Fio´s Geschichte

  • Da schaute ich auf den Zettel und eine Träne löste sich aus meinen Augen, sah ich doch dort das Bild einer wunderschönen von ihm selbst gemalten Rose. Frustiert wandte ich mich zum Pfeiler und knallte meine Faust voll dagegen.

    "Eine Seele ohne Phantasie ist wie eine Sternwarte ohne Teleskop." Henry Ward Beecher

  • Behutsam nahm ich ihre zarte Hand und sah nach, ob sie sich verletzt hatte und antwortete dann: “Wie denn? Es ging doch alles so schnell!” Meine Hand zitterte und zärtlich untersuchte ich ihre anschwellende Hand, der Schlag war heftig gewesen.”Oh! Jetzt hast du dich auch noch wegen mir verletzt!”

    Humor ist eines der besten Kleidungsstuecke, die man in Gesellschaft tragen kann. (William Shakespeare)

  • Fürsorglich kümmerte er sich um meine Hand und kühlte sie mit Wasser. Mir kamen die Tränen in die Augen, was für ein Drache!


    Aber es war zu spät. Der Schock war zu stark gewesen, die Ernüchterung zu heftig. Der Rausch, der mich die Tage davor gepackt hatte, war verflogen. Mein Vertrauen in ihn war dahin. Traurig schaute ich ihn an und er verstand. Wir sprachen miteinander und kamen gemeinsam zu dem Entschluss, dass meine vorher abgesprochene Reise wohl zu diesem Zeitpunkt am besten sei. So würden wir beide etwas zur Ruhe kommen und hoffentlich Klarheit über unsere Gefühle gewinnen.

    "Eine Seele ohne Phantasie ist wie eine Sternwarte ohne Teleskop." Henry Ward Beecher

  • Doch so einfach wollte ich nicht aufgeben, also schlug ich ihr einen Rundflug auf mir vor, und als besonderen Leckerbissen, hatte ich ihr einen Sattel mitgebracht, damit sie bequemer sitzen kann.


    Wir trafen uns dann am Stadttor, wo es losgehen sollte. Ich breitete meine Schwinge für sie aus, damit sie bequemer aufsteigen kann. Leider war ich mit der Annahme im Irrtum, daß ihr der Sattel helfen würde, durch die Gurte wurde ihr in den Beinen das Blut abgeschnürt und sie schnitten ihr auch in ihre zarten Schenkel ein, und das war nicht im Sinne des Erfinders. Als mir Fio das mitteilte, landete ich so schnell ich konnte, um den Sattel wieder abschnallen und ihr auch helfen zu können. So kamen wir auf das unterste Gebirgsplateau. Dort ließ ich mich behutsam nieder, und Fio schnallte sich sofort ab. Ganz gegen ihre Gewohnheit kletterte sie langsam und vorsichtig von meinem Rücken, um ihre schmerzenden Beine zu schonen. Kaum war sie auf dem Felsen angelangt, fragte ich sie besorgt, wo denn die schmerzhaften Stellen seien. Sie errötete und wollte es mir erst nicht zeigen, allerdings waren die Schmerzen stärker als ihre Scham und sie zeigte es mir dann doch. Erschrocken sah ich die roten Striemen auf ihrer zarten Haut und erkannte, daß meine Idee mit dem Sattel sehr schlecht gewesen ist. Zornig warf ich ihn zur Seite und verbrannte ihn auf der Stelle. Als ich mich wieder beruhigt hatte besann ich mich auf mein magisches Erbe und bat sie, mich kurz nicht anzusprechen, damit ich mich konzentrieren könne.


    So schloß ich meine Augen, um auch alle visuellen Ablenkungen auszusperren, legte meine Kralle auf ihre Beine und konzentrierte mich auf ihren Schmerz und leitete ihn, durch Gedankenkraft, in den schmerzunempfindlichen Felsen ab. Zusätzlich hauchte ich ihr auch noch meinen warmen Drachenatem über ihre Wunden. Ich hatte selbst nicht damit gerechnet, daß es funktionieren könnte, aber es half besser als ich gedacht hatte. Nach einer kurzen Weile tippte sie mir behutsam auf die Schnauze, um mir zu zeigen, daß ich aufhören könne. Ich öffnete meine Augen und tatsächlich, ihre Beine waren wieder in Ordnung! Allerdings konnte ich an ihren Augen erkennen, daß diese Heilung nicht nur mich, sondern auch sie ziemlich erschöpft hatte. So legten wir uns nebeneinander auf den Felsen und sonnten uns eine Weile, danach rollte ich mich wie eine Mauer um Fio und breitete meine Schwinge über ihr aus, damit der immer kühler werdende Wind ihr nichts anhaben konnte. Sie rollte sich im Windschutz der, von mir gebauten und gebildeten, Höhle zusammen und schlief recht schnell, erschöpft ein.


    Einige Stunden später, als wir uns beide erholt hatten, erwachten wir wieder und ich richtete uns ein kleines Picknick aus Pfannkuchen, Schweinebraten und Kakaotrunk zu unserer Stärkung. Nach dieser kleinen Mahlzeit, lud ich sie ein, wieder aufzusteigen, falls sie keine Schmerzen mehr hat.


