Beiträge von Isimud

    Danke fürs Reparieren des Links, Ava! Was so ein Strichel weniger ausmacht ^^


    Shari, das ist lieb von dir :) Aber da die neuen Geschichten nichts mit Simkea zu tun haben, sollte ich sie besser auslagern. Das ist unser Spieleforum, nicht Isimuds persönliche Fanmeile. Zumal der Kram auch recht umfangreich ist. "Windgeist" waren 40 Seiten, die anderen Stories haben 38, 111, 162 und 195 Seiten und sind noch nicht mal fertig *protz* Naja, und drittens hoffe ich auch noch auf neue Leser aus allen möglichen Ecken, die u.U. nichts mit Spielen am Hut haben. Eine Simkea-Kategorie ist allerdings schon im Blog angelegt!

    Also dass die anderen Spiele was taugten, habe ich ja nun nicht behauptet :D
    Und Computer habe ich drei, meinen alten DOS-Rechner für die Klassiker, den Spiele-Desktop und den Läppi fürs I-Net. Aber es stimmt schon, im Vergleich mit meinen Bekannten lebe ich gut 20 Jahre in der Vergangenheit.

    Ich bin da altmodisch: Kugelschreiber oder Füller auf Papier, abgeheftet getrennt nach Welt. Konzeptpapierchen verteilen sich auch schon mal über die gesamte Wohnung. Nicht nur die Texte selbst, auch Gliederungen und Übersichten (Geschichte, Geographie, Politik, Festlegungen zu Magie und Jenseits) halte ich meist nur per Hand fest. Meistens sind diese Stories außerdem ein wildes Mischmasch aus Deutsch und Englisch, je nachdem, oder was ich grad vorher gelesen habe.


    Soll es hingegen eine Geschichte für ein Forum oder Blog werden, dann wird notgedrungen am PC geschrieben. Dabei kommt Word 2000 oder 2001 zum Einsatz. Sowie ein bis acht Browserspiele, die sich im Hintergrund selbst spielen :rolleyes:

    Also das muss ich mir noch schwer überlegen... :D
    Hehe, na klar! Weiß bloß noch nicht, in welcher Form - am ehesten würde sich wohl ein Wordpress Blog anbieten? Ich kenne bisher nur tumblr, aber das ist für längere Texte schlecht geeignet. Wo schreibt ihr denn alle so?
    Auf jeden Fall würde ich alle vier Geschichten vorstellen und mich dann auf die, die am besten ankommt, konzentrieren.

    Applaus für Krutz...... eine tolle Geschichte - nur das letzte Wort hat mir nicht gefallen: ENDE
    Ich möchte weiterlesen........ :help:


    Danke, xanthy!
    Irgendwann gibt es auf jeden Fall was Neues von Krutz, aber zuerst möchte ich in meinen eigenen Welten weiterschreiben. Hab noch nen Western, eine Elfen/Kriegsstory, eine Fantasy-Reisegeschichte und ein angefangenes SF Manuskript auf der Halde liegen.

    „Auuuuuuuuuu!“ jaulte Patt, doch je länger er klagte, umso mehr wandelte sich sein Klagen zu einem Wutschrei: „Ich habe mir den Kopf an so einem dämlichen Stalagtiten gestoßen!“ Er stieß seine Begleiterin von sich. „Und nimm gefälligst deinen Zauberstab aus meiner Milz! Damit hast du doch schon in Trent genug Unheil angerichtet!“
    Isimud lachte voller Erleichterung! Sie wehrte sich nicht gegen den Rempler, sondern lies sich mit dem Rücken gegen die Felswand fallen. Die Wand war hart, kalt und ein glitschiger Grottenolm plumpste auf Isis Schulter, doch nichts davon vermochte die Kriegerin zu stören. Denn all dies war echt, so echt es nur irgend ging! Sie waren wieder in der Firnisonhöhle im Adoragebirge. Ach was, „wieder“! Nie verlassen hatten die beiden diesen Ort. Alles hatte sich allein in ihrer Fantasie ereignet.

    Patt ergriff Isimuds Hand. „Los, komm!“ forderte er sie auf. „Lass uns abhauen, bevor sich MEIN erster Berufswunsch manifestiert!“
    „Wieso?“ forschte Isimud. „Was wolltest du denn werden?“
    Doch Patt gab keine Antwort.
    Vorbei an ihrem Lagerfeuer und den vielfarbigen Erzadern hasteten die beiden nach draußen.
    Hier war es inzwischen finstere Nacht, doch eine Übernachtung in der Wildnis erschien der trügerischen Sicherheit der Firnisonhöhle allemal vorzuziehen.
    Patt fand einen Baum, dessen Flachwurzeln einigermaßen über den von der Springflut aufgeweichten Boden aufragten. Auf diesen improvisierten Bettgestellen legten sie sich zur Ruhe, um abwechselnd zu wachen und zu schlafen. Jedenfalls hatte Isimud das so angedacht. Doch schon zur ersten Wache schliefen beide gleichzeitig ein. Sie erwachten im Matsch neben der Wurzel, stellten fest, dass sie noch am Leben waren und machten sich daran, den Weg zurück zum Lager der Goldsucher zu suchen.

    „Was genau habt ihr getrunken?“ erkundigte sich Ham später, nachdem die beiden Verunfallten von ihrem Abenteuer berichtet hatten. Schlotternd vor Kälte saßen Patt und Isimud splitterfaßernackt um das heimatliche Feuer im Goldsucherlager. Ham rubbelte Patt trocken und Krutz tat dasselbe mit Isimud. Etwas abseits trockneten die Kleider der beiden.
    Draußen vor dem Überhang fiel seit Tagen ein strömender Regen, der den Verirrten ihren Heimweg nicht unbedingt leicht gemacht hatte.
    „Getrunken? Öhm – Wasser?“ bot Isimud an, während sie sich in eine Decke kuschelte, die ihr Ham reichte.
    „Drecksbrühe!“ korrigierte Patt. „Und wir haben sie auch mehr geschluckt als getrunken. Aber was danach geschah, das hat sich tatsächlich zu zugetragen, Schatz! Das musst du uns glauben!“
    Ham rieb sich skeptisch den Bart.


    Krutz hingegen hüpfte aufgeregt um die Zurückgekehrten herum. „Ihr alles falsch macht!“ rief sie dabei aus. „Geister in Kaverne ärgert! Fisch opfert, dann selbst fresst, da kein Wunder dass Geister pups-stinkig!“
    In einem wilden Pidging aus Goblinisch, Simkeanisch und unflätigster Gestensprache setzte das Mädchen den beiden Erwachsenen auseinander, was sie alles falsch gemacht gemacht hatten. Zuerst blickten die drei verwirrt drein, dann belustigt, doch nach und nach dämmerte es ihnen, dass ihr Schützling verstand, wovon sie da sprach. Immerhin war Krutz bei der „Geheimnisfrau“, also der Schamanin, ihres Stammes aufgewachsen!
    Was immer sich in der Höhle befand, es war mächtig, doch in dem Goblinkind besaßen die Bergbewohner offenkundig eine Sachkundige.
    „Krutz“, brachte Isimud, von mehreren Niesern unterbrochen, hervor. „Eines Tages kehren wir zusammen dorthin zurück, du, ich, und deine Väter. Wenn du unsere Sprache besser kannst… und wir verstehen, was du uns über die Höhle sagen willst… und wenn du Magie besser verstehst.“
    Krutz nickte. So und nicht anders würde es sich zutragen!
    „Aber bis dahin möchte ich, dass du dich wie ein ganz normales Kind benimmst. Und wenn du Patt und Ham mal so ärgerst, dass sie dir den Allerwertesten versohlen müssen, dann gehört das auch zum Leben. Ich will nicht, dass du etwas verpasst, schon gar nicht den allerwichtigsten Teil des Lebens, der nie wieder kommt! Weil… weil… weil du erst die Welt kennenerlen musst, bevor du dich den Geistern stellen kannst. Das Leben besteht aus mehr als Zauberei und Kämpfen, ja?“
    Ham grinste. Er konnte sich nicht verkneifen, die kurze Rede mit „Nimm´s dir selbst zu Herzen, Isi!“ zu kommentieren.

