[RP] Eine Chimäre?

  • Es war dunkel, aber es war weder Nacht, noch war es stürmisch. Es war einfach nur dunkel.


    Und es war eng. Das war wohl der Hauptgrund, daß die Chimäre sich regte. Es war verdammt eng.


    KNACK machte es, und es wurde heller. Peu a peu vergrößerte die Chimäre das Loch im Ei. Natürlich mit entsprechenden Atempausen, aber irgendwann war das Loch groß genug, und die Chimäre konnte dem Dunkel und der Enge entkommen.


    Tapsend machte sie die ersten Schritte in diese große, neue Welt...

  • Eine weite, hügelige Landschaft; vereinzelt ein paar Baumgruppen, da und dort ein Feld, und viel Gras.
    Auf einem der Hügel ein grauer Klotz: wenn wir näher herangehen, erkennen wir, daß es ein Wohnturm ist.


    Oder vielmehr war.


    Denn die Wände sind mit Ruß überzogen, und das Dach ist eingefallen. Im obersten Stock (denn da die Fenster zersprungen sind, können wir ungehindert hineinfliegen) finden sich die Überreste eines Studierzimmers. Man kann erkennen, wo die Regalwand mit den Folianten stand. Ein großer, schwerer Tisch liegt auf Gerümpel, die Beine sind abgebrochen. Ein Loch im Boden läßt eine Treppenstufe erahnen, danach versinkt alles im Dunkel.


    Plötzlich ertönt aus einer Ecke, wo einer der Dachbalken eine geschützte Nische bildet, ein Knistern. Bei näherer Inspektion erkennen wir, daß es von einem wassermelonengroßen Ei kommt. Die Farbe ist wegen des Rußüberzuges nicht mehr zu erkennen. Langsam vergrößert sich ein Loch, und plötzlich kommt ein Wesen hervor. Etwas unbeholfen tapst es ins Licht, und wir sehen eine Welpe, die fast zu groß für das Ei erscheint. Den Pfoten nach zu urteilen wird der Canine gigantisch werden. Und dann sind da diese seltsamen kahlen Stellen an Hals und Schulter...

  • Ein paar Tage später ist das Geschöpf deutlich gewachsen. Es liegt gerade zusammengerollt auf einer freien Stelle des Bodens und döst vor sich hin.


    Als erstes fällt einem der nackte zweite Kopf mit dem Raubvogelschnabel auf (auch wenn er noch ziemlich klein und nackt ist). Und an der kahlen Schulterpartie sind auch zwei Auswüchse zu sehen.


    Rote Spuren an den Lefzen und herumliegende taubengraue Federn legen Zeugnis über seine Ernährung ab.


    Plötzlich schreckt es auf und versteckt sich unter einem Dachrest, die Ohren aufmerksam aufgerichtet.


    "Puh, das stinkt! Meinst du nicht, wir sollten sie beerdigen?" läßt sich eine Männerstimme vernehmen.
    "Sieh' sie dir doch an!" antwortet eine zweite. "Wenn wir sie aufheben wollen, fallen sie auseinander. Und jetzt hilf' mir mal mit der Leiter! Da oben muß sich noch etwas finden lassen!"
    Das "Mir gefällt das nicht." des ersten geht fast unter im anschließenden Rumoren. Dann erscheint eine Leiter und kurz darauf ein farbloser Filzhut in dem Bodenloch.


    Ein Knurren löst sich aus der Kehle des Bewohners. Leiter und Kopf verschwinden mit einem Schrei des Zweiten, und beide feuern sich leiser werdend an, die Beine in die Hand zu nehmen. Stille senkt sich wieder über die Szene.

  • *anfeuernd ruf*


    Weiter schreiben! Mehr! Rhantoron vor!


    *meldet ihn schon mal beim nächsten Wettbewerb an*

  • Eine Taube landet in der Dachkammer und trippelt gurrend umher.


    Plötzlich erstarrt sie. Ihr gegenüber unser Freund, die Chimäre. Es muß etwas Zeit vergangen sein, denn der zweite Kopf ist so groß wie der erste. Er ist, ebenso wie die Flügel, mit Daunen bedeckt. Jetzt erst erkennen wir, daß die Augen hypnotisch schillern.


    Das dürfte auch die Taube beeinflussen, die immer noch wie von der Medusa versteinert dasteht.


    Die Chimäre gibt ein paar hustende Laute von sich, die sich immer weiter an das Gurren einer Taube annähern; ihr Gegenüber reagiert allerdings nicht.
    Als die Chimäre die Augen zukneift, flattert die Taube auf und fliegt davon.


    Mit einem Seufzen rollt sich die Chimäre ein und gurrt weiter.

