Beiträge von Klamdor

    Kapitel 40


    Macht und Wissen


    Aldana unterbrach ihren Satz. Die Augen weit geöffnet starrte sie auf die Phiole. Loulu stand still daneben. Es war jetzt nicht angebracht etwas zu fragen. Die Kräuterfrau drehte sich plötzlich zu Loulu um. „Es ist unglaublich...ich frage mich wie die Orks in dessen Besitz kamen. Es gibt nur eine logische Erklärung. Geraubt können sie es nicht haben. Kein Ork kann es mit diesem Volk aufnehmen. Sie müssen sich verbündet haben. Gegen die Menschheit und die Zwerge. Vielleicht auch gegen die Elben. Es ist eine tödliche Allianz. Dazu noch das grüne Grauen. Wir müssen uns wappnen, Loulu. Unsere Kräfte bündeln wenn wir Klamdor unterstützen wollen. Angrosch wird selbst genug zu tun haben um Gefahren abzuwehren.“ Sie schaute wieder auf die Phiole. „Von welchem Volk redest du denn?“, wollte Loulu wissen. Aldana setzte zu einer Antwort an doch plötzlich wurde ihr Gesicht fahl und weiß. „Gefahr“, flüsterte sie. „Ich erkläre es dir später. Jetzt droht eine andere Gefahr. Ich muss eingreifen. Loulu, ich brauche deine Unterstützung.“ Die angesprochene schaute fragend in die Augen der Hexe. Diese sprach weiter: „Ich werde dir alles sagen. Nur jetzt müssen wir unsere Kräfte vereinen.“


    Sie holte einige Dinge aus den Regalen und begab sich zu einer Art Altar, wo einige Utensilien standen. Mit geschickten Händen verteilte sie verschiedene Kräuter um eine Figur, die aus Glas zu bestehen schien. Sie war fast gänzlich durchsichtig, doch im inneren waren schwache Nebelschwaden zu erkennen. Die Figur saß vor einem großen Kessel und schien darin zu rühren. Loulu erkannte die Gestalt und bevor sie etwas sagen konnte drehte sich Aldana zu Loulu um. „Du denkst richtig, Loulu, Tochter der Morrigan. Es ist ein Abbild der Göttin Cerridwen“ Sie fasste Loulu bei den Händen. „Es ist jemand in meinen Laden eingedrungen und ich muss ihn aufhalten. Eines jener Wesen, die auch diesen Trank in der Phiole herstellten. Wie werden nun Cerridwen beschwören damit ich meinen Geist auf die Reise schicken kann. Du musst mir dabei helfen.“


    Loulu nickte. Sie kannte Cerridwen, die Erdgöttin. Sie selbst hatte zwar noch keinen Kontakt zu ihr gehabt aber sie wusste um ihre Eigenschaften. Cerridwen galt unter anderem als Göttin der Transformation und des Todes. Loulu begann zu ahnen was Aldana vor hatte. Sie wollte sich mit Hilfe der Göttin als fein-stoffliches Wesen in ihren Laden begeben und das ausschalten, was eingedrungen war. Da es wohl eine große Gefahr für sie darstellte, willigte sie ein. Aldana richtete nochmals die Kräuter um die Figur. Danach fasste sie Loulu an den Händen. „Gib deinen Geist frei, Loulu. Zusammen sind wir stark. Sehr stark.“ Loulu umfasste die ihr dargebotenen Hände. Sie spürte fremde und doch vertraute Gedanken. Diese waren freundlich und doch bestimmt, vereinigten sich mit ihren und langsam flossen diese dann in Richtung der Erdgöttin. Die Schwaden innerhalb der Figur begannen einen wilden Tanz zu vollführen. Wohlige Wärme umschloss beide als Cerridwen sich meldete.“Keine Angst, ich helfe euch,“


    Aldana begann leicht durchscheinend zu werden. Schwankend hielt sie sie bei den Händen. Der Geist Aldana`s schien sich vom Körper zu lösen. Dieser schwebte einige Zeit über dem Boden, waberte auf die Figur zu, dann wieder weg. Urplötzlich schoss ein Lichtstrahl aus der Statue gegen die Decke des Raumes.


