Beiträge von Hanswalter

    Stadt: Wiesbaden
    Land: Weserbergland
    Fluss: Werra
    Beruf: Wahrsager
    Name: Walther
    Pflanze:Wasserlilie
    Tier: Werwolf
    Film: Walk the Line
    Möbelstück: Wasserbett
    Nahrungsmittel: Weizen
    Getränk: Weißwein
    Gerät / Maschine: Würfelbecher

    Sehr geehrte Mitbürger,


    heute auf dem Marktplatz wurde zum wiederholten Male eine unbedachte Unterhaltung mit einem bekannten Märchen assoziiert. Einer fing an, alle haben die Geschichte weiter gesponnen. Diesmal war es „Rotkäppchen und der böse Wolf“, nun auch bekannt als „Artemis und der böse Hanswalter“, „Baldrin und die alten Frauen“, „Wie Moonstone an ihren Marktstand gefesselt wurde“ oder „Warum zum Geier liegen hier überall Schuhe rum?“.


    Am Ende wurde der Vorschlag gemacht, sich ein solches Märchen nicht nur auszudenken, sondern auch zu spielen. Und diesen Vorschlag möchte ich nun hier verbreiten. Wie wäre es, wenn wir uns einmal mit ein paar Leuten treffen und den übrigen Mitbürgern ein Märchen als Improvisationstheater vorspielen? Es würde nur einen groben Leitfaden geben, damit alle Darsteller wissen, wie das Märchen in seiner Ursprungsform abläuft.


    Ich rufe nun dazu auf, weitere Ideen, Interessebekundungen, Teilnahmeerklärungen, Terminvorschläge, Kommentare und alles weitere hier drunter zu schreiben und zu diskutieren.


    Es würde mich freuen, wenn wir das tatsächlich hinbekommen würden.


    Mit freundlichen Grüßen
    Hanswalter

    „Und wie geht es nun weiter?“, fragte Broccolus.
    „Wenn die Servatoren zurückgekehrt sind, werden wir uns um ihre gefallenen Kameraden kümmern“, sagte Corianda. „Dann sollten wir erst einmal Präodor aufsuchen.“
    „Falls er noch lebt.“
    „Hoffen wir es. Inzwischen könnte einer von uns die Teleportersteine wieder an ihre alten Plätze bringen.“
    „Ich mach das“, sagte ich ohne zu zögern.
    Wenn ich gewusst hätte, wie folgenschwer diese Worte sein sollten, hätte ich vielleicht doch einen Moment länger überlegt.
    „Gut“, sagte Corianda und streckte mir die beiden Steine entgegen. „Ihr beginnt mit dem gelben Stein. Um ihn in seine Welt zurück zu bringen, müsst Ihr Euch über den blaugrünen Stein teleportieren. Wenn Ihr in der Welt ankommt, werdet Ihr dessen Gegenstück, den blaugrünen Stein von Tamalon, in den Händen halten. Den nehmt Ihr mit.“
    „Erinnert Ihr Euch an die große Wiese, wo ich gegen diesen Magier gekämpft habe?“, warf Coccineo ein und deutete dabei auf Hannes. „Dort ist irgendwo ein Steinkreis mit einem kleinen Podest. Legt den gelben Stein einfach zurück in seine Halterung und teleportiert euch anschließend darüber nach Aliquandor.“
    „Ihr werdet im Magierturm von Tamalon landen“, fuhr Corianda fort. „Haltet dort den blaugrünen Stein über sein Podest, wenn ihr ihn benutzt. Er sollte dann in seine Halterung fallen, während Ihr wieder hierher zu uns teleportiert werdet.“
    „Alles soweit verstanden?“
    „Ich denke schon“, sagte ich, warf mein servatorisches Ersatzschwert weg und nahm die beiden Steine entgegen. Dann verabschiedete ich mich und begann mit der Bewegungsprozedur an dem blaugrünen Stein.
    Die letzten Worte, die ich in dieser Welt vernahm, stammten von Hannes: „Ich hoffe, du kannst schwimmen.“
    Bevor ich mir nähere Gedanken dazu machen konnte, hatte ich die Bewegungsfolge abgeschlossen. Während sich die blaugrüne Blase um mich herum bildete, sah ich in die entsetzten Gesichter meiner Freunde. Nur einen Augenblick später begriff ich, was los war.
    Um mich herum war plötzlich alles dunkel. Ein unangenehmer Druck lastete auf meinem Körper. Mit dem nächsten Atemzug, den ich tat, strömte kaltes salziges Wasser in meine Lungen. Sofort hielt ich den Atem an und unterdrückte den Hustenreiz. Ich befand mich irgendwo in irgendeinem Meer und musste so schnell wie möglich auftauchen. Ohne groß darüber nachzudenken ließ ich die beiden Teleportersteine in meinen Händen fallen und machte hastige Schwimmbewegungen in Richtung Wasseroberfläche.
    Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis ich sie durchbrach und mein Kopf endlich wieder von Luft umgeben war. Ich hustete und spuckte Salzwasser. Erst jetzt merkte ich, wie das Salz in meiner Kopfwunde brannte. Aber auch die Stelle am Rücken, wo der Dämon meine Rüstung zerrissen hatte, schmerzte stärker als zuvor. Wenn ich wieder in Amoenor war, würde ich erst einmal einen Heiler und einen Schneider aufsuchen. Aber zunächst musste ich aus dem Wasser raus.
    Ich sah mich um. Überall war Wasser. Die Mittagssonne schien in gewohnter Weise auf mich herab, als wäre alles in bester Ordnung.
    Hannes, dieser Penner. Er hatte den blaugrünen Stein von Tamalon als letzter benutzt. Offenbar war er zuvor damit hier aufs Meer hinausgefahren und hatte ihn bei der Teleportation über das Wasser gehalten. Das meinte er also mit „Ich hoffe, du kannst schwimmen.“ Ich würde mich wohl mal seiner annehmen müssen, wenn ich wieder in Amoenor war. Es blieb nur zu hoffen, dass die Anderen nicht versuchten, mir zu folgen, denn dass ich noch lebte, grenzte an ein Wunder. Aber wahrscheinlich hatte Hannes bereits ausgepackt und sie hielten mich für tot.
    Eine etwas größere Welle rollte heran und hob mich einige Meter empor. In diesem kurzen Moment entdeckte ich eine unregelmäßige Struktur am Horizont. Land. Von dem folgenden Wellental aus konnte ich es nicht mehr sehen, aber ich wusste jetzt, in welche Richtung ich schwimmen musste.
    So strampelte ich los. Je weiter ich kam, desto deutlicher wurde das Bild am Horizont. Schon bald konnte ich es auch von den Wellentälern aus sehen. Dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis ich es erreichte.
    Endlich spürte ich wieder Boden unter meinen Füßen. Erschöpft schritt ich aus dem Wasser auf einen Strand zu. Mit sinkendem Wasserstand um mich herum wurde mein Körper schwerer und schwerer. Es kam mir schon fast unnatürlich vor. Ich musste mich erst einmal hinsetzten. Einige Meter vom Wasser entfernt zog ich meine Lederrüstung aus, die nun unangenehm scheuerte, und warf mich in den Sand.
    Als ich wieder aufwachte, war die Sonne gerade dabei im Meer zu versinken. Der ganze Himmel war in einem Orange-Rot gefärbt. Dazu der weiße Sand und das Rauschen des Meeres, das war wohl der Traum vieler Urlauber.
    Ich jedoch war nicht hier, um Urlaub zu machen. Also löste ich mich von dem Anblick und beschloss, die Gegend zu erkunden.
    Schon nach wenigen Schritten ins Landesinnere stieß ich auf gepflasterte Wege. Erleichtert erkannte ich diesen Hinweis auf eine Zivilisation. Doch Menschen traf ich hier nicht an, was aber an der Uhrzeit liegen konnte.
    Es war schon fast dunkel, als mich mein Weg zu einer großen Statue führte. Aus mir unerfindlichen Gründen war ich einem Moment lang versucht, sie anzusprechen, hielt es dann aber doch für unangemessen. Es war wichtiger, erst einmal Trinkwasser und etwas Essbares aufzutreiben.
    Wenn ich mich von den Strapazen und meinen Verletzungen erholt hatte, würde ich versuchen, die beiden Teleportersteine aus dem Meer zu fischen. Ich trug noch immer den Kompass bei mir, den ich vor mittlerweile schon recht langer Zeit von meinem Vater bekommen hatte. Dieser Kompass, der ja eigentlich ein Portalsteindetektor war, würde mich zu dem blaugrünen Stein von Tamalon führen und damit zurück in meine Heimat, zu meiner Familie und meinen Freunden.

