Julin und die goldene Geige (geschrieben von Julins User)

  • Bevor es los geht:


    Die folgende Geschichte hat der User von Julin (mein Mann) in den vergangenen Monaten geschrieben.
    Er bat mich heute, sie hier ins Forum zu setzen.
    Er möchte sich damit bei euch allen für die vielen Spielstunden bedanken.
    Aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen wird er wohl nicht mehr zu Simkea zurückkommen.

  • Julin und die goldene Geige


    In einem weit entfernten Land stand einst ein Häuschen mit zwei
    Bettchen. In dem einem Bettchen schlief immer die kleine Fee Davina
    Feenglöckchen, die alle nur Glöckchen riefen. In dem anderen
    Bettchen schlief Julin, der kleine Purzeltroll. Da die beiden
    allerbeste Freunde waren, standen die Betten ganz dicht beieinander.
    So eng, dass Glöckchen und Julin jeden Abend aneinander gekuschelt
    einschliefen.


    Eines Morgens krabbelte der kleine Purzeltroll aus seinem Bettchen und sah
    sich um. Wie immer war Glöckchen schon längst unterwegs um Beeren
    und Kräuter zu sammeln. Das war eine gute Gelegenheit, um in den
    Keller zu gehen. Ganz genau hatte er gestern Abend gesehen, wie
    Glöckchen den großen Honigtopf dorthin getragen hatte. Abgestritten
    hatte sie es und behauptet der Topf wäre leer. Doch Julin hatte auch
    gesehen, dass ihre Flügelspitzen sich zartrosa gefärbt hatten. Das
    passierte immer dann, wenn die kleine Fee schwindelte.


    „Ganz für sich will sie den süßen Honig haben. Wie gemeint! Dabei weiß
    sie doch, dass ich ein Naschtroll bin“, brummelte der kleine
    Purzeltroll und suchte die Kellerregale nach dem Honigtopf ab.


    Erschaute in Schubläden und unter Kisten, er schob Saftflaschen zur
    Seite, lugte zwischen die, zum Trocknen aufgehängten, Kräuterbüsche.
    Doch nirgends fand er den Honigtopf.


    Als er hinter dem Brennholzstapel schauen wollte, hörte er plötzlich
    ein merkwürdiges Geräusch. In der dunklen Ecke, wo das ganze
    Gerümpel wild durcheinander lag, rumpelte es.


    Wie erstarrt blieb Julin stehen und nun ahnte er, warum er den Honigtopf
    nicht finden konnte. „Ein Dieb! Ein Honigdieb!“ so schoss es ihm
    durch den Kopf. Da wollte jemand seinen Honig stehlen! Das würde er
    niemals zulassen! In seinem Haus, in seinem Keller, stahl niemand
    Honig. Seine kleine Knopfaugen funkelten wütend während er
    überlegte, wie er den Dieb vertreiben und den Honigtopf retten
    könnte.


    Auf Trollzehenspitzen schlich er zur Gerümpelecke, hielt den Atem an
    und lauschte. Da war es wieder! Erst ein leises, kaum hörbares
    Klirren und danach ein Kratzen. Julin war sich ganz sicher, unter dem
    alten umgestülpten Weidenkorb versteckte sich der Honigdieb. Nun
    griff er nach dem kaputten Heurechen, der an der Wand gelehnt stand.
    Ganz fest hielt er ihn in der erhobenen Hand. Dreimal atmete er tief
    durch, dann trat er gegen den Weidenkorb. Der Korb kippte um und
    rollte zum anderen Ende des Kellers.


    „Jetzt hab ich dich, du Honigdieb!“ schrie Julin. Jedoch hatte sich kein
    Dieb mit Honigtopf unter dem Weidenkorb versteckt. Zusammengekauert
    hockte dort eine kleine Grille und blickte Julin ganz verängstigt
    an.


    „Wer bist du den? Und wo ist mein Honigtopf?“, fragte der kleine
    Purzeltroll verdattert. Er senkte den Arm mit dem Heurechen, hockte
    sich auf den Kellerboden und betrachtete die Grille, die viel
    kleiner als der Purzeltroll war.


    „Ich bin Edwin. Ich habe deinen Honigtopf nicht.“, sprach die Grille mit
    piepsiger Stimme. Es hatte sehr bedrohlich ausgesehen, als Julin vor
    ihm mit dem Heurechen gestanden und wütend geschrien hatte. Doch
    jetzt, wo der kleine Purzeltroll auf dem Boden hockte, sah er nicht
    mehr furchterregend aus. Der Purzeltroll blickte aus munteren
    Knopfaugen und seine Trollhaare standen so lustig nach allen Seiten
    ab, das Edwin bestimmt gekichert hätte, würden ihn nicht so große
    Sorgen plagen. „Ich suche meine Geige. Hast du sie gesehen?“,
    fragte Edwin.


    Julin schüttelte seinen Kopf, so dass die Trollmähne flatterte und
    erkundigte sich neugierig: „Eine Geige? Eine Geige habe ich nicht
    gesehen. Warum soll hier auch eine Geige sein?“ Im Keller reihten
    sich die Saftflaschen im Regal, daneben lagerte das eingeweckte Obst
    und von der Decke hingen Kräuterbüsche. Davor stand Julins kleine
    grüne Gießkanne. Spaten, Rechen, Hacke und die ganzen anderen
    nützlichen Gartengeräte hingen an der Wand. Aber eine Geige gab es
    hier nirgends! Warum Edwin seine Geige im Purzeltrollkeller suchte,
    dass verstand Julin nicht.


    Außerdem plagte ihm noch eine ganz andere Frage: „Wie bist du in unseren
    Keller gekommen? Wir schließen doch immer die Tür ganz fest zu.“


    „Ich habe die Geige verloren. Bei meiner Suche bin ich durch den Spalt im
    Baum gekrochen und war dann plötzlich hier“, erklärte Edwin und
    begann dann zu jammern. „Oh je, Oh je, was mach ich nur? Hier ist
    sie ja auch nicht! Ohne Geige kann das Blumenfest nicht stattfinden.
    Was mach ich nur? Was mach ich nur?“


    „Ein Fest? Ein Blumenfest?“ Der kleine Purzeltroll rückte ein Stückchen
    näher zu Edwin. Er dachte an die vielen Süßigkeiten , die es bei
    jedem - und bestimmt auch bei dem Blumenfest - geben würde. „Feste
    feiern ist toll. Da gibt es immer was zu Naschen und außerdem Musik
    und Tanz und ...“ Doch plötzlich verstummte er, die Augenbrauen
    zogen sich in die Stirnmitte und er schaute Edwin nachdenklich an.
    Seine Freude über ein Fest war so groß gewesen, dass er erst jetzt
    so richtig über Edwins Worte nachdachte. „Kein Fest ohne Geige?“
    fragte er leise. „Warum nicht?“


    Nun seufzte Edwin tief und begann dann zu erzählen: „Das Blumenfest
    ist jedes Jahr das wichtigste Fest, keiner verpasst es. Jedes Jahr
    feiern die Wiesenbewohner im Frühling dieses Fest. Wir Grillen sind
    dabei ganz wichtig, denn wir versammeln uns zu einem großen
    Orchester. Spielen wir dann auf unseren Instrumenten, dann dringt
    unsere bezaubernde Musik bis in die Bienenstöcke und lockt die
    Bienen zur Wiese. Ohne unsere Musik, würden die Bienen nicht
    merken, dass es Frühling ist und weder Honig sammeln, noch die
    Blüten bestäuben.“


    „Honig ist wirklich sehr wichtig.“, sprach Julin schnell und
    nickte. „Und die Blumen auch.“ Farblos und langweilig wären die
    Wiesen ohne Blumen. Und wie traurig würde seine Freundin Glöckchen
    sein, wenn sie über die Wiese streifen und keine bunte Blume
    pflücken könnte.


    „Ja, genau. Aber nun ist meine Geige weg.“


    Der Purzeltroll überlegte: „Eine Geige klingt gar lieblich. Aber in
    einem großen Orchester fällt es bestimmt gar nicht auf, wenn sie
    fehlt.“


    „Doch, doch.“ rief Edwin aus. „Ich spiele doch die erste Geige und ohne
    mich können wir nicht spielen. Das geht einfach nicht.“


    Das leuchtete dem kleinen Purzeltroll ein. „Dann müssen wir die Geige
    finden!“ rief er aus und sprang auf. „Wo hast du schon gesucht?“
    fragte er voller Tatendrang.