    Sie stieg auch sofort auf, diesmal natürlich ohne Sattel, den hatte ich ja schon in meiner Wut verbrannt, und so hob ich mich, mit ihr auf meinem Rücken, wieder hoch in die Lüfte. Erst tollte ich wieder, meine Freiheit ohne Sattel genießend, wild durch alle Luftschichten, doch dann besann ich mich, daß Fio ja eben noch verletzt gewesen war und glitt sanft zurück in die Stadt, der Sonne, welche inzwischen im Untergehen begriffen war, entgegen. Schließlich trennten wir uns am Stadttor, um uns erst in ein paar Tagen wieder zu treffen.

    Humor ist eines der besten Kleidungsstuecke, die man in Gesellschaft tragen kann. (William Shakespeare)

  • Doch einfach so wollte mich der Drache nicht gehen lassen und schlug mir noch einen Flug vor. Wie konnte ich da widerstehen? Zum Gutshof konnte ich auch noch etwas später gehen. Wir verabredeten, uns am Stadttor zu treffen. Neugierig, und ein wenig aufgeregt, wie dieser für mich zweite Flug wohl werden würde, packte ich schnell meinen Rucksack am Lager. Flink eilte ich zum Treffpunkt und dort wartete der große grüne Drache sogar schon.


    Überrascht schaute ich auf seinen Rücken. Ein großes Ungetüm von einem Sattel hatte er aufgeschnallt. War das sein Ernst? Hatte ich mich etwa beim ersten Flug zu ungeschickt angestellt, dass er glaubte, sowas sei nötig? Skeptisch beäugte ich das Teil. Louhi sprach von bequemerem Fliegen für mich und so ließ ich mir meine Gedanken nicht anmerken. Vorsichtig stieg ich diesmal sogar über seine Schwinge auf seinen Rücken. Vielleicht war der andere Aufstieg ja falsch oder unangenehm für ihn gewesen. Was wusste ich damals denn schon von Drachen!?


    Er erklärte mir genau, wofür die einzelnen Gurte gedacht sind und so legte ich sie mir an. Schnürte meine Beine fest an die angebrachten Schienen und ebenso meine Hüfte. Der Hüftgurt war gepolstert und gar nicht so unangenehm, aber die Beingurte … Etwas unbehaglich fühlte ich mich von Anfang an. Ich, quirlige Person, so unbeweglich auf einem Fleck. Na ob das wohl gut geht?


    Der Start und Aufstieg in die Wolken war ungewohnt, ich hätte mich lieber auf seinen Rücken gelegt, statt so steif zu sitzen. Aber doch begeisterte mich wieder einmal das Gefühl des Fliegens, der Wind in meinen Haaren, der Rausch der Geschwindigkeit. Doch dann machte er den ersten Steilflug abwärts und ich wurde voll in die Gurte gepresst. Tief schnitten sie in mein Fleisch, beinahe hätte ich aufgeschrien vor Schmerz.Verwundert, dass ich so still blieb, schaute sich der Drache bald nach mir um und sah wohl den Schmerz in meinem Gesicht. Besorgt fragte er nach, was denn sei und so sagte ich es ihm. Sofort suchte er den nächsten möglichen Landeplatz.


    Sobald er gelandet war, löste ich die Gurte. Erschrocken sah ich dabei auf meine Beine. Dick geschwollen, mit tiefroten Striemen, die sogar leicht bluteten, waren sie total hässlich. Schnell deckte ich meinen Rock darüber, dass der Drache das ja nicht sehen könne.


    Aber er fragte so besorgt und drängend, dass ich dann doch ein wenig meinen Rock hob und ihm etwas davon zeigte. Der Drache wurde kreidebleich, ergriff plötzlich den Sattel und warf ihn zur Seite. Woher diese plötzliche Wut? Erschrocken rutschte ich etwas zurück. Wild fauchend setzte er den Sattel in Brand und wandte sich wieder mir zu. Dann fragte er ganz zaghaft, mit einem scheuen Blick, ob er einen Heilzauber versuchen dürfe. Heilmagie - ja, das war es, was ich in diesem Moment brauchte. Selber konnte ich sie ja nicht mehr anwenden. Doch Drachen sind magische Wesen, ja das konnte die Lösung sein. Grübelte ich doch schon, wie ich mit diesen Verletzungen zum Gutshof kommen könnte.


    Neugierig, wie denn die Magie eines Drachen funktioniert, stimmte ich zu und lehnte mich bequem sitzend an einen Felsen. Vorsichtig legte er seine Kralle auf meine Beine und schloss dann zur Konzentration die Augen. Wie sanft er plötzlich aussah!


    Schon nach kurzer Zeit spürte ich eine heilsame Wärme von seiner Kralle ausgehen und schloss dann selber die Augen, um diesen Prozess zu unterstützen. Sein warmer Drachenatem glitt über meine Beine und wo er mich berührte, verschwand fast augenblicklich der Schmerz. Erstaunt öffnete ich die Augen, solch wirksamen Zauber hatte ich nur selten erlebt. Und siehe da, die Striemen waren fast verblasst und von der Schwellung war nichts mehr zu sehen. Einen Moment lang genoss ich noch dieses angenehm warme Gefühl, aber da ich wusste, dass Magie Kraft kostet, streichelte ich ihn dann sanft und sagte ihm, er könne aufhören.