    „Ja“, sagte Lycopersa, nun etwas mutiger, „diese Macht ist einfach unwiderstehlich.“
    Corianda ignorierte seine Worte noch immer. Sie drehte den Stein in ihrer Hand und begutachtete ihn von allen Seiten. Ihr Lächeln verschwand, als sie dem dunklen Magier wieder in die Augen sah.
    „In der Tat“, sagte sie ruhig. „Ein geistig schwaches Wesen könnte tatsächlich der Versuchung erliegen, sich die Macht des Kristalls zunutze zu machen. Aber davon sind nicht allzu viele hier im Raum. Ich werde es vorziehen, mich weiterhin auf meine eigenen Fähigkeiten zu verlassen.“ Ohne den Blick von Lycopersa zu wenden, warf sie das Amulett zu Coccineo hinüber, der es geschickt mit einer Hand auffing. „Phaseolus, Ihr habt die größeren Erfahrungen mit destruktiven Zaubern. Wärt Ihr freundlich?“
    „Wie Ihr wünscht, Corianda“, sagte der Magier grinsend.
    „Nein, wartet!“, rief Lycopersa. „Das könnt Ihr nicht tun. Ihr wisst gar nicht was Ihr da in den Händen haltet.“
    „Ich nehme an, eine widernatürliche Machtquelle, die die Gesetze der Magie verletzt und eine Gefahr für alle drei Welten darstellt“, sagte Coccineo völlig unbeeindruckt.
    Dann streckte er seinen Arm aus und schloss die Hand um den Kristall. Flammen schossen nach allen Seiten aus seiner Faust, die Kette des Amuletts fiel zu Boden. Als er die Hand wieder öffnete war von dem Kristall nichts als Staub geblieben. Er wendete seine offene Handfläche und ließ die Überreste von Lycopersas Machtquelle auf den Boden rieseln.
    Sofort begann der Raum sich in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu verwandeln. Die Wände nahmen ihre gewohnte Farbe an und gaben Fenster und Türen wieder frei. Die Löcher und Risse im Boden schlossen sich. Auf dem großen Bild, über das wir Lycopersas Machtdemonstration beobachtet hatten, verschwand der Sturm so plötzlich, wie er entstanden war. Dann löste sich auch die Bildfläche auf.
    „Würdet Ihr uns nun Eure Halterringe und die beiden Teleportersteine aushändigen?“, fragte Corianda höflich.
    „Ich denke gar nicht daran“, sagte Lycopersa entschieden.
    „Fangen wir mit den Ringen Eurer Haussklaven an. Die tragt Ihr doch sicherlich bei Euch.“
    Sie nickte Alhigator zu, der daraufhin zu dem dunklen Magier hinüber ging.
    „Wagt es nicht, mich anzufassen“, drohte dieser dem Servator mit erhobenem Finger.
    „Wagt es nicht, Euch zur Wehr zu setzen“, entgegnete Alhigator mit erhobenem Morgenstern.
    Ein kurzer Griff in die Manteltasche des sprachlosen Magiers förderte einen großen Metallring zu Tage, an dem unzählige Halterringe aufgereiht waren. In einem Beutel an seinem Gürtel fanden sich auch die beiden Teleportersteine, die Alhigator gleich an Corianda weiterreichte. Die Halterringe behielt er.
    „Ihr habt sicherlich mit großer Freude einige Erfahrungen darin gesammelt, Servatoren zu versklaven und zu beherrschen“, sagte er und wedelte mit den Ringen vor Lycopersas Nase herum. „Es wird Zeit, dass Ihr auch die andere Seite kennenlernt.“
    Wie aufs Stichwort standen plötzlich die anderen vier Servatoren neben ihm. Einer von ihnen übergab ihm einen der Ringe, die zuvor noch in den Körpern von Lycopersas Sklaven gesteckt hatten.
    Der dunkle Magier ahnte, was auf ihn zukam. Er wollte gerade eine dieser Kampfzauber-Handbewegungen machen, doch Corianda kam ihm zuvor.
    Sie musste wohl einen Lähmungszauber angewandt haben, denn Lycopersa sackte bewegungsunfähig zusammen. Nur seine Pupillen zuckten noch umher, als er schon fast panisch von einem Servator zum anderen Blickte.
    Alhigator kniete sich hin und beugte sich über ihn, während zwei seiner Artgenossen die Kleidung über der Brust des Magiers aufrissen. Er legte den Ring auf die behaarte Haut des Menschen und murmelte ein paar unverständliche Worte. Der Ring blitzte kurz auf. Dann legte Alhigator seine Hand darüber und presste ihn in Lycopersas Körper.
    Coriandas Zauber verlor scheinbar seine Wirkung, denn der dunkle Magier fing an zu zappeln und zu schreien. Aber die Servatoren hielten ihn fest.
    „Tut weh, nicht wahr?“, fragte Alhigator höhnend. „Ich habe damals genauso geschrien.“
    Es dauerte eine Weile, bis Lycopersa sich wieder beruhigte. Von seiner ehemaligen Erhabenheit war nicht viel geblieben. Mit zerrissenen Klamotten saß er auf dem Boden und wimmerte vor sich hin.
    „Nun zu dem anderen Magier“, sagte Alhigator.
    Doch Corianda hielt ihn auf. „Nein, in seinem Zustand würde er es nicht überleben.“
    „Gut, dann später.“
    „Auch dann nicht. Ich denke, es ist unnötig, dass wir uns auf deren Niveau herablassen und wehrlose Kreaturen versklaven.“
    „Warum habt Ihr es dann bei dem da zugelassen?“ Er zeigte auf Lycopersa.
    „Nur so wird er uns seine Geheimnisse verraten. Wenn wir alles nötige erfahren haben, werde ich den Ring wieder entfernen. Aber zunächst werdet Ihr Euch von ihm die Halterringe für die restlichen Sklaven aushändigen lassen. Er muss sie hier irgendwo in der Festung aufbewahren.“
    Alhigator wirkte unzufrieden. „Letztendlich wird Präodor entscheiden, was mit den Magiern geschieht.“ Dann wandte er sich ab und stellte sich vor Lycopersa. „Na los, kleiner Magier, führ uns durch die Festung und zeig uns deine Geheimnisse.“
    Widerwillig erhob sich der dunkle Magier und ging durch das Tor der Halle nach draußen. Die Servatoren, einschließlich Kunibert, folgten ihm.

