu sich an ihre Fersen heftete und sie keinen Moment aus den Augen liess.

  • Sobald Linay die Stadt verlassen hatte, ging es ihr etwas besser. Bisher hatte sie das Rattenskelett immer nur in der Stadt gesehen ... und die hoffte, dass Ratti sich eben dort am Wohlsten fühlte. So würde sie im Umland und auf dem Hof sicher sein, zumal Woflu ihr auf Schritt und Tritt folgte.


    Einige Stunden lief sie planlos von Ost nach West, von Süd nach Nord, in Gedanken versunken. Weder nahm sie Notiz von Rehen und Wildpferden, noch von ihrem Hunger oder gar Woflu. Ihr knurrender Magen rief sie dann irgendwann doch zurück ins Hier und Jetzt. Beinahe erschrocken schaute sich Linay nach Woflu um, der ruhig neben ihr her trottete.
    "Woflu! Armer Kerl, du verhungerst sicher bald, lass uns rasten." Unter einer Baumgruppe versorgte sie den Flugwolf erst mit Wasser, dann gab es Fischsteak für beide. Nachdem Hunger und Durst gestillt waren, lehnte sie sich gegen den Stamm eines Baumes und kraulte Woflu.


    "Was meinst du, was macht Klamdor gerade? Er wird dich sicher arg vermissen."
    Als der Name des Halbzwegen fiel, zuckten Woflus Ohren und er hob den Kopf, schaute sie an.
    "Du ihn auch, hm? Geh zurück zu ihm, wenn du ihn vermisst, Woflu, ich nehms dir nicht übel." Leise murmelnd fügte sie an "Aber Klamdor sicher, er würde es bestimmt nicht gern sehen, wenn du mich allein lassen würdest."


    Sie hatte den ganzen Tag über gegrübelt und nachgedacht, hin und her überlegt. Es war falsch von ihr gewesen, Klamdor die Schuld in die Stiefel zu schieben. Er hatte sich doch immer bemüht zu helfen, Fragen zu beantworten, ihr Simkea und seine Einwohner vorzustellen, ihr ein Freund und Begleiter in einer für sie schweren, neuen Zeit zu sein. Das hatte er nicht verdient.


    Aber sie war so wütend gewesen. Wütend, dass Ratti sie eiskalt erwischt hatte, so dass Linay sogar in Ohnmacht gefallen war. Wütend, dass die Umherstehenden diese Art "Scherze" wohl bereits kannten und ihre Angst nicht nachvollziehen konnten ... und ihren Schmerz, als sie von einigen gar verspottet wurde. Ihre Wut hätte sie nie, nicht einen Augenblick lang gegen Klamdor richten dürfen. Er fühlte mit ihr, das wusste sie, sie hatte es in seinen Augen gesehen.


    "Ich schätze, ich hab mich zu entschuldigen, was Woflu?!" Sie kraulte den Flugwolf hinter den Ohren und überlegte, zu Klamdors Haus zu gehen. Sicher war er am Markt zu finden, aber da wollte sie keinesfalls hin.
    Während sie noch überlegte, hörte sie seine Stimme. "Hallo Linay."


    Da stand er vor ihr, er hatte nach ihr gesucht. Linay hätte vor Erleichterung laut loslachen, gleichzeitig vor Glück weinen können, doch sie brachte nur ein "Du ... bist hier." hervorgebracht.


    Lange Zeit redeten sie, Linay entschuldigte sich, versicherte ihm, wie leid ihr alles tat. Klamdor versuchte, ihr die Schuld auszureden, Simkea und seine Bewohner im Ansatz zu erklären. Es fühlte sich gut an, ja, es war gut und es würde auch alles gut werden. Wie hatte sie seine Gesellschaft doch vermisst, stellte sie nun fest, als sie noch immer sassen und redeten, während allmählich die Nacht über Simkea hereinbrach.