    „du willst mir beim Suchen helfen?“ Edwin klatsche voller Freude in
    seine kleinen Händchen. „ Auf der Wiese hab ich sie verloren, und
    dort auch schon gesucht. Aber kleiner Purzeltroll in zwei Tagen schon
    ist das Fest.“


    „In zwei Tagen? Da dürfen wir keine Zeit verlieren. Wir werden sie
    finden. Bestimmt!“ So überzeugt wie er klang, war Julin bei
    Langem nicht. Aber wenn er sich einen Sommer ohne Bienen auf den
    Wiesen vorstellte, dann spürte er ein ungeheuerliches Kneifen im
    Bauch. Nichts würde er unversucht lassen, um die Geige zu finden.


    „Wie sieht deine Geige aus?“


    „Ganz klein ist sie und aus purem Gold. Wenn ich auf ihr spiele, dann
    klingt sie so rein wie Elfengesang.“ Mit der Gewissheit nicht
    alleine suchen zu müssen, hatte Edwin wieder Hoffnung geschöpft.
    „Da sie hier nicht ist, sollten wir noch einmal auf der Wiese
    suchen“, schlug Edwin vor und zog Julin zu dem Spalt in der
    Kellerwand, durch den er gekommen war.


    „Das hab ich hier noch nie gesehen.“ Julin staunte sehr über den Spalt
    in der Wand, steckte erst einmal nur seinen Kopf hinein.


    „Nun komm doch. Wir haben keine Zeit“, mahnte Edwin, der vorangegangen
    war und reichte Julin – der noch immer zögerte – seine Hand und
    führte ihn einen dunklen Gang entlang bis zu einem Loch durch das
    warme Sonnenstrahlen fielen.


  • „Wo sind wir?“ Der kleine Purzeltroll kroch aus dem Loch und sah sich
    erstaunt um. Eigentlich kannte er alle Wiesen, Bäche, Felder und
    Wälder in der Nähe seines Häuschens, aber diese Wiese, mit den
    unzähligen in allen Farben blühenden Blumen und dem Alles
    überragenden Felsen auf der anderen Seite, war ihm fremd.


    „Hier wohne ich“, erklärte Edwin und zeigte auf die Wiese. „Da hinten
    auf dem Felsen haben wir gestern geprobt. Da hatte ich die Geige
    noch.“


    „Bestimmt ist sie nur ins hohe Gras gefallen. Wir schauen noch mal genau
    nach.“, schlug der kleine Purzeltroll vor und purzelte zum Felsen.


    Hinter jeden Grasbusch schauten sie, jedes Steinchen hoben sie hoch und
    sahen darunter. Sogar in die Blüten der Blumen steckte Julin seine
    Trollnase. Dabei drang Blütenstaub in seine Nase. Dort kribbelte
    der Blütenstaub und letztendlich nieste der kleine Purzeltroll so
    heftig, dass er auf seinen Trollpo plumpste. Ratlos stütze Julin
    seinen Kopf in die Hände und dachte nach.


    „Irgendwo muss die Geige doch sein. Edwin, überlege noch mal ganz genau, wo du
    warst. Hast du sie jemanden gegeben?“ Jede Möglichkeit musste
    bedacht werden.


    „Nein, nein, dass habe ich nicht.“, erwiderte Edwin und hockte sich neben
    Julin auf den Felsen. „Was mach ich bloß? Was mach ich bloß?“,
    begann er wieder verzweifelt zu jammern.


    Plötzlich wurde Julin von einem Marienkäfer, der um seine Trollnase schwirrt,
    abgelenkt.


    „Wer bist du? Dich hab ich hier noch nie gesehen?“, fragt der
    Marienkäfer neugierig.


    „Ich bin Julin, der kleine Purzeltroll und wir suchen die goldene Geige.
    Kribbelkrabbelkäfer, hast du sie gesehen?“


    „Eine goldene Geige? Nein, so etwas hab ich nicht gesehen“, erwiderte der
    Marienkäfer, drehte noch eine Runde um Julins Nase, und flog dann
    weiter.


    Eine Raupe krabbelte an einer Blume hinauf. „Kleine Raupe, hast du die
    goldene Geige gesehen?“ fragte Julin und erzählte der kleinen
    Raupe, dass Edwin seine Geige verloren hat.


    „So gerne würde ich euch helfen, doch leider habe ich keine goldene
    Geige gesehen“, entgegnete die Raupe, hatte aber dann eine Idee:
    „Frag doch die Hexe Ninigugu. Die kann euch vielleicht helfen die
    Geige zu finden.“


    „Die Hexe Ninigugu?“, fragte Julin und überlegte, ob er den Namen schon
    einmal gehört hatte.


    „Ja, sie weiß sehr, sehr viel und wohnt im Eulenhain.“, entgegnete die
    Raupe und krabbelte einen Halm entlang. „Ich muss weiter, kleiner
    Troll. Viel Glück“, verabschiedete sie sich und war bald schon
    zwischen den vielen Grashalmen verschwunden.


    „Ich hab auch noch nie von der Hexe gehört. Den Eulenhain aber kenne
    ich.“ Edwin bezweifelte, dass die Hexe ihnen helfen konnte. Und wer
    wusste schon, ob es sie wirklich gab? Doch keiner der Wiesenbewohner
    schien die Geige gesehen zu haben und nichts wollte er unversucht
    lassen. „Es bleibt uns nichts anderes übrig, wir müssen die Hexe
    suchen.“


    Ohne noch weiter Zeit zu verlieren, gingen sie zum Eulenhain. Auf ihren
    Weg trafen sie viele Tiere, die sie freundlich nach der goldenen
    Geige befragten. Aber egal, wer ihnen vor die Nase sprang, flog oder
    krabbelte, weder die Amsel, das Mäuschen oder das Häschen, kein
    Tier könnte ihnen helfen.


    So vergingen die Stunden und die beiden waren schon sehr müde, als das
    Gras sich lichtet. Anstatt von Blumen wuchsen nun dichte Büsche, die
    wie ein Zaun den dahinterliegenden Wald umrahmten.


    „Dort ist der Eulenhain“, erklärte Edwin und zeigte durch die Zweige
    eines Haselnussstrauchs auf das Wäldchen.


    Julin lugte durch die Zweige. „Oh schau, da scheint auch jemand zu
    wohnen.“ Ganz versteckt zwischen zwei Bäumen stand eine
    windschiefe Hütte. Die Hütte war so Efeubewachsen, dass Julin sie
    übersehen hätte, wenn nicht aus dem Schornstein Rauch gestiegen
    wäre. Unbewachsen war nur die Eingangstür und ein winziges Fenster
    am Dachgiebel.


    „Das ist das Hexenhaus! Komm Edwin.“ Geschwind krabbelte Julin durch den
    Busch und purzelte zum Haus.


    Zögernd folgte Edwin dem kleinen Purzeltroll und schaute neugierig über
    Julins Schulter. Er war sehr froh, dass Julin als erster das
    Hexenhaus betrat und er hinter ihm bleiben konnte.

  • „Eine goldene Geige?“ fragte die Hexe mit schriller krächzender Stimme.
    Mit ihren roten Augen blickte sie Julin und Edwin mit stechenden
    Blick an. Jedes einzelne Haar seiner Trollmähne stellte sich bei
    diesem Blick auf und Julins Herz schlug laut. Kaum wagte er Luft zu
    holen, fühlte sich vor der großen Hexe so klein und hilflos wie
    eine Ameise. Seine Hand griff nach Edwins und drückte sie fest.
    Längst schon hatte er es bereut ins Hexenhaus gepurzelt zu sein.
    Anstatt der Hexe zu antworten, nickt er nur zaghaft, worauf Ninigugu
    breit grinste.


    Endlich wendete sie sich ab und rührte weiter in ihrem Hexenkessel, der über
    einen offenen Feuerstelle inmitten des Raumes hing. Ein widerlicher
    Geruch nach faulen Eiern, verbrannten Kartoffeln und Schwefel strömte
    aus dem Kessel.