    Er holte aus und wollte gerade nach mir schlagen, als ich die positive Seite an dieser Nähe erkannte. Mit einem kräftigen Stoß rammte ich ihm die Spitze meiner Klinge in die Kehle. Er gab noch ein gurgelndes Geräusch von sich, bevor das gewohnte weiße Licht aus seiner Wunde strahlte und er zu einem Aschehaufen zerbröselte.
    Ich drehte mich wieder um und widmete mich den beiden verbleibenden Dämonen. Gleich der erste Hieb traf einen von ihnen an der Schulter, was aber nicht genügte, um ihn auszuschalten. Der andere schlug nach mir. Ein schneller Sprung zur Seite rettete mich vor seinen Klauen. Er schlug erneut zu, doch diesmal streckte ich mein Schwert seiner Pranke entgegen. Die Klinge stach in den Handrücken und trat auf der Innenfläche wieder heraus. Brüllend zog der Dämon seine Hand zurück. Dabei drehte er sie so ungünstig, dass sich mein Schwert zwischen den Handknochen verklemmte. Seine ruckartige Bewegung riss es mir aus den Händen.
    So stand ich da ohne Waffe, zwei wutschnaubende Dämonen vor mir. Was außer weglaufen konnte ich jetzt noch tun? Also drehte ich den beiden den Rücken zu und rannte zurück zu Broccolus. Doch der war gerade ebenfalls mit zwei von den Höllenviechern beschäftigt. Er wirkte leicht ungehalten darüber, dass ich noch zwei weitere anschleppte.
    Mit seinem Fuß schob er mir hastig ein am Boden liegendes Schwert herüber. Es stammte wohl von einem der Servatoren. Ich hob es auf, in dem Wissen, dass es nicht die Wirkung meines Schwertes auf die Dämonen hatte. Aber es war besser als nichts. Die Hand meines Gegners, in der mein Schwert gesteckt hatte, hatte sich inzwischen aufgelöst, das Schwert war verschwunden. Ich versuchte es auszumachen, während ich mich wieder den beiden Dämonen entgegen stellte, aber es musste wohl irgendwo in einem der vielen grauen Aschehaufen liegen. Dieser mickrige Einhänder, den ich nun stattdessen fest in meiner Rechten hielt, musste erst einmal genügen.
    Ich hob dieses bessere Brotmesser über meine Schulter und machte mich auf den Angriff meiner Kontrahenten gefasst, als sie plötzlich beide unmittelbar vor mir explodierten und mich in dichte Ascheschwaden hüllten. Die graue Wolke nahm mir die Sicht und legte sich überall auf meine Kleidung. Einige Partikel gerieten mir in die Augen. Ich wollte sie fortwischen, doch als ich meine staubigen Hände betrachtete, musste ich einsehen, dass ich es damit nur noch schlimmer machen würde.
    Als die Aschewolke sich ein wenig lichtete und ich meine Augen wieder freigeblinzelt hatte, wurde ich auf Corianda aufmerksam. Sie leuchtete strahlend weiß am ganzen Körper und schritt durch den Raum in Richtung Lycopersa. Im Vorbeigehen richtete sie eine Hand auf die beiden Dämonen, mit den sich Broccolus noch immer beschäftigte, woraufhin sie in gleicher Weise zerplatzten wie meine beiden und der Meisterschmied in einer grauen Wolke verschwand.
    Ich sah mich um. Auch die übrigen Dämonen waren verschwunden. Der Boden war übersät mit Aschehaufen. Leider musste ich feststellen, dass auch einige Servatoren dazwischen lagen, nicht alle am Stück. Scheinbar hatten nur fünf von ihnen überlebt. Ich sah Kunibert, Alhigator und drei von Lycopersas ehemaligen Sklaven. Sie schlossen sich Corianda an und gingen auf die beiden dunklen Magier zu.
    Hannes lag am Boden. Er hatte einige Brandwunden am Körper und sein Umhang war stellenweise zerrissen und angesengt. Coccineo stand neben ihm. Auch er hatte schon einmal besser ausgesehen. Mit erschöpfter Miene wachte er darüber, dass Hannes erst einmal keinen Schaden mehr anrichtete.
    Lycopersa sah hingegen unversehrt aus. Sein verunsicherter Gesichtsausdruck verriet aber, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Ich bemerkte, dass die Kette mit dem Kristall von seinem Hals verschwunden war. Sie lag einige Schritte vor ihm in der Asche am Boden. Angesichts Coriandas auf ihn gerichteter Hand, wagte er es aber nicht, sein Amulett wieder an sich zu nehmen.
    „Hört zu“, sagte er mit ungewohnt ängstlicher Stimme, „wir können gemeinsam über die Welt herrschen. Was haltet ihr davon?“
    Corianda reagierte nicht.
    Lycopersa machte einen Schritt zurück, als sie weiter auf ihn zukam. „Überlasst mir einfach das Amulett und ich werde alle versklavten Servatoren befreien.“
    Die Magierin reagierte auch diesmal nicht. Sie stand nun direkt vor dem Amulett. Langsam ging sie in die Knie und hob es auf. Bis sie sich wieder erhoben hatte, ließ sie den dunklen Magier nicht aus den Augen. Das Leuchten ihres Körpers verschwand, als sie den Kristall begutachtete. Ein verschwörerisches Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.