    Aldana bemerkte wie sie auf weichen Wellen getragen wurde und sah im nächsten Augenblick das Zimmer, in dem sie mit Loulu gesessen hatte. Die feindseligen Gedanken kamen aus dem Laden selbst und bewegten sich auf sie zu. Aldana schwebte, bereit zuzuschlagen. Noch wartete sie. Mit einem Ruck wurde die Tür geöffnet. Im selben Augenblick schickte sie einen grellen Lichtstrahl dem Ziel entgegen. Der Mann wurde nach draußen geschleudert, und sie drang blitzschnell in die Gedanken der Person ein. Iradim war sein Name und er stammte von dem ihr vermuteten Volk ab.

    Fein stofflich schwebte Aldana über Iradim, begann seinen Körper zu malträtieren. Dabei schickte sie ihm telepathisch eine Botschaft. „Du kannst es nicht mit uns aufnehmen, Iradim. Ich weiß von welchem Volk du bist. Die, die du suchst ist bei mir in Sicherheit. Wir beide sind fast geeint und mächtiger denn je. Du wirst es mit in dein Grab nehmen.“ Die Kräuterhexe tötete Iradim, sah durch den Nebel wie die Eingangstüre aufgezogen wurde und Galdwin den Raum betrat. Er besah sich den Toten und bestätigte die Annahme der Besitzerin des Ladens.


    Ihr Geist kehrte zu der Waldhütte zurück. Die Bewegungen innerhalb der Figur wurden schwächer und Cerridwen löste den Kontakt. Aldana sank in die Knie wo Loulu sie schnell auffing. Sie legte sie vorsichtig auf ein Lager und holte etwas zu trinken. Als Aldana die Flüssigkeit zu sich nahm kehrten ihre Lebensgeister zurück. „Es ist vollbracht. Er ist tot“ Danach berichtete sie die Ereignisse der zuhörenden Loulu.


    „Es ist an der Zeit dir zu sagen wer dieses Volk ist von dem ich rede. Es handelt sich um die....“


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    Kapitel 39


    In die Falle getappt?


    „Diese Dilfahliil denken sie würden leise reisen, dabei machen sie für ihre begrenzte Größe ziemlich enormen Krach. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir nicht die Einzigen sind, diebereits aufmerksam auf diese Meute herum trampelnder Draufgänger wurden, vielleicht solltest du dich kurz auf die Suche nach ungebetenen Gästen machen…“ Es brauchte nur wenige Momente für die Sonne, um ihren großen schwerfälligen Körper über die fernen Berge am Horizont zu ziehen und damit die Landschaft und auch den dichten Wald angenehm warm zu illuminieren. Vögel zwitscherten ahnungslos fröhlich von den Baumwipfeln herab. Die Luft roch nach Erde und Natur und schmeckte nach einer Ruhe vor einem unnachgiebigen Sturm. In der Ferne waren die tiefen Stimmen der Zwerge zu vernehmen, die versuchten klammheimlich und versteckt zu kommunizieren. Die Ohren des Fremden sind allerdings zu gut, um dass deren Stimmen ungehört an ihm vorbeigingen würden. Er striegelte sein Ross, jenes, welches immer noch voll bepackt und sichtlich erschöpft von der Reise ist. In unmittelbarer Nähe krächzt Sunvaar aus dem Himmel herab. „Ich dachte mir, dass wir nicht allein sind, diese Trampel hört man überall. Komm Sunvaar, wenn sie aufbrechen müssen wir das auch, sie sind in Gefahr und das gefällt mir ganz und gar nicht!“


    Der Fremde zog seine Kapuze über und sammelte seine Lebensmittel sowie Schlafmöglichkeiten in eine große Tasche auf seine Schulter, um diese dann mit einer lässigen Bewegung auf den Rücken seines Rosses zu schwingen und jene darauf zu fixieren, bevor er seinen eigenen Körper athletisch auf den Schimmel warf und ohne zu zögern gen Norden ritt, Versteckt im Dickicht manövrierte der Fremde souverän zwischen Stämme und Gebüsch hindurch, die Zügel fest in der Hand begleitet von seinem gefiederten Freund Sunvaar. Er überholte vorsichtig die Zwerge, welche bereits vorsichtiger unterwegs zu sein schienen wie bisher, als hätten sie eine ungute Vorahnung. Leises aber kraftvolles Galoppieren echot durch den Forst, bevor der Fremde den Wald verließ. Er rutschte bequem vom Sattel seines treuen Reittiers nachdem er in einem anderen dichten Wald angekommen ist. „Hör zu dicker, du magst eh keine Wälder, das weiß ich. Bleib hier am Waldrand. Sunvaar und ich holen dich später.“ Nach einem kurzen Abschied landete Sunvaar auf den Schultern des Fremden, welcher sich tiefer in den Wald bewegte. Es war nicht schwer auszumachen was sich dort verbarg.