    „Vielleicht hab ich sie. Vielleicht auch nicht.“, antwortete die Ninigugu nach
    einer Weile, kichert boshaft und rührt weiter.


    „Bitte gib sie uns“, flehte der kleine Purzeltroll.


    Edwin hatte solche Angst vor der großen Hexe mit dem
    hässlichen Lachen und den bösen Augen, dass er nur zaghaft zu
    Julins Worten nickte. Julin jedoch wagte sich einen Schritt auf die
    Hexe zuzugehen, gerade soweit, das er nach ihren Rockzipfel greifen
    konnte. Er zupfte ein wenig daran bis Ninigugu sich ihm zuwendete,
    dann erzählte er ihr wie gerne er doch Honig isst.


    „Woher sollen die Bienen wissen, wann der Winter vorbei ist. Finden wir die
    Geige nicht, bleiben sie für immer in ihrem Bienenstock“, erklärte
    er Ninigugu. Er war überzeugt, dass niemand, auch die Hexe nicht,
    das wollte.


    „Was gibst du mir, wenn ich sie dir gebe?“ Ninigugu blickte Julin
    forschend in die Augen.


    Eifrig kramte der Purzeltroll in seinem Rucksack und holte seine kleine
    Schätze heraus. Drei in verschiedenen Farben glitzernde Steinchen,
    bunte Glasscherben und einen krummen Nagel, den er immer dabei hatte,
    weil es sein Glücksbringer war,legte er auf Ninigugus Tisch. Danach
    holte er ein wertvolles Kristallglas und einen verzierten Armreifen
    aus der Tasche. Ganz zum Schluss zog er von seinem Finger einen
    winzigen Silberring ab. All diese Dinge reihte er vor der Hexe auf.
    Jeden Schatz der Welt, egal wie wertvoll, würde der kleine
    Purzeltroll hergeben, um seinen Freund zu helfen.


    Jedoch Ninigugu warf nur einen kurzen Blick auf Julins Schätze und meinte
    geringschätzig: „Dein Plunder interessiert mich nicht. Ich will
    etwas Wertvolleres.“


    Sie schlurfte zum Bücherregal und zog ein zerfleddertes dickes Buch
    heraus. Seite um Seite blätterte sie das Buch durch. Als sie die
    richtige Seite gefunden zu haben schien, fuhr sie mit ihrem dürren
    Zeigefinger ein paar Zeilen entlang und las dabei halblaut murmelnd.
    Plötzlich tippte sie auf eine Stelle und sagte: „Ah, da steht es.
    Glühwürmchenseide.... bringt mir Glühwürmchenseide und ich gebe
    euch die Geige.“


    Mit einem Knall schlug sie das Buch zu und stellte es ins Regal zurück.
    „Und nun verschwindet endlich. Ich habe zu tun.“, sagte sie
    plötzlich sehr unfreundlich, breitete ihre Arme aus und scheuchte
    Edwin und Julin aus der Hexenküche.


    „Aber...aber... aber, wo sollen wir die finden? Und wozu brauchst du
    ausgerechnet Glühwürmchenseide?“, versuchte Julin noch zu
    erfahren. Doch Ninigugu knallte einfach die Tür vom Hexenhaus zu und
    scherte sich nicht mehr um die beiden.


    „Und nun?“ fragte Julin ratlos.


    „Meine Großmutter hat mir einmal eine Geschichte über Glühwürmchenseide
    erzählt“, berichtete Edwin, der sich langsam von dem
    Hexenhausbesuch erholte. Er kramte in seinen Erinnerungen und
    erzählte dann, was er noch wusste: „Glühwürmchenseide ist ganz
    wertvoll, weil man dazu Glühwürmchenmilch braucht. Diese jedoch ist
    noch seltener, weil ein Glühwürmchen nur einen winzigen Tropfen
    Milch hat. Um die Glühwürmchenseide herzustellen, muss man
    gewöhnliches Garn in Glühwürmchenmilch legen. Aus diesem Garn kann
    man dann ganz feine Seide weben.“


    „Und du meinst, die Geschichte ist wahr?“ Skeptisch schaute Julin Edwin
    an. „Sie sind doch so klein und quirlig. Wie soll man sie nur
    melken? Das kann ich mir nicht vorstellen.“


    Noch nie hatte er von Glühwürmchenseide und Glühwürmchenmilch gehört.
    „Aber auf der anderen Seite, warum in aller Welt will die hässliche
    Hexe unbedingt Glühwürmchenseide? Wollte sie uns nur veralbern und
    loswerden?“


    „Das glaube ich nicht. Es stand ja auch in ihrem großen Buch.“, rief
    Edwin überzeugend und hatte einen Vorschlag: „Ich weiß wo ganz
    viele Glühwürmchen wohnen. Gehen wir sie fragen.“


    „Eine geniale Idee“, fand Julin. „Die Glühwürmchen müssen am besten
    wissen, ob man sie melken kann oder nicht.“ Leise kicherte der
    kleine Purzeltroll.


    „Lass uns schnell gehen. Der Weg ist weit und du weißt doch, bald schon
    ist das Blumenfest“, erinnerte Edwin, nahm Julins Hand und zog ihn
    weg von dem gruseligen Hexenhaus.

  • Stundenlang wanderten sie durch den Wald. Mal folgten sie dem Lauf eines Baches,
    dann liefen sie einem schmalen Pfad, der über eine Bergkuppe direkt
    auf eine riesige Wiese führte, entlang. Es war bereits dunkel und
    Julins Bauch knurrte ganz fürchterlich. Während er in seinem
    Rucksack nach etwas zu Essen suchte, jammerte Edwin der verronnenen
    Zeit nach: „Nur noch einen Tag. Was mach ich bloß? Was mach ich
    bloß?“


    „Aber Edwin wir brauchen doch nur noch die Seide und ...“ Julin hatte
    inzwischen ein hartes Brötchen gefunden, dass vor zwei Tagen schon
    an die Enten verfüttern wollte, es aber dann vergessen hatte.
    Triumphierend über seinen Fund lächelte er und setzte sich an den
    Wiesenrand und biss ein kleines Stück Brötchen ab. Doch plötzlich
    hielt er inne und starrte wie hypnotisiert in den Nachthimmel.


    „Ist das schön!“ flüsterte er und konnte seine Augen nicht mehr von
    den Millionen von Glühwürmchen abwenden, die durch die
    Frühlingsnacht tanzten. Gebannt verfolgte er das Lichtspiel, vergaß
    darüber seine Sorgen und auch das Brötchen in seiner Hand blieb
    unbeachtet, wollte er es doch eigentlich Edwin geben.


    Ohne die Augen abzuwenden beugte er seinen Kopf zu Edwin und tuschelte ihm
    leise zu: „Aber wie melkt man sie?“


    Edwin kam nicht zum Antworten. Genau vor Julins Nase wiegte sich ein
    Glühwürmchen im Takt einer nicht hörbaren Melodie. „Warum
    willst du uns melken?“, fragte es neugierig, drehte sich dreimal
    vor Julins Nase und wartete auf seine Antwort.


    Leise erzählte Julin dem Glühwürmchen wie er Edwin im Keller getroffen
    hatte. Er erzählte wie die Grille gejammert hatte. Dann berichtete
    er von der kleinen Geige und das sie den ganzen Tag schon auf der
    Suche waren. Und zu guter Letzt erzähle Julin dem Glühwürmchen von
    Ninigugu und ihrer Forderung.


    Das Glühwürmchen hatte die ganze Zeit zugehört. Doch als Julin am
    Ende seiner Geschichte fragte: „Kannst du uns helfen? Hast du
    vielleicht etwas Milch, so das ich feine Seide weben kann?“ Da
    drehte sich das Glühwürmchen nur um und flog ohne ein Wort davon.


    „Warte! Bitte! Hilf uns doch!“, rief der kleine Troll dem Glühwürmchen
    hinterher. Dabei winkte wild mit den Armen. Doch längst war das
    Glühwürmchen zwischen den unzähligen Anderen verschwunden.


    Jetzt war nicht nur Edwin verzweifelt, der wieder leise jammerte: „Hätte
    ich doch nur besser aufgepasst. Was mach ich bloß? Was mach ich
    bloß?“ Auch Julin setzte sich traurig ins Gras und lies ratlos den
    Trollkopf hängen.