    Zunächst sah der Dämon noch ganz gesund aus, doch dann bildeten sich feine Risse um die Wunde herum. Aus ihnen heraus strahlte ein helles weißes Licht. Immer weiter breiteten sie sich aus, bis die gesamte Brust voll davon war. Das Licht erlosch wieder und der Körper fing an zu zerbröckeln. Am Ende blieb von ihm nur noch ein großer grauer Aschehaufen.
    Erstaunt starrte ich auf mein Schwert. Corianda hatte ganze Arbeit geleistet.
    Ich sah mich im Raum nach meinem nächsten Gegner um. Jetzt, wo ich die Fähigkeiten meiner verzauberten Waffe kannte, wirkten die verbleibenden Höllenwesen gleich viel weniger bedrohlich. Schnell wischte ich mir das meiner Platzwunde entstammende Blut aus dem Gesicht und eilte den Servatoren links von mir zu Hilfe. Broccolus, der noch immer rechts von mir kämpfte hatte ebenfalls gerade mit der Wirkung seiner Waffe Bekanntschaft gemacht und würde meine Hilfe wohl erst einmal nicht benötigen. Die meisten der Servatoren mussten hingegen mit ihren gewöhnlichen Waffen gegen die Dämonen antreten.
    Nach wenigen Schritten stand mir schon das nächste dieser Untiere gegenüber. Es schlug nach mir und ich schlug mit dem Schwert zurück. Doch offenbar hatte sich die Kenntnis von der Wirkung meiner Waffe schon unter ihnen verbreitet. Der Dämon vor mir zuckte bei jedem meiner Schwertschwinger zurück, sodass ich ihn kein einziges Mal traf. Immerhin konnte ich ihn auf diese Weise zurücktreiben.
    Schwingend und zuckend kamen wir an einem weiteren Dämon vorbei, der sich gerade an einem vom Lycopersas ehemaligen Sklaven vergriff. Da ich von meinem Gegner nicht viel zu befürchten hatte, wollte ich meinem Mitstreiter behilflich sein. Doch bevor ich etwas tun konnte, packte der Dämon den Servator mit einer Hand am Oberkörper, mit der anderen am Kopf und trennte beides mit einem kurzen Ruck voneinander. Es machte ein widerliches knackendes Geräusch, Blut spritzte herum. Für einen Moment dachte ich, mich übergeben zu müssen. Aber ich fing mich wieder. Für so etwas war jetzt keine Zeit.
    Ich hob mein Schwert und ließ es auf den Dämon herabfahren. Es traf ihn am Hinterkopf. Sofort begann die Stelle weiß zu leuchten. Das Höllenwesen lies den zweigeteilten Servator fallen und sackte zusammen, bevor er sich in einen Aschehaufen verwandelte.
    Der Dämon, den ich zuvor zurückgetrieben hatte, kam nun mit zwei seiner Kollegen auf mich zu. Sie meinten wohl, zu dritt eine bessere Chance gegen mein Schwert zu haben. Dummerweise lagen sie damit gar nicht so falsch. Ich konnte mich immer nur auf einen konzentrieren. Wenn die anderen beiden dann hinter mich gelangen würden, könnte ich sehr bald dem enthaupteten Servator Gesellschaft leisten. Dazu kam noch, dass ich langsam die Anstrengungen des Kampfes spürte. Das Schwert war vielleicht doch zu schwer, um es dauerhaft mit einer Hand zu führen. Auf der anderen Seite bot mir mein Schild keinen wirklichen Schutz. Die Wunde an meiner Stirn bewies, dass es bei diesen Gegnern wohl besser war, ihren Schlägen auszuweichen, statt sie abzublocken.
    Also entschied ich mich, auf den Schild zu verzichten und meinen Anderthalbhänder zweihändig zu führen. Langsam ließ ich den Schild von meinem Arm gleiten. Doch bevor ich mich endgültig von ihm trennte, kam mir eine Idee, wie er mir noch nützlich sein konnte. Ich packte ihn mit der linken Hand am Rand und warf ihn wie einen Diskus dem mittleren der drei Dämonen gegen die Beine. Dieser latschte so ungünstig darauf, dass er unmittelbar stolperte und sich lang legte.
    Die anderen beiden hielt das nicht auf. Wenige Schritte später standen sie vor mir. Ich versuchte, beide zugleich zu bekämpfen, was wie erwartet nicht so einfach war. Nach kurzer Zeit hatten sie sich schon um mich herum verteilt. Auch der dritte von ihnen war wieder hinzugestoßen.
    Meine Hiebe waren kurz. Nach jedem Schlag drehte ich mich um und wandte mich einem der anderen Gegner zu. Auf diese Weise konnte ich sie alle einigermaßen gleichzeitig im Blick behalten. Ich hatte keine Erfahrung im Kampf gegen mehrere Feinde, fand aber, dass ich meine Sache recht gut machte, auch wenn Broccolus mir später erzählte, dass ich wohl eher nur wie ein Irrer wild mit dem Schwert herumgefuchtelt hätte. Es ließ sich aber nicht abstreiten, dass meine Vorgehensweise wirksam war. Sonst hätte ich das wohl kaum überlebt.
    Nach einigen Drehungen landete ich den ersten Treffer. Mein Schwert trennte die Finger von einer der roten Pranken, die gerade nach mir greifen wollte. Kaum auf dem Boden aufgeschlagen, verwandelten sie sich gleich in Staub.
    Die nachfolgende Pranke sah ich jedoch nicht kommen. Ich spürte, wie sich die Krallen in den Rückenteil meiner Lederrüstung bohrten. Ein ratschendes Geräusch und die darauffolgenden Schmerzen verrieten mir, dass die Rüstung an der Stelle wohl aufgerissen war. Die Wucht des Schlages ließ mich zur Seite taumeln, einen Sturz konnte ich aber verhindern. Doch durch die unfreiwilligen Schritte stand ich nun näher an einem der Dämonen als mir recht war.

    „Wie genau stellt Ihr Euch eigentlich Euer neues Reich vor?“, fragte er Lycopersa.
    Während der dunkle Magier zu einer Antwort ansetzte wandte Corianda sich an Broccolus und mich.
    „Gut, dass Hannes und Lycopersa so gerne reden“, meinte sie mit gedämpfter Stimme. „Wenn ich die Andeutungen richtig verstehe, werden wir es gleich mit Dämonen zu tun bekommen. Diese Viecher lassen sich nicht mit gewöhnlichen Waffen bekämpfen. Ihr gebt mir besser Eure Waffen, damit ich sie mit der Kraft des magischen Lichts versehen kann. Nur so habt Ihr bei den bevorstehenden Kämpfen eine Aussicht auf Erfolg.“
    „Könnt Ihr diese Dämonen nicht einfach direkt mit einem Lichtzauber bekämpfen?“, fragte ich, händigte ihr aber schon einmal mein Schwert aus.
    „Schon, aber Lycopersa würde anschließend einfach weitere Kreaturen beschwören.“ Die gesamte Klinge meines Schwertes leuchtete kurz auf, als Corianda ihre Hand darauf legte. „Ich werde gleich meine ganze Kraft und Konzentration brauchen, um die Macht von Lycopersas Amulett zu blockieren. Ihr müsst mich in der Zeit decken. Phaseolus wird die Magier direkt angreifen, um sie abzulenken.“
    Nacheinander verzauberte Corianda auch noch das Falchion von Broccolus und den Morgenstern von Alhigator. Als sie sich gerade mit den Pfeilen in Kuniberts Köcher beschäftigte, wurde Lycopersa auf sie aufmerksam.
    „Was macht Ihr denn da hinten?“, fragte er. „Ihr könnt es wohl kaum abwarten, zu sterben, wie?“
    Er schwenkte seinen Arm durch die Luft, woraufhin die Wände der Halle glutrot zu leuchten begannen. Sämtliche Fenster und Türen verschwanden und wurden durch glühendes Mauerwerk ersetzt. Ein tiefes Grollen ließ den Boden erbeben, Risse taten sich auf. Ringsherum, die Wände entlang, bröckelte der Boden zwischen den Säulen nach unten weg und verschwand in der darunterliegenden Dunkelheit.
    Das Grollen erstarb wieder und mit ihm das Beben. Einen Moment lang herrschte völlige Stille in der Halle. Bis auf Lycopersa schienen alle Anwesenden meine Nervosität und Anspannung zu teilen, sogar Hannes.
    Ich sah mich vorsichtig um. Ein ringförmiger Graben war um uns herum entstanden, unterbrochen durch die Säulen. Er führte steil in die Tiefe. Wie tief, wollte ich lieber nicht herausfinden. Ich bemerkte ein schwaches rotes Leuchten, das von unten her die Ränder des Abgrunds erhellte. Dann schossen plötzlich meterhohe Flammen aus den Spalten bei den Säulen, begleitet von einem ohrenbetäubenden Kreischen. In den Flammen zeichneten sich die Silhouetten irgendwelcher Gestalten ab.
    Als die Flammen erloschen und das Kreischen endlich endete, waren wir von einer Horde zweieinhalb Meter hoher humanoider Kreaturen umzingelt, etwa dreißig an der Zahl. Ihre Haut war feuerrot - obwohl das aufgrund der rötlichen Raumbeleuchtung auch täuschen konnte - und statt Haaren trugen sie je ein Paar Hörner am Kopf, wie die Rinder auf dem Hof meiner Eltern. Sie waren sehr muskulös, hatten krallenbewehrte Finger und schauten äußerst zornig drein. Überhaupt machten sie keinen freundlichen Eindruck.
    Und die sollten wir nun alle plattmachen? Mit nur vier dazu geeigneten Waffen? Uns blieb wohl nichts weiter, als es zu versuchen.
    Ich sah mich noch einmal kurz um. Coccineo ging bereits auf die beiden dunklen Magier los, während Corianda mit geschlossenen Augen einfach nur da stand und zu meditieren schien. Broccolus stand rechts neben mir. Zusammen mit den Servatoren - Lycopersas ehemalige Sklaven eingeschlossen - bildeten wir einen Ring um die Magierin herum.
    Die Höllenwesen warteten nicht darauf, dass jemand von uns zu ihnen kam. Einige von ihnen brüllten lautstark wie Bären, bevor sie alle zugleich in die Raummitte stürmten.
    Mit der rechten Hand umfasste ich fest den Griff meines Schwertes, mein linker Arm steckte in der Haltevorrichtung meines Schildes. Nun würde sich zeigen, was ich während meines Kampftrainings gelernt hatte.
    Dann stand mir auch schon das erste Ungeheuer gegenüber. Es hob einen Arm und schlug nach mir. Schnell machte ich einen Satz nach hinten. Die Klauen schlugen vor mir in den Boden. Ich sah die andere Pranke direkt auf mich zukommen und hob meinen Schild. Doch die Wucht des Schlages konnte ich damit kaum verringern. Mein Arm wurde gegen meine Brust gedrückt, der obere Rand des Schildes schlug mir ins Gesicht. Ich fiel rücklings zu Boden. Warmes Blut lief aus der Platzwunde an meiner Stirn, wo mich der Schild getroffen hatte.
    Wieder kam ein Arm auf mich zu, doch bevor er mich erreichte stieß die runde Klinge einer großen Streitaxt von links in den Ellenbogen, verschwand darin und trat auf der anderen Seite wieder aus. Mit einem dumpfen Poltern fiel der Unterarm kurz vor meinen Füßen zu Boden.
    Elehwator stand neben mir, seine Streitaxt noch immer auf das Ungeheuer gerichtet. Dieses brüllte ihn wutschnaubend an, schien sich aber um seinen abgetrennten Arm keine Gedanken zu machen. Statt Blut stießen einige Flammen aus seinem Armstumpf hervor. Sie wurden immer länger und drehten sich spiralförmig umeinander. Dann lösten sie sich wieder auf und rote Haut kam zum Vorschein. Der abgetrennte Arm war einfach nachgewachsen.
    Wie Corianda gesagt hatte, waren diese Viecher offenbar nicht mit normalen Waffen zu bekämpfen. Meine Waffe hingegen sollte nach der Verzauberung etwas effektiver sein. Bevor dieser Unterweltler Elehwator angreifen konnte, sprang ich auf, machte einen Schritt auf ihn zu und stieß mit meinem Schwert nach ihm. Er hatte meinen Angriff nicht kommen sehen. Bis zur Parierstange steckte die Klinge in seiner Brust. Ich zog sie wieder heraus und wartete ab, was passieren würde. Bei einem irdischen Wesen wäre dieser Stoß tödlich gewesen. Wenn Coriandas Verzauberung etwas bewirkte, würde es sich in den nächsten Sekunden zeigen.