    Doch am nächsten Tag, als der Regen aufhörte, war Isimud bereits wieder auf und davon, Schnebälle der zahnbewerten Sorte zu bejagen. Zum Wiederfinden des inneren Gleichgewichts, wie sie sagte. Mehr als einmal baumelte ihr dabei das Ohrgehänge mit den grauen Federn ins Gesicht. Das waren die Momente, in denen Isimud an Selbstsicherheit gewann und zielsicherer als sonst traf. Wen störte es, dass die Dinger grau aussahen! Wichtig war doch allein, dass sie nicht schwarz waren, dass ihre Trägerin diesem Schicksal entronnen war!
    Isimud Urkhart hatte nicht als Held versagt. Sie hatte den ersten Schritt aus der Dunkelheit heraus getan und darauf durfte sie stolz sein. Die Anthronin beschritt nun einen Pfad, der möglicherweise zum Heldentum führte, es aber nicht musste. Bitterkeit, Verbissenheit, Schuldgefühle, überzogene Ansprüche an sich selbst… nichts davon machte Isimud zu einer
    edleren Person, ganz im Gegenteil verpesteten diese Gefühle die Welt um sie herum als diene die Kriegerin noch dem Bösen. Ihrer Familie half sie jedenfalls nicht auf diese Weise.


    Isimud musste loslassen. Wie genau das funktionieren sollte, war ihr noch nicht klar, doch was sich endlich eingestellt hatte, war die Bereitschaft dazu.
    Zudem war sie eine unerwünschte Tochter losgeworden, hatte stattdessen eine geliebte Nichte gewonnen und etwa fünfzehn Jahre in der Zukunft wartete ein Abenteuer in der Firnisonhöhle auf sie.
    Bis dahin aber gab es noch viel zu tun: die Mauersteine für Bob zu schneiden, das Gold zu schürfen, mit dem Patt und Ham Krutzs Lehrer bezahlen wollten und natürlich Böse Schneebälle zu jagen. Als die grausamen Elementarwesen merkten, dass die Stimmung ihrer Gegnerin an diesem Tag durch nichts zu trüben war, nahmen sie allerdings von ganz allein Reißaus.

    ENDE

    Der Schwarzbeschwingte, den Isimud als „Bruderschwester“ bezeichnete, hatte befohlen, die Gefangenen unter Deck anzuketten. Damit sie „Muße zum Nachdenken“ fanden, wie er sich ausdrückte.
    Eingepfercht in einer Zelle, die selbst für eine Einzelperson unkomfortabel gewesen wäre, harrten Patt und Isimud einer ungewissen Zukunft. Über ihren Köpfen echoten die Schritte in schweren Stiefeln steckender Füße.
    „Wer ist eigentlich so dämlich und trägt auf einem Schiff Stiefel?“ wunderte sich Isimud laut.
    „Na, dein Bruder… Schwester… was auch immer. Der zum Beispiel.“
    „Unsinn! Usumiya geht barfuß.“
    Schon in der Höhle in Simkea hatte Usumiya keine Schuhe getragen.
    „So? Und was hat das Monster mir dann vorhin dreimal in die Magengrube gerammt?“
    „Na, seine nackten Zehen! Willst du etwa anderes behaupten?“
    Ja, genau das wollte Patt. Der Menschenmann beharrte darauf, einen bestiefelten Piraten zu sehen, wohingegen Isimud einen barfüßigen wahrnahm. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht, begriff Isi! Einer plötzlichen Eingebung folgend fragte sie: „Welches Wappen zeigt sein Medaillon?“
    „Ich… ich habe nicht darauf geachtet“, gestand Patt. „Einen Orkkopf, glaube ich. Oder Goblin. So ein grünes Scheusal eben. Passt doch auch, wenn deine Familie Orkhart heißt!“
    Isimuds Mundwinkel zuckte nach oben, doch bevor sie sich ein Lächeln erlaubte, musste die Klarheit haben! Rasch hintereinander befragte sie Patt nach der Farbe der Kleidung des Piraten, dem Aufbau des Schiffes und ob der andere vielleicht den Äquator auf dem Wasser habe treiben sehen. In jedem Fall lag der Menschenmann falsch. Patt und Isimud nahmen ihre Umwelt zwar im Groben identisch wahr, die Details unterschieden sich jedoch teilweise äußerst drastisch.


    Hastig, denn die Schritte an Deck schienen sich nun der zum Unterdeck führenden Luke zu nähern, eröffnete Isimud Patt ihre Hypothese: „Das hier ist eine Illusion! Nicht echt! Jeder von uns sieht die Szene so, wie er sie sich vorstellt! Ich kenne mich ein wenig mit dem Piratenleben aus, daher stelle ich mir das Schiff realistischer vor. Dafür habe ich außer im Zirkus noch nie eine Kanone gesehen, du hingegen in deiner Zitadelle gleich eine ganze Batterie.“
    „Aber wenn unsere Fantasie die Szene ausfüllt, was ist denn dann tatsächlich um uns herum? Und wo, bei der Göttin, sind wir in Wirklichkeit?“ raunte Patt zurück.
    „Na, schon mal nicht bei deiner Göttin“, grinste Isimud. „Und hoffentlich auch nicht bei der Segnung.“

    In diesem Moment öffnete der Schwarzbeschwingte die Luke. Er nahm die Stufen zum Unterdeck und schritt den Gang entlang auf die Käfigzellen zu, in denen die beiden Simkeaner hockten.
    „Ich habe dieses Wesen für meinen Zwilling Usumiya gehalten“, überlegte Isimud laut. „Aber ich glaube, in Wahrheit sehe ich mich selbst, was aus mir geworden wäre, hätte ich Noröm nicht entfliehen können. Und dieses Parallel-Selbst hält logischerweise mich für seinen Zwilling, also für Miya.“
    „Äh… Isi, hör mal kurz auf zu reden!“
    Patt versuchte, in die Zelle hinein zurückzuweichen, was allerdings aufgrund des beengten Platzes nur dazu führte, dass er sich stattdessen in aufrechte Haltung stemmte, aufgrund der niedrigen Deckenhöhe jedoch mit dem Kopf gegen dieselbe prallte. „Au!“
    Der Mann packte Isimud bei der Schulter und schüttelte sie. „Ich meine, das ist ja alles schön und gut, aber der da vor der Tür zieht gerade einen Säbel!“

    „Tjaa, Bruderschwester, ohne viel herumzureden, denn das liegt mir nicht“, ergriff das Isimud-Ebenbild das Wort, „du wirst mir jetzt sagen, was du weißt, denn sonst steche ich deinen Sklaven ab wie ein Schwein und lasse ihn langsam ausbluten!“
    Isimud schluckte hart. Es war eine Sache, sich eine Theorie zurechtzulegen, doch sie auf Kosten eines Freundes zu prüfen, eine völlig andere. Flehentlich blickte Patt Isimud an. „Wenn es nur ein Tagtraum ist, dann kannst du ruhig alles verraten!“ schienen seine Augen zu sagen.
    Ja, wenn! Aber wenn nun nicht? In diesem Fall musste vor allen Dingen Simkea geschützt werden.
    Ein Held zu sein, das klang nur in den Geschichten toll. Jedenfalls wenn das Heldentum darin bestand, zuerst einem Freund beim Sterben zuzusehen und anschließend selbst das Leben zu verlieren. Denn unter keinen Umständen durfte Isimud sein Wissen um die Lage der Portalinsel preisgeben.