    Doch plötzlich begann ein recht seltsames Schauspiel am Himmel. Die
    Glühwürmchen, die gerade noch durcheinander über die Wiese getanzt
    hatten, bildeten eine riesige Sonne mit vielen Strahlen. Kurz darauf
    verwandelte sich die Sonne in ein Blumenmeer, die nur wenig später
    zu leuchtenden Sternen wurde. Ein Bild folgte dem anderen und ganz
    zum Schluss formatierten sich die Glühwürmchen zu einer breiten
    Straße, die quer über den Nachthimmel verlief und dort an der
    Stelle ihr Ziel hatte, wo Edwin und Julin im Gras saßen.


    Zuerst hatte Julin nur seinen Kopf etwas gehoben und ein wenig gelächelt.
    Doch mit jedem neuen Bild, das vor seinen Augen entstand, hatte er
    sich mehr und mehr darüber gefreut. So etwas Schönes hatte er noch
    nie gesehen. In diesem Augenblick wusste er, auch wenn sie es nicht
    rechtzeitig schaffen würden, die Suche nach der goldenen Geige und
    die leuchtenden Glühwürmchenbilder würde er nie vergessen.


    Auf dieser nächtlichen Glühwürmchenstraße schwebten zwei Glühwürmchen
    auf die beiden zu. Immer näher kamen sie und als sie nur noch
    wenige Schritte entfernt waren, sah der kleine Purzeltroll, dass sie
    ein winziges Töpfchen zwischen sich trugen.


    „Wir glauben dir deine Geschichte“, sprach eines der beiden
    Glühwürmchen. Noch eben hoffnungslos traurig, klatschte der kleine
    Purzeltroll voller Freude in die Hände. Er hatte sofort die Stimme
    und damit auch das Glühwürmchen wiedererkannt. „Wir erkennen die
    Not, die auch unser Volk betrifft. Ohne die Bienen würde unser Land
    schon bald nicht mehr so farbenprächtig erblühen. Deshalb schenken
    wir euch unsere kostbare Milch“, erklärte das Glühwürmchen mit
    wichtiger Miene weiter und lies das Töpfchen in Julins Schoß
    fallen.


    „Das...das.... das.... ich meine...“, stotterte Julin aufgeregt und nicht in der
    Lage die richtigen Worte zu finden. „Ich meine....Danke liebe
    Glühwürmchen.“ Wenn das Töpfchen nicht so klein und kostbar
    gewesen wäre, so wäre er bestimmt über die Wiese gepurzelt. Das
    tat Julin nämlich immer, wenn er richtig glücklich war. Aber das
    Töpfchen mit der Glühwürmchenmilch war so winzig und er hatte so
    große Angst es zu verlieren, dass er sich sein Freudenpurzeln
    verkniff.


    „Siehst du Edwin. Alles wird gut“, sprach Julin zu seinem Freund.“ Morgen
    früh bringen wir der hässlichen Hexe ihre Glühwürmchenseide. Hilf
    mir bitte und sammle gerade Äste aus denen ich dann einen kleinen
    Webrahmen basteln kann.“


    An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass unser kleiner Purzeltroll
    ein geschickter Handwerker war. Egal ob er mit der Säge werkelte
    oder mit Pinsel, Farben und Leim bastelte, unter seinen geschickten
    Händen entstanden kleine Kunstwerke, die er verschenkte oder als
    nützliche Helfer in seiner Trollhöhle zu finden waren.


    Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass er wusste, wie er aus den
    Stöcken, die Edwin ihm brachte und einer Schnur, die er in seinem
    Rucksack fand, einen kleinen einfachen Webrahmen baute.


    Die kostbare Glühwürmchenmilch hatte er in seinen Trinkbecher gegossen
    und dahinein legte er ein Stück Schnur. Er wartete bis die Schnur
    die gesamte Glühwürmchenmilch aufgesaugt hatte. Dann zerdröselte
    er sie in viele Fäden, jeder dünner als ein Haar waren. Edwin saß
    neben dem kleinen Purzeltroll und beleuchtete mit einer Kerze den
    kleinen Webrahmen auf dem Julin vorsichtig die feinen Fäden zu einem
    Stück Seide verwebte.


    „Wir haben es geschafft. Schau nur Edwin, wie hauchzart und wunderschön
    sie geworden ist.“ Am Himmel ging bereits die Sonne auf, als Julin
    den letzten Faden verwebte und die fertige Seide vom Webrahmen nahm
    und stolz Edwin die weiche Seide zeigte. „Die olle Hexe wird
    staunen und uns die Geige geben. Gehen wir sofort zu ihr“, schlug
    Julin vor.


    Edwin war überwältigt von der wundersamen Glühwürmchenseide. „So was
    hab ich noch nie gesehen. Wie gut muss sich ein Kleidungsstück
    daraus tragen.“ Doch als Julin mit ihm zur Hexe zurück wollte,
    schüttelte er den Kopf. „Meine Freude wissen nicht wo ich bin,
    Julin. Sie sind bestimmt in großer Sorge. Ich muss zu ihnen und
    ihnen sagen, dass wir heute Abend mit erster Geige spielen werden.“
    Schwer fielen Edwin die Worte. Doch schon die ganze Zeit hatte er
    darüber nachgedacht. Einfach weggelaufen war er, niemand wusste
    wohin. Das belastete ihn jetzt, wo er wusste, dass alles wieder gut
    werden und er heute Abend auf seiner Geige spielen würde, sehr.


    „Kannst du nicht alleine zur Hexe. Du musst ihr doch nur die Seide
    geben und dann die Geige zur Wiese bringen. Ich warte dort auf dich“,
    bat er Julin.


    Was sagte Edwin da? Er sollte alleine zur Hexe? Zuerst wollte Julin auf
    gar keinen Fall auf Edwins Vorschlag eingehen. Aber die kleine Grille
    bettelte und bat, bis Julin zustimmte. „Na gut, dann geh ich
    alleine. Sei aber pünktlich. Ich möchte auch bald wieder nach
    Hause.“ Ihm war eingefallen, dass auch er keinem Bescheid gesagt
    hatte. Glöckchen würde sich bestimmt auch schon fragen, wo ihr
    kleiner Purzeltrollfreund steckte. Er sollte sich wirklich beeilen.


    „Bis heute Abend, Edwin“. Er drückte den Freund und dann purzelte er
    mit der Glühwürmchenseide in der Tasche zum Eulenhain.

  • „Ninigugu! Ninigugu!“ Ohne anzuklopfen purzelte Julin ins Hexenhaus. „Hier
    ist die Glühwürmchenseide. Nun gib mir die Geige. Gleich will ich
    sie Edwin bringen.“ Ungeduldig hielt er der Hexe das winzige Stück
    Glühwürmchenseide entgegen.


    „Interessant. Du hast es also geschafft“, brummelte Ninigugu und schlürfte auf
    Julin zu. Um besser sehen zu können, beugte sie sich hinab und
    befühlte mit ihren dürren langen Fingern die Seide. „Wahrlich, du
    kleiner Teufel“, sprach sie anerkennend. „Erst ein einziges Mal
    hab ich Glühwürmchenseide gesehen. Und ich lebe schon sehr lange
    und habe vieles gesehen.“


    Noch tiefer beugte sie sich, so das ihr Kopf fast mit Julins
    zusammenstieß. Von ihrem fauligen Atem wurde dem kleinen Purzeltroll
    ganz schlecht und jedes einzelne Trollhaar auf seinem Kopf stellte
    sich auf. Plötzlich zog Ninigugu mit einem Ruck die Seide aus
    Julins Hand. Im gleichen Moment lachte sie laut und hämisch,
    richtete sich wieder auf und steckte die Glühwürmchenseide tief in
    ihre Rocktasche. „Du einfältiger dummer Troll. Woher soll ich die
    Geige haben?“ rief sie und lachte schadenfroh über Julin, der
    Ninigugu entsetzt anstarrte. Die Hexe hatte die Geige gar nicht? Sie
    hatte ihn betrogen und er musste nun ohne Geige zu Edwin und seinen
    Freunden gehen? Alles sollte umsonst gewesen sein?


    „Du bist so so so böse!“, schrie er die lachende Hexe an und stampfte
    wütend mit dem Fuß auf. Seine Augen funkelten im Zorn, doch die
    Hexe lachte nur noch lauter.