    Wie immer hatte das beide Seiten erschöpft und so lagen wir dann beide eine Weile in der warmen Nachmittagssonne und tankten neue Energie. Doch die Sonnenwärme blieb nicht lange, kalter Wind kam auf, da bildete der Drache um mich herum mit seinem Körper eine warme Höhle und ich schlief ein. Nachdem wir wieder aufwachten, überraschte er mich mit einem kleinen Imbiss, den er sorgfältig auf einem Felsen wie auf einem Tisch arrangierte. Das sah so appetitlich aus, dass ich herzhaft zulangte.


    Seine Sanftheit und Fürsorge an diesem Nachmittag und Abend berührten mich zutiefst, aber leider nicht mein Herz. Das fühlte sich wie ein Eisblock an, kalt und ohne jegliches Gefühl. War es zu spät für den Drachen und mich? Würde mein Herz nie wieder auftauen?


    Der Rückflug war dann ohne Sattel. Begeistert genoss ich wieder die Freiheit des Fliegens, das schnelle Auf- und Absausen durch die Lüfte. Doch wir waren beide noch ein wenig erschöpft und so legte der Drache den Rest des Rückfluges in einem sanften Gleitflug zurück. Bequem konnte ich mich auf seinen Rücken legen, musste mich nirgends festhalten und genoss die Abendsonne auf meinem Bauch und die Wärme des Drachens in meinem Rücken.


    Dass ein Drachenflug auch so entspannend sein kann, hätte ich vorher nie gedacht.

    "Eine Seele ohne Phantasie ist wie eine Sternwarte ohne Teleskop." Henry Ward Beecher

  • Nachdenklich zog ich mich auf den Gutshof zurück. War es nur ein Rausch der Gefühle gewesen? Ausgelöst durch meinen großen Bedarf an Trost wegen meinem Verlust?


    Überrascht stellte ich fest, dass auf dem Gutshof viel mehr Betrieb als auf der Sumpfinsel ist. Immer wieder kam jemand an der Wiese vorbei, holte sich Milch oder schor auch ein paar Schafe. Und für ein paar nette Worte war meist auch noch Zeit. Ja, es war deutlich ruhiger als in Trent, weniger hektisch und auch das Handeln fand kaum statt. Eher gegenseitige Hilfe, wenn jemand was in der Stadt vergessen hatte oder doch überraschend länger auf dem Hof bleiben musste und deshalb zu wenig mitgenommen hatte. Nun lernte ich zu verstehen, warum einige Wesen den Gutshof der Stadt vorziehen.


    Doch blieb mir auch viel Zeit zum Nachdenken und Prüfen meiner Gefühle. Mein Herz fühlte sich noch immer ziemlich leblos an. Kein schnellerer Herzschlag beim Gedanken an den Drachen. War es wirklich vorbei?


    Auch ging ein anderes männliches Wesen mir nicht aus dem Sinn. Ließ doch sein Anblick mein Herz schon vor meiner Liebe zum blauen Ritter ein wenig schneller schlagen. Doch jegliche vorsichtige Andeutungen meinerseits ignorierte er oder wertete es als harmloses Flirten. Ja, er erzählte mir gar einmal, dass er in Simkea kein weibliches Wesen suche. Und so wurde es “nur” Freundschaft und ist es noch heute.


    Der grosse Drache jedoch blieb dran und zeigte eindeutiges Interesse, aber immer nur heimlich.
    So schrieb er mir in dieser Zeit auch einen wundervollen Liebesbrief:


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    23.05.2016 19:02 | An: Fiona


    Meine liebste Göttin,


    du kannst dir nicht vorstellen, wie ich deine Gegenwart vermisse, den süßen Duft deiner Haare, die Spannung wenn du in meiner Nähe bist, die zarte Hand, welche mich zwischen meinen Hörnern krault, oder den sanften Schwung deines Körpers,wenn er sich an meinen Rücken schmiegt. Alleine der Gedanke an dich bringt meine Schwingen zum zucken, dass ich am liebsten zu dir fliegen würde, über dir eine Schleife drehen und mich im Sturzflug neben dir auf die Weide fallen lassen, um dich in meine Arme zu reissen und deine weichen, roten Lippen zu küssen, um dich dann mit mir in die Luft zu nehmen und an einem einsamen Platz kluge Gespräche mit dir führen zu können.


    Doch habe ich zur Zeit zu wenig Kraft für solche wundervollen Erlebnisse, und ich möchte deinen Wunsch gerne respektieren, daher bleibe ich, auch wenn es mir sehr schwer fällt in der Stadt und beneide leise die Schafe um deine Anwesenheit


    Dein sehnsüchtig wartender Drache


    *legt noch einen Knuddler und einen Kuss in den Brief*
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    Und der Eispanzer um mein Herz schmolz allmählich. Jedoch mein Vertrauen in ihn war noch immer dahin.


    Wie konnte ich mir bei dieser Heimlichkeit sicher sein, dass es ernste Absichten sind? Flirtet er vielleicht gar mit jedem weiblichen Wesen so? Sah ich doch, wie beliebt er bei seiner weiblichen Kundschaft ist!


    Deshalb sagte ich ihm, wenn er es ernst meine, dann solle er es doch bitte auch öffentlich zeigen.

