Tagebuch von Rhys von Haldan

  • In der letzten Woche haben wir alle schwer geschuftet, um die Rohstoffe für das Portal zu bekommen.


    Ich war mit einem Trupp in den Bergen, um Steine zu schlagen. Es war mein erster Besuch im Adoragebirge. Man hat von dort einen wundervollen Blick über das ganze Umland von Trent. Mir wurde das Herz schwer, weil es mich an die Berge Haldans erinnerte. Was würde ich doch dafür geben, den Fall des Schwertes ungeschehen zu machen…


    Als wir heute mit den Steinen zurückgekommen sind, verkündete mir Camulos, dass man auch den richtigen Platz für das Portal ausfindig gemacht hat. Das bedeutet, dass wir gleich morgen mit unseren Steinen weiterziehen können und der Bau des Portals weiter vorankommt.

  • Heute war der große Tag! Der Master hat einen Zauber über das steinerne Tor gelegt, das wir errichtet haben. Natürlich waren fast alle da, um ihm dabei zuzuschauen. Doch obwohl ich nicht weit weg stand, konnte ich nicht genau erkennen, was er gemacht hat. Plötzlich schimmerte das Tor bläulich und man konnte nicht mehr hindurchsehen. Der Master allerdings war so erschöpft, dass Camulos ihn stützen musste, damit er nicht fällt.


    Ein paar Freiwillige sind dann hindurch gegangen, um das Portal zu testen und zu schauen, ob die Koordinaten passen. Ich hatte mich auch gemeldet und durfte auch tatsächlich mit. Beim Durchschreiten des Portals kribbelt die ganze Haut und mit einem Schritt ändert sich die ganze Welt. Ich war erleichtert, dass ich auf der Gegenseite auf festen Boden trat. Ich hatte es niemandem gesagt, aber ich bin ein schlechter Schwimmer, da ich in den Bergen aufgewachsen bin.


    Wir sind wie gewünscht auf einer kleinen Insel herausgekommen. Der Wind war salzig frisch und man hörte nur das Geräusch der Wellen, die sich an den Felsen brachen. In dem Moment konnte ich mir vorstellen, dass auf Noröm alles noch war wie früher. Doch als ich mich umdrehte und das Portal sah, wurde diese Illusion jäh zerstört.

    Wir kehrten nach Simkea zurück, und alle jubelten als sie hörten, dass alles planmäßig geklappt hat. Auch der Master hatte sich erholt und wirkte nun einen weiteren Zauber, der das Portal vor dem Bösen schützen soll.

  • Der Master möchte Trent weiter ausbauen, damit wir problemlos weitere Flüchtlinge aufnehmen können. Das heißt, dass wir noch vieles bauen müssen. Mich macht das rastlos, denn ich habe immer noch das Gefühl, dass mein Platz auf Noröm ist.


    Isabell hingegen fühlt sich hier schon sehr heimisch. Sie hat mir erzählt, dass sie in das schöne Tal reisen möchte, von dem ich ihr erzählt habe. Sie hat die Diät aus Fisch, Fleisch und Obst satt und hat deswegen einige der Bauern gefragt, ob sie mit ihr nach Norden ziehen, um dort das Land urbar zu machen. Der Master unterstützt diese Idee.


    Ich mag Isabell sehr, sie hat mich in den letzten Wochen auf Simkea immer wieder unterstützt und ohne ihr freundliches Lächeln wird es hier recht trostlos sein. Ich habe überlegt, ob ich mitgehen soll, aber ich kann mich an der Schönheit Simkeas einfach nicht so richtig erfreuen, weil ich immer an die denken muss, die auf Noröm noch leiden.

  • Mein Herz sagt mir einfach, dass ich zurück nach Noröm muss. Ich muss so vielen Leuten wie möglich von der Fluchtmöglichkeit nach Simkea erzählen. Ich möchte durch das ganze Land reisen und den Leuten Hoffnung bringen.


    Wenn ich auf die Inschrift in meinem Ring schaue, dann weiß ich, dass das meine Berufung ist. Das Schwert ist gefallen, das lässt sich nicht mehr ändern. Aber ich muss versuchen, den Rest der Hoffnung zu retten. Vielleicht erfahre ich auf meiner Reise auch, was wirklich beim Fall des Schwertes in Haldan passiert ist.


    Ich habe mich mit Camulos unterhalten und er meinte, ein Einzelner ist deutlich unauffälliger als wenn eine größere Gruppe durch Noröm reisen würde. Er glaubt, dass ich Erfolg haben kann, und hat gesagt, dass er meine Beweggründe versteht. Das macht mir die Sache wirklich leichter. Wir haben zusammen ein Boot für mich gebaut und unsere Freundschaft war dabei so spürbar wie seit Wochen nicht mehr. Am Schluss hat er mich umarmt, ich glaube er hatte Tränen in den Augen. Einen so guten Freund wie ihn gibt es kein zweites Mal.


    Diese Reise wird nicht einfach, aber ich lasse die Hoffnung nicht im Stich. Und ich bin fest davon überzeugt, dass die guten Götter Simkeas mich eines Tages auch wieder zurück durch das Portal führen werden, damit ich mit meine Freunde Camulos und Isabell wiedersehen kann.


    ENDE des Tagebuchs