    Durch das Lachen der Hexe wurde Julin noch wütender. Vor ihm auf dem Tisch
    stand ein Zinnbecher. Nach dem griff er und schleuderte ihn auf
    Ninigugu. Aber Ninigugu reagierte und wich dem Geschoss aus.


    „Warte nur du hässliche Hexe!“ Als nächstes warf Julin einen Teller, der
    an der Wand zerschmetterte. Alles was der er finden konnte,
    schleuderte Julin auf die Hexe. Doch immer wieder drehte sie sich
    geschickt und wurde nicht getroffen.


    Plötzlich jedoch hielt Julin das große alte Zauberbuch in den Händen. Schwer
    atmend schaute er Ninigugu an, deren Gelächter sofort verstummte.
    „Ich werfe es ins Feuer. Dann hast du deine Strafe!“ rief der
    kleine Purzeltroll und sprang neben den Kamin.


    „Nein!“ jaulte Ninigugu. „Gib das her!“


    „Ich denke gar nicht daran. Du hast mich belogen und betrogen!“


    „Du sollst das hergeben. Du kleiner Wicht!“ kreischte die Hexe und ging
    einen Schritt auf Julin zu, der das Zauberbuch schnell über die
    Flammen hielt.


    „Nur wenn du mir sagst, wo ich die Geige finde.“ antwortete Julin.


    „Woher soll ich das wissen? Gib mir das Buch!“


    „Nein.
    Wenn du es mir nicht sagst, dann verbrenne ich es.“ Gefährlich
    nahe hielt er das Buch an die Flammen. „Gleich kannst du dich daran
    wärmen, Ninigugu.“


    „Nun warte doch. Ich helfe dir doch.“ Ninigugus Stimme war weich
    geworden und auch ihr Blick war auf einem Mal viel freundlicher. Das
    Zauberbuch war ihr sehr wichtig und das Julin es ins Feuer werfen
    würde, daran zweifelte sie nicht. Mit Drohen und Schimpfen würde
    sie ihr Zauberbuch nicht zurück bekommen, aber vielleicht mit einer
    List.



    „Bitte gib es mir zurück, dann sag ich dir, wo der alte Kauz
    wohnt“, bot sie dem kleinen Purzeltroll an.


    „Der alte Kauz?“ fragte Julin nach und schaute die Hexe misstrauisch an.
    Er würde ihr nicht mehr vertrauen und deshalb dachte er auch keinen
    Moment daran die Hand mit dem Zauberbuch über dem Feuer wegzunehmen.


    „Der Kauz weiß alles!“ behauptete Ninigugu und bestärkte ihre Worte
    mit einem Kopfnicken. „Glaube mir, er findet deine Geige ganz
    schnell. Aber nun komm doch erst einmal von dem Feuer weg. Verbrennst
    dich noch...“


    „Erst sagst du mir, wo ich ihn finde.“


    Da blieb der Hexe nichts anderes übrig. Sie sah ein, dass sie Julin
    nicht noch einmal so einfach betrügen konnte. „Der Kauz wohnt in
    der hohlen Eiche an der Weggabel“ , erklärte Ninigugu. „Grüße
    ihn von mir, dann hilft er dir.“


    Skeptisch sah Julin Ninigugu an. „Du lügst!“


    „Nein! Gib mir das Buch! Ich hab dir erzählt, was ich weiß.“


    „Das Buch nehme mich mit,“ entschied Julin und stopfte es in seinen
    Rucksack. „ Wer einmal lügt, den glaubt man nicht. Hast du die
    Wahrheit gesprochen, bringe ich es dir zurück. Das verspreche ich
    dir.“ Da konnte die Hexe toben und den kleinen Troll mit wilden
    Worten verfluchen, Julin purzelte einfach zur Tür hinaus und suchte
    den weisen Kauz.


    Noch sehr gut konnte Julin sich an die Weggabel erinnern. Er war mit Edwin
    vorbeigekommen, als sie zu den Glühwürmchen gegangen waren. Nur
    wenige Schritte war sie vom Eulenhain entfernt und schon vom Weiten
    sah er die alte Eiche, die alle anderen Bäume überragte. Aber einen
    Kauz konnte er zwischen den Zweigen nirgends entdecken.


    „Kauz! Bist du zu Hause?“ rief er deshalb in die Baumkrone hinauf.


    Eine bedächtige Stimme antwortete aus dem Dickicht der Baumkrone.„Was
    schreist du am hellerlichten Tage herum, das man vor Schreck vom Ast
    fällt?“


    „Bist du der weise Kauz? Ninigugu behauptet du weißt alles. Ich brauche
    ganz dringend Hilfe“, erwiderte Julin und starrte auf die Stelle
    von wo die Stimme zu ihm gedrungen war. Doch noch immer sah er nichts
    als Äste und Eichenblätter.


    Nun raschelte es in der Baumkrone und gleich darauf landete der Kauz auf
    einen der unteren Äste, so dass Julin ihn gut sehen konnte. „Du
    kommst wegen der goldenen Geige“, bemerkte der Kauz und sortierte
    seine Brustfedern. „Das ist dennoch kein Grund so laut zu schreien
    und alle zu wecken“, stellte der Kauz fest ohne seine
    Gefiederpflege zu unterbrechen.


    „Du weißt von der Geige?“ fragte erstaunt der kleine Purzeltroll.


    „Natürlich.“


    „Und wo ist sie?“ Julin war sehr verwundert. Nicht nur, weil der Kauz
    von der Geige wusste, ohne das Julin auch nur ein Wörtchen gesagt
    hatte. Er war auch sehr verwundert, dass Ninigugu dieses Mal die
    Wahrheit gesprochen hatte.


    Der Kauz sortierte seine Federn zu Ende, dann schaute er Julin mit seinen
    bernsteinfarbenen Augen direkt an und berichtete: „Im hohen Gras
    lag die Geige. Sie funkelte so sehr, dass eine Elster sie vom Himmel
    aus sah. Elstern müssen alles haben, was funkelt und blinkt. Sie
    brachte die goldene Geige in ihr Nest und dort liegt sie noch immer.“


    „Sag mir bitte wo das Elsternest ist.“


    „Du findest es in dem violetten Berg hinter dem Feuermeer“, antwortete
    der Kauz schlicht.


    Bis zu diesem Moment hatte Julin geglaubt, dass es ganz einfach sein
    würde die goldene Geige aus dem Elsternest zu holen. Während das
    Klettern in hohen Bäumen für ihn nicht sehr schwer war, so gab es
    aber etwas, vor dem er sich - so lange er denken konnte –
    fürchtete. Schon der Gedanke an Feuer lies sein Herz ängstlich
    schlagen und sein kleiner Körper zitterte vom kleinen Zeh bis zu
    den Spitzen seiner Trollmähne.


    „Feuermeer?“ fragte er mit piepsiger Stimme.


    „Ja, eine halbe Stunde Fußmarsch von hier in Richtung Osten“, gab der
    Kauz bereitwillig Auskunft.


    „Wie soll ich das überqueren? Ich kann doch nicht durch ein Meer aus
    Flammen schwimmen.Und ein Boot habe ich auch nicht.“


    Wissend nickte der Kauz, hüpfte dann auf den tieferliegenden Ast und winkte
    Julin heran. Mit bedeutungsvoller Stimme sprach er: „Es ist ein
    Jahrhunderte altes Geheimnis, dass gehütet werden muss. Du musst
    wissen, es gibt wichtige Gründe, warum der violette Berg von einem
    Flammenmeer beschützt wird. Ein Rätselspruch wird dir weiterhelfen.
    Aber die Lösung, kleiner Purzeltroll, musst du alleine finden.“


    Der Kauz machte ein Pause und sah Julin eindringlich an. Als er sich
    sicher war, dass der kleine Purzeltroll aufmerksam zuhörte, sprach
    er bedeutungsvoll:


    „Das Werkzeug eines Schneiders,
    aber nicht zum Nähen gedacht.
    Der Seemann braucht es,
    auf den Weg gib acht.“


    „Merk es dir gut, kleiner Troll. Und nun, verschwende meine Zeit nicht
    weiter. Ich kann dir nicht mehr helfen. Viel Glück!“ sprach der
    Kauz und verschwand zwischen den Zweigen der Eiche.