    Gurgeln – aus schleimigen Rachen.

    Klappern – durch rostige Rüstungen.

    Stampfen – von unbeholfenen Füßen.

    Summen – der Fliegen, angezogen von üblem Geruch.


    Das Einzige, was sich noch lauter fortbewegt als Zwerge, sind Orks und davon gäbe es hier aus einem, dem Fremden unerfindlichen Grund, ja anscheinend zu genüge. Doch etwas ist komisch. Der Fremde hörte fünf Orks, vernahm aber die Präsenz und die Herzschläge von 6 Lebewesen. Er hielt inne und konzentrierte sich auf das Pochen des sechsten Herzens. Es klopfte leise, aber bestimmt. Wie sehr er es auch versuchte, der Fremde konnte keine anderen Geräusche diesem ominösen sechsten Herzschlag zu ordnen. Es wirkte fast so, als wäre dieses Lebewesen eins, mit seiner Umgebung. Eins mit der Natur. Dafür gab es nur eine Erklärung.


    „Ja kein Zweifel, Das leise Klopfen. Und das Fehlen jeglicher anderer Indizien ist leider genau das, was dich verrät du Mistkerl. Aber was hat ein Vulfahliil bei einer Gruppe von Ogiim zu suchen?“ flüsterte der Fremde zu Sunvaar, der immer noch geduldig auf dessen Schulter ruhte. Gebückt bewegt er sich in die Richtung der Geräusche. Die Umgebung war viel stiller als der vorige Wald. Vereinzelt erhaschte der Fremde das Klopfen eines Spechtes, welcher versuchte Baumrinde und Holz vom Baumstamm zu lösen, um sich eine sichere Schlafmöglichkeit zu schaffen. Tief-dunkelgrünes Moos bedeckte fast den gesamten Boden des Gehölzes. Die meisten Bäume waren morsch und alt, doch einige blühten frisch und gesund. Einsame Rotkappen und Birkenpilze ragten majestätisch aus dem flauschigen Flechtenmeer auf dem Boden.


    Der Ork stöhnte grunzend und schmerzerfüllt auf, bevor er die zerbrochene Klinge des Fremden an seinem Nacken spürte. In einem Bruchteil einer Sekunde stieß der Fremde das Schwert durch den faltigen und dreckigen Hals. Das Ungetüm brach ein, fiel auf seine Knie, um dann seitlich leblos in sich hineinzukollabieren. Stinkendes Blut strömte aus dem leblosen und grässlich entstellten Kadaver, während der Fremde einige Schritte näher an die Felsen schlich. Deckung suchend presste er sich dicht an das Gestein, bevor er seinen Bogen vorsichtig zückt. Sollte es ihm gelingen den Anführer auszuschalten, würde der Kampf ein leichter sein. Seine Brust expandierte, als er einen tiefen Luftzug einatmete und diesen für einen langen Moment innehielt, während er die Sehne seines Bogens langsam spannte und an dem Felsen, welcher ihm Deckung vor den Missgestalten bat, vorbei in Richtung des Hinterhalts blickte. Ein Augenblick von Stille. Als der Fremde seinen Zeige- und Mittelfinger entspannte und die Sehne losgelassen wurde, flog ein Pfeil zielsicher in Richtung des einzigen Lebewesens, dass nicht nach Verdorbenheit, Ausscheidungen und Blut roch. Thalumm allerdings bemerkte den Angriff in letzter Sekunde und versuchte dem Pfeil auszuweichen, woraufhin dieser ihn anstatt in den Hals, nur in die rechte Schulter traf. Die Zwerge waren nun auch bereits eingetroffen. Das Eskalieren der Situation ist jetzt unausweichlich. Blut würde fließen, und nicht nur das von Orks. Und der Fremde hofft, die Zwerge trauen ihm genug, um ihn wenigstens anzuhören, als er aus dem Dickicht in Richtung Weg rannte, und versuchte die Zwerge zu erreichen, bevor es der Hinterhalt würde.


