• Ganz lieben Dank für die Hallo-Wien-Quest 2024! Das war ein schönes Vergnügen. Und man spürt die Mühe, die ihr euch gemacht habt. Und es scheint auch die neu in Simkea Eingetroffenen nicht abzuhängen. Gut so!


    Ich musste dabei leider nochmal über die Schwarze Pädagogik nachgrübeln, mit der sich schon so viele vorhergehende Generationen untereinander gequält haben.


    Passend dazu und als Mahnung, dass die Zeit der Schwarzen Pädagogik noch lange nicht vergangen ist, gab es heute zudem eine gruselige investigative Dokumentation auf arte:

    Amerikas Bücherkrieg. (USA. La Guerre des Livres.)

    F 2024, R: Ilan Ziv, arte, 60 Min.

    Es geht dabei um das Verbot von Büchern in Schulen und öffentlichen Bibliotheken in den USA.

    In der Mediathek, verfügbar bis zum 27/01/2025:

    https://www.arte.tv/de/videos/…-A/amerikas-buecherkrieg/



    LG Sim


    :party:

    Es ist nur ein Spiel – und es wird uns der Himmel schon nicht auf die Kopfläuse fallen!

  • Ich konnte den Beitrag noch nicht ansehen, brauche aber ein wenig Hilfe (die ich nach dem Angucken vielleicht nicht bräuchte).


    Durch die Abwandlung "Hexe will die Kinder essen und wird stattdessen von diesen getötet" (Notwehr?) zu "Hexe begeht Selbstjustiz, indem die Kinder für den verursachten Schaden Wiedergutmachung leisten müssen, ohne dass eine richterische Instanz das veranlagt hat" ist das Märchen negativer geworden (für die Hexe), weil sie es nun mit Erziehung statt mit Kanibalismus versucht?

    Interessant!

  • Upps, eigentlich wollte ich ja nur loben... Hab wohl wieder zuviel geplaudert.


    Nun ist Erziehung ja ein großes Wort. Ich habe von Schwarzer Pädagogik geschrieben. Bei allen berechtigten Vorbehalten, Inhalte des offenen und anonymen Systems Wikipedia unbedacht und ungeachtet ihrer Fragwürdigkeit als Beleg zu verwenden, verweise ich doch, meiner Bequemlichkeit anheimgefallen, auf einige der derzeit dort im Artikel Schwarze Pädagogik zu lesenden Sätze:


    „In einem weiteren Sinne wird unter schwarzer Pädagogik schlagwortartig auch jede Erziehung verstanden, die Erziehungsmittel wie Gewalt, Einschüchterung und Erniedrigung verwendet.“

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_P%C3%A4dagogik


    Dies war mein Ansatz, der die tiefere Untersuchung der Erfinderin des Begriffs Katharina Rutschky nicht einbezieht. Ein Kind zur Strafe in einen Käfig einzusperren ist keine Erziehung des Kindes im Sinne eines guten Gebrauchs von Erziehung sondern ein gewalttätiger Übergriff auf die Menschlichkeit des wehrlosen Kindes und ein dumpfes Unverständnis von pädagogischen Prozessen und Methoden. Der Rückgriff auf Gewalt ist immer auch Ausdruck eines Versagens, das nur Unterwerfung oder verzweifelte Gegengewalt als Antwort zulässt. Sehr eindrücklich erzählt beispielsweise in dem Film Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte (Österreich 2009, R: Michael Haneke).


    Im Wikipedia-Artikel heißt es an anderer Stelle:

    „Im Zentrum der Kritik, die Rutschky und andere an der Erziehungsphilosophie der Aufklärung und des Philanthropismus geübt haben, stehen die anthropologische Prämisse vom Bösen im Kind und der Anspruch der Vertreter dieser Erziehungsphilosophie, dass die Grausamkeit gegen die kindliche Natur der Vernunft diene.“ (Referenziert mit Theresa Hauff: Schwarze Pädagogik. Das Schreckensbild des "Verwöhnens, Verzärtelns, Verziehens" im zeitlichen Vergleich. (Studienarbeit, 2014). Werner Sesink: Einführung in die Pädagogik. Lit, Münster, Hamburg, London 2001, S. 82)


    Zur begleitenden Gewalt als Teil der Schwarzen Pädagogik siehe beispielsweise auch: Klaus Horn: Dressur oder Erziehung - Schlagrituale und ihre gesellschaftliche Funktion. Suhrkamp, 2., überarb. u. erw. Aufl., 9. - 14. Tsd., Frankfurt a.M. 1967, edition suhrkamp 199


    Und zur Aktualität der Problematik siehe beispielsweise als Einstieg: Schwarze Pädagogik - Die Spielarten neoliberaler Erziehung. Sabine Seichter im Gespräch mit Ute Welty. Deutschlandfunk, 17. Januar 2020

    https://www.deutschlandfunkkul…eraler-erziehung-100.html


    LG Sim


    :party:


    Nachsatz: Es entsteht keine signifikante Qualität, wenn jemand ankündigt: Ich werde dich nicht zehnmal schlagen sondern nur fünfmal. Und einen Menschen nicht zu töten sondern ihm ein unwürdiges Leben in Gefangenschaft zu "schenken" verlängert nur Leid - bietet allerdings auch vielleicht eine Option für Widerstandsstrategien.