    „Isimud, warte!“ bat die echte Isimud ihr Ebenbild. Und siehe da, der andere reagierte auf die Ansprache mit dem eigenen Namen, als verstünde er sich tatsächlich als Isimud. Isi grinste Patt an. Siehst du, ich hatte Recht!
    Doch der Goldsucher zitterte weiter. Er wollte nicht von einer Säbelklinge durchbohrt werden, weder in Wirklichkeit, noch in dieser viel zu echt wirkenden Illusion! Und Isimud wollte sich nicht selbst dabei beobachten, wie sie einen Menschen folterte.
    „Hör mir zu“, wandte sie sich an sich selbst. Der andere jedoch rammte den Knauf seines Säbels gegen die Gitterstäbe der Zelle, so dass diese vibrierten.
    „Du warst gewarnt!“ knurrte er. „Wann immer du ohne Aufforderung dein Maul aufreißt, wird der da leiden. Wie stünde ich da, wäre auf mein Wort kein Verlass?“
    „I… si…“ ächzte Patt. „Ach, nein Miya, meine ich. Ihr beide! Hört bitte auf mit dem Scheiß! Ihr macht mir Angst!“
    Ein zufriedenes Schmunzeln umspielte die Mundwinkel des Isimud-Ebenbildes. „Vielen Dank, aber Schmeicheleien helfen dir jetzt auch nicht mehr.“
    Mit diesen Worten riss er die Zellentür auf.
    Patt und Isimud zuckten zusammen, dann begann Patt zu beten.


    „Einfach…“
    Das Schiff schwankte – oder strauchelten zwei Zweibeiner irgendwo in den unebenen Gängen einer Höhle im Adoragebirge?
    „…nicht…“
    Die Klinge des Schwarzbefiederten blitzte auf – oder war es nicht eher das von der Kugel in Isis Eiszauberstab ausgehende Glühen?
    „…dran…“
    Möwen kreischten, viel zu weit weg vom Land – nein, das mussten Fledermäuse sein, die sich zum nächtlichen Schwärmen bereit machten.
    „… glauben!“ schrie Isimud.
    Im nächsten Moment bohrte sich der Säbel des Piraten in Patts Bauch, wo ihn sein Besitzer ein wenig drehte.
    Der Menschenmann jaulte auf…

    Etwa zehn Minuten später:


    „Was genau geht hier vor?“ zischte Patt.
    Isimud hörte seine Worte nah an ihrem Ohr. Kein Wunder, saßen die beiden ja Rücken an Rücken gefesselt an Deck eines Schiffes mitten auf dem offenen Meer! Wie es dazu gekommen war, das war den beiden nur schwach bewusst. Hatte sie nicht eine Riesdenfledermaus angegriffen? In einer Höhle im Adoragebirge? Ja, so war es gewesen. Und obwohl weder Isimud noch Patt sich daran erinnerten, von dem Monster fortetragen worden zu sein, musste es sich wohl so zugetragen haben. Denn sonst wären sie ja nicht hier gelandet...


    Der Himmel über den Köpfen der Gefangenen war dunkel, doch nicht etwa, weil die Nacht hereingebrochen wäre. Isimud erinnerte sich noch gut an die Düsternis, die von ihrer ersten Heimat Besitz ergriffen hatte. Eben jene unnatürliche Finsternis umhüllte sie nun wieder.
    Noröm!
    Hätte noch ein letzter Rest Zweifel daran bestanden, wo sie sich befanden, so zerstreute ihn ein Blick zum Himmel. Einst sollte dieser voller Sterne gehangen haben, doch nun drang nur das Licht der Hellsten unter diesen durch die Finsternis. Sie bildeten Isimud wohlbekannte Sternbilder.
    In weiter Ferne zeichneten sich die Küszenlinien mehrerer Inseln ab. Dort drüben erhellten einige magisch erschaffene Kunstsonnen von der Art, wie sich auch über der Urkhart-Feste geleuchtet hatte, die ewige Nacht.
    Nur wenige hundert Meter entfernt dümpelte ein aus zahllosen Pflanzensträngen geflochtenes natürliches Seil auf dem Ozean. Isimud „erkannte“ es sofort als den Äquator, dessen physische Existenz sie nie angezweifelt hatte. Worum es sich in Wirklichkeit handelte, wussten wohl nur die Matrosen auf dem Schiff.
    Dies alles erklärte natürlich sowohl den Geruch nach Meeresluft als auch den Gestank einer Bodenranke, jedoch nicht, wie es zu dem Ortswechsel gekommen war.

    „Wir sprachen über den Äquator“, erinnerte sich Isimud. „Und meine Kindheitsträume. Und irgendwie müssen wir durch die Höhle zurück nach Noröm gelangt sein, an einen Ort, der unseren Tagträumen entspricht.“
    „Puh!“ stieß Patt aus. „Dann haben wir Glück gehabt. Hätten wir stattd deiner über meine Vergangenheit gesprochen, säßen wir jetzt womöglich in der Dunklen Zitadell…eächz!“
    Patts Worte endeten in einem gequälten Ächzen, wie man es eben von sich gab, wenn man gerade eine Stiefespitze in die Magengrube gerammt bekam.
    „Schnauze!“ befahl die bereits bekannte, Isimuds so ähnliche Stimme.
    Die Gefangenen hoben die Köpfe. Direkt vor ihn stand, verächtlich auf sie herabblickend, ein beinahe perfektes Ebenbild Isimuds. Die andere trug weite, grün-schwarz-gestreifte Hosen, eine schwarze Weste über einem Fechthemd aus Seide sowie einen Dreispitz, in dessen Krempe eine blutrote Feder steckte. Um den Hals der Fremden baumelte ein Medaillon. Auf dem Deckel war eine Kreatur, von deren einem Wal ähnlichen Leib sich ein in einen lächerlich winzigen Schädel endender langer Hals in die Höhe reckte, abgebildet: das alte Wappen der Urkharts*. Ein Paar schwarzer Flügel spannte sich im Rücken des Anthronen und verdeckte beinahe die Sonne.


    „Miya?“ flüsterte Isi. „Usumiya?“
    „Ihr kennt euch?“ entfuhr es Patt. Wider besseres Wissen fügte er hinzu: „Und wieso hat die da Flügel?“
    Das Isimud-Ebenbild hob seine Stiefel gerade weit genug, um den armen Patt an der Spitze riechen zu lassen. Es versetzte dem Gefangenen einen Stuppser zur Warnung, dann meinte es: „Warum wohl? Anthronenerbe, Dümmling. Wenn jemand in Lebensgefahr gerät, wachsen uns solche netten Schwingen. Tja, und wo ich und meine Männer auftauchen, da befindet sich nun einmal JEDER in akuter Lebensgefahr. So ist das.“
    „Du bluffst, Bruderschwester“, erklärte Isimud. „Mag ja sein, dass du so im Grundsatz Recht hast, aber du hast nicht vor, mir oder Patt etwas anzutun. Denn sonst würden MEINE Flügel wachsen.“
    Erneut erhielt Patt einen Tritt, obwohl er diesmal gar nichts gesagt hatte.
    „Das passiert jetzt ihm jedesmal, wenn du ungefragt den Mund aufmachst“, warnte der Schwarzbeschwingte Isimud. „Ist wirksamer, als dich zu beuteln, lieber Zwilling.“
    Und tatsächlich – Isimuds Mund stand vor Entsetzen offen, aber kein Laut entschlüpfte ihr. Ganz langsam schloss sie den Mund und presste die Lippen aufeinander. Sie, die einst ihren eigenen Zwilling eine Klippe hinunter gestoßen hatte, um zu sehen, was passieren würde, wollte nun um jeden Preis vermeiden, dass ihre Freunde litten. Und nicht nur diese, auch das Heil wildfremder Personen schien mit einem Male von Isimuds Selbstbeherrschung abzuhängen.
    Noröm… Usumiya… wie konnte das sein? Doch wie auch immer die Antwort lautete, viel wichtiger war es, ja kein Wort darüber verlauten zu lassen, wo sie sich die vergangenen beiden Jahre über aufgehalten hatte. Isimud musste Simkea aus ihren Gedanken, ja, aus ihrer Seele, verbannen, als hätte es diese Welt nie gegeben. Denn wenn das Böse von der Portalinsel erführe… nein, dieser Gedanke war zu schrecklich, um ihn zu Ende zu denken.