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    Kapitel 38


    Ahnungslos



    Balum erschien, um Klamdor bei dessen Wache abzulösen. Die Nacht war dunkel, Sterne waren kaum zu sehen. Ebenso der Mond, der sich als schwach leuchtende Sichel am Himmel abzeichnete. Der Krieger aus Xorlosch setzte sich zu Klamdor. „Ich habe nichts auffälliges bemerkt. Die Nacht ist ruhig. Fast schon zu ruhig. Außer ein paar Tiere in der Nähe nichts. Hast du etwas geschlafen?“ Balum nickte. „Wir lernten in Xorlosch überall zu schlafen. Ebenso beim Schlaf wachsam zu sein. Feinde lauern überall. Ich habe nochmals über mein Gefühl nachgedacht. Zweifellos folgt uns etwas. Ob gut oder böse vermag ich nicht zu beurteilen. Es ist sehr geschickt, erspähen konnte ich es noch nicht. Drax sind es nicht und doch scheint da etwas mit zu schweben. Klamdor, ich spüre eine Aura die ich nicht fassen kann. Vielleicht ein Draxasch Echs. Ein Drachenmensch. Wie dem auch sei. Wenn ich mehr erfahre oder fühle sage ich es dir. Jetzt versuche etwas zu schlafen.“ Klamdor nickte und erhob sich um zu seinem Lager zu gehen.


    Balum hatte sehr viel gesprochen und Klamdor musste dies erst einmal verdauen, Wenn es wirklich ein Drachenmensch war, was wollte er denn hier? Jetzt wünschte er sich, Loulu wäre an seiner Seite. Seine Gedanken kreisten und schließlich fiel er in einen Traumlosen Schlaf. Er schreckte auf als ihn eine Hand berührte. Es war Girlik und er grinste ihn an. „Frühstück?“ Klamdor rieb sich die Augen und streckte sich. Dann sah er sich um. Barlok und Balum saßen auf Baumstümpfen und aßen Trockenfleisch. Noch einmal streckte er sich, stand auf und ging zu ihnen. Girlik packte indes den Karren und spannte das Pony an, „Die Nacht verlief ruhig,“ hörte er Balum sagen, dabei reichte er Klamdor ein Stück Fleisch, das er gerade abgeschnitten hatte. Er nahm es und schob es in seinen Mund.


    „Wir sollten aufbrechen,“ hörte er Girlik sagen. Die beiden vor ihm nickten und Balum verstaute die Verpflegung in seinem Rucksack. Danach packten sie ihre Sachen zusammen.und gingen wieder zur Straße zurück. Es war niemand zu sehen. Sie gingen weiter Richtung Norden dem Fluss entlang. Meist marschierten sie lautlos. Jeder hing seinen Gedanken nach. Das Gesicht der Landschaft änderte sich ständig. Manchmal schien es so, als gingen sie mitten durch einen Wald, den der Strom und die Straße geteilt hätten. Dann wieder wurde es hügelig und Steppengräser mit Dornenbüschen kamen zum Vorschein. Dann wurde es wieder felsiger und die ersten Ausläufer eines erneuten Waldes ließen Bäume zwischen dem Gestein wachsen. Balum nickte Klamdor unmerklich zu und dieser begab sich an seine Seite. „Es ist noch da. Mal schwächer mal stärker.“ Klamdor nickte. Auch jetzt kamen ihnen nur wenige Karren entgegen. Der Fluss war verwaist. Nach einer langgezogenen Rechtskurve sahen sie wieder einige große Felsen vor sich. Klamdor sah sich um, konnte aber nichts erkennen. Sie gingen weiter auf die Felsen zu. In Klamdor spannte sich jeder Muskel an. Er hatte ein ungutes Gefühl. „Passt auf“, sagte er leise zu seinen Begleitern. Diese nickten unmerklich.