    "Eine Seele ohne Phantasie ist wie eine Sternwarte ohne Teleskop." Henry Ward Beecher

  • Während meine süße Göttin auf dem Gutshof war, schrieb ich ihr einen kleinen Brief, um ihr auch schriftlich meine Liebe zu gestehen. Mir zerriss es beinahe mein Herz vor Sehnsucht nach ihr und so suchte ich irgendeine Möglichkeit, sie doch auf dem Hof besuchen zu können, und fand schließlich auch eine.


    Doch als ich sie auf dem Hof besuchte, weil ich dort zu tun hatte, sagte sie mir, mit Zweifel in ihren wunderschönen grünen Augen, daß ich es bitte auch öffentlich bezeugen solle. DAS war wie eine Erlösung für mich, hatte ich eigentlich bisher den Eindruck gehabt, dass sie den zeitlichen Abstand zwischen unserer Liebe und dem Verschwinden des blauen Ritters für zu klein hielt.


    Es brach, wie die heiße Lava aus einem Vulkan, aus mir heraus. So schrie ich mein Liebesgeständnis laut in die weite Welt hinaus, voller Freude und ekstatisch voller Glück, endlich von der Geheimniskrämerei befreit zu sein. Immer mehr Wesen und Familienmitglieder wollten unbedingt wissen, wer denn meine Göttin sei, die ich seit Neuestem so lauthals und überschwänglich begrüßte. Stolz und überglücklich erzählte ich ihnen, daß das meine geliebte Fiona ist.

    Humor ist eines der besten Kleidungsstuecke, die man in Gesellschaft tragen kann. (William Shakespeare)

  • Als ob man einen Korken aus einer geschüttelten Sektflasche zieht, so waren seine Reaktionen. Verblüfft sah und hörte ich, wie er seine Verehrung in die weite Welt posaunte. So kannte ich ihn ja gar nicht!


    Und doch blieb ich misstrauisch. War es nur eine Reaktion des ersten Augenblicks? Um mich schnell zu überzeugen? Auch war es mir anfangs ein wenig peinlich, sowas hatte ich in Simkea noch nie von anderen Wesen vernommen. Mit öffentlich Zeigen hatte ich eigentlich etwas dezenteres gemeint und erwartet.


    Aber der Überschwang des Drachens blieb. Lautstark begrüßte er mich, das kleine Mädel, als seine Göttin, sodass sogar das kleine Knochengerippe ihn überrascht fragte, wen er denn vergöttere. Und langsam begann ich dem großen grünen Drachen zu glauben, dass er es ernst meint. Jedoch mein volles Vertrauen, wie er es vorher hatte, das gewann er nicht so schnell wieder. Das war ein längerer Weg.

    "Eine Seele ohne Phantasie ist wie eine Sternwarte ohne Teleskop." Henry Ward Beecher

  • Wie schnell doch die Zeit vergeht. Nun war ich schon ein Vierteljahr in Simkea und wieviel ist doch in dieser Zeit passiert. Eine Liebe gefunden und verloren. Und eine neue Liebe vielleicht grad entdeckt. Eine neue Liebe, die so ganz anders ist, als alles, was ich vorher gekannt hatte. Fing da etwas ganz neues an? Nicht nur neu für mein Simkealeben sondern auch für mein bisheriges Dasein. Es sah ganz danach aus.


    Und wieder wirbelten die Gedanken durch meinen Kopf : Ist das der richtige Weg? Ist es nicht eigentlich viel zu schnell nach dem blauen Ritter? Und was meinte die Stimme am Anfang meiner Simkeazeit? Hatte sie etwa genau so etwas geahnt? Kann ich mich wirklich auf solch ein fremdartiges Wesen, wie einen Drachen, einlassen? Er ist so vollkommen anders!


    Nein, all diese Fragen konnte ich nicht auf dem Gutshof durch bloßes Nachdenken klären. Es wurde sinnlos, weiter dort zu bleiben. Auch zog es mich wieder in den Trubel der Stadt zurück. Das Landleben ist nicht meins.
    So kehrte ich voller Neugier, was denn in der Zukunft passieren würde, nach Trent zurück. Es war auch dringend nötig, einige Kunden waren schon ein wenig ungeduldig.

    "Eine Seele ohne Phantasie ist wie eine Sternwarte ohne Teleskop." Henry Ward Beecher

  • Kurz nach meiner Rückkehr sprach mich das Blümchen an, ob ich denn nicht ein Pferdchen bräuchte, wäre ich doch so viel unterwegs. Verlegen antwortete ich, dass es zwar ein Traum von mir sei, ein solches zu besitzen, aber meine Finanzen es noch lange nicht zulassen würden.


    Beinahe hätte mir das Blümchen das Pferdchen geschenkt, doch das wollte ich auch nicht. Es sollte doch meine erste Belohnung werden, wenn ich so erfolgreich bin, dass ich mir sowas leisten kann.


    Das verstand das Blümchen gut und so schlug es mir einen Handel vor. Ich solle dem kleinen Blümchen so viel an Kleidung fertigen, was ein Pferdchen wert ist. Schnell überlegte ich, ob mein Proviant und meine Vorräte dafür ausreichen. Und Überraschung, es ging. Erfreut, ja begeistert, schlug ich in den Handel ein.


    So bekam ich mein erstes Pferdchen doch viel schneller als gedacht und tobte mit ihm viel in der Gegend umher, voller Freude endlich eins zu besitzen und den Rausch der Geschwindigkeit geniessend.

