Lange(r) w(W)eg

  • Mein langer Weg

    Lange war ich weg


    Schon seit einiger Zeit zähle ich mich zu den Bürgern Simkeas, aber ich gehöre nicht unbedingt zu den geselligen oder kommunikativen, ich bin einfach zu scheu, daher werden mich wohl einige auch nicht kennen, oder zumindest nur flüchtig.

    Immer auf der Suche, auch auf der Suche nach mir, nachdem was mich ausmacht, beschloss ich vor vielen Jahren, dass ich eine lange Wanderschaft angehen wolle. Im heurigen Jahr machte ich es wahr. Per Tele … ne, aber da war was mit Port, brach ich auf um neue Welten kennenzulernen. Gestartet bin ich alleine, mit dem Hut meiner Tochter und nem brandneuen Rucksack, den ich mit sehr viel Mühe und Bedacht bestückt hatte, immerhin wollte ich Monate, oder zumindest Wochen unterwegs sein. daher durfte er nicht zu schwer sein.

    Schon auf dieser wundersam magischen Anreise zu dem Ort, an dem ich starten wollte, sah ich einige die offensichtlich ähnliches im Sinn hatten und von denen ich später einige wiedertreffen sollte. Aber das nur am Rande.

    Alleine war ich dann auch nicht wirklich lange, schon auf einer dieser Portreisen nahm ich neben einer gleichgesinnten Abenteurerin Platz und zum Ende dieser Anreise war uns beiden auch ohne Worte klar, den morgigen und ersten Berg bezwingen wir gemeinsam.


    Doch schon der erste Tag verlangte uns einiges ab. Kurz nach dem Aufbruch aus der ersten Herberge, hieß uns starker Regen willkommen. Einheimische, die wir nicht verstanden, signalisierten uns (vermutlich) wir sollten lieber zurückgehen. Und auch wenn uns das Wetter, das nun auch immer nebliger wurde, nicht geheuer war und wir erahnten, was uns die einheimischen mitteilen wollten, so wollten wir doch nicht schon am ersten Tag abbrechen oder aufgeben. So suchte ein jeder von uns, inzwischen waren wir zu dritt, an einem trockenen Plätzchen, seine Unterlagen nach alternativen Wegen und hilfreichen Hinweisen durch. Immer wieder starteten wir erneut auf unseren Weg und immer wieder wurden wir vom Wetter gezwungen umzukehren und irgendwo Schutz zu suchen, da nun auch Blitze den Himmel durchzogen und ein fernes Grummeln und Donnern uns doch lieber etwas vorsichtiger machte. Uns war inzwischen schleierhaft, ob wir es an diesem Tage überhaupt noch zu einer Herberge schaffen könnten.

    Wenn wir weitergingen waren die Wege manchmal zwar nur mäßig steil, aber der lehmige. rutschige Boden, war echt teuflisch. Da half auch das beste Schuhwerk kaum. In meiner Naivität hatte ich auf einen Stecken oder Stab in meiner Ausrüstung verzichtet. Das bereute ich schon am ersten Tag. Doch so mies das Wetter auch war, wir fanden immer Wege außerhalb der bekannten Routen, auf denen wir voran kamen, auch wenn wir Zwangspausen einlegen mussten. Irgendwann kamen wir auf die andere Seite des Berges und von da an hatten wir auch besseres, teilweise sogar schönes Wetter, das machte allerdings die aufgeweichten Wege nicht besser. Das Erreichen der Herberge an diesem Tag, auch wenn es schon spät war, war das erste Hochgefühl. Nach dem Motto: Das hast du geschafft Moya. Aber im Nachgeschmack lagen dann auch die Gedanken ala: Das geht ja gut los. Bist du sicher, dass du das willst?


    Tbc?