    „So Unrecht hat du allerdings nicht, Bruderschwester“, meinte der Schwingenträger. „Ich kann dir und deinem Sklaven das Leben zur Hölle machen, aber töten würde ich euch nur höchst ungern. Du findest uns ein wenig in der Klemme. Der dunkle Herrscher war nicht erfreut über meine Plünderung eines Konvois mit… ach, egal. Du musst nur wissen, dass er uns eine Queste aufgedrückt hat. Wir sollen einen ganz bestimmten Ort auf dem Meer ausfindig machen. Nur scheint der sich vor uns zu verbergen. Mir scheint beinahe, es steckt eine fremde Macht dahinter.“
    Isimud biss sich noch heftiger als zuvor auf die Lippen, schaffte es aber, ihrem Zwilling fest in die Augen zu blicken, ohen sich anmerken zu lassen, dass sie genau verstand, um welchen Ort und welche Macht es sich handelte: die Portalinsel.
    Patt jedoch zuckte bei der Erwähnung der „fremden Macht“, also des gütigen MasterX, sichtbar zusammen.
    „A-ha!“ lachte der Schwarzbeschwingte. „Scheint mir ganz so, als wüsste da jemand, wovon ich spreche!“
    Nein… nicht… bitte nicht… alle Götter… gebt uns Kraft!


    * Urkhart - oder korrekterweise Urquhart - Castle ist in der Anderwelt eine Burg direkt am Loch Ness, daher musste natürlich Nessie in mein Wappen.

    Aber ich habe meinen Bogen doch gar nicht dabei... *unschuldig guckt*
    Blanke Heller? Führe mich bloß nicht in Versuchung! Die Geschichte schreibe ja ich hier in der Anderwelt und nicht Isi. Der muss sich sein Futter schon selbst verdienen.


    So, aber nun mal zu den derzeit laufenden Geschichten:
    Dass mit chrrs Erinnerungen und Miriams Norömchronik zwei so unterschiedliche Stories laufen, gefällt mir, weil Mitleser dadurch viele Facetten Simkeas kennenlernen. Klar ist das nur Zufall, aber es passte eben schön.


    Chrrs lebendige, detailreiche und nahe am Ich-Erzähler stehende Erzählweise packt einen und führt dazu, dass man mitfiebert/mitleidet. Die Gefühlswelt eines Gnomkindes wird sehr echt rübergebracht. Freue mich schon drauf, die Portalinsel durch die Augen des Kleinen zu erleben!
    Ein wenig kurz kam die Vorgeschichte mit Paps, also dem alten chrr. Dass es da schon vorher einmal einen Charakter gab, der nach Simkea gefunden hat, aber dann umgekehrt ist, ist möglicherweise nicht jedem sofort klar.


    Bei Miriam läuft mir immer ein eiskalter Schauer den Rücken runter - aber im guten Sinne. Man weiß ja, wohin das alles steuert, aber es Schritt für Schritt mitzuerleben, zu sehen, wie die Geschichte lebendig wird, dem wohnt ein Zauber inne.
    Meine Lieblingsszenen waren das Übungsduell der Zwillinge, bei dem Isedors und Artemors unterschiedliche Kampfstile so viel mehr über deren Charaktere aussagten als es ein Erzähltext könnte, sowie die jüngste Szene mit dem geschienten Isedor auf dem Karren.
    Nicht nur lieferte die einen weiteren "Aha, so war das also"-Moment, sondern sie zeigt auch anschaulich, wie Geschichtsschreibung funktioniert. Isedor hat halt ein Schwert geschmiedet und verzaubert - das ist die Quintessenz, die sich spätere Generation merken sollen. All die Schritte, die dorthin führten, die Beteiligung Dutzender Einzelpersonen, werden als unwichtig außen vor gelassen. Genau wie Noahs Steuermann und die Arbeiter, die seine Arche gebaut haben und auch mit an Bord waren, aber in späteren Textfassungen gestrichen werden, damit der Hauptheld in einem noch besseren Licht dasteht *grummel*
    Also hat in Wahrheit Jonathan das Schwert geschmiedet? Oder Isedor unter Jonathans Anleitung? Oder beide gemeinsam? *gespannt ist*

    Einige Zeit lang hatten Patt und Isimud stumm ihren eigenen Gedanken nachgehangen. Die Sonne hing nun bereits sehr tief. Ihr Licht fiel auf vielfarbige Adern, die durch Decke und Wänden der Höhle liefen. Hätten die Simkeaner damals schon Firnisonerz gekannt, die Farbschlieren der Felsformation hätten sie an dieses erinnert. So aber taten die Verirrten ihren Fund als Laune der Natur ab. Patt fehlte die Erfahrung im Bergbau und Isimuds Verständnis der Geologie hinkte weit hinter ihrer Fertigkeit in Erzabbau und –verhüttung hinterher.
    „Du erwähntest vorhin den Buranum“, nahm Patt das Gerspräch wieder auf. „Fließt der nicht nahe am Äquator? Stammst du von dort?“
    „Ja.“
    Patt hob interessiert den Kopf. Vor dem Fall Noröms hatten er und seine ausgedehnte Verwandtschaft eine Kutschenstation am Rande eines kleinen Dorfes betrieben. Diese Dorf hatten sie höchstens einmal im Jahr verlassen, um den Jahrmarkt im nächstgrößeren Ort aufzusuchen. Doch die Lage der Siedlung an einer Handelsstraße hatte es mit sich gebracht, dass Reisende aus fernsten Teilen der alten Welt in der Station übernachtet hatten. Von den Geschichten dieser Reisenden hatten Patt jene der Seeleute am meisten beeindruckt. Besonders vom Äquator hatten diese Männer und Frauen gar wunderliches zu erzählen gehabt. Tief beeindruckt hatte sich der Mann vieles von deren Garn, das er für bare Münze nahm, gemerkt.
    „Und?“ forschte Patt. „Hast du ihn mal gesehen, den Äquator?“
    „Nein.“ Isimud seufzte traurig. „Der muss noch viel weiter im Süden übers offene Meer gespannt sein.“ Sie boxte Patt in die Seite. „Du, das habe ich noch niemand anders erzählt, aber als Kind wollte ich Pirat werden! Ja, und dann hätte ich den Äquator ganz sicher mindestens einmal berührt, wenn wir drunter durch gefahren wären.“
    „Nicht drüber weg?“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen. Schiffe kreuzten ständig hin und her, schwer beladene Handelskoggen, aber kein Matrose hat jemals berichtet, mit dem Kiel am Äquator entlanggeschrammt zu sein. Ergo muss der recht weit oben hängen. Sonst blieben all die Koggen doch mit den Masten daran hängen…“
    „Eben deswegen muss der Äquator viel eher sehr, sehr tief unter Wasser verlaufen, Isi, du Möchtegernpirat! Tauchen hättest du danach müssen!“
    „Hm“, machte Isimud. Patts Erklärung kam unerwartet, ergab aber Sinn. Allerdings verfügte die Kriegerin über eine vortreffliche Konstitution und konnte die Luft dementsprechend lange anhalten. So oder so, der Äquator wäre nicht vor ihr sicher gewesen!


    „Ich hoffe, er ist nur wirklich tief da unten, wo ihn die Horden des Bösen nicht erreichen“, nahm Patt wieder das Wort an sich. „Heißt es nicht, das Ding hielte die Welt zusammen? Undenkbar, wenn das Böse ihn fände und damit experimentierte!“
    In ihren Tagträumen hatte sich Isimud gerade mittels ihres Taucherhelms zu einem dicken Pflanzenstrang vorgearbeitet. So stellte sie sich den Äquator vor – keine Magie hatte ihn erschaffen, sondern er war ein Teil der Welt. Der Äquator konnte demnach kein Tau oder ähnliches sein, sondern musste aus einem natürlichen Material bestehen. Aus einem magischen Erz oder eben einer gigantischen Pflanze. Nun zuckte diese Pflanze in ihrer Fantasie vor der Taucherin zurück.
    In der realen Welt hob Patt den Kopf. „Riechst du das auch?“
    Isimud schnupperte in die Luft. Als erstes trat ihr der Rauch des Feuers in die Nase, doch darunter lag ein anderer Duft. „Grünes Pflanzeneis?!“
    Erleichtert stieß Patt den Atem aus. „Der Göttin sei gedankt, du riechst es ebenfalls! Ich dachte schon, ich spinne!“
    Isimud sprang auf. „Nur jemand anderes aus Trent weiß, wie man Speiseeis herstellt!“ rief sie aus. „Komm, lass uns nachsehen, wer hier in der Einöde herumkriecht und was derjenige sucht!“