  • Linay wollte sich endlich nützlich machen, etwas mit ihren eigenen Händen schaffen. Wasser schöpfen und Mehl mahlen waren ein Anfang gewesen, aber das reichte ihr nicht mehr.
    Während Klamdor aufs Meer hinausfuhr, richtete sie sich auf dem Gutshof ein. Der Unterstand auf Alenjas Feld reichte ihr für die Nächte und bei Gewitter konnte sie sich in die nahegelegene Scheune flüchten.


    Voller Tatendrang machte sich Linay auf zum Hühnerpferch. Eier, Brathühnchen, kleine flauschige Küken, sie konnte es kaum erwarten, etwas aus den Zuchteiern zu machen, die Alexa ihr überlassen hatte.
    Das Federvieh lief Körner pickend durch den Pferch oder sass brütend im Stroh. So weit, so gut, doch wie nun anfangen?


    Sie sah eine Gestalt, die ihren Pferch von altem Stroh befreite, frisches auslegte, das eine oder andere Ei einsammelte ... und erkannte Taraxa.
    Langsam ging Linay auf Taraxa zu, hockte sich in ihre Nähe und schaute ihr zu. Bald darauf waren sie vertieft in ein Gespräch, in dem Linay viel von Taraxa lernte.
    Nicht nur über Hühner, auch über Stecklinge, Bäumchen und Bäume und die Ernte. Sie sprachen über die Vergangenheit, das Leben in Simkea und Linay lernte Taraxa ein wenig besser kennen, hatten sie sich doch bisher immer nur kurz getroffen und kaum Worte gewechselt.


    Während sie mit Taraxa am Hühnerpferch sass, dachte sie wieder über Alenjas Felder nach. Was, wenn sie wieder auftauchte? Oder die Felder einfach umgegraben und für neue Pächter bereit gemacht würden? Dann wäre ihre Ernte hin und sie würde von vorn anfangen müssen.
    Kurzentschlossen suchte Linay Isabell in der Scheune auf. Sie bot Saatgut feil und - wie ihr erklärt wurde - auch Lizenzen für Felder. Nachdem Linay der armen Magd Löcher in den Bauch gefragt hatte, steckte sie ihr schlussendlich die geforderten Heller zu und nahm stolz das Papier in Empfang. Klamdor würde sie erst mal nichts davon erzählen, sie würde ihn überraschen. Sie hoffte nur, er würde das nicht falsch verstehen. Es war sehr lieb von ihm, ihr die Felder zur Verfügung zu stellen, aber ganz wohl hatte sie sich von Anfang an nicht dabei gefühlt. Ausserdem hatte man ihr nahe gelegt, das Gatter immer zu verschliessen, sonst würde sie eines Tages vor leer geräuberten Beeten stehen.


    Saatgut, Eimer, Körbe, einen Handkarren, Linay besorgte alles was sie glaubte zu benötigen. Lediglich ein Schloss für das Tor fehlte noch. Aber sie wusste schon, woher sie das bekommen würde.

  • Linay bewegte sich vorsichtig in Trent, immer darauf bedacht, nicht diesem Rattentod in die Arme zu laufen. Nach wie vor hatte sie höllische Angst vor dem knöchernen Wesen. Sie hatte sich mittlerweile angewöhnt, den Markt über kleine Gassen, hinter Ständen versteckt zu betreten und sich erst mal umzusehen. Nur wenn sie Ratti nicht sehen konnte, ging sie ihren Geschäften auf dem Markt nach.


    An diesem Tag schaute Linay an die Auftragswand und befragte auch Alrik nach den laufenden Auktionen. Plötzlich sprach Jonny sie an, der Blechtaler-Händler, den sie bereits kannte.
    "Heda, du bist doch Linay, richtig?" Sie ging zu ihm und bestätigte seine Vermutung. "Ja,die bin ich." Was er nur von ihr wollte?
    "Das hier soll ich dir geben." sprach er und reichte ihr ein blitzsauberes, neues Handtuch. "Du wüsstest schon von wem."
    Weitere Fragen konnte oder wollte Jonny nicht beantworten und er liess eine perplexe Linay mit dem Handtuch in der Hand auf dem Markt stehen.