  • Ja, ich wollte nichts mehr als das. Mir war auch vorher klar, dass es nicht immer einfach sein würde. Das war es nicht und wurde es auch nicht. Aber dennoch war uns immer irgendwie Glück beschieden, nach vielen Schwierigkeiten, wartete auch oft eine positive Überraschung auf uns. Manchmal war die angesteuerte Herberge geschlossen oder schon voll, dennoch fanden wir immer eine andere, zumeist sogar ohne einen weiteren langen Fußmarsch. Es war nahezu alles dabei, Klöster, Ställe und ein einziges mal auch eine wirklich teure Unterkunft, da wirklich alles überfüllt war. Wenn wir durstig waren, fanden wir oft zeitnah eine Quelle, oder sogar einen Gasthof. Wenn die Füße zu arg litten, fand sich ein Heiler oder eine weise Person die uns mit Mittelchen oder weisen Ratschlägen half. So kamen wir immer weiter, durch die einsamsten Gegenden aber auch durch belebte Städte. Auch einen Stecken hatte ich inzwischen, von einer Mitabenteurerin die zweie hatte und mir zumeist einen überließ.

    Alles fügte sich.

    So hinterfragte ich die Reise als solche nicht mehr und ließ mich wirklich auf diese Reise ein.


    Auch wenn die Abende nicht sehr lang waren, da immer alle vom Tage erschöpft waren und fast nur noch an ein Bad, eine Mahlzeit und ans Schlafen dachten, so blieb doch immer noch ein wenig Zeit um so viele und immer wieder andere Abenteurer kennenzulernen. Da waren Heiler dabei und auch Kranke. Gelehrte und Lebenskünstler. Arme und Reiche, wobei nein das stimmt nicht, auf ihre Art waren alle reich. Manche reich an den kuriosesten Geschichten von all den Wegen, die sie gegangen sind, oder auch jene, die von Wegen erzählten, die jene mit Sicherheit niemals beschritten hatten^^. Manche reich an Geduld, oder Erfahrung. Manche reich an Enthusiasmus oder schierem Willen. Manche reich an den Glauben, was sehr vielfältig war. Aber die meisten doch aufgefüllt mit Demut und Durchhaltevermögen und Mitgefühl, das waren die reichsten aus meiner Sicht. Sie nehmen fast alles hin, werden daher oft als schwach bezeichnet, warten in alle Ruhe jede noch so abstruse Situation ab und machen sich in aller Ruhe ein Bild. Mit denen war ich am liebsten unterwegs. Denn ohne Zwist und leere Worte fand sich in dieser Gesellschaft eigentlich immer eine Lösung. Wie heißt es so schön: In der Ruhe liegt die Kraft - ja, da ist was dran. Die Ruhe wird gründlich unterschätzt.

    Eine Menge Leute die große Reden geschwungen haben, oder sich aufgeplustert haben, haben diesen Weg nicht beenden können. Auch sehr viele sportliche, ambitionierte junge Menschen mussten abbrechen. Sie hatten sich schlicht überschätzt. Aber, und das hat auch mich erstaunt, sehr viele im besten Alter, haben es geschafft und sogar jene, die wir gerne zum alten Eisen zählen haben diesen Weg gemeistert.

  • Mitten drin

    *Wer denkt sich solche Wege aus?*


    Nach gut 2 Wochen, die Beine taten nicht mehr weh, die Füße schon, aber das blendet man irgendwann aus. Wir wollten endlich mal wieder das Meer sehen und hatten uns deshalb die schwerere Route ausgesucht.