    Die beiden hatten vielleicht zehn oder fünfzehn Schritt in die Höhne hineingetan, als die Decke über ihren Köpfen niedriger zu werden begann. Dafür wurde der Geruch nach Grüner Bodenranke intensiver. Zudem drangen nun Geräusche, die die Erkunder noch nicht einzuordnen vermochten, an ihre Ohren. Hämmerte jemand auf einen Amboss? Klirrten Waffen aufeinander?
    „Ich glaube, hier ist ein Prospektor zugange“, mutmaßte Isimud. „Klingt beinahe so, als ob jemand Erzproben aus dem Fels schlüge.“
    „Ja.“ Patt drängte sich an Isi vorbei. Er beschleunigte seinen Schritt, dabei ausrufend: „Hallo! He, Kumpel!“
    Isimud folgte ihrem Freund. Es ging ein wenig bergab, um eine Biegung und dann wieder steil nach oben. Patt bewegte sich aufgrund seiner Bergmannserfahrung sicher und zügig durch die Höhle. Doch völlig unvermittelt blieb er stehen. Isimud konnte nicht mehr bremsen. Sie stieß gegen den Goldsucher und durfte das Muster auf Patts Lederweste aus extremster Nähe betrachten. Doch viel stärker als der Geruch nach Leder und Tran drang ihr nun eine Meeresbrise in die Nase.
    Patt versuchte, vor irgendetwas zurückzuweichen, wobei er Isimud unabsichtlich das Riechorgan quetschte.
    Isis Hand zuckte zum Waffengurt. Außer dem zum Überleben in der Wildnis unabdingbaren Messer trug sie an diesem Tag nur ihren Eiszauberstab bei sich. Hoffentlich reagierte, was auch immer Patt erschreckt hatte, darauf. Mit etwas Glück war es nur ein Puma, eine scheue Katze, die gewiss Reißaus nehmen würde, wenn ihr Fellchen nass wurde.
    Aber was hatte es verflixt nochmal mit dem Salzwasergeruch auf sich? Und dem Bodenrankenaroma?

    „Packt sie!“ rief da plötzlich jemand.
    Isimud lies beinahe ihren gerade gezückten Zauberstab fallen, als sie die Stimme als ihre eigene erkannte.
    Dann hörte man das patschende Geräusch von nackten Fußsohlen, die sich nach einem kurzen Anlauf vom Boden abstießen und eines, das dem Flattern eines Fledergrausi nicht unähnlich klang. Eines menschengroßen Fledergrausi, genaugenommen. Ein Paar breiter schwarzer Schwingen entfaltete sich geräuschvoll und wem immer sie gehörten stürzte sich mit einem schrillen Kampfschrei auf die beiden Eindringlinge.
    Isimud fuchtelte mit ihrem Zauberstab, dann spürte sie etwas hartes gegen ihr Handgelenk schlagen und schrie vor Schmerz auf, lies die Waffe allerdings nicht los. Ihr Schrei wurde von einem Büschel schwarzer Federn erstickt, als ihr Gegner mit den Schwingen nach seinen Opfern schlug.
    Der Geruch nach Meer verstärkte sich, Isimud meinte, Segel im Wind schlagen zu hören, irgendwo tiefer in der Höhle johlten Männer und über die gesamte, verwirrende Szenarie erhob sich das Lachen einer Frau oder eines jungen Mannes – eine Stimme, die Isis eigener zum Verwechseln ähnlich klang…

    Wer wen in den Bach gestoßen hatte, wussten weder Isimud noch Patt zu sagen. Jedenfalls hatten sie großen Spaß an ihrer unschuldigen Balgerei und hätten sich auch noch Ham und Krutz dazu gesellt, es hätte ein wundervoller Nachmittag werden können.
    Stattdessen kam Wasser.
    Viel Wasser.
    Schmelzwasser vom vergangenen Winter hatte den Bach in höheren Lagen anschwellen lassen und hinter einem Biberdamm hatte sich ein ungewöhnlich großer See angestaut. Dieser Damm nun war nicht mehr in der Lage, die nachflutenden Wassermassen aufzuhalten. Eine Flut bahnte sich ihren Weg durch das Gebirge, dabei mitreißend, was immer ihm in den Weg geriet.
    Den beiden Menschen(artigen) riss es den Boden unter den Füßen weg, noch bevor sie vollständig begriffen, was vorging.
    „Fest – gluck – halten!“ gurgelte Isimud.
    Patt befolgte den Rat und griff nach einer ins Wasser ragenden Wurzel. Sekunden später hatte er zu beider Überraschung einen vollständig entwurzelten morschen Baum in der Hand.
    Der Goldsucher hiefte sich auf den heftig im Wasser rotierenden Stamm und streckte von dort aus Isimud die Hand entgegen. Auf diese Weise besaßen die beiden zwar nun eine hölzerne Rettungsinsel, doch wohin ihre Reise ging, vermochten sie nicht zu beeinflussen.


    Isimud und Patt waren der Flut ausgeliefert. Mal über der Wasseroberfläche und mal von einer Welle überspült, ging es bachabwärts mit ihnen. Patt betete stumm zu seiner Göttin, Isimud hingegen hielt sich schon nicht mehr mit Göttern auf, sondern machte sich darauf gefasst, ins allumfassende Licht einzutreten, aus welchem dem Glauben ihres Volkes nach sowohl Götter als auch Sterbliche hervorgegangen waren (wobei die meisten sterblichen Rassen wohl das Produkt des Schöpferdranges einer Gottheit darstellten).
    Dann aber lachte sie unvermittelt! Patt hörte es nicht, seine Ohren waren voll Wasser gelaufen und die meiste Zeit über hätte ohnehin nur das dumpfe Schlagen seines eigenen Kopfes gegen den Baumstamm in seinem Gehör widerhallt. Auch Isimuds Körper schmerzte von zahlreichen Remplern, doch ein einziger Teil blieb erfreulich schmerzfrei: die Schulterblätter. Hätten sie oder Patt sich in Lebensgefahr befunden, müssten sich ja wieder die Flügel ihren Weg durch die Haut zu bahnen versuchen! Denn so besagten es die Legenden der Anthronen: In Augenblicken höchster Not anderer wuchsen ihnen Flügel, auf dass sie den Bedrängten zu Hilfe eilen und jegliche Opposition mit einem kräftigen Schwingenschlag zurückdränge konnten.
    Isimud besaß keine Kontrolle über den Prozess, nicht einmal unterbewusst. Das Erscheinen oder Wegbleiben der Schwingen schien von außen gesteuert zu werden. Dass sie nicht hervorzubrechen versuchten, stellte Isis Meinung nach einen deutlicher Hinweis darauf dar, dass die Lage der beiden Fortgeschwemmten als zwar bitter, aber keinesfalls lebensbedrohlich eingestuft werden musste!