    Sie betrachtete das Tuch eine Weile und stopfte es dann in ihren Rucksack. Dann fiel ihr siedend heiss das Geschenk ein, das Klamdor ihr vor einigen Abenden im Garten gegeben hatte. "Nicht böse sein." hatte er gesagt. "Das soll ich dir von Ratti geben." Auf einem kleinen Geschenkanhänger hatte Ratti eine Entschuldigung für den ihr zugefügten Schrecken geschrieben. Linay hatte das Geschenk erst einmal beiseite gelegt ... und es dann völlig vergessen!


    So ging sie jetzt also zurück zum Holzweg und betrat Klamdors Haus. Sie ging in den Garten und fand das Geschenk. Als sie es auspackte, konnte Linay sich ein leises Lachen nicht verkneifen, im nächsten Augenblick wurde ihr aber ein wenig mulmig. Sie hielt einen knallroten Luftballonhasen in der Hand und erinnerte sich sehr gut, wie sie - gerade erst zwei, drei Tage in Simkea - den Zirkus entdeckt und ihn betreten hatte. Ein Clown verkaufte dort Luftballonfiguren in allen Farben und Linay hatte völlig verzückt vor einem roten Ballon gestanden und überlegt, ob sie sich den kaufen sollte. Sie hatte die Idee aber wieder verworfen. Erst einmal wollte sie Heller verdienen, bevor sie welche ausgab. Und nun ... hatte Ratti ihr einen roten Ballon geschenkt. War sie zufällig auch im Zirkus gewesen und hatte sie dort gesehen?
    Linay schaute sich um, kratzte sich verwirrt am Kopf, dann seufzte sie leise. Ratti schien es tatsächlich ernst zu meinen mit ihrer Entschuldigung. Erst das Handtuch, dann der Ballon. Nyarla hatte auch schon erklärt, dass das Rattenvieh sehr geknickt und traurig sei. Dennoch jagte das knöcherne Wesen ihr eine wahnsinnige Angst ein.
    "Nichts Böses kommt durch das Portal." flüsterte Linay und strich sich verunsichert über den Nacken. Das mochte ja stimmen, doch der Schreck sass ihr noch tief in den Knochen. Sobald sie den Rattentod sah, blieb ihr das Herz stehen und sie konnte nicht anders, als auf dem Absatz kehrt zu machen und eine möglichst grosse Entfernung zwischen Ratti und sich zu bringen. Es gab so viele Dinge hier, die sie ängstigten und niemand ärgerte sich wohl mehr darüber als sie selbst.
    Daran würde sie wohl arbeiten müssen, wenn sie nicht als "der Ängstling" in Marrys Buch der Einwohner verewigt werden wollte.

  • Tatsächlich schien Linay einen einigermassen grünen Daumen zu haben: die Stecklinge machten sich prima und allmählich waren kleine Bäumchen gewachsen. Die Ernte war mühsam, zumal es dieser Tage immer wieder regnete oder gewitterte. Oft genug stand sie platschnass im Garten oder verkroch sich vor dem Gewitter in dem Unterstand oder der Gutshof-Scheune.


    Wurde es ihr zu einsam bei den Bäumen, widmete Linay sich der Hühnerzucht. Völlig verzückt konnte sie Stunden lang die kleinen, flauschigen Küken beobachten. Würde sie nicht zwischendurch Klamdor sehen wollen und ihre Vorräte auffüllen müssen, könnte Linay tatsächlich Tage am Gutshof verbringen. Lang wurde ihr die Zeit eh nicht, es gab ausreichend zu tun.