  • In den nächsten Tagen könnte man die Chimäre immer wieder an einem der Fenster beobachten, wie sie lauscht und versucht, die Vögel nachzuahmen - wenn denn ein Beobachter da wäre.


    Tatsächlich verläßt sie eines Abends ihren Horchposten und schaut zum Bodenloch, als sich aus dem Stockwerk darunter ein Würgen aus einer menschlichen Kehle hören läßt.


    Als wenig später die Leiter angelegt wird, versucht unser Freund, sich unter dem Dach zu verstecken - ist aber inzwischen zu groß, so daß das Hinterteil nicht mit verschwindet. Langsam kommt jemand die Leiter hoch. Ein Knurren läßt den Eindringling stocken, und eine helle Stimme ruft "H- hallo?"


    Das Knurren erstirbt plötzlich, und wenig später wird der Weg die Leiter herauf fortgeführt. Plötzlich ertönt ein Lachen, das aber von einem Schrei und dem Geräusch der hinfallenden Leiter abgewürgt wird. Schnell kommt die Chimäre aus dem "Versteck" hervor und läuft zur Öffnung, an die sich ein Kind klammert. Der Schrei erstirbt, als sich die Augen treffen...

  • "hmmmmhhhh..."


    Kalt. Es mußte kalt sein, weil sie zitterte.


    "mmmmhhhh..."


    Sturm? Ja, das hörte sich wie heulender Wind an.


    "Mmmmm...."


    Schulter... Ihre Schulter schmerzte. Wie damals, als sie gestolpert und auf den Stein gefallen war.


    "Mh?"


    Dunkel. Es mußte Nacht geworden sein.


    "Mama?"


    Etwas regte sich neben ihr. Sie tastete danach, und ihre Hände berührten warmes Fell.


    "Aaaaaaaaaaaaaaaah!"


    Es war eine dunkle und stürmische Nacht.

  • Die Dunkelheit war gekommen, und mit ihr das Blasen.


    Die Chimäre betrachtete das fremde Wesen, das sie aus dem Loch gezogen hatte, als es drohte abzustürzen. Immernoch war es seltsam, wie es beinahe aus seinem Haltebiß gerutscht war und dann plötzlich angefangen hatte zu schweben. Konnte man das etwa steuern?


    Plötzlich hörte sie, daß es Töne von sich gab, und rückte näher heran. Das Wesen streckte ein Vorderglied aus, berührte sie und schrie auf. Erschrocken sprang sie zurück und warf dabei die Platte mit den spitzigen Beinen um.


    Das Wesen hatte aufgehört zu schreien und rollte sich zusammen. Langsam ging die Chimäre vorwärts und stupste es an. Plötzlich fand sie sich in einer engen Umklammerung und merkte, daß es zitterte. Vorsichtig rollte sie sich um das Wesen. Hoffentlich kam die Helle bald...

  • *gespannt is* ..... erzähl weiter Rantho !


    ((Ps; ich kann die Antwort scheinbar nich löschen, nur verändern.))

  • Langsam lugt die Sonne über den Horizont. Der Sturm hat sämtliche Wolken außer Sichtweite geblasen, und die Vögel beginnen ihr Morgenkonzert.


    In der obersten Etage des Turmes regt sich die Chimäre und betrachtet das Mädchen, das die Umklammerung im Schlaf gelöst hat. Vorsichtig löst sich unser Freund und nimmt seinen üblichen Beobachtungsposten an der Fensteröffnung auf. Langsam wurde sie hungrig, und ihr Gast dürfte auch etwas zu Essen brauchen können. Tatsächlich kam bald eine Taube vorbeigeflogen, die sie mit etwas Gurren anlockte und mit ihrem Blick bannte.


    "Was hast du vor?"


    Natürlich konnte die Chimäre die Worte nicht verstehen, aber sie blickte mit einem Kopf zu dem Mädchen herüber und versuchte, diese neue Kommunikation nachzumachen, ohne die Taube fortzulassen.


    "Du kannst sprechen?"


    Neue Laute, die die Chimäre nachzumachen versuchte. Die Augen richtung Mädchen kniff sie zusammen.


    "Ich schätze, hier gibt es nichts anderes zu Essen, oder?"


    Das Mädchen lachte auf, als die Chimäre diese Worte wiederholte, ging zu der Taube und drehte ihr mit geschicktem Griff den Hals um.


    "Du bist lustig!" Wieder Erheiterung über die Sprechversuche.


    Das Mädchen begann, das Gerümpel unter den Blicken unseres Freundes vorsichtig zu durchsuchen. Eine verrußte Schutzbrille setzte sie zuerst auf und schob sie dann in die Haare. Mit einem Freudenschrei zog sie ein Messer hervor. Etwas später fand sich auch ein Feuerstein, und kurz darauf briet die Taube an einem kleinen Feuer in der Feuerstelle. Die Chimäre schaute erst zu und versuchte dann, noch eine Taube anzulocken.