    Ihre Sicherheit zu überleben gab Isimud Mut. Ihr Griff um den Stamm sowie den Freund wurde fester, ihre Sinne klarten sich und richteten sich wieder auf das Diesseits.
    Dies wiederum schenkte Patt Kraft. An mehreren Stellen verhinderte das Duo mit schierer Willensanstrengung ein Kentern. Durch ein rasches Werfen (oder eher Winden) in die Gegenrichtung vermieden sie, mit ihrem Baumstamm an einem aus dem Wasser aufragenden Felsbrocken zu zerschellen. Nach jeder dieser Ausweichaktionen fühlten sie sich großartig. Ihr Lachen übertönte das Rauschen des Wassers, doch um der Wahrheit die Ehre zu geben klang es eher hysterisch denn fröhlich.
    Immer weiter ging die wilde Fahrt…

    Irgenwann hatte der Bach genug von seinem Spiel und warf die beiden auf festes Land, zuerst den Goldsucher, dann den Stamm und schließlich die Monsterjägerin. Patt schaffte es gerade noch, sich abzurollen, um nicht unter dem Stamm begraben zu werden.
    Da lag er nun auf dem überschwemmten Waldboden, Mund und Nase im Schlamm.
    Mit dem Oberkörper noch immer auf dem Baumstamm aufliegend und jede einzelne Rippe überdeutlich spürend, spuckte Isimud Wasser.
    „Wenn der Buranum daheim so über die Ufer trat, haben wir uns gefreut“, nuschelte sie dann. „Weil er fruchtbaren Schlick oder so auf die Felder schmiss…“
    „Ich jauchze vor Entzücken“, versetzte Patt. Der Mann stemmte Hände und Knie in den Morast, richtete sich auf und blickte sich um. „Wo sind wir?“
    „Ich weiß nicht genau.“ Isimud zog sich in sitzende Lage und nahm dann rittlings auf dem Stamm Platz. Sie deutete in die Richtung, aus der die beiden gekommen waren. „Ich glaube, der Bach hat sich hier früher mal gegabelt. Die Springflut hat uns in das alte, heutzutage ausgetrocknete Bett gespült.“
    Zusammen mit den Zweibeinern waren auch einige Lachse aus dem Bachbett geworfen wurden. Zumindest Hunger würden Patt und Isimud also nicht leiden müssen. Sie sammelten die Fische ein und fanden sogar nach einigem Herumirren eine Höhle, in der sie ihre Kleider trocknen konnten. Holz für ein Feuer schnitten sie in Form tiefhängender Äste von den Bäumen. Das feuchte Holz qualmte fürchterlich, doch ein kleiner Hustenreiz war einer Lungenentzündung vorzuziehen.
    „Ham wird sich Sorgen machen“, klagte Patt.
    Isimud nickte stumm. Sie wollte nicht aussprechen, was ihr durch den Kopf ging. Es war so albern! Sie und Patt waren doch diejenigen, die in der Klemme steckten, nicht Ham und das Goblinmädchen. Dennoch vermochte Isimud nicht von der Hand zu weisen, dass sie sich um Krutz sorgte…

    Miriam & chrrr, ihr habt gerade mein Argument wunderbar praktisch vorgeführt: Egal, wie gut der Wille ist, letzten Endes führt kein Weg daran vorbei, seinen Text einem Paar geschulter Augen vorzulegen :D
    Für mich hat die Rechtschreibung derzeit einfach keine Priorität. Nicht, dass ich sie absichtlich schleifen ließe, nee, soviel Rücksichtnahme bringe ich dann schon noch auf. Aber bevor ich auch nur daran denke, die Note Eins anzustreben, muss erst alles andere sitzen: Ausdruck, Charakterentwicklung, stimmige Welt, die Darstellung von Gefühlen u.s.w.. Denn mal ehrlich, zu einem besseren Geschichtenerzähler macht einen eine fehlerfreie Schreibe nicht. Das sind zwei ganz verschiedene Skills.

    Also das mit dem lieber zweimal lesen kann ich leider nicht bestätigen. Ich lese manchmal bis zu fünfmal gegen und trotzdem sind noch genügend Tipp- sowie echte Fehler drin. Das Beste ist wirklich, seine Texte jemand unter die Nase zu halten, der sich auskennt und dem die Einhaltung zeitgenössischer Schreibnormen auch etwas bedeutet.

    „Von welcher Art Monster stammen die eigentlich?“ erkundigte sich Patt eines Tages bei Isimud. Dabei deutete er auf die grauen Federn, die als exotischer Ohrring von den Ohrläppchen der Kriegerin baumelten. „Sicher ein Saurier von der Abenteuerinsel?“
    „Nein, kein Saurier“, erwiderte die Besitzerin der Federn. „Die hat sich ein Monster aus Noröm ausgemausert.“
    „Oh!“ Unwillkürlich zuckten Patts Finger auf das Gehänge zu, dann lies er sie wie ertappt wieder sinken. „Ich besitze keinerlei Andenken an die alte Welt“, gestand er mit leiser Stimme. „Oder an meinen ersten Partner. Meine Schwester, ihr Junge und ich konnten lediglich unser nacktes Leben retten.“
    „Patt… das tröstet dich jetzt sicher kein bißchen, aber ich vermisse meine Familie schrecklich, da hilft auch kein Andenken. Selbst wenn ich unseren kompletten Hausrat dabei hätte, wöge dieser Verlust nicht leichter.“
    „Ja, das verstehe ich.“


    „So ein Goblin“, fuhr Isimud fort, dabei augenscheinlich das Thema wechselnd, „der wächst in seine Stammesriten hinein, weil er nie etwas anderes kennenlernt. Aber Menschen – und Menschenartige wie ich – haben die Wahl zwischen Gut und Böse. Und schon vor fünfhundert Jahren gab es solche, die sich freiwillig auf die Seite des Bösen gestellt haben. Nicht aus Furcht oder Verzweiflung oder um ihr Leben zu retten, sondern obwohl es ihnen vorher gut ging. Das ist so krank…“
    Patt seufzte. „Du denkst oft über solche Sachen nach, stimmts? Gut, Böse, was heißt das schon? Ich bin sicher kein böser Mensch, aber ich laufe auch nicht herum, und vollbringe Heldentaten. Klar, wenn es sich ergibt, legt man mal bei nem Achsbruch mit Hand an oder so, aber ich suche nicht gezielt nach Möglichkeiten, anderen zu helfen. Ich habe einfache Wünsche: gutes Essen, wenig Arbeit, so ein feines Spinnenseidenhemd aus der Stadt und Ham einmal im Leben im Dosenwerfen zu schlagen. Darum dreht sich die Welt und der Rest ist, vergib mir, nur was für die Gelehrten! Die wenigstens von denen können richtig zupacken, sie arbeiten immer nur mit dem Kopf, da ist es doch klar, dass sie Langeweile bekommen, die sie mit solchen Gedankenspielen füllen müssen.“
    „Und wenn du mal Scheiße gebaut hast?“ forschte Isimud. „So richtig, meine ich. Belastet dich das überhaupt nicht?“
    „Du meinst…“ Patt grinste bei seinen nächsten Worten: „Wie beispielsweise jemand nen Eiszauber ins Gesicht gejagt zu haben? Na, die Suppe müsste ich halt auslöffeln, ist ja nur gerecht. Vorwürfe würde ich mir machen, vielleicht auch ein wenig sauer auf den Richter sein, das ist nur menschlich. Bloß anfangen, darüber philosophisch zu werden, nee, das nimmer!“ Der Goldsucher schlug Isimud auf die Schulter. „Du hast doch Kraft in den Armen! Schlag eine Ladung Steine im Bruch unten, hau sie zu Mauersteinen zurecht und bring sie dem Baumeister als Wiedergutmachung mit, sobald du wieder in die Stadt darfst. Damit er sieht, dass es dir leid tut und du dich während deiner Verbannung nicht nur in der Sonne geaalt hast!“
    „So wie du und deine Familie es tun und das Ganze auch noch „Arbeit“ nennen?“ neckte Isimud. Dabei war ihr überhaupt nicht nach Scherzen zumute. Bobs Verletzung stellte ja nur eine ihrer Sünden aus einem fast zwanzigjährigen Leben auf Kosten anderer dar.
    Patt schien zu ahnen, was in der Kriegerin vorging. „Du musst loslassen!“ schärfte er ihr ein. „MasterX hat unsere Seelen nicht gerettet, damit wir uns mit Selbstvorwürfen zerfleischen! Eine zweite Chance haben sie uns geschenkt, unter Einsatz ihres Lebens - der Master und Sir Camulos und der Herr Rhys von Haldan, die Göttin erbarme sich seiner Seele! Diese Chance sollten wir annehmen und dem Master in Lebensfreude zurückzahlen!“
    Doch es würde noch ein weiteres Jahr ins Land ziehen müssen, bevor Isimud diesen Rat beherzigen konnte. An jenem Tag im Adoragebirge schrie sie Patt an: „Und wenn ICH deinen ersten Partner ermordet hätte? Würdest du mir dann denselben Rat erteilen?“
    „Ja! Aus weiter Entfernung, zu unser beider Sicherheit, aber ich würde nichts anderes sagen als gerade eben. Nichts kann Emmet wieder lebendig machen und nur die Zeit kann den Schmerz über seinen Tod heilen. Rache fügt dem Leid nur weiteres hinzu.“
    „Das sagst du bloß, weil die Situation nur ausgedacht ist.“
    Patt seufzte. „Isi! Wir sind Noröm entkommen! Glaubst du nicht, dass jeder von uns dort Schuld auf sich geladen hat? Willst du wissen, wer ich in Noröm war? Was ich getan habe?“
    Unwillkürlich schüttelte Isimud den Kopf, doch Patt war bereits zu sehr in Fahrt, als dass er sich um eine Antwort geschert hätte.
    „Ich sage es dir trotzdem: Die Leute aus meinem Dorf wurden gezwungen, irgend so eine Dunkle Zitadelle zu errichten. Wir haben gemauert, Fließen verlegt und Szenen, bei deren Anblick ich Albträume bekam, in Wandteppiche geknüpft. Der Dorfschreiner hat die Tische für die Folterkammer gehobelt und der Schmied die Werkzeuge angefertigt. Niemand wagte es aufzumucken, gehorcht haben wir, und so mancher hat sich sogar ins Zeug gelegt, damit´s ihm und seiner Familie besser ginge als dem Rest. Erst als es hieß, wir würden nicht mehr benötigt, da bekamen wir es endlich ausreichend mit der Angst zu tun, um einen Fluchtversuch zu wagen. Drei haben´s geschafft – ich fürchte, das sind genau drei mehr, als überlebt hätten, wären wir im Dorf geblieben.
    Genau in diesem Moment leiden womöglich Unschuldige in dem Gemäuer, und ich, ich habe dabei geholfen, das alles einzurichten! Glaubst du vielleicht, das sei leicht für mich?“
    Der Mann holte tief Luft.
    „Ihr Anthronen schwebt immer so über allen Dingen, obwohl ihr keine Flügel habt. Vielleicht verschafft es euch ja den ultimativen Kick, so vor euch hin zu leiden. Aber für uns Menschen muss auch mal irgendwann Schluss sein.“
    „Wir… wir haben Flügel,“ bekannte Isimud. „Manchmal. Die Federn stammen von mir.“
    „Waaaaaas?! Das ist ja widerlich!“ Patt schüttelte sich vor Ekel! Das war ja, als bastle er sich eine Halskette aus seinen eigenen abgeschnittenen Zehnägeln! „Pfui Teufel! Bei solchen Manieren ist es kein Wunder, dass du mit Goblins rumhängst!“
    Der Ausbruch des Goldsuchers lies Isimud ihre Selbstzweifel vorübergehend vergessen. „Du müsstest dich mal wüten sehen!“ lachte sie. „Schau am besten in den Bach!“
    „Nö – da gehörst eher du rein! Damit du Hü-geh-nie lernst!“
    Sekunden später hörte man es nur noch platschen…