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  • Je mehr der Eispanzer um mein Herz schmolz, umso mehr erkannte ich, dass meine anfängliche Liebe zum Drachen noch immer vorhanden war. Nur hatte mein Kopf sie in einem dicken Käfig aus kaltem Eis eingesperrt.
    So konnte ich eines Tages, die vom Drachen so sehnsüchtig mehrfach gestellte Frage, endlich mit ja beantworten. Ja, ich liebte und liebe ihn, ohne wenn und aber.


    Hatte ich nun eine stürmische Reaktion erwartet, so wurde ich erneut überrascht. Stattdessen reagierte mein sonst so erfahrener und weltgewandter Drache plötzlich scheu und zaghaft, fast wie ein Jüngling bei seiner ersten großen Liebe. Was war nur mit ihm los?

    "Eine Seele ohne Phantasie ist wie eine Sternwarte ohne Teleskop." Henry Ward Beecher

  • Oft fragte ich meine Fio in den nächsten Tagen, ob sie mich noch lieben würde, oder sich ihr Herz durch den Stein, welcher in meiner Vitrine aufgetaucht ist, endgültig, mir gegenüber, vereist hätte. Lange Zeit ließ sie mich zappeln, ohne mir eine klare Antwort zu geben, oder auch geben zu können, so genau wusste ich das nicht. Als ich dann endlich den lange ersehnten Satz hörte, verschlug es mir den Atem, was sollte ich tun? Geld hatte ich zu dieser Zeit kaum welches, und ich wollte ihr unbedingt beweisen, dass sie mir viel mehr wert ist als ein billiger Blumenstrauß. Verlegen und verschüchtert, durch ihr plötzliches Geständnis, zog ich mich wieder ein wenig zurück. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, oder durfte, war diese Situation doch neu für mich. Auf der einen Seite wollte ich sie küssen, und fest in die Arme nehmen, auf der anderen Seite, hatte ich Angst sie damit wieder von mir zu stossen.

    Humor ist eines der besten Kleidungsstuecke, die man in Gesellschaft tragen kann. (William Shakespeare)

  • Und wieder meldete sich mein Mißtrauen. Trug er doch noch immer das Bild seiner Ex im Geldbeutel. Von mir nicht mal einen Liebesbrief. Wie ist das nur mit den Drachen und ihren Gefühlen? Ist ihre erste Liebe etwa so groß, dass eine folgende nur wenig Chancen hat?


    Auch erfuhr ich nun von anderen, dass er auch eine Tochter hat. Da sie kein Mischwesen ist, musste ihre Mutter eine Drachin sein. Nur wer? Davon hatte er mir auch noch nichts erzählt. Ich wurde wieder extrem unsicher. Wie ernst meint er es mit mir?

    Und so vergiftete mein Mißtrauen den Anfang unserer Liebe, beinahe wäre sie sogar daran zerbrochen.


    Diese meine Unsicherheit bekam auch der Drache mit und reagierte darauf, indem er mir Freundschaftsringe antrug. In aller Öffentlichkeit am Lager. Und wieder wurde es von den Anwesenden falsch aufgefasst und als Verlobung gewertet. Das Geschrei nach einer ordentlichen Party war sehr groß.


    Wie freute ich mich über diesen Ring im ersten Moment. Aber dann wurde mir schnell klar, meine Unsicherheit hatte das ausgelöst und nicht der Wunsch des Drachen danach. Das war doch vollkommen verkehrt! Anstatt zu warten, bis auch er den Wunsch danach verspürt, kam es nun so. Wie konnte mir das Sicherheit geben bezüglich seiner Gefühle für mich?

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  • Nach einiger Zeit, ich hatte lange hin und her überlegt, hatte ich eine Idee, ich suchte auf dem Markt und fand zwei wunderschöne kupferne Ringe, die musste ich kaufen, sie liebt gelbes und rotes Metall, und Freundschaftsringe könnten ihr vielleicht zeigen, wie sehr ich sie liebe. So kaufte ich flink die beiden Schmuckstücke, um ihr bei nächster Gelegenheit ihren Ring zu überreichen.


    Als es dann soweit war, und ich ihr ihren Ring überreichte, hatte ich tief in mir das Gefühl, das Falsche getan zu haben. Ja sie freute sich schon, aber wirkte auch seltsam verunsichert. Ich verstand gar nichts mehr, hatte ich wieder alles zerstört? Hätten es doch goldene Ringe sein müssen? Aber sie hatte mir doch die Bedeutung, welche die Metalle für sie haben, vor langer Zeit mal erklärt? Was war los?


    Rundherum jubelten alle, als hätten wir eben Verlobung gefeiert, das war noch etwas, was mich durcheinander brachte, aber mit den Gebräuchen der Menschen und anderen Wesen war ich einfach nicht vertraut genug, als dass ich das richtig verstehen konnte.

    Humor ist eines der besten Kleidungsstuecke, die man in Gesellschaft tragen kann. (William Shakespeare)

  • Einige Wochen nach den ersten Schneeballschlachten bekam ich mit, dass der Mann mit dem frechen Grinsen Schuster ist und auch Garn benötigt. Er fragte mich sogar, ob ich ihm nicht welches verkaufen würde. Da sein Preisangebot an der Spitze der üblichen Marktpreise lag, stimmte ich erfreut zu.


