Die eine oder andere ungewöhnliche Kreatur hatte Lahja in Noröm ja schon gesehen, aber die Wesen, die Trent bevölkerten ließen sie doch mehr als ein Mal verwirrt blinzeln oder gar mit offenem Mund starren: Menschen lebten mit und neben Dunkelelfen, ein Zeitparadoxon hatte sie getroffen (von dem sie bisher nicht einmal ahnte, daß es so etwas gab), einen wandelnden, höchst geselligen und musikalischen Baum, einen Drachen, der sich gern als Rutsche oder Flugdrachen nutzen ließ, Wiesel, Bären, Katzen jeglicher Größe. MasterX hatte offensichtlich Kreaturen aus allen bekannten (und ihr sicher auch jede Menge unbekannten) Welten gerettet und sie hatten wohl gelernt, hier gemeinsam zu leben.
Trent war recht groß, größer als sie anfänglich angenommen hatte, denn neben Marktplatz und öffentlichen Gebäuden gab es auch eine Siedlung mit privaten Häusern. Diejenigen, die schon lang in Trent lebten, hatten sich wahre Paläste geschaffen, ein Haus schöner als das andere. Lahja würde sich so etwas wahrscheinlich nie leisten können, aber so lang sie irgendwo einen trockenen, sicheren Platz für ihr Nachtlager finden würde, brauchte sie kein Haus.
Auf dem Marktplatz herrschte immer reges Treiben, man traf sich hier nicht nur zum Handel, sondern auch zum Plaudern ... und Feiern.
Erst ein paar Tage hier, fand sich Lahja inmitten einer feucht-fröhlichen Feier wieder. Es wurde Musik gespielt, getanzt, gespeist, getrunken, mehr getrunken, zu viel getrunken, Tauziehen wurde gespielt, Louhi der Drache stellte sich als Rutsche und Flugdrachen zur Verfügung (die Tatsache, daß Lahja bereits zu mehreren alkoholischen Getränken eingeladen und überredet worden war, fand beinahe einen bösen Ausgang für ihren Mageninhalt und Louhis Hals, als der Drachen mit ihr auf den Schultern Schleifen und Loopings flog und in halsbrecherische Sturzflüge ging).
Es war ein herrlicher, amüsanter Abend gewesen ... aber der Kater, der sie am nächsten Morgen bestrafte, ließ sie sich schwören, nicht mehr so viel zu trinken, zumindest keine alkoholischen Getränke. Den ganzen Tag über war sie kaum fähig, den Tonkrug zu halten, um das versprochene Wasser zu schöpfen und zu liefern. Die ersten gefüllten Krüge wurden nicht in Schläuche und Fässer gefüllt, sondern über ihrem Rotschopf ausgeleert, damit sie wieder halbwegs zu Sinnen kam.