  • Feuerrote Flammen bedeckten eine Fläche soweit das Auge sehen konnte. Hinter
    dem bedrohlichen Flammenmeer schimmerte am Horizont der Gipfel des
    Violetten Berges. Kein Baum, kein Strauch, nicht mal ein winziger
    Grashalm wuchsen am steinbedeckten Ufer. Hier stand Julin ängstlich
    und starrte in die Flammen. Keinen Schritt näher traute er sich.
    Noch nie hatte er sich so sehr gefürchtet und immer wieder blickte
    er zu den Violetten Berg und fragte sich, wie er dort wohl hinkommen
    sollte.


    Mehr als einmal war er versucht einfach nach Hause zu purzeln und die
    Grille und ihre Geige zu vergessen. Aber dann dachte er wieder an die
    Bienen und das er ein Versprechen abgegeben hatte. Und ein
    Purzeltroll hält sein Versprechen. Einzige Hoffnung schöpfte er aus
    dem Rätselspruch vom weisen Kauz.


    „Ich muss das doch lösen können.“ Am Ufer ging er grübelnd auf und
    ab. „Das Werkzeug eines Schneiders. Eine Schere?“ Heftig
    schüttelte der kleine Troll den Kopf, so dass die Trollmähne
    flatterte. „Mit einer Schere kann niemand nähen“, stellte er
    fest und überlegte dann weiter. „Aber mit einer Nadel. Oh ja, eine
    Nadel ist gemeint!“ Seine Miene erhellt sich und er glaubte die
    Lösung gefunden zu haben.


    Doch dann kamen ihm die letzten Zeilen in den Sinn: „Der Seemann
    braucht es, auf den Weg gib acht“, murmelte er vor sich hin und
    dachte laut nach: „Für was soll den ein Seemann eine Nadel
    brauchen? Um Fische aufzuspießen?“ Leise kicherte der kleine
    Purzeltroll. Plötzlich schoss wie ein Blitz vom Himmel, eine Idee in
    seinen Trollkopf. „Was bin ich für ein Dummtroll!Natürlich! Ist
    doch ganz einfach.“


    Schnell nahm er seinen Rucksack vom Rücken und begann darin zu kramen. „Ich
    wusste es doch!“ rief er erfreut aus und zog aus den Rucksack einen
    kleinen Kompass. „Ein Kompass ist die Lösung. Mit der Kompassnadel
    kann man nicht nähen, aber ein Seemann braucht sie und findet damit
    den richtigen Weg.“


    Julin schaute auf die Kompassnadel, die sich dreimal im Kreis drehte und
    dann still ruhte. “Moment mal. Das stimmt doch nicht. Im Osten geht
    die Sonne auf und im Westen geht sie unter. Jetzt am Mittag steht die
    Sonne im Süden. Aber nach meinem Kompass ist dort, wo die Sonne
    steht, Norden. Das ist ja seltsam.“


    Zuerst dachte Julin, der Kompass sei kaputt. Er schüttelte ihn und schaute
    dann noch einmal. Doch nichts hatte sich verändert. Stur zeigte die
    Nadel in die gleiche Richtung. Nachdenklich, den Blick auf den
    Kompass, ging er in diese Richtung.



    „Zum Flammenmeer bringst du mich? Willst du das ich verbrenne oder
    kennst du einen Weg durch das heiße Feuer?“, fragte Julin den
    Kompass.


    Als hätte die Nadel ihn verstanden, drehte sie sich plötzlich nach
    links. „Am Ufer entlang gefällt mir viel besser, als durch die
    Flamen hindurch“ , sagte der kleine Purzeltroll leise und lief am
    Ufer entlang. Vielleicht gab es ja einen Geheimweg zu den Violetten
    Berg. Aber dann kreiste die Nadel wieder und zeigte direkt in die
    Flamen.


    Julin erschrak und rief: „Nein, ich geh nicht in die Flammen! Hörst du?
    Ich geh und geh und geh da nicht hinein!“ Trotzig trampelte der
    kleine Purzeltroll mit seinem Fuß auf. Jedes kleine Kind weiß
    doch, das Feuer alles verbrennt. Was dachte sich die Nadel nur?


    Zornig, aber auch verzweifelt, drehte er den Kompass und schüttelte ihn
    tüchtig. Er warf ihn sogar mehrmals in die Luft. Doch egal was er
    tat, die Nadel zeigte auf das Flammenmeer.


    „Du willst also, dass ich in die Flammen gehe und verbrenne?!“ Ganz
    wild klopfte Julins Herz. Er schaute seufzend zu dem Violetten Berg
    und dann stellte er sich ganz nah an den Uferrand. So nah, das die
    Flammen über seine Schuhspitzen leckten. Doch anstatt sie zu
    versengen, bemerkte Julin, dass die Flammen nicht heißer waren als
    ein warmer Luftzug im Sommer.


    „Ein Zauberfeuer“, staunte der kleine Purzeltroll und atmete erleichtert
    durch. Auch wenn er nun wusste, dass er nicht verbrennen würde, so
    hatte er Angst im Flammenmeer zu versinken. Wie tief es wohl war?


    „Ich muss es wagen.... jetzt!“ Langsam hob er einen Fuß und schob ihn
    über den Uferrand. Den Fuß tauchte er langsam in die Flammen, die
    sich plötzlich teilten. Julin sah, dass sich unter den Flammen eine
    ovale Bodenplatte befand. Sie war so groß, dass er sich mit beiden
    Füssen darauf stellen konnte.


    „Hier scheint mir ein Weg durch die Flammenmeer zu sein“, stellte er
    lächelnd fest. Wieder schaute er auf den Kompass und sah das sich
    die Nadel nun nach rechts drehte. Er folgte und ertastet mit seinem
    Fuß eine weitere Bodenplatte.


    So kam er Stück für Stück vorwärts. Bei jedem Schritt prüfte er
    sorgfältig ob er auch wirklich auf festen Untergrund trat. Doch bald
    schon war das Ufer kaum noch zu sehen und vor ihm wurde der Violette
    Berg immer größer und deutlicher sichtbar. Mühselig kämpfte er
    sich zum anderen Ufer weiter.


    „Geschafft!“
    Mit einem Satz sprang der kleine Troll aufs feste Land und stand
    direkt am Fuß des Violetten Berges, deren Spitze mit hellrosa Schnee
    bedeckt waren.


    Die Gegend war ganz merkwürdig. Von der anderen Seite hatte es
    ausgesehen, als würde die violette Farbe von einer Gesteinsart
    kommen. Doch nun sah Julin, dass nicht nur die Steine und Felsen
    violett gefärbt waren. Auch alle Bäume, Sträucher und Blumen waren
    von violetter Farbe. Bis zum kleinsten Grashalm war alles in dieser
    sonderbaren Farbe eingefärbt. Aber es war kein einheitliches
    Violett, jede Pflanze, jeder Stein hatte seinen eigenen violetten
    Farbton, war heller oder dunkler als der andere.


    An diesem seltsamen Ort wirkte der kleine Purzeltroll mit seinen
    schwarzen Trollhaaren und der grünen Trägerhose seltsam. Auch die
    Elster, die über seinen Kopf flog, passte nicht in diese violette
    Welt. Und doch schien sie öfters den Violetten Berg zu besuchen.
    Julin sah nämlich, dass sie auf ein großes Nest flog. Das Nest war
    auf einem Felsvorsprung gebaut.


    Nachdenklich beobachtete der kleine Purzeltroll wie die Elster sich auf den
    Nestrand setzte. Kaum saß sie dort, hüpfte sie ins Nest und
    verschwand aus Julins Sicht. Vielleicht hatte er ja Glück und der
    weise Kauz hatte von dieser Elster gesprochen und im Elsternest lag
    die goldene Geige.


    Ohne noch mehr Zeit zu vertrödeln, schulterte Julin seinen Rucksack.
    Zuerst folgte er einem Bergpfad der sich zum Gipfel hinauf
    schlängelte. Der Weg schien in letzter Zeit nicht oft benutzt worden
    zu sein. Das Gras ging dem kleinen Troll oft bis zur Brust. An manch
    anderen Stellen lagen Steine, größer als der kleine Purzeltroll,
    über die er klettern musste. Dem kleinen Troll taten bald die Beine
    weh und er sehnte sich nach Edwins Gesellschaft. An Edwins Seite
    würde der Weg ihm viel kürzer und weniger mühselig erscheinen.