    Unsere wilden Schlachten gingen weiter, jetzt nutzten wir nicht nur Schneebälle, auch Tomaten fanden gekonnt ihr Ziel und zur Abkühlung wurde mancher Schwamm über dem Anderen ausgedrückt. Da ich ihm kaum bis zur Schulter reiche, nannte er mich schon bald nur noch Kleines und so wurde er für mich der Große oder auch der Riese.


    Mit der Zeit verkaufte ich immer öfter Garn an ihn und er fragte, ob ich es ihm nicht generell liefern wolle. Natürlich wollte ich das, aber es gab dabei ein Problem. Da ich noch immer von der Hand in den Mund lebte, musste ich meine Ware sofort nach Herstellung verkaufen. Doch den Großen verschluckte sehr oft die Anderswelt, sodass ich ihn selten antraf. Etwas verlegen sprach ich ihn drauf an, aber eine Lösung fanden wir leider nicht wirklich. Ein eigenes Haus mit einer Truhe für eine Übergabe hatten wir beide nicht. Auch überlegten wir, ob nicht der Stand als Übergabeort geeignet sei, aber wussten damals nicht, wie das gehen könnte. So verkaufte ich weiterhin gelegentlich Garn an ihn und da meine Kundenliste für Kleidung stetig wuchs, wurde es immer seltener, brauchte ich das Garn doch jetzt fürs Schneidern.


    Eines Tages bedauerte der Riese, dass er mich nicht in den Stand nehmen könne, da es nicht seiner war. Es war der Stand seiner ehemaligen Geschäftspartnerin, die aber leider die Anderswelt vor einiger Zeit verschluckt hatte. Überrascht fragte ich ihn, ob er das denn sonst gern wolle und er sagte, aber ja auf alle Fälle.


    Ein wenig verwirrt durch diese plötzliche Wendung zog ich mich ein wenig zurück. Was würde wohl der Drache dazu sagen? Der Riese ist doch Single, könnte es da nicht zu Missverständnissen kommen? Der blaue Ritter hätte bestimmt Ärger gemacht und mich gefragt, was das soll. Aber der Drache ist anders - wäre es wirklich möglich, dass er zustimmt? Oder bringt das nur noch mehr Misstrauen? Diese und andere Gedanken wirbelten durch meinen Kopf. Was sollte ich tun?


    Es gab nur eine Möglichkeit, das zu klären, ich musste mit dem Drachen reden. So suchte ich am nächsten Tag sofort die Möglichkeit zu einem ruhigen Gespräch und legte dem Drachen die Situation dar. Und wieder zeigte es sich, wie vollkommen anders er war. Verblüfft fragte er mich, warum ich da Zweifel hätte. Natürlich sei er dafür. Wäre es doch die Chance für mich, in den Handel ordentlich einzusteigen. Da konnte ich ihn nur dankbar für umarmen und suchte dann den Riesen, um die Sache mit dem Stand zu klären.


    Der Riese und ich grübelten nun gemeinsam, wie das Problem mit der Standbeteiligung zu lösen sei und fragten letztendlich die Götter dieser Welt. Deren Auskunft an mich, erschreckte mich. Die Göttin, die ich fragte, sagte mir, dass seine Geschäftspartnerin schon zu lange in der Anderswelt verschwunden war und deshalb auch bald ihr Stand sich in Luft auflösen würde.


    Besorgt, dem Großen solch schlechte Nachricht bringen zu müssen, war ich ganz zaghaft beim Beginn unseres nächsten Gesprächs. Doch seine Reaktion war ganz anders als gedacht. “Dann baue ich mir endlich meinen eigenen Stand” sagte er “Das Geld dafür hab ich schon lange und dann kann ich auch dich mit reinnehmen.” und er erklärte mir, dass ein Versprechen ihn an den Stand gebunden hatte, dass er ihn betreiben sollte,solange seine alte Partnerin weg ist, aber dieses ja, ohne Stand, nicht mehr gültig sei.


    Schnell erkundigte er sich, ob er parallel zum anderen Stand seinen errichten könne. Nach einem positiven Bescheid legte er sofort mit dem Neubau los. Begeistert erzählte er mir vom Bauen und erwähnte nebenbei auch die Kosten dafür. Vor Schreck über diese hohe Summe plumpste ich glatt auf den Boden. Diese Geldmenge war für mich utopisch. Wie sollte ich da als Geschäftspartnerin mich anständig beteiligen können? Doch, er meinte, meine Bedenken seien Quatsch und ich solle mir keinen Kopf machen. Er habe genügend Geld, das unnötig rumliege, da er ja kein Haus habe und auch nicht brauche. Er wolle gar nicht, dass ich was dazu gebe, er müsse den Stand sowieso bauen, wenn der andere sich dann in Luft auflöst.


    Doch so ganz wohl fühlte ich mich damit nicht und grübelte, wie ich mich denn wenigstens ein bisschen revanchieren könnte. Bald schon kam mir eine Idee, er solle seine Kleidung nicht mehr kaufen müssen, die konnte ich ihm geben, das war mir inzwischen schon möglich. Schnell schneiderte ich ihm ein Kleidungsset und färbte es in Farben, die meinem Gefühl nach zu ihm passen. Freudig überreichte ich es ihm. Erst wollte er es nicht annehmen und mich bezahlen, aber dann überredete ich ihn doch.