    Die Fläche über Hannes wandelte sich zu einem Bild. Man sah die Außenwelt, offenbar von dem genannten Turm der Festung aus. Draußen vor der Mauer stand die Servatorenstreitmacht aus Nordeichenheim und wartete darauf, dass Lycopersa wegen Lebensmittelknappheit kapitulieren musste. Eine Hand kam von unten ins Bild und wurde nach vorne gerichtet. Völlig unvermittelt explodierte ein Katapult der Servatoren. Holzteile in allen Größen flogen umher und regneten auf die umstehenden Krieger nieder. Die Hand zeigte auf ein weiteres Katapult, das kurz darauf das gleiche Schicksal erlitt. Nacheinander zerstörte Lycopersa sämtliche Belagerungswaffen, auch die Trebuchets ganz weit hinten auf dem Hügel vor dem Lager der Servatoren.
    Dann wurde der Himmel dunkel. Schwarze Wolken drängten sich ins Bild und schienen die Sonne zu verschlucken. An den Pflanzen in der Umgebung konnte man erkennen, dass die Windstärke zunahm. In den Wolken zuckten in unregelmäßigen Abständen Blitze, deren begleitender Donner deutlich in Lycopersas Halle zu hören war.
    Die Wolken am Himmel begannen, sich um einen Punkt in ihrer Mitte zu drehen und die Servatoren auf dem Feld wurden noch unruhiger als sie es ohnehin schon waren. Einige der Krieger suchten hinter den Pfeilschutzwänden Schutz, doch der Wind war inzwischen so stark, dass keines dieser Holzgestelle stehen blieb. Wie Spielzeuge kippten sie um oder wurden fortgeschoben. Sie festzuhalten war unmöglich, wie eine kleine Gruppe von Kriegern demonstrierte. Ihnen wurde die Pfeilschutzwand, an die sie sich klammerten, einfach aus den Händen gerissen. Einer von ihnen hielt sich noch immer daran fest und wurde mit ihr davon geweht.
    Im Zentrum des Wolkenwirbels bildete sich eine deutliche Wölbung. Eine unsichtbare Kraft dehnte sie immer weiter nach unten, bis sie schließlich den Boden berührte. Wie ein riesiger grauer Rüssel hing die Windhose vom Himmel herab und tanzte durch die Reihen der Servatoren. Sand wirbelte auf und drehte sich in hoch aufragenden Wolken um das Zentrum der Windhose. Es folgten entwurzelte Pflanzen und Trümmerteile der zerstörten Belagerungswaffen. Die Kraft des Sturms nahm stetig zu und reichte für immer schwerere Gegenstände. Bald waren auch schon die ersten Servatoren darunter.
    Der graue Rüssel wuchs zu einem breiten schwarzen Ungetüm heran, das nichts mehr stehen ließ, was ihm zu nahe kam. Die Servatoren, die noch in der Lage dazu waren, flohen von dem Schlachtfeld und rannten in Richtung Lager. Doch die meisten von ihnen erreichten nicht einmal den Hügel. Aus den Wolken schlugen Blitze auf die Flüchtigen herab und dezimierten sie erheblich.
    „Wir müssen das beenden“, sagte Corianda entschieden.
    Hannes hatte sie gehört. „Das liegt wohl kaum in Eurer Macht.“
    „Werden wir sehen.“
    Die Magierin riss ihre Arme in die Höhe, woraufhin ein greller Lichtblitz den Raum erhellte. Ich kniff reflexartig die Augen zu, aber zu spät, um nicht geblendet zu werden. Als ich sie wieder öffnete, sah ich nichts als bunte Flecken. Ich hörte die Geräusche hastiger Schritte, konnte sie aber nicht ihren Verursachern zuordnen. Aus der Überlegung heraus, dass jemand in dieser Situation von einer Waffe Gebrauch machen könnte, eilte ich in geduckter Haltung in die Richtung, in der ich eine der Steinsäulen vermutete. Auf halbem Wege stieß ich mit jemand zusammen.
    „Hanswalter?“, sagte diese Person mit der Stimme von Broccolus.
    „Zur Säule“, antwortete ich nur und setzte meinen Weg ins Ungewisse fort. Ich spürte, dass der Andere neben mir lief.
    Als wir die Säule tatsächlich erreichten, gingen wir dahinter in Deckung. Mein Sehvermögen kehrte allmählich zurück und ich vergewisserte mich erst einmal, dass die Person neben mir wirklich Broccolus war. Dann sah ich vorsichtig aus der Deckung heraus in den Raum.
    Coccineo und die Servatoren unserer Gruppe hatten sich ebenfalls an die Seiten des Raumes zurückgezogen. Hannes stand noch immer vor der Tür und sah sich verwirrt um. Corianda entdeckte ich hinter Lycopersas Servatoren. Ihr zufriedenes Lächeln sagte mir, dass ihre Aktion wie geplant verlaufen war - was auch immer sie gerade getan hatte.
    Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass sich auch die Stimmung der zwölf Servatorensklaven erhellt hatte. Einer von ihnen bewegte sich sogar. Dann sah ich auch den Grund dafür. Corianda ließ nacheinander zwölf metallene Ringe aus ihrer Hand gleiten und zu Boden fallen, während sie wieder in die Raummitte ging. Auch der Rest von uns trat wieder hervor.
    Hannes‘ Grinsen war verschwunden. Er rief nach seinem Meister, der sich sogleich wieder von seinem Turm herunter teleportierte.
    „Was gibt es?“, fragte er. Dann fiel sein Blick aber gleich auf seine Sklaven. „Oh, Ihr habt sie befreit.“ Gleichgültigkeit lag in seiner Stimme, obwohl er Hannes einen Moment verärgert ansah. „Alle zwölf, vor den Augen meines Mitarbeiters.“
    Hannes rang nach Worten. „Meister... es ging so schnell. Ich...“
    Doch Lycopersa beachtete ihn nicht weiter. „Aber das ist nicht weiter tragisch“, erklärte er uns. „Ich werde das Verhältnis einfach mit ein paar neuen Untergebenen ausgleichen. Während Eure Freunde draußen durch eine Gewalt von oben sterben, werdet Ihr es durch die Mächte der Tiefe tun.“
    Corianda wurde unruhig. Sie neigte sich ein wenig zu Coccineo hinüber und raunte im unauffällig ein paar Worte zu. Dieser ging sogleich einige Schritte nach vorn.