    Nach mehreren Stunden Fußmarsch hatte er endlich sein Ziel erreicht und
    kam unterhalb des Felsenvorsprunges an. Von hier konnte er gut das
    Nest sehen. Kunstvoll hatte die Elster Äste und Zweige miteinander
    verwoben und die Hohlräume waren mit Grasbatzen ausgepolstert. Erst
    ahnte der kleine Purzeltroll anhand eines Schattens den er sah, dass
    die Elster noch im Nest war. Dann sah er auch den Elsterkopf, der
    über den Nestrand lugte. Schnell drückte er seinen kleinen Körper
    an den rauen Felsen unterhalb des Nestes.


    Lautlos und mit größter Vorsicht kletterte er den Felsen hinauf bis zum
    unteren Rand des Nestes.


    Als die ersten Äste seine Trollmähne streiften, verharrte er und
    wartete. Im Nest regte sich zwar hin und wieder etwas und er hörte
    ein gurgelndes Zwitschern, aber sehen konnte er von seinem Platz
    nichts.


    Nachdem er eine Weile gewartet hatte, hob er langsam den Kopf und spähte
    durch eine kleine Lücke zwischen den Ästen ins Elsternest. Die
    Elster saß ruhend mit geschlossenen Augen im Nest. Hinter ihrem
    Schlafplatz funkelte ein Berg mit Kostbarkeiten in der Sonne.
    Unendlich viele Sachen hatte die Elster in ihr Nest getragen. Ringe,
    Armreifen und Ketten aus Gold und Silber, Perlenketten, Münzen,
    Silberlöffel und goldene Haarspangen lagen durcheinander.


    Julin war sich ganz gewiss, dass auch die goldene Geige dort zwischen den
    funkelnden Schätzen lag. Doch davor saß wie ein Wächter die
    Elster.


    Ein Ästchen knackte unter Julins Füssen. Leise und doch so laut, dass
    die Elster ihre Augen öffnete. Julin hielt die Luft an und verharrte
    regungslos wartend. Er versuchte geduldig zu bleiben, doch dachte er
    an das Blumenfest und die wenige Zeit, die ihm noch blieb. Plötzlich
    jedoch stand die Elster auf und sprang auf den Nestrand. `Jetzt hat
    sie mich entdeckt“, dachte der kleine Purzeltroll. Dort anstatt
    sich auf Julin zu stürzen, wie er es erwartete, spähte die Elster
    in die Ferne und flog dann mit kräftigen Flügelschlägen davon.


    „Puh, das war knapp und so einfach“, staunte der kleine Troll und
    purzelte ins Nest geradewegs auf den blinkenden Schmuckberg zu.


    Die Elster hatte so viele Schätze in ihr Nest getragen, dass der Berg
    höher als der Purzeltroll selbst war. Er musste sich beeilen, wollte
    er die Geige finden, bevor die Elster zurück kam. Und doch konnte er
    nicht anders, als immer wieder beim Suchen inne zu halten und
    einzelne Stücke genauer anzuschauen. „Oh wie wunderschön.“ und
    „Wie das funkelt“, rief er mehrmals, legte dann aber die Kette,
    den Ring oder was auch immer er gerade in der Hand hielt, beiseite.
    Die Dinge waren schön, aber keines so kostbar wie die goldene Geige.


    „Wie soll ich in dem großen Haufen die Geige finden?“ seufzt er und
    krabbelt mitten in den Schmuckberg hinein. Er wühlte und wühlte,
    immer schneller und ungeduldiger und warf achtlos die Schmuckstücke
    beiseite. Das Loch das er durch sein Wühlen in den Berg buddelte
    wurde immer größer und fast schon war er am Boden angelangt.
    Zweifel nagte plötzlich in dem kleinen Purzeltroll. Es gab doch so
    viele Elstern und alle stahlen Schmuck. Vielleicht suchte er im
    falschen Nest.

  • Um Nachzudenken setzte er sich und verschnaufte. Unter einem mit Perlen
    und Smaragden besetzten Collier blitzte es golden. Halbherzig schob
    er das Collier mit dem Fuß zur Seite und sprang im nächsten Moment
    jubelnd auf. Vor seinen Füssen lag die goldene Geige. Trotz ihrer
    Winzigkeit – sie war nicht größer als Julins Daumen – glich sie
    ihren großen Verwandten vom filigranen Korpus bis zu den hauchdünnen
    Saiten. Ehrfürchtig und nur mit zwei Finger hob er die Geige auf. Er
    hielt sie in die letzten Strahlen der Abendsonne und bewunderte sie
    von allen Seiten.

  • Obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen war, herrschte auf der Blumenwiese
    reges Treiben. Auf jeden Grashalm so schien es, hatten sich Käfer,
    Raupen und anderes kleines Getier niedergelassen. Wartend schauten
    sie zum großen Felsen am Wiesenrand, denn dort hatte sich bereits
    das Grillenorchester versammelt. Ganz vorne, in der ersten Reihe,
    saßen mit ihren winzigen Geigen die Streicher. Dahinter folgten die
    Klarinetten, Flöten und Trompeten und ganz im Hintergrund stand die
    Pauke. Nur eine Grille saß noch nicht auf ihrem Platz.


    „Was mach ich nur? Was mach ich nur?“ jammerte Erwin voller Verzweiflung
    und lief vor dem Felsen hin und her. Immer wieder schaute er zum
    Waldrand in der Hoffnung, dass der kleine Purzeltroll doch noch
    rechtzeitig die goldene Geige bringen würde.


    Aber viel Zeit blieb ihm nicht mehr. IN wenigen Minuten würde würde die
    Sonne aufgehen und das Orchester zu spielen beginnen, ob mit oder
    ohne goldene Geige. Und dann würde sich zeigen, ob die Melodie rein
    genug war, um die Bienen aus ihren Stock zu locken.


    Schon verhüllte die Morgendämmerung die Baumwipfel in ihr Licht. Die
    Geiger klemmten ihre Geigen unter ihr Kinn, der Trommler nahm die
    Paukenschlägel in die Hand und die Klarinettenspieler setzten ihre
    Klarinette an die Lippen. Erneut wollte Edwin jammern, doch da sah er
    am Waldrand eine Gestalt, die in rasanter Geschwindigkeit zur Wiese
    purzelte.


    „Endlich! Da ist Julin. Er bringt meine Geige“ jubelte Edwin.


    Plötzlich war es vorbei mit der Stille. Die versammelten Käfer, Raupen, Würmer
    und Schmetterlingen redeten auf einem Mal emsig miteinander.
    Skeptisch blickten sie zum kleinen Purzeltroll, der für die
    Wiesenbewohner so seltsam aussah. Manche steckten ihre Köpfe
    zusammen und raunten sich allerlei Vermutungen zu. Wo er wohl herkam?
    Und was er wohl hier wolle? Ach ja, er hatte Edwin geholfen bei der
    Suche nach der Geige. Aber hatte er sie auch gefunden?


    „Oh ja, schau. Hier ist die kleine Geige.“ So kurz und knapp wie es bei
    der Fülle an Erlebten ging, erzählte der kleine Troll den
    Wiesenbewohner von seinen Abenteuer mit Ninigugu, dem Kauz und der
    Elster.


    „Ich bin dir so dankbar, kleiner mutiger Troll. Ohne dich hätte ich nie
    sie wieder gefunden.“ Edwins Augen begannen zu glänzen, als er
    vorsichtig die Geige aus Julins Hand nahm. „Das werde ich dir nie
    vergessen, mein Freund.“, raunte er Julin zu und eilte dann auf
    seinen Platz.


    Dann wurde es wieder ganz still auf der Wiese. Alle schauten gespannt zum
    Orchester. Noch einmal holte Edwin Luft, dann klemmte er sich die
    goldene Geige unters Kinn. Im nächsten Augenblick strich der Bogen
    zart über die Saiten und entlockte einen ungewöhnlich klaren
    schmetterlingsgleich leichten Ton. Genau in diesem Moment schob sich
    die Sonne über die Baumwipfel und das Leuchten der Morgenröte legte
    sich über die Wiese. Erst erklang nur die goldene Geige, doch nach
    ein paar Takten setzen die anderen Instrumente ein.