    Aber wieder überraschte er mich. Als ich das nächste Mal bei ihm Stiefel kaufen wollte, lehnte er mein Geld ab. Seine Angestellte dürfe ihm nichts bezahlen, meinte er und war auch nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Da bestand ich darauf, dass er dann auch immer von mir seine Kleidung kostenlos beziehen solle und er ließ sich darauf ein.


    Fleissig werkelte er an seinem neuen Stand und so konnten wir, schneller als gedacht, die Eröffnung feiern. Die Künstlerin vom Markt wurde gleich auf uns aufmerksam und malte sofort ein wunderschönes Ladenschild, das wir mit grosser Freude und Stolz aufhängten.


    So kam ich, früher als gedacht, zu einer Standbeteiligung und nutze diese Verkaufsmöglichkeit sehr gern. Viele neue Kunden habe ich dadurch schon gewonnen und bin Reno dafür sehr dankbar.
    Auch macht sich der Stand gut als Übergabeort für bestellte Ware, wenn die Kunden schwer anzutreffen sind. Ihnen lege ich ihre bestellte Kleidung mit einem Preisaufschlag in die Auslage, damit kein anderer sie kauft und überweise nach dem Kauf dem Kunden die Preisdifferenz.

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  • Eines Abends kam Fio ein wenig schüchtern, ja fast ängstlich, zu mir, und fragte mich was ich denn davon halten würde, wenn sie ihre schönen Kleidungsstücke im Stand des Riesen verkaufen würde.


    Verwundert, warum sie denn so ängstlich fragt, erkundigte ich mich, was denn los sei? Ich freu mich doch, wenn sie einen guten Partner hätte, der ihr mit seinen Verbindungen und seiner Erfahrung im Geschäft und beim Handel hilft! Auch ihre Frage, ob ich es auch besser finden würde, wenn man Geschäft und Privat trennt, konnte ich nur mit einem eindeutigen Ja beantworten, um damit keine zusätzliche Abhängigkeit zu erzeugen, und jeder auch einen gewissen Freiraum haben soll.


    Auf meine Frage, warum sie denn so ängstlich fragt und warum sie überhaupt mich fragt, wurde sie verlegen und meinte, ich könne ja etwas dagegen haben, vor Überraschung musste ich mich erstmal auf die Ofenbank am Brennofen setzen und kurz Luft holen. Lange sah ich sie an und konnte mir dann die Frage nicht verkneifen, ob sie mich denn nicht schon besser kennen würde, als dass ich ihr wegen geschäftlichen Erfolges eine Eifersuchtsszene machen würde.


    Da hob sie ihre Hand in eine abwehrende Haltung und murmelte: “Nein, so meinte ich es nicht, ich meinte, weil der Riese doch Single ist…” Erstaunt fragte ich sie, wie sie denn auf diese Idee kommen würde, dass mich das stören könne? Der Riese hatte sich ihr gegenüber noch nie ehrlos oder gar frech benommen. Sie stand vor mir und wand sich sichtlich, bis sie mir mit roten Wangen erzählte, dass sie da schon andere Erfahrungen gemacht hätte, und andere Beziehungspartner nie eine Geschäftsbeziehung mit einem alleinstehenden Mann erlaubt hätten und sie mich deshalb lieber vorher fragen würde. Ich richtete mich auf und zog sie sanft an mich heran. “Vergiss bitte nicht, wenn es deinem Erfolg und Wohlbefinden hilft, habe ich nichts gegen deine Entscheidungen, wenn sie nicht dumm und unüberlegt sind, aber das sind sie bisher nie gewesen!” Zärtlich gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn und nahm sie in meine Arme.

    Humor ist eines der besten Kleidungsstuecke, die man in Gesellschaft tragen kann. (William Shakespeare)

  • Schon zu Beginn meiner Zeit in Simkea hatte ich den Sportplatz von Trent entdeckt und mich gefragt, wozu er genutzt wird. Hin und wieder hörte ich mal Wesen von einem Fussi-Spiel reden, konnte mir aber nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Nun kam eines Tages der Drache freudestrahlend zu mir und erzählte, dass endlich wieder eines stattfinden würde und drängte mich, doch bitte bitte teilzunehmen.


    Wie hätte ich da bei meiner großen Neugier nein sagen können? Gespannt erwartete ich den angekündigten Tag. Doch dann erfuhr ich, dass der große grüne Drache eine Riesensippe hat und viele von ihnen daran teilnehmen würden. Er war ganz begeistert, mich ihnen endlich vorstellen zu können. Aber in mir wuchs die Angst. Was ist, wenn ich mich da blamiere? Ich hab doch keine Ahnung von diesem Spiel. Und was wird wohl die Sippe von mir denken? Ich bin doch bloß ein kleines Mädel, grad erst vor kurzem in Simkea angekommen. Ob sie vielleicht gar argwöhnen werden, ich wolle den Drachen nur ausnutzen? Immer zaghafter wurde ich und hätte ich dem Drachen meine Teilnahme nicht versprochen gehabt, wäre ich wohl nicht gegangen und hätte etwas großartiges verpasst.


    Schon Stunden vorher war eine gewisse Spannung und Erwartungshaltung in Simkea zu verspüren. Viele Wesen fragten sich aufgeregt gegenseitig, wer denn wohl kommen könne und Zeit dafür hat. Auch der Drache zappelte ein wenig aufgeregt und wollte mich gar nicht mehr von seiner Seite lassen, damit ich auch ja hinkomme. Geduldig erklärte er mir noch meine Fragen zu diesem Spiel - was ich denn dafür bräuchte, wie lange es dauert, wer alles dabei sei, … . Und dann war auch schon die Zeit da und er drängte mich ein wenig, damit wir nicht zu spät kommen.