    Wenn du´s "genau" wissen willst: http://ich-schreibe-wie.de/


    Ich kannte zuerst nur die englische Version der Seite und habe die spaßeshalber mit Ausschnitten meiner Piratengeschichte gefüttert. Da war die Seite unentschlossen zwischen James Joyce und Lewis Carrol, was mich sehr gefreut hat. Um Klarheit zu bekommen, habe ich dann dreist den gesamten Roman reinkopiert. Die Seite hat die Textmenge übrigens problemlos verkraftet und das Ergebnis lautete H.P.Lovecraft. Ich glaube, das ist kein Kompliment, wenn man es auf den Schreibstil bezieht...
    Für meine englischen Texte erhalte ich fast immer Lovecraft, also scheinen die wenigstens nen konsistenten Stil zu haben ;)


    Für Krutz und der Windgeist habe ich J.K. Rowling ausgespruckt bekommen, was mich gelinde irritiert. Ich hätte erwartet, dass die deutsche Seite auch nur mit deutschsprachigen Autoren vergleicht.

    Im Lager der Goldsucher ging das Leben einen gemütlichen Gang.
    Vormittags brachen die Männer zum Bach auf, während Isimud sich um den Haushalt kümmerte. Die Monsterjägerin verstand darunter hauptsächlich die Pflege von Waffen und Werkzeugen sowie das Verwalten einer kleinen Hausapotheke. Beim Anlegen derselben half die kleine Krutz fleißig mit, hatte ihr doch ihre Ziehmutter im heimatlichen Stamm bereits viel über Wundheilung, das Haltbarmachen von Heilpflanzen und natürlich das Zähneziehen beigebracht.
    Den Nachmittag verbrachte man mit Dösen, Geschichtenerzählen oder Spielen Brach dann die Dämmerung herein, zog Isimud mit Krutz zum Fischen oder Jagen, während Patt und Ham jenem Teil des Familienlebens nachgingen, der im Allgemeinen vor Kindern in Krutzs Alter geheim gehalten wurde. Dies war allerdings die einzige Stunde des Tages, zu der das Goblinmädchen dem Pärchen unerwünscht war. Mal nahm Ham sie zur großen Wäsche an den Steinen am Bachufer mit, dann wieder zeigte ihr Patt, wie man Tierfigürchen aus Holzklötzen schnitzte und dann wieder saßen sie zu dritt ums Lagerfeuer und die beiden Erwachsenen gruben alte Kinderverse aus ihrem Gedächtnis aus.
    Es sah ganz so aus, als hätte das Schicksal den beiden Männern, die – mit Ausnahme schwarzer Magie – nie auf Nachwuchs hätten hoffen dürfen, ein Kind zugespielt.
    Isimud war es nur Recht so. Die alleinige Verantwortung für ein Goblinkind – für überhaupt irgendein Kind! – hätte sie nicht tragen wollen, doch sie stellte fest, ganz selbstverständlich in eine Tantenrolle zu schlüpfen und das zudem noch zu genießen. Besonders dann, wenn das Bild des von ihrer eigenen Hand grausam zugerichteten Baumeisters wieder einmal vor dem inneren Auge der Verbannten aufstieg, und sich Krutz dann an sie ankuschelte, weil sie instinktiv spürte, das etwas nicht stimmte, anstatt, wie es den Goldsuchern zu eigen war, Isimud durch polternde Scherze auf andere Gedanken zu bringen zu versuchen.
    Vielleicht war ein Familienidyll dieser Art in ganz Simkea möglich, möglicherweise aber auch nur hier draußen in der Wildnis, Isimud vermochte es nicht einzuschätzen. Doch wie dem auch sei, so, wie es war, funktionierte es bestens.
    Es kam sogar der Tag, an dem Krutz einen Strauß Wildlumen auf den Esstisch stellte. Nicht, um sich die Erwachsenen gewogen zu stimmen, auch nicht als sichtbaren Beweis ihres Mutes, sich in den Wald getraut zu haben, sondern aus dem einzigen Grund, dass sich die Großen freuten. Das war natürlich hochgradig ungoblinisch, doch Krutz störte sich nicht weiter daran. Als Geheimnisfrau tat man eben manche Dinge anders als der normale Goblin. Basta!