    Julin hatte sich auf die Wiese gesetzt und lauschte der lauter werdenden
    Melodie. Sie war so wunderschön und berührte tief sein Herz.
    Ehrfürchtig blickte er zu den kleinen Musikern auf dem Felsen.


    Auf einem Mal jedoch wurde die Melodie von einem Brummen begleitet. Erst
    war es kaum zu hören, doch dann wurde es lauter und deutlicher.


    Der kleine Purzeltroll blickte sich suchend um. Er sah einen riesigen
    Bienenschwarm aus dem Wald zur Wiese fliegen und
    lächelte. Da waren die Bienen. Die Melodie von Edwin und seinen
    Freunden hatte die Bienenvölker aus ihrem Stock gelockt und nun
    würden sie, wie jedes Jahr, emsig den ganzen Sommer Honig sammeln
    und die Blüten bestäuben. .


    Vergnügt schaute Julin zu, wie die kleinen Bienen sofort auf die bunten
    Frühlingsblumen zuflogen. Mit ganz anderen Augen als früher, sah er
    ihrem geschäftigen Treiben zu und begrüßte sie fröhlich. „Guten
    Morgen, ihr kleinen Bienelein. Sammelt schön Honig für meinen
    Honigtopf.“


    Honig? Honigtopf? Jetzt dachte der kleine Purzeltroll an Glöckchen und
    ihren Honigtopf. Bestimmt wartete die kleine Fee schon auf ihn. Es
    wurde Zeit, das er wieder nach Hause purzelte. Edwin und seine Freude
    spielten immer noch wunderschöne Melodien. Er wollte nicht stören,
    und deshalb winkte er nur zum Abschied.


    „Wenn ich Glöckchen von meinem Abenteuer und der goldenen Geige erzähle,
    dann lässt sie mich Honig naschen.“ So dachte der kleine
    Purzeltroll purzelte schnell nach Hause.


    Ende

  • (Wenn der Post hier unpassend ist, bitte melden. Dann setzte ich ihn um, aber die Geschichte ist ja beendet.)



    *mit leuchtenden Augen sitzt Glöckchen auf der Bettkante und hört ihrem allerliebsten Trollfreund gespannt zu, was er erlebt hat.
    Am Ende springt sie auf, knudddelt den kleinen Purzeltroll und gibt ihm ein dickes Kribbelküsschen.
     [Blockierte Grafik: http://i60.tinypic.com/2r61km0.png]
    Oh Julin, ich bin so stolz auf dich, dass du die Geige zurückbringen konntest. Sonst gäbe nun gar keinen Honig mehr.
    Dafür hast du dir eine extra große Portion vom süßen Naschi verdient,
    strahlt sie und stellt ihm den größten Honigtopf hin, den sie vorrätig hat.* [Blockierte Grafik: http://i62.tinypic.com/2ag51z7.png]
    -----------------------


    Zuerst - danke an die Sara (Userin), dass du die Geschichte für Julin (User) eingestellt hast.


    An Julin und seinen User:
    Ich kann nur sagen: Danke für diese wunderschöne Geschichte!
    Kein Krieg, kein Kampf - eher wie ein Märchen, eine spannende Kindergeschichte, in der durchaus viele kleine Parallelen zu Simkea zu finden sind.


    Auch wenn ich noch ein wenig hoffe, dass es keine endgültige Entscheidung ist, lassen Saras einleitenden Worte die Geschichte wie ein Abschiedsgeschenk anmuten.
    Deshalb bedanke ich mich nicht nur für die Geschichte, sondern auch für viele unbeschwerte Stunden mit dem kleinen Purzeltroll und die einzigartig schöne Freundschaft zwischen Julin und Glöckchen.
    Ich bedauere zwar sehr, dass du nicht mehr spielen kannst, wünsche aber vor allem natürlich dir als User alles Gute für die Zukunft!
    Liebe Grüße
    Glöckchen (Userin) :girl:

  • ich schliesse mich glöckchen an , ein spieler von den ersten tagen hier die mir in simkea geholfen haben


    ich hoffe auch sehr das du dem hier den rücken nicht für immer zukehrst


    aber natürlich von mir auch alles liebe

  • ich habe lange überlegt was ich dem User von Julin hier schreibe. Es würde zu viel, deswegen nur ganz kurz:


    es war Rava eine Ehre, die Wege des Purzeltroll Julin zu kreuzen, hin und wieder auch ein kleines Stück gemeinsam der Wege zu gehen. Kleiner Troll, träume schön in Deiner gemütlichen Trollhöhle.


    Vielen Dank für die schöne Geschichte, auch da bleibt Julin sich treu.


    Dem User Julin wünsche ich alles erdenklich Gute, Du hast immer die Sonne mitgebracht.

  • Lieber Julin und Puppenspieler,


    Glücklicherweise ist Vieles von dem, was Maeve und ich euch beiden sagen wollten, bereits gesagt, so muss ich nicht nach Worten suchen, die mir schwer fallen zu finden. (Der Satz klingt bissl schief, ich weiß … die Worte halt, die sich nicht passend finden lassen.)


    Julins Geschichte ist wunderbar. Maeve wird sie Kỷra wohl oft vor dem Schlafengehen erzählen. So bleibt der kleine Troll, von dem Kỷra das Purzeln lernen wollte, stets in Erinnerung. In der von Maeve bleibt er eh bestehen als der liebenswerte, manchmal tollpatschige, manchmal nachdenkliche und doch stets freundliche und fröhliche Knirps … ups … Troll.


    Simkea wird ein wenig dunkler ob des fehlenden Strahlens, etwas leiser ob des fehlenden fröhlichen Jauchzens, etwas sicherer ob der nun nicht mehr passierenden Kollisionen beim übermütigen umherpurzeln, etwas farbloser ob der fehlenden Originalglöckchenfarbe und etwas unromantischer ob der fehlenden Kribbelküsschen …. Kurzum … Julin wird fehlen!
    Dem Julin’schen Puppenspieler ein ganz ganz großes Dankeschön, es war eine wundervolle Zeit mit ihm, auch wenn die Gelegenheiten zum Plausch selten waren.


    Von Herzen alles Gute für die Zukunft und vor allem Gesundheit! [Blockierte Grafik: http://www.smileygarden.de/smilie/Schleifchen-Girls/smilie_girl_087.gif]

    ”Ich mag viele, aber eben nicht alle. Ich verzeihe viel, aber nicht alles. Ich vergesse schnell. aber nicht immer. Wen ich mag, der weiß es. Wen ich nicht mag, der spürt es.“


  • hey julin,


    zuerst bedanke ich mich sehr für deine liebe geschichte, die das herz aufgehen lässt .. <3
    und ich reihe mich in die reihe ein, die schon geschrieben haben, welche freude du hier verbreitet hast,[Blockierte Grafik: https://encrypted-tbn1.gstatic…Rr2HmrdZW7UhY6y7QJPFsnkJg]
    ich erinnere mich noch sehr gut an das
    glückskekse suchen ...die idee war zauberhaft...
    und hat noch den zweck gehabt, die kekse zu verbrauchen^^[Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141015/gkzsxjqf.jpg]


    Ein wenig trüber wird die sonne über simkea scheinen, wenn du (auch der user) nicht mehr kommen möchtest oder kannst....
    Vielleicht beschliesst du ja doch uns wieder zu besuchen , um zu schauen, was wir hier treiben... :knot:
    aber es purzelt niemand mehr so schön und lustig...wie du....
    ... höchstens die rattenjäger über die kellertreppe... :winki:


    lieber julin und dein strippenzieher,
    ich wünsche dir eine schöne zeit, gesundheit und freude an allem was dein herz begehrt!


    liebe grüsse ava (und userin)

    8) :winki: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen....Immanuel Kant :yeah:

  • *winkt Julin ganz dolle und wünscht ihm alles Gute*


    Tolle Geschichte und bestimmt sehr beliebt bei Kindern;
    Als sie dann plätzlich zuende ist, guckt man erstmal doof,
    aber stellt sich dann sofort vor wie die beiden feiern, oder naschen,
    oder in Ruhe am Kamin sitzen um alles geschehene bei einem Topf Honig zu bereden ^^