    „Es wird stärker, Klamdor. Irgendwas stimmt nicht“ , hörte er Balum flüstern. Klamdor schaute sich erneut um, als sich alles schlagartig änderte.


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    Kapitel 37


    Iradim


    Dunkel lag der Wald vor ihm. Gespenstig wanderten Schatten umher wenn das fahle Mondlicht seinen Weg durch die Kronen der Bäume fand. Sicher bewegte er sich durch das Gewirr der Zweige. Ab und zu schreckte ein Vogel auf oder eines der Nachtaktiven Tiere nahm Reißaus. Die Dunkelheit machte ihm nichts aus und die nächtlichen Geräusche störten ihn nicht. Er fühlte sich sogar wohl, so einsam in der Natur. Einst war sein Volk sehr mit der Natur verbunden. Es war jetzt zwar nicht anders doch es war mehr die dunkle Seite die sie anzog. Früher war die Schönheit der Jahreszeiten, die Blütenvielfalt und das Wohl der Tiere ihr Anliegen. Daher auch die Kenntnisse der Heilkräfte der Natur. Nun waren sie auf die dunkle Seite gewechselt, aus den Heiltränken wurden Giftessenzen und so mancher Zaubertrank. Aber es waren nur noch wenige übrig, denn sie wurden gejagt und getötet. Sie wurden mit dem Bösen in Verbindung gebracht, dunklen Ritualen und ihre Kenntnisse von Zauber und die Herstellung gefährlicher Tränke nährten die Furcht vor ihnen. So lernten sie auch, sich zu tarnen, verstecken und niemanden außer sich selbst zu trauen.


    Er ging weiter durch den Wald denn er hatte einen Auftrag. Seine Nachforschungen würden in Ferdok beginnen. Er erreichte die Ausläufer des Waldes. Im Schutze der Dunkelheit näherte er sich der Stadt. Er sah die Wachen am Stadttor, suchte in seinen Taschen nach etwas und zog eine kleine Phiole hervor. Er lächelte als er den Gelblichen Inhalt in dem Kleinen Fläschchen sah. Sein Volk hatte gute Forschung betrieben. Er würde nicht sehr viel benötigen denn er musste ja nur an den Wachen vorbei. Als er gerade daran nippen wollte, kam ihm der Zufall zu Hilfe. Es entstand ein Tumult am Tor. Offensichtlich wollten ein paar Betrunkene die Stadt betreten. Die Wachen waren abgelenkt und er nutzte die Gelegenheit. Die Phiole verschwand wieder in der Tasche seines Umhanges, er duckte sich hinter einem Felsen und wartete noch ein wenig. Die Aufpasser waren zu sehr mit dem Pöbel beschäftigt und er wurde eins mit der Umgebung. Unbemerkt schlich er vorbei und befand sich auf einem großen Platz wo er sofort nach links in einer Seitengasse verschwand. Er überlegte kurz wo er seine Suche beginnen sollte und entschied sich, es im Hafen zu versuchen. Dort sprachen sich gewisse Dinge immer schnell herum. Er orientierte sich am Geräusch der Wellen die gegen das Ufer schlugen. Das sanfte ausrollen änderte sich zu einem klopfen und gurgeln. Da musste sich die Kaimauer befinden. Er begab sich auf den Weg, immer im Schutze der Dunkelheit. Es war nicht sehr viel los nur im Hafen wurde es lebhafter. Der Hafen schlief nie. Aus den Kneipen drang mattes Licht auf die Gassen. Manches Gelächter war zu hören, aber auch Streitigkeiten. Das alles kümmerte ihn nicht. Seine scharfen Augen suchten die Umgebung ab. Wieder verschwand er in einer der zahllosen Gassen als wiederum der Zufall zu helfen schien. Er sah ein kleines Schild mit der Aufschrift : Aldana´s Kräuterladen