    So hätte Isis Queste als erfolgreich beendet gelten können und das restliche halbe Jahr ihrer Verbannung wäre in Wohlgefallen verflossen. Wäre da nicht Krutz gewesen, deren Beherrschung des Simkeanischen von Tag zu Tag besser wurde. Was allerdings nicht für ihre Selbstbeherrschung galt…

    Eines Tages, Isimud kehrte gerade von einem Kampf gegen allzu aufdringliche Böse Schneebälle zurück, durchdrang Krutz lautes „Will, will, will!“ den Frieden der Bergwelt. „Will endlich Magie lernen!“
    Vergebens redeten die Goldsucher auf das Kind ein. Als Krutz Isimud erblickte, schob sie die beiden Menschen von sich und rannte auf den „Windgeist“ zu.
    Erschöpft von ihrem gerade bestandenen Kampf, den Bogen noch in der einen Hand und sich mit der anderen den Schweiß von der Stirn wischend, seufzte Isimud: „Und ich hatte so gehofft, sie hätte das vergessen…“
    „Tun sie nie“, meinte Ham grinsend.
    Patt stemmte die Fäuste in die Hüfte. „Ja, und wo liegt genau das Problem? Isi ist doch regelmäßig hier bei uns in den Bergen, da kann sie der Kleinen die Zauberei beibringen. Wird das Kind eben Zauberer!“ Der Mann schaute ein wenig traurig drein, als er etwas leiser fortfuhr: „Klar hätte ich gern nen Sprössling gehabt, der mir mal in meinem Beruf nachfolgt, aber heutzutage haben die Kinder ihren eigenen Kopf. Damit müssen wir leben.“

    Aber Isimud war kein Zauberer. Ihre angeborenen magischen Kräfte nutzte sie vornehmlich, um einmal täglich in einem besonderen Ritual ihren Geist auszusenden und den Gefangenen des Bösen in Noröm Visionen von der Portalinsel zu senden. Diese Fähigkeit teilte Isimud mit einigen hundert Simkeanern, von denen den erfolgreichsten zu Ehren sogar ein Clubhaus im Norden Trents gestiftet worden war. In der Zauberei mit Runen oder am Verzauberungstisch war die Kriegerin völlig unbeschlagen und was sie von der Theorie der Magie verstand, war zu lückenhaft, um fundiert weitergegeben zu werden. Ein Schüler hätte eher Schaden als Nutzen daraus gezogen (einmal ganz davon abgesehen, dass sich die Hälfte von Isis diesbezüglichem Wissen auf finsterste Schwarzmagie bezog).
    Nein, da half alles nichts. Wenn sie ihr Versprechen halten wollte, musste Isimud einen richtigen Lehrer für Krutz auftreiben.
    „Schicken wir ein Täubchen nach Trent, vielleicht findet sich ja jemand bereit“, meinte sie.

    Und so geschah es.
    „Wir suchen für unsere Tochter (ca. 6) einen Lehrer, der sie in Zauberei und Benehmen unterrichtet. Unterkunft kann gestellt werden, bezahlt wird in Gold.“
    So lautete der kurze Text, den die Goldsucher dem Botenvogel in einer Kapsel ums Bein schnallten. Es folgten Anweisungen, wie das Lager der Goldsucher zu finden war.
    Isimud hob den Kopf.
    „In Gold? Ist das nicht ein wenig vorschnell? Bisher habt ihr keins gefunden!“
    „Einzelheiten, Einzelheiten“, meinte Ham handwedelnd. „Das findet sich schon zuzeiten.“
    Das untrügliche Gefühl, dass sie bei der Beschaffung des Goldes eine nicht unerhebliche Rolle spielen würde, beschlich Isimud. Allerdings war es schwer, dem gewinnenden Lächeln der Goldsucher zu widerstehen. Zudem hatten sie die Verbannte ja ohne Weiteres aufgenommen, da gehörte es sich, dass man das Seine zum Familienleben beitrug.

    Die Brieftaube machte sich auf den Weg in Richtung Trent. Nun konnten die vier nur abwarten, was weiter geschehen würde.

    Wenn man die geschichte aktuell bei der entstehung mitverfolgt und abschnitt für abschnitt liest, mag das nicht so auffallen. Wenn jemand später die komplett abgeschlossene geschichte liest, können die komentare echt nervig sein.


    Von der Seite habe ich das noch gar nicht betrachtet... hab mich bisher immer über die Zwischendrin-Posts gefreut, weil es etwas persönliches war, das motivierte weiterzumachen. Thread anheften wäre prima, aber dann evtl. vorher in den Chroniken-Bereich verschieben, damit das Thema Neulesern gleich in die Augen sticht *pieks*

    Pünktlich zum Mittag kehrten dann auch Patt und Ham ins Lager zurück.
    „Na, etwas gefunden?“ begrüßte Isimud die beiden.
    Ham nickte. „Einen Brocken Baumharz mit einem Krabbler drin, eine Handvoll wilde Beeren und ein halbes Dutzend verschossene Pfeile eines Jägers.“
    „Nur kein Gold…“
    „Ach was! Wer braucht schon Gold, wenn er seine Freiheit hat. Der Bach gibt uns alles, was wir brauchen und was wir nicht benötigen, verkaufen wir in Trent. Ist allemal besser als die Plackerei als Johnnys Gehilfen vor Zeiten.“
    Isimud nickte zustimmend. Sie verstand die beiden Männer nur zu gut, hatte sie es ja selbst zu nichts gebracht im Leben. Zwar besaß Isimud in gleich zwei Berufen einen anerkannten Meistertitel, doch in diesen Berufen zu arbeiten, kam ihr nur dann in den Sinn, wenn es wirklich unumgänglich war. Andere Flüchtlinge legten einen dem einstigen Burgfräulein wesensfremden Geschäfssinn an den Tag, sie rechneten in Goldmünzen, betrieben Marktstände und beschäftigten ihre eigenen Arbeiter. Unter ihren Händen wuchs Trent in alle Richtungen und so mancher einfache Arbeiter lebte in Verhältnissen, die sich nicht von denen der adligen Urkharts mit ihrem Rittergut unterschieden. So sehr die Kriegerin den Wohlstand und die Sicherheit zu schätzen wusste, das damit einhergehende emsige Treiben würde ihr vermutlich nie zusagen.
    Krutz, über deren Kopf der kurze Austausch hinweggegangen war, streckte die Finger nach dem glitzernden Bernstein aus. „Krorlie!“ rief sie begeistert.
    Ham zog seine Hand zurück, dann lies er das Kleinod vor Isimuds Nase baumeln. „Kaufst du´s für deine Kleine?“
    „Kaufst du das Mittagessen, das auf dem Tisch steht?“ erwiderte diese.
    „Haha! Gut gegeben. Da – nimm!“ Mit diesen Worten warf der Goldsucher Isimud das Steinchen zu. „Was gibt´s denn Gutes heute?“
    „Zuerst Suppe, dann Fischbällchen mit dicken Kartoffeln und gehäckseltem Grünkraut. Und zum Nachtisch süße Blaubeerpfannis.“
    „Ich seh schon, du willst in Wirklichkeit gar nicht uns, sondern die Pumas füttern“, scherzte Patt. „Indem du uns für die lieben Tierchen kugelrund mästest!“
    Lachend nahm die Gruppe am Tisch Platz. Patt hatte so Unrecht nicht. Isimuds Menü hätte einem hart arbeitenden Bergmann gerade so die am Vormittag verbrauchte Kraft zurückgegeben. Die beiden Goldsucher hingegen hatten die Arbeit nicht gerade erfunden und kamen viel weniger hungrig als ihre Kollegen, dafür aber mit demselben Appetit, heim.

    Während sich die vier über das Essen hermachten, fragten Patt und Ham ihren Gast nach Neuigkeiten aus dem Westen des Landes aus.
    „Jemand hat den Häuptling der Goblins im Dämmerwald erschlagen“, gab Isimud Auskunft. „Und in Trent gab es einen Gerichtsprozess wegen fahrlässiger Körperverletzung. Der Angeklagte wurde aus der Stadt verbannt.“
    „Alle Achtung!“ entfuhr es Patt. „Den Goblinhäuptling erschlagen, sagst du? Komm, sag, warst du das etwa selbst?“
    „Nein. Aber ich habe trotzdem etwas aus seinem Hort bekommen.“
    „So? Was denn?“
    „Seine Tochter.“
    „Häh?“ entfuhr es Ham und auch Patt setzte keinen besonders intelligenten Gesichtsausdruck auf. „Warte mal… soll das heißen…“ War das von den Zehen bis zu den Ohrspitzen eingemummelte Kind an Isis Seite etwa besagte Häuptlingstochter? Wieso würde ausgerechnet Isimud sie aufgenommen haben? Doch nicht etwa, weil sie das gemeinsame Kind von Goblin und Monsterjäger war? „Hast du etwa mit dem Goblinhäuptling rumgemacht, Isi?!“
    Isimud schüttelte sich vor Unbehagen. „Nein! Igitt! Ich würde doch nie mit nur einer halben Person…“ Sie errötete, als sie begriff, gerade ihre beiden Freunde beleidigt zu haben. „Öhm, entschuldigt bitte. Ich wollte sagen, es