  • Nach dem Frühstück setzte sich das Mädchen der Chimäre gegenüber, zeigte auf sich und sagte "Pat."
    Die Chimäre wiederholte das Wort.


    Das Mädchen zeigte auf die Chimäre und schaute fragend. Die Chimäre schaute zurück und sagte nach einer Weile "Pat?"


    Das Mädchen schüttelte den Kopf und murmelte "Oh, du hast keinen Namen, oder?"
    Dann zeigte es wieder auf sich und sagte "Pat." Die Chimäre wiederholte.


    Das Mädchen überlegte kurz, zeigte auf die Chimäre und sagte "Elovaron."
    Die Chimäre wiederholte.


    Das Mädchen zeigte auf sich und schaute fragend. "Pat" sagte die Chimäre unsicher, wurde aber von dem Jubel des Mädchens bestärkt.


    Das Mädchen zeigte auf Elovaron, und die Chimäre sagte ihren Namen. Erfreut schaute Pat sich nach dem nächsten Gegenstand für den Unterricht um.

  • In der nächsten Woche lernte Elovaron alles von Pat. In den Pausen trainierte Elovaron die telekinetischen Fähigkeiten; war aber etwas enttäuscht über die geringe Reichweite - zumindest waren die Möglichkeiten vergleichbar zu einem Menschen.


    Pats Stimmung wurde in dieser Zeit immer trüber, und Elovaron fragte schließlich nach.
    "Ach, meine Mutter macht sich bestimmt sorgen, daß ich so lange nicht nach Hause gekommen bin. Schließlich wollte ich nur nach dem Portal suchen."


    "Portal?"


    "Ja, ich hatte gehört, daß hier ein Durchgang in eine andere Welt sein soll - und das wollte ich mir unbedingt ansehen."


    "Und jetzt kommst du nicht zurück..."


    "Genau - es sollte einfach nur ein Ausflug für ein paar Stunden sein." Pat schaute auf und zog plötzlich die Schutzbrille ab, die sie meißtens trug. "Aber - schau dir mal deine Flügel an! Meinst du, du könntest jetzt fliegen?"


    Elovaron breitete die Schwingen aus und spürte, wie sich ein Windstoß darin verfing. "Probieren kann ich es." Elovaron sprang aus dem Fenster.

  • Das Gefühl von Freiheit war überwältigend - auch wenn der Boden zügig näher kam.


    Nanu? War das etwa ein Aufwind? Tatsache, so konnte man sich hochschrauben!


    Und wenn man so... Wahnsinn, das Gefühl eines Sturzfluges!


    Aber - was war das für ein Gefühl in den Flügeln? Schnell zurück zum Turm, bevor...


    "Au! Die Landung sollte ich besser noch einmal üben... Aber nicht heute."

  • Petunia (so ihr vollständiger Name) blickte sprachlos Elovaron nach.


    Wie konnte... Aber da schwebte die Chimäre schon sicher in der Luft, und schraubte sich nach oben. Pat wünschte, sie könnte dabei sein.


    Und ein Sturzflug! Das mußte Spaß machen! Selber fliegen können...


    Nach der Landung konnte Pat eine neue Vokabel lehren: "Muskelkater!"

  • Der folgende Tag war mit Planungen (und Übungen für die müden Flügel) gefüllt. Petunia und Elovaron kamen überein, daß man nur einen Gleitflug vom Turm herab vollziehen und den Rest des Weges zu Pats Leuten zu Fuß zurücklegen würde.


    Pat warnte Elovaron noch, daß sie das letzte Stück vorausgehen wolle, um ihre Familie vorzuwarnen.


    Nach einem frühen Abendessen (gegrillte Taube) legten sich beide schlaflos zur Ruhe, damit der Morgen schneller käme.

  • Müde kroch die Morgensonne über den Horizont, und hellwach bereiteten sich die Beiden auf die Reise vor. Viel zu packen war ja nicht, also brachte sich Elovaron am Fenster in Stellung, und Pat kletterte auf seinen Rücken.


    Elovaron breitete die wunden Flügel aus und sprang vorwärts. Pat war über dem Schwerpunkt, also gab es keine Probleme beim Ausbalancieren, nur die Sinkrate war ungewohnt. Ein kleiner Aufwind verhalf zu einer sanften Landung am nächsten Hügel, dann merkten die Flügel an, daß sie Ruhe bräuchten.


    Da Elovaron auch noch keine langen Strecken gegeangen war, war es froh, daß Pat meinte, hier wäre ein guter Ort zu warten.