    Staunend sah ich, dass dieser sonst so verwaiste Platz nun von einer aufgeregten Gruppe der verschiedensten Wesen gefühlt war und es kamen immer noch weitere hinzu. Scherzworte flogen hin und her und es wurde von brennenden Toren und Flammenwänden erzählt. Verwundert schaute ich den Drachen fragend an, doch er schmunzelte nur und hauchte mir ins Ohr : “Warte es ab. Es wird bestimmt wieder toll!” Und er versprach nicht zu viel.


    Dann kam auch die Schwester vom großen Grünen. Drachi nahm mich bei der Hand, begrüßte sie freudestrahlend und stellte mich sofort vor. Neugierig beäugten wir uns gegenseitig, doch schon bald ging ein Lächeln über ihr Gesicht und sie umarmte mich. Ein Riesenstein plumpste bei mir. Wusste ich doch, wie wichtig diese Schwester für den Drachen ist.


    Eigentlich wollte ich erstmal nur zuschauen. Aber der Drache meldete mich sofort für seine Mannschaft an und zog mich aufs Feld. Und es war kinderleicht und machte einen Riesenspaß. Schon bald tobte ich dem Ball hinterher, wich den Flammenwänden des Feuerdämons aus, suchte das ständig den Standort wechselnde Tor und lachte mich halb kaputt bei den vielen Späßen, die dabei gemacht wurden. Auch wenn jedes Tor lautstark bejubelt wurde, war es vollkommen egal, wer gewonnen hatte. Allein der Spaß miteinander war wichtig und das zeigte auch die Bombenstimmung des ganzen Abends.


    Da traute ich mich dann auch, in einem Spiel den Torwart zu machen, doch diese Idee war nicht so gut. Schon der erste Schuss aufs Tor traf mich voll am Kopf und ich fiel um. Als ich die Augen wieder aufschlug, fand ich mich in den Armen des Drachen wieder und seine ganze Familie schaute mit besorgten Blicken auf mich. Der Feuerdämon bot auch sogleich seine Heillava an und ich zuckte etwas zurück. Feuer, wenn ich eigentlich etwas Eis für meine Beule bräuchte? Zum Glück stoppte ihn seine Frau sofort und erklärte ihm, dass solche Wesen wie ich dafür was anderes bräuchten. Drachi hatte auch schon längst sein Taschentuch befeuchtet und auf meine Stirn gelegt. Welch eine Fürsorge von diesen Wesen! Ja, es war eindeutig, seine Familie hatte mich akzeptiert, ja vielleicht mochten sie mich da sogar schon.


    Die Tochter des Feuerdämons sprang auch gleich für den Rest des aktuellen Spiels für mich ein, damit ich mich erstmal ein wenig erholen konnte. Doch schon beim nächsten Spiel hielt mich nichts mehr an meinem Platz und ich stürmte wieder übers Spielfeld. Der Lohn dafür war auch großartig, denn ich schoss mein 1. Tor. Der Drache riss mich sofort freudestrahlend in seine Arme und wirbelte mich in die Luft. Was für ein toller Abschluss für diesen Abend !

    "Eine Seele ohne Phantasie ist wie eine Sternwarte ohne Teleskop." Henry Ward Beecher

  • Eines Abends wanderte ich nach langer Zeit mal wieder allein durch Trent, da der Drache schlief, und besuchte verträumt die Orte an denen wir schon zusammen waren, träumte vom Vergangenen und auch von der Zukunft. Welche Orte werden wir wohl noch zu etwas besonderem machen? Eine Zukunft ohne ihn, meinen geliebten Glücksdrachi, das war mir nicht mehr vorstellbar. Wann werde ich ihn wiedersehen? Ob er wohl schon die Verlobung plant? oder will er noch warten? Und ich spürte, wie mein Herz zu klopfen begann, nur durch den Gedanken an ihn ...


    Nun war ich mir sicher, meine Liebe zum Drachen war und ist stärker als jedes Gefühl, das ich in den letzten Jahrhunderten hatte. Sollte der blaue Ritter jemals zurückkommen, mein Herz schlägt nicht mehr für ihn. Als ich diese Gewissheit hatte, verkaufte ich den Schmuck, den mir der blaue Ritter geschenkt hatte bei Johnny und dann vollzog ich für mich ein letztes Abschiedsritual. An jede für den Ritter und mich wichtige Stelle legte ich eine seiner mir geschenkten Rosen, die ich bis dahin aufbewahrt hatte. Bei den letzten 3 Rosen begleitete mich der Drache sogar und ich war froh über seine tröstende Umarmung am Ende, denn ein Schmerz und Trauer waren dabei schon entstanden. Ja, der blaue Ritter war meine erste Liebe nach so vielen Jahrhunderten ohne. Aber meine große Liebe, die mein ganzes Wesen erfüllt, ist nun der Drache, der gerade durch seine Andersartigkeit solche unerwartet tiefen Gefühle in mir geweckt hat.

    "Eine Seele ohne Phantasie ist wie eine Sternwarte ohne Teleskop." Henry Ward Beecher