    Eines Abends, während sie in der Scheune das Ende eines erneuten Gewitters abwartete, hatte Linay eine Idee.
    Im Geiste ging sie alle Freunde durch, alle Bewohner, die sie schon mal am Markt gesehen oder getroffen hatte. Wen würde sie fragen können? Ach, es würde sich schon jemand finden, am Markt traf man üblicherweise immer jemanden, der hatte, was man benötigte oder jemanden kannte, der das Gewünschte hatte.
    Ein bisschen nachfragen, einen kleinen Plausch mit dem- oder derjenigen, bald hatte Linay alles in die Wege geleitet. Noch würde sie ein bisschen daran zu tun haben. Sie war schon sehr auf Klamdors Reaktion gespannt.

  • Alles niedergetrampelt, ein Tohuwabohu auf dem Gutshof, das kaum auszuhalten war, die Hühner waren nervös und weigerten sich Eier zu legen. Ganz Trent schien im Umland und auf dem Hof auf den Beinen zu sein. Und wenn sich Linay nicht von dem Rattenvieh beobachtet oder verfolgt fühlte, musste sie sich die Zeit nehmen und ihre Kleiderfalten nach Flöhen absuchen, die sich rasant zu vermehren schienen.


    Jedermann schien unterwegs zu sein, diese eierförmigen Münzen zu suchen oder zu verstecken. Trents Wirtschaft schien stillzustehen.


    Lurch, der germanische Schmied, hatte Linay bereits in der Vergangenheit geholfen. Er war riesig und wirkte auf den ersten Blick furchteinflössend, aber sein Herz war ebenso riesig und sass am rechten Fleck. Und auch dieses Mal hatte er sich bereit erklärt, das benötigte Werkzeug für sie zu schmieden. Einen Teil des Preises würde sie mit Apfelsaft abgelten können ... aber daran war im Moment nicht zu denken. Sämtliche Bäume waren abgeerntet und wegen des vielen Regens war die Ernte der eigenen Bäume mehr als mau ausgefallen. Oder das Rattenvieh hatte einen Fluch über ihren Garten gelegt. War das wohl möglich?


    Klamdor schien Lurchs Freundlichkeit nicht wirklich zu schmecken, er vermutete wohl mehr als Hilfsbereitschaft. Doch das war Linay gleich. Sie mochte Lurch, er war ein feiner Kerl. Ob Hilfsbereitschaft oder Hoffnungen jedweder Art. Ihr Herz gehörte Klamdor und sie machte keinen Hehl daraus. Dennoch ... ihr gefiel die Tatsache, dass Klamdor seinen Unmut darüber äusserte, zeigte es ihr doch, dass er bereit war, eventuelle Nebenbuhler in ihre Grenzen zu verweisen. Sie versicherte ihm, dass es gar keinen Anlass zur Sorge gab.

  • Weder gediehen Linay Bäume besser, noch war ihre Hühnerzucht erfolgreicher als zuvor. Und sie vermisste Klamdor. Dennoch ging es ihr gut, sehr gut sogar.


    Der Tag hatte begonnen wie jeder andere in der letzten Zeit: zuerst schaute Linay nach ihren jungen Bäumen, schaute, ob sie von Ungeziefer befallen waren. Giessen musste sie nicht, das hatte Mutter Natur zur Genüge gemacht während der vergangenen Tage. Danach machte sie sich auf zu ihren Hühnern. Wie Taraxa es ihr erklärt hatte, legte sie den Pferch mit frischem Stroh aus, streute Körner aus, untersuchte die Krallen und Schnäbel der Hühner sowie das Gefieder. Es war eine aufwändige Arbeit, aber sie hatte auch etwas beruhigendes.


    Als Linay fertig war, schaute sie den Hühnern eine Weile zu und schlief ein.
    Kurz darauf erwachte sie von einem Gepiepse, das sie erst ihren eigenen Küken zuschrieb. Als sie aber die Augen öffnete, sah sie Fiona ... und Ratti. Ihr erster Impuls war, die Füchsin zwischen sich und das Rattenskelett zu bringen, doch Ratti war schneller und nutzte Fio als Versteck. Also brachte Linay ihren Hühnerpferch zwischen sich und das Rattenvieh. Der würde nicht wirklich Schutz bieten, sollte Ratti wieder irgendeinen Fluch auslösen oder wieder zu einem Gespenst werden. Aber Linay fühlte sich zumindest etwas sicherer so.