    Die Gestalt trat in den Raum. Es war Solanus Lycopersa.
    „Ihr wollt schon gehen?“, fragte er. „Das wäre aber schade. Die Party hat doch gerade erst begonnen.“
    Er sah uns alle der Reihe nach an. Neben den vielen Narben in seinem Gesicht, fielen mir vor allem seine kleinen stechenden Augen auf. Mit seinen finsteren, groben Gesichtszügen und seiner überdurchschnittlichen Körpergröße machte er einen sehr furchteinflößenden Gesamteindruck. Um seinen Hals trug er eine Kette mit einem geschliffenen roten Edelstein - oder Glaskristall.
    „Corianda Sativis“, sagte er, als sein Blick auf die Magierin fiel. „Wollt Ihr Euch etwa den blaugrünen Stein holen? Glaubt Ihr, dass Ihr erfolgreicher sein werdet als Eurer Wolf oder Eure Dienerschaft?“
    „Meine Dienerschaft?“, fragte Corianda.
    „Euer Dienstmädchen, das hier aufgetaucht ist und den Stein mitgenommen hat kurz nachdem wir ihn von Euch zurückgeholt hatten. Sie ist nicht weit gekommen. Wenige Tage später haben wir sie und ihren Gatten aufgespürt. Dummerweise haben wir erst nach ihrem Tod festgestellt, dass sie den Stein nicht mehr bei sich hatten.“
    „Ihr habt Giselle und Horst getötet?“, fragte Broccolus.
    „Giselle und Horst, das waren ihre Namen“, erinnerte sich Lycopersa. „Tja, hätten sie sich mal besser nicht an meinem Eigentum vergriffen.“
    Broccolus wirkte recht ungehalten über diese Information.
    „Der blaugrüne Stein ist nicht Euer Eigentum“, sagte Corianda, bevor er etwas sagen konnte.
    „Ich hatte zwei Jahre lang an Teleportationsmöglichkeiten in andere Welten geforscht. Dieser Stein ist das Ergebnis dieser Arbeit. Wie kommt Ihr dazu, in Frage zu stellen, dass er mein Eigentum ist?“
    „Weil er das Gegenstück zu meinem Stein ist.“
    „Ihr habt auch so einen Stein entwickelt? Hochinteressant. Dann könnte man Euren Stein also auch als Gegenstück zu meinem bezeichnen.“
    Ein Schimmer der Erkenntnis legte sich auf Coriandas Gesicht. Offenbar hatten die beiden Magier ihre Steine etwa zur gleichen Zeit entwickelt, woraufhin sie sich mehr oder weniger unbeabsichtigt miteinander verbunden hatten. Lycopersas Stein könnte möglicherweise auch der Grund dafür sein, dass Coriandas Stein nicht das geworden ist, was er eigentlich hatte werden sollen: ein einfacher Düngemittelersatz.
    „Wärt Ihr denn nun so freundlich, die Tür freizugeben?“, fragte Coccineo. „Eure Party, wie Ihr es nennt, ist nicht so ganz das, was ich mir unter diesem Wort vorstelle.“
    „Es ist bedauerlich, zu hören, dass meine Anstrengungen Euren Erwartungen nicht genügen“, meinte Lycopersa. „Aber sagt mir, auf welche Tür bezog sich Eure Anfrage?“
    Grinsend machte er einen Schritt zur Seite und fuhr mit der offenen Handfläche über die Wand hinter sich. Daraufhin fiel die Tür ins Schloss und fing an, eigenartig zu flimmern. Ihre Konturen verschwammen, das Eisen nahm immer mehr die Gestalt des umliegenden Mauerwerks an bis es davon nicht mehr zu unterscheiden war. Die Tür war verschwunden.
    „Darf ich die Herrschaften nun bitten, mich nach oben zu begleiten?“, sagte er immer noch grinsend. „Die anderen Gäste warten.“ Von einem Moment auf den anderen stand er plötzlich oben in der Kellertür. „Ihr könnt natürlich auch gerne dort unten verweilen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die Mauersteine beißen.“
    „Der hat doch wohl ‘ne Delle im Helm“, meinte Broccolus kopfschüttelnd.
    Doch dann mussten wir feststellen, dass einige der Mauersteine sich aus den Wänden lösten und auf uns zu hüpften. Auf einer Seite war ihnen ein Maul mit messerscharfen Zähnen gewachsen.
    Wir beschlossen, dass es besser war, den Keller zu verlassen.
    Oben in der Halle begegneten wir dann auch den anderen Gästen, die unser freundlicher Gastgeber erwähnt hatte. Zwölf Servatoren standen dort nebeneinander in einer Reihe und versperrten den Weg zum Tor. Sie waren mit schwarzen Gewändern bekleidet und trugen glänzende Schwerter an ihren Hüften. Ihre Gesichter waren ausdruckslos. Keiner von ihnen bewegte sich. Sie sahen nicht einmal zu uns, als wir den Raum betraten. Vor der kleinen Tür links von uns sah ich ein bekanntes Gesicht. Hannes stand dort und grinste überlegen.
    Lycopersa schloss die Kellertür hinter uns und streckte seine Arme zum Hallendach. Über Hannes erschien eine große schwarze Fläche.
    „Ich nehme an, die Magier unter Euch sind mit den magischen Wesenheiten der Welten vertraut“, sagte Lycopersa. „Wisst Ihr denn auch, was passiert, wenn man Teile der Signaturen mehrerer Welten extrahiert und in einem Medium vereint?“ Er wedelte mit dem Stein seiner Halskette. „Bis vor Kurzem kannte ich nur zwei Welten, aber dann brachte mir Hannes den gelben Stein. Die Macht der drei Welten steckt nun in diesem unscheinbaren Glaskristall. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was man damit alles anstellen kann. Ein simples Fingerschnippen genügt, um eine ganze Festung vor schweren Geschossen zu schützen. Ich kann die Welt im Alleingang erobern, oder vielleicht auch alle drei. Nichts kann sich mir in den Weg stellen.“ Er lachte finster. „Ursprünglich sollten mir die Servatorensklaven dies ermöglichen. Seit Jahrzehnten verteilen die gutgläubigen Bauern schon die Halterringe unter den Servatoren. Sie glauben, dass sie ihre Sklaven ihnen dienen, doch tatsächlich erweitern sie nur meine Armee. Nun aber brauche ich die Servatoren nicht mehr. Sie sind nur noch ein Schandfleck in meinem neuen Reich, den man schnellstmöglich entfernen muss. Ich werde gleich mit Euren Freunden vor der Festung beginnen.“ Er deute auf die schwarze Fläche. „Dort könnt Ihr beobachten, wie ich sie meine neu gewonnene Macht spüren lasse. Während ich oben auf dem Turm bin, werden Hannes und die Servatoren sicherstellen, dass Ihr inzwischen keine Dummheiten macht.“
    Er ging auf die Tür hinter Hannes zu, blieb dann aber wieder stehen. „Da wäre ich doch beinahe zu Fuß gegangen.“ Dann hatte er sich plötzlich in Luft aufgelöst.