    Noch einmal schaute er sich um, bemerkte niemanden und horchte aufmerksam in den Laden. Er vernahm nichts und so zog er die Klinke nach unten. Verschlossen. Das hatte er sich schon gedacht. Er besah sich das Schloss und grinste. Das würde keine große Schwierigkeit werden. Innerhalb von Sekunden hatte er es geknackt. Er zog die Türe auf, schob sich hinein und schloss sie wieder hinter sich. Er blickte sich um. Seine Augen durchdrangen auch diese Finsternis, wenn auch nicht gänzlich. Lautlos bewegte er sich auf den Tresen zu, schaute nach rechts wo er eine Türe ausmachte. Auf diese steuerte er zu als er von einem Gefühl der Gefahr und Angst befallen wurde. So etwas hatte er noch nie erlebt und seine Bewegungen wurden unsicher. Er versuchte das Gefühl abzuschütteln aber je näher er der Türe kam umso stärker wurde es. Geduckt blieb er stehen und versuchte es einzuordnen. Keine Geräusche waren zu vernehmen. Es befand sich niemand außer ihm in diesem Laden. Minutenlang war er unschlüssig. Welche Gefahr drohte hier? Sein Volk hatte die Gabe sehr sensibel zu reagieren. Doch hier musste er passen. Sollte er jetzt aufgeben? Wie sollte er dies später erklären? Mit einem Ruck öffnete er die Tür. Es war, als müsse er all seine Kraft aufbringen um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Die Tür glitt auf.


    Eine magische Falle schoss es ihm noch durch den Kopf als er von einer gewaltigen Kraft nach hinten geschleudert wurde. Ein grelles Licht erhellte den Raum und schemenhaft war eine Frauengestalt zu erkennen. Schmerzen durchzuckten seinen Körper. Er schloss die Augen, trotzdem war die Frau noch zu erkennen. Gepeinigt wälzte er sich hin und her, schrie auf, Speichel rann ihm aus dem Mund. Jemand drang tief in sein Bewusstsein vor, raubte ihm jede seiner Erinnerungen. Es war, als würde sein Blut gefrieren. Die Augäpfel wurden nach außen gedrückt. „Du kannst es nicht mit uns aufnehmen, Iradim. Ich weiß von welchem Volk du bist. Die, die du suchst ist bei mir in Sicherheit. Wir beide sind fast geeint und mächtiger denn je. Du wirst es mit in dein Grab nehmen.“ Die Stimme verschwand, das Licht wurde schwächer. Er sah noch wie die Eingangstüre aufgezogen wurde und ein Mann den Raum betrat. Noch einmal bäumte sich Iradim auf. Danach entwich das Leben in ihm und der schlaffe Körper sank gänzlich auf den Boden. Der Mann trat zu dem Toten, zog ihm die Kapuze herunter und nickte. „Ja Herrin, es ist ein …..“


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    Kapitel 36


    Der Hinterhalt


    Thalumm wurde eins mit der Natur. Er konnte sich lautlos bewegen und nutzte jede noch so kleine Deckung. Das Lager der Orks war nicht weit entfernt. Man konnte es gar nicht verfehlen. Es roch erbärmlich, nein, es stank. Außerdem waren es nicht gerade die leisesten Gesellen die in dieser Welt wandelten. Langsam näherte er sich dem Gelage. Provisorisch errichtete Zelte, teilweise zerrissen, standen in einem Halbkreis um mehrere Feuer herum. Wachen sah er keine. Wie immer grölten diese widerlichen Kreaturen und stritten um das Essen. Am größten der entfachten Feuer saß ein sehr großer und vor Kraft strotzender Ork. Das war Kirgik, der Anführer dieser Horde. Warum nur sollte er einige von ihnen mitnehmen? Sie würden ihn nur verraten und aufhalten. Aber Befehl war Befehl und so blieb er noch eine Weile in seinem Versteck und beobachtete das Geschehen.