    Eine Unterhaltung mit Fiona wollte nicht wirklich in Gang kommen, zu sehr war sie damit beschäftigt, Ratti im Auge zu behalten. Seltsamerweise schien das Knochending genauso unsicher wie Linay selbst. Fio und Ratti spielten mit ihren Küken und Linay kümmerte sich augenscheinlich um ihre eigenen Hühner, obwohl ja bereits alles erledigt war. Irgendwann rollte sich die Füchsin zu einem Schläfchen zusammen ... und da waren sie, Linay und das Rattenskelett allein auf weiter Flur.


    Zuerst beschäftigte sich jede mit irgendetwas, nur um sich der anderen nicht widmen zu müssen. Irgendwann aber sprachen sie tatsächlich miteinander, über das was offensichtlich seit gefühlten Ewigkeiten zwischen ihnen lag und jede der beiden tagtäglich beschäftigte. Ratti schien es wirklich leid zu tun, Linay derart erschreckt zu haben. Sie habe sich ja gar nicht in einen Geist verwandelt, dazu sei sie gar nicht fähig, es sei doch nur ein Kostüm gewesen. Woher hätte sie denn wissen sollen, dass Linay so schreckhaft sei, in Simkea verkleide man sich des Öfteren, das sei hier halt so. Linay merkte an, dass diese Tatsache Ratti aber nicht das Recht gäbe, sie so zu erschrecken. Dabei wedelte sie in ihrem Eifer mit einem Bündel Stroh herum, das sie zuvor aus dem Pferch eingesammelt hatte, vollgekotet und nicht mehr zu gebrauchen. Und prompt hatten Ratti und sie selbst grosse Klatschen Hühnerpups auf ihrer Gewandung. So ärgerlich das war, es löste die Spannung und schliesslich sassen die beiden sich gegenüber und unterhielten sich angeregt.


    Linay erklärte Ratti dann, warum es wohl ein Segen gewesen war, dass sie bei dem Schrecken damals in Ohnmacht gefallen war.
    "Schau, das passiert, wenn ich Angst habe oder in grosser Gefahr bin." Mit diesem Worten öffnete sie ihre Hand und liess einen kleinen Feuerball entstehen, der auf ihrer Handfläche tanzte. "Ich hätte den ganzen Markt abfackeln können." Ratti, ein surrealer Anblick ohne Kutte, die sie ausgezogen hatte, um den Hühnerkot abzuwischen, schien von der Feuerkugel fasziniert, steckte ihr Näschen hinein und kicherte, weil es sie kitzelte. So lernte Linay also auch, dass Rattis Knochen nicht verbrennen konnten, weil sie ein TOD sei. Sie geleite Seelen von Verstorbenen hinüber in die Totenwelt. Also so wie Atasinoun, die Göttin der Feuerelfen. Ob Ratti etwa ein Gott sei? Was diese allerdings verneinte. So wirklich konnte Linay den Unterschied zwischen einem TOD und einer Gottheit nicht verstehen, geleiteten doch beide die Seelen Verblichener ins ewige Reich.


    Doch ob sie es verstand oder nicht, Linay hatte Ratti besser kennenlernen können und sehen, dass sie weder gefährlich noch wirklich beängstigend war ... auch wenn das Skelett ohne Kutte fürwahr kein schöner Anblick war.
    "Hast du noch Angst vor mir?" fragte Ratti schliesslich.
    "Nicht mehr sooo viel." erklärte Linay ... und sie lächelten sich an. Abgesehen von Klamdors Lächeln war dies das schönste Lächeln, das sie bisher erlebt hatte, denn es war eines, das ihre Angst beinah in Luft auflöste.

    Ich war flauschig gewesen. = Plüschquamperfekt

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