    Broccolus ging hinüber zu dem Rad neben der Hütte, mit dem die Kombination eingestellt wurde, während ich die Tür der Hütte öffnete. Die Falltür im Boden war verschlossen. Anders als Fred, blieb ich vor dem Häuschen stehen und streckte meinen Arm durch die Tür, um den Schalter unter dem Dach zu drücken. Auch Broccolus stellte sich etwas geschickter an als Karl. Nach wenigen Sekunden hatten wir die Falltür geöffnet. Sie schwang nach unten auf und schlug polternd gegen die Seitenwand des darunter befindlichen vertikalen Tunnels. Eine Leiter führte drei Meter tief in einen schwach beleuchteten Gang. Von Exkrementen gab es keine Spur.
    Nacheinander kletterten wir alle die Leiter hinunter und folgten dem langen mit Fackeln ausgestatteten Gang, in dem wir gerade so aufrecht stehen konnten. Corianda ging voraus. Alle paar Meter prüfte sie mit ihrer durchsichtigen Kugel, ob unerfreulicher Gegenverkehr zu erwarten war.
    Nach einer Weile kamen wir zu einer eisernen Tür. Sie war verschlossen, aber Corianda legte nur ihre Hand an das Schlüsselloch und flüsterte ein paar unverständliche Worte, woraufhin sich die Tür problemlos öffnen ließ.
    „Bei so einer wichtigen Tür hätte ich eigentlich ein komplizierteres Schloss erwartet“, meinte sie.
    „Lycopersa hat wohl nicht damit gerechnet, dass jemand hinter das Geheimnis des Klohäuschens kommt“, sagte Broccolus.
    Langsam öffnete die Magierin die Tür, während die Servatoren, Broccolus und ich unsere Waffen zogen. Der Raum hinter der Tür war klein und leer. Eine steinerne Treppe führte ein Stockwerk nach oben und endete vor einer weiteren Tür. Auch sie war schnell geöffnet.
    Dahinter lag eine große runde Halle mit breiten Steinsäulen am Rand, die bis zur der gut zehn Meter hohen Decke reichten. Durch die hohen kunstvollen Buntglasfenster fiel das Tageslicht in den Raum und zeichnete farbige Muster auf den Steinboden. In der Wand links von uns befand sich eine geschlossen Holztür, rechts ein großes offenstehendes Tor, durch das man aus dem Gebäude hinaus auf einen staubigen Platz sehen konnte.
    „Wir sollten erst einmal versuchen, die Magier von den Türmen zu bekommen“, schlug Alhigator vor. „Dann könnten wir versuchen das Haupttor der Festung zu öffnen.“
    „Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir wegen Lycopersa hier sind“, erinnerte Corianda. „Wenn wir jetzt dort hinausgehen und kämpfen verspielen wir unseren Vorteil der Überraschung für seine Lakaien.“
    „Andererseits könnte es auch von Vorteil sein, ein paar Schwerter mehr an unserer Seite zu haben, wenn wir gegen ihn antreten“, gab Coccineo zu bedenken.
    Corianda überlegte einen Moment. „Gut, lasst uns erst die Magier von den Türmen beseitigen.“ Sie wandte sich an Broccolus und mich. „Ihr beide wartet hier. Oder besser noch: geht zurück in den Wald. Dort ist es sicherer.“
    „Wir können helfen“, protestierte ich.
    „Ihr habt uns schon sehr geholfen. Ohne Euch wären wir jetzt nicht in der Festung.“
    „Aber...“
    „Es ist besser für Euch.“ Sie war freundlich, aber bestimmt. Ich sah ein, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde.
    Broccolus packte mich am Arm. „Lass uns gehen.“
    Wir wünschten den Anderen viel Glück und machten uns auf den Weg zurück in den Kellerraum. Doch in den unterirdischen Gang kamen wir nicht. Die Eisentür war wieder ins Schloss gefallen und dummerweise hatte sie von dieser Seite keine Türklinke, nur einen Knauf.
    „Wir brauchen wohl nochmal den magischen Schlüsseldienst“, meinte Broccolus. Aber als wir wieder in die Halle gingen waren die Anderen bereits verschwunden.
    „Was jetzt?“, fragte ich.
    Broccolus zuckte ratlos die Schultern. „Wir werden wohl in dem Kellerraum ausharren müssen.“
    So setzten wir uns auf die Treppe und warteten. Die Tür zur Halle ließen wir einen Spalt geöffnet, um sehen zu können, ob jemand kam.
    Es verging eine halbe Stunde, ohne dass etwas geschah. Doch dann hörten wir Stimmen. Einige Gestalten kamen eilig durch das Tor gelaufen. Es waren unsere Magier und die Servatoren. Sie wirkten aufgeregt. Alhigator gab seinen Kameraden Handzeichen, woraufhin sie sich zu beiden Seiten neben dem Tor postierten. Die beiden Magier und er stellten sich weiter in die Raummitte.
    Acht weitere Gestalten kamen in den Raum gelaufen. Scheinbar waren sie der Grund der Aufregung. Bevor sie die Servatoren am Tor bemerkten, waren sie auch schon an ihnen vorbeigelaufen. Ich begriff, dass dies ein Hinterhalt war. Den acht dunklen Magiern schien dies auch langsam zu dämmern, aber zu spät. Schon stürzten sich die Servatoren von allen Seiten auf sie. Der Kampf dauerte nicht einmal eine Minute.
    Die siegreichen Kämpfer kamen auf die Kellertür zu, Corianda voran. Als sie die Tür aufzog, stieß sie gleich auf Broccolus und mich.
    „Was macht Ihr denn noch hier?“, fragte sie überrascht.
    „Die Tür geht nicht mehr auf“, antwortete Broccolus.
    „Was ist passiert?“, wollte ich wissen. „Ist das Tor der Festung offen?“
    „Nein“, sagte Corianda. „Wir haben alle Magier auf den Türmen ausgeschaltet, aber der Schutzzauber ist nicht verschwunden. Auch das Torhaus wird durch so einen Zauber geschützt. Wir müssen zurück und mehr Krieger durch den Geheimgang holen.“
    „Und ich würde vorschlagen, dass wir uns ein wenig beeilen“, meinte Alhigator. „Die Magier wissen jetzt, dass wir hier sind. Sie werden bald darauf kommen, wie wir in die Festung gelangt sind.“
    Wir gingen zu der Eisentür im Keller und Corianda kümmerte sich ein weiteres Mal das Schloss. Als sie die Tür aufzog stand plötzlich eine Gestalt im schwarzen Umhang vor uns. Diejenigen von uns, die der Tür am nächsten standen, machten einen erschrockenen Schritt zurück.