    Mit einer schnellen Bewegung verließ er den Wald und schritt mitten in das Lager. Überrascht schauten die Orks auf, schrien und griffen zu ihren Waffen. Kirgik sprang auf, erkannte aber sofort wer das Lager betreten hatte und rief mit donnernder Stimme einige Befehle. Die Waffen wurden gesenkt und man musterte den Eindringling mit tiefer Abschätzung. „Wenn ich gewollt hätte, wärt ihr alle Tod“, dachte Thalumm bei sich selbst. Dabei schritt er zielsicher auf den Anführer zu. Er blickte weder nach links noch nach rechts. Kurz trafen sich ihre Blicke als er vor Kirgik stehen blieb. „Wir werden die Zwerge beseitigen und Warin befiehlt dir, mir einige deiner … hm … Kämpfer zur Seite zu stellen.“ Dabei deutete er in die Runde. Als er den Namen Warin`s vernahm, zuckte Kirgik zusammen. Er grunzte und rief einige Namen, die sich Thalumm nicht merken konnte und auch nicht wollte. Sie würden eh nicht zurückkommen. Fünf der größeren Gestalten kamen zum Feuer. Kirgik gab ihnen einige Befehle. „Das sind die besten hier. Sie haben schon viele der Kleinwüchsigen getötet. Sie unterstehen jetzt deinem Befehl.“ Thalumm nickte, besah sich die hässlichen Fratzen, nickte Kirgik nochmals zu, drehte sich um und ging auf den Wald zu ohne auch nur einmal zurückzublicken. Am Gestank erkannte er, dass die Orks ihm folgten. Als sie den Waldrand erreichten, drehte er sich zu den Orks herum. „Versucht ab jetzt ein wenig leiser zu sein“, sagte er zu ihnen. Er wartete gar nicht erst eine Antwort ab sondern ging geradewegs in den Wald. Tiere liefen erschreckt davon und Vögel flatterten aufgeregt von dannen. Er verzog das Gesicht. Sie mussten vor den Zwergen da sein. Anschleichen war mit diesen Kreaturen nicht möglich. Sie mussten die Angroschim in einen Hinterhalt locken.


    Während Thalumm lautlos durch den Wald schlich, trampelten die Orks durch den selbigen. Nach einigen Stunden wurde es lichter, Sträucher wurden sichtbar und lösten die starken Eichen ab. Dann erreichten sie den Fluss. Die Zwerge würden sich von Süden her nähern. Er glaubte nicht dass sie schon vorbei waren. Er deutete auf ein paar Felsen, die abseits des Flusses lagen und von der Straße her nicht einzusehen waren.und befahl den Orks dahinter in Deckung zu gehen. Er selbst würde sich noch etwas umschauen.


    Thalumm suchte sich einen erhöhten Platz und spähte in die Richtung, in der er die Zwerge vermutete. Er hatte scharfe Augen und ein sehr feines Gehör. Außer ein paar alte Karren die in Richtung Ferdok zogen war nichts zu erkennen. Auf dem großen Strom war kein Schiffsverkehr vorhanden. Zufrieden lächelte er. Jetzt konnte er den Hinterhalt vorbereiten. Er ging zurück zu den Orks. Mit ein paar Worten erklärte er ihnen ihr weiteres Vorgehen. „Wenn die kleinen hier hinter der Biegung auftauchen müsst ihr leise sein. Wir lassen sie vorbei und packen sie dann von der Seite. Lasst keinen am Leben“ Die zerlumpten Gestalten kicherten, glucksten und gaben seltsame Laute von sich. Speichel rann aus den Mündern.


    Thalumm bewegte sich wieder zu seinem Aussichtspunkt. Er spähte nach Süden und dachte nach. Iradim würde diese Göttin suchen. Er wusste nicht, ob er darüber froh sein sollte. Warin selbst wollte die Priesterin aufsuchen. Alles war sehr nebulös. Sein Blick ging wieder in die Ferne. Weit im Horizont erspähte er die Gesuchten. Es war so weit. Noch einmal sah er zu den Angroschim, dann drehte er sich um und ging zurück zu dem Versteck. Sie würden blind in die Falle laufen. Er lächelte bei dem Gedanken daran. Doch plötzlich vernahm er etwas seltsames, fremdes und sehr gefährliches in der Nähe. Ein Gefühl dass er nicht beschreiben konnte. Sollte doch nicht alles so glatt laufen wie er sich das vorgestellt hatte? Sein Blick wanderte in Richtung des Waldes. Irgendwas wurde anders. Noch wusste er nicht um was es sich handelte. Aber er würde es herausfinden. Er wog ab, was zu tun war. Die Zwerge hatten Priorität. Das andere musste warten. Sie kamen näher und schienen nichts bemerkt zu haben. Er wollte gerade den Befehl zum Angriff eben, als etwas unvorhergesehenes geschah.


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