  • das klingt ja schrecklich. Die Doku muss ich mir die Tage mal anschauen. Wer weiß, wie das Thema endet, wenn ein gewisser Politiker gewinnt. Und ob das dann zu uns nach Europa rüberschwabbt.

  • Also... den Teil mit dem Käfig habe ich nicht als Erziehung gesehen, sondern maximal als "Hilflosigkeit/Hilfsmittel gegen Unterzahl". Die eigentliche Erziehung ist die Einschüchterung. Hannes soll von der Simkea-Hexe eingeschüchtert werden, damit er seinen Fehler einsieht, nicht andererleute Häuser zu essen und es wiedergut machen. Die Hexe ist hier sehr primitiv. Sie kann nicht auf zwei Kinder gleichzeitig aufpassen, also sperrt sie eines ein, und sie will den Schaden nicht selbst beseiten, sondern der Verursacher soll dies gefälligst tun, UND soll dabei gefälligst auch lernen, das nicht noch mal zu tun, oder beim nächsten Mal erst nachzudenken (aka: Erziehung durch Einschüchterung) Also ja, schwarze Pädagogik.

    Wenn ich allerdings daran denke, dass diese zwei (Hänsel und Gretel, nicht Hannes) vom Schicksal mit einer verstorbenen Mutter, einer bösen Stiefmutter, Hunger, klugem Verstand und einer Kiste voll Perlen und Edelsteinen bestraften Engel in Kindergestalt für die Tötung einer bösen Hexe so von selbigem Schicksal belohnt werden, wird mir fast schlecht.

  • Ich gebe zu ich bin ab da ausgestiegen, wo darüber philosophiert wird wo und wie schwarze Pädagogik praktiziert wurde. Von so etwas habe ich noch nie in meinem Leben gehört, nicht mal von meinem Therapeuten. Und das was ihr hier schreibt, lässt mich schwindelig werden.

    Bitte bitte, lasst keine Moralapostel das Spiel zerreden.


  • Egal wie man das Thema sieht, es ist immer noch ein Spiel und die Märchen von den Brüdern waren früher, als die geschrieben wurden, wohl eher nicht für Kinder geeignet, was ich mal gehört habe. So als Abschreckung oder so.

  • Vielleicht nochmal zur Klarheit: Ich hatte mich angesichts des armen Hannes an Schwarze Pädagogik erinnert und Karana schrub dann:„brauche aber ein wenig Hilfe“ und ich habe versucht, ihm Schwarze Pädagogik im Zusammenhang mit Hannes zu erklären, wie ich es verstehe. Karana schrieb darauf: Hannes „soll dabei gefälligst auch lernen, das nicht noch mal zu tun, oder beim nächsten Mal erst nachzudenken (aka: Erziehung durch Einschüchterung) Also ja, schwarze Pädagogik.“ und damit war die Sache für mich eigentlich erledigt. Es war absolut nicht meine Intention, an dem Spielinhalt herumzukritteln (ich habs ja oben gelobt) und dass Märchen sehr drastische Komponenten haben (Frosch gegen die Wand werfen und so) hat seine literaturhistorischen Gründe und stammt ohnehin aus einer Zeit, in der Kinder auch life und in Farbe Dinge miterleben mussten, die wir heute von ihnen aus gutem Grund fernhalten (denkt nur mal an den Anfang von Patrick Süßkinds Roman Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders, in der die traurige Kindheit der Hauptfigur Jean-Baptiste Grenouille erzählt wird, oder an Oliver Twist oder der Weg des Fürsorgezöglings von Charles Dickens). Wenn ich mißverstanden wurde bitte ich um Nachsicht, ich hätte vielleicht klarer und verständlicher schreiben sollen.


    LG Sim


    :party:

    Es ist nur ein Spiel – und es wird uns der Himmel schon nicht auf die Kopfläuse fallen!

  • Generationen von Kindern haben Märchen so aufgefasst wie Drewermann in seinen Büchern beschreibt: (mal ganz knapp) - als symbolische Seelenvorgänge, die zeigen, dass die Seele Wege findet, sich durchzusetzen - zu überleben - und zu "ihrem Recht" zu kommen. Im Bild sind das dann die Entwicklungsbelohnungen als "reicher Schatz"


    Man könnte das durchaus so stehen lassen. Simkea ist Märchenwelt, in der das Gute übermächtig sein soll. Da könnten meiner Meinung nach ruhig Märchen in Originalform stehen bleiben.

    Fantasie ist eine wunderbare Eigenschaft . Aber man muss sie im Zaum halten


    Erich Kästner :alien:

  • Da könnten meiner Meinung nach ruhig Märchen in Originalform stehen bleiben.

    Ich wollte a) keine böse Hexe (auch wenn wir schon einen Bösen Osterhasen hatten) und b) keine tote böse Hexe. Daher die Idee mit der "missverstandenen" Hexe ("Aufbewahrung" von Hänsel, bis er seiner "Arbeit" (nicht Strafe) nachgegangen ist). Dass das immer noch nicht die beste Idee für eine erwachsene Frau war, tja gut, aber immerhin ist sie hoffendlich nicht böse, sondern nur prakmatisch-neutral-verärgert, und nicht tot ^^