    Buch 4 - Die Macht der drei Welten

    Als Broccolus und ich auf das Schlachtfeld ritten, schossen die Servatoren noch immer Pfeile, Bolzen und Gesteinsbrocken auf die Festung. Offenbar setzten sie darauf, dass die Magier auf den Türmen irgendwann ermüden würden.
    Hinter einer der Pfeilschutzwände entdeckten wir Corianda und Coccineo. Sie waren gerade in ein Gespräch mit fünf Servatoren vertieft. Zwei von ihnen erkannte ich sofort. Es waren Kunibert und Elehwator.
    Ein weiterer musste allem Anschein nach Präodor sein. Er war mit einer metallenen goldverzierten Generalsrüstung bekleidet, während die anderen drei Servatoren - wie auch die beiden Magier - nur die üblichen Lederrüstungen trugen. An seiner Hüfte trug er ein edles Breitschwert, an dessen Fertigung ich mich nicht erinnern konnte. Es musste wohl aus einer anderen Schmiede stammen. Sein Gesicht strahlte Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit aus. Vermutlich war es nicht so einfach, ihn zum Lachen zu bringen.
    „Was macht Ihr denn hier?“, rief Corianda als wir auf die Gruppe zuritten.
    Wir stoppten die Pferde wenige Meter vor ihr.
    „Wir haben da etwas im Wald gefunden, das möglicherweise den Ausgang dieser Schlacht beeinflussen kann“, berichtete ich.
    „Das wäre?“, fragte der Servator mit der metallenen Rüstung interessiert.
    „Ein geheimer Zugang zu der Festung. Ich vermute, dass dort die Magier hergekommen sind, die heute in den frühen Morgenstunden angegriffen hatten.“
    „Das klingt interessant.“
    „Meister Präodor“, sprach ihn einer der Servatoren an, „wir sollten vielleicht eine Truppe zusammenstellen und diesen Zugang untersuchen.“
    „Das werden wir tun, Alhigator. Aber die Gruppe darf nicht zu groß sein, damit sie nicht auffällt. Du, Elehwator und Djuälcor werdet die beiden Menschen begleiten.“
    „Phaseolus und ich werden auch mitgehen“, sagte Corianda.
    „Das wollte ich gerade vorschlagen. Ihr wisst wohl am ehesten, was Euch in der Festung erwartet. Daher werdet Ihr das Kommando übernehmen.“
    „Ich gehe auch mit“, sagte Kunibert.
    „Gut, aber das sollte dann reichen. Wenn der Zugang Euch wirklich in die Festung führt, schaltet Ihr die Magier auf den Türmen aus und versucht das Tor zu öffnen, sofern sich die Möglichkeit bietet. Sollte Euch zufällig Lycopersa über den Weg laufen, kümmert Ihr Euch zuerst um ihn.“
    „Selbstverständlich“, stimmte Corianda zu. „Sein Fall ist ja unser Ziel in diesem Krieg.“
    „Meister Coccineo wird den ganzen Laden in Brand setzen“, sagte ich. „So, wie Lycopersas Leute vorhin.“
    Doch dieser schüttelte den Kopf. „So ein großer Zauber kostet eine Menge magische Kraft. Es wird Tage dauern bis ich ihn wieder ausführen kann. Eigentlich wollten Corianda und ich uns unsere Kraft für Lycopersa aufheben, aber es gab vorhin keine andere Möglichkeit mehr, uns zu verteidigen. Ich hoffe, dass Corianda weiter kommt als ich.“
    „Wenn Ihr es nicht schafft, das Tor zu öffnen, müssen wir wohl einen offenen Angriff über den Zugang im Wald wagen“, meinte Präodor. „Solange aber nicht geklärt ist, ob der Zugang wirklich in die Festung führt, können wir nicht von der Belagerung abrücken.“
    „Wir werden sehen, was wir tun können“, sagte Corianda.
    Die beiden Magier und die vier Servatoren kamen zu Broccolus und mir herüber. Ich stellte fest, dass sie sich waffentechnisch optimal ergänzten. Kunibert war mit Pfeil und Bogen bewaffnet, Alhigator mit einem Morgenstern. Elehwator trug eine schwere zweischneidige Streitaxt und Djuälcor zwei einhändige Schwerter. Die Magier hatten ihre Magie, dennoch trugen beide einen Dolch an ihrem Gürtel.
    Gemeinsam brachen wir auf. Broccolus und ich ritten voraus, während die Magier mit den Servatoren an den Händen im gleichen Tempo folgten. Kurz vor der Lichtung ließen wir die Pferde zurück und bewegten uns leise zu Fuß weiter.
    Die Lichtung war verlassen. Die dunklen Magier mussten schon durch die Falltür verschwunden sein. Corianda formte eine durchsichtige Kugel in ihren Händen, die kurz nach ihrer Entstehung geräuschlos zerplatzte. Dann horchte die Magierin einen Moment lang in den Wald hinein, während wir anderen sie interessiert beobachteten.
    „Es ist niemand in der Nähe“, sagte sie in normaler Gesprächslautstärke und stieg aus dem Gebüsch auf die Lichtung. Wir folgten ihr gutgläubig.
    „Dieser Donnerbalken soll der geheime Zugang sein?“, fragte Coccineo. „Sagt mir, dass wir jetzt nicht in die Grube klettern müssen.“
    „Ich glaube nicht“, beruhigte ich ihn. „So wie ich das verstanden habe, befindet sich der Zugang vor der Schüssel. Selbst wenn doch: ein Klo im Wald wird wohl eher selten besucht.“
    „Außer den Festungsbewohnern weiß vermutlich niemand von diesem stillen Örtchen“, stimmte Broccolus zu. „aber die werden ja wohl kaum ihren eigenen Geheimgang vollkacken.“
    „Lasst es uns herausfinden.“

    Ich habe gerade die Spalte "M-Besitzer" im Marktbuch entdeckt. Die macht das Buch viel übersichtlicher. :thumbup:

    Stadt: Ribeck im Havelland (da wo der Birnbaum stand)
    Land: Ruanda
    Fluss: Rur
    Beruf: Rentierzüchter
    Name: Ralf
    Pflanze: Ribecks Birnbaum
    Tier: Rohrdommel
    Film: Ratatouille
    Möbelstück: Runder Tisch
    Nahrungsmittel: Radieschen
    Getränk: Red Bull
    Gerät / Maschine: Rüttelplatte