    Der Weg war gut ausgeschildert und ein solider Weg und so liefen wir ein paar Stunden eben diesen entlang. Irgendwann wurd der Weg dann immer schmaler, immer unscheinbarer, bis er irgendwann in einem Dickicht verschwand und fortan eher einem Wildwechselpfad glich. Die Büsche wurden immer dichter und der Pfad immer enger. Bald hingen auch die Zweige von oben sehr weit herab. Zu allem Überfluss ging es nun in diesem Dickicht auch noch bergan. Kaum noch ein Pfad geschweige denn Weg zu erkennen, ging es über Steine, Felsen und Wurzeln immer weiter hinauf. Um Kurven, teilweise auf rutschigem Untergrund ... Wollte ich hier weiter? ... Besser umkehren, oder? ... Unschlüssig harrte ich einen Moment an einer kleinen ebenen Stelle aus ... derweil ging mein Mitstreiter zügig weiter. Ohje, umkehren und ihn alleine lassen? Umkehren und selber alleine den Weg zurück? - Nein, das war keine Option. Also ging ich weiter. Aber es wurde immer noch steiler. Das Dickicht wurde lichter und lichter, leider nahm mir das auch immer mehr die Möglichkeit mich irgendwo an einem Zweig oder einer Wurzel festzuhalten. Es gab nur den Weg zurück - steil; oder nach vorne - auch steil und leider immer noch kaum einsehbar. Mein Partner war irgendwo vor mir, also weiter. Die Gewächse an den Seiten waren nur noch dornige Gestrüppe, daher versuchte ich mich an den Felsen festzuklammern. Inzwischen war ich aber an dem Punkt, dass es mir nur noch darum ging, das irgendwie zu meistern und ein Griff in die Dornen, war zu dem Zeitpunkt nichtmal mehr wirklich schmerzhaft. Das hatte nichts mehr von Wandern, Pilgern, Abenteuer - das war einfach nur noch Angst. Mein Herz raste und das einzige was mich in dem Moment noch interessierte war, wie komme ich einigermaßen heil hier raus. Inzwischen griff ich nach allem, was noch fest aussah und das hatte fast ausnahmslos Dornen oder Stachel. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam tatsächlich sowas wie ein Abzweig. Nach oben ging es aus meiner Perspektive eher gemächlich bergan, nach unten ging es richtig steil. Hab mich dort fallen gelassen und wohl Rotz und Wasser geheult. Beide Wege wollte ich nicht, ich wollte doch nur, dass es endlich vorbei ist. Wie lange ich da gehockt habe, weiß ich nicht, mir kam es ewig lang vor. Ich war so verzweifelt und mir blieb nichts, außer mich für einen der beiden Wege zu entscheiden. Irgendwann hat sich mein Verstand dann wohl durchgesetzt und sich für den Weg nach *unten* entschieden und den bin ich dann mehr rutschend als kletternd hinunter. Wie ich genau runtergekommen bin, weiß ich nicht mehr, meine Hände und auch Waden und Schienenbeine waren zerkratzt und zum Teil auch blutig als ich unten war. Aber das war egal, ich war einfach nur glücklich als ich unten am Strand ankam, ich hätte jubeln und schreien können, aber ich hab nur den erstbesten Schattenplatz genommen und mich dort an einen Fels gelehnt und mich still darüber gefreut, dass ich noch da bin. Erst eine ganze Weile später wurde mir bewusst, dass mein Partner noch immer fehlte oder war er vorgegangen?

    Das konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, das wäre nicht seine Art, aber er war doch vor mir?!

    So hab ich noch eine Weile ausgeharrt ... aber von Ausruhen war nun schon keine Rede mehr, da mischte sich zuviel Sorge ein. Irgendwann musste ich dann davon ausgehen, dass er doch schon weitergegangen ist. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass er doch noch hinter mir war, schrieb ich gerade eine Nachricht in den Sand, als er ankam. Oh Gott, ihm ist nichts passiert. Aber auf den zweiten Blick dann doch. Die Kleidung zerrissen und weitaus mehr Schrammen und Blessuren als ich davongetragen habe. Aber er war da. Er wollte nicht verschnaufen, wollte gleich weiter, wirkte wie gehetzt. Erst einige Zeit später, antwortete er auf meine Frage, wie es sein konnte, dass er auf einmal hinter mir war. Er war am Abzweig bergauf gegangen, hatte Panik vor dem Abgrund und dann ... ging es für ihn noch weiter bergab ...



    ... wer denkt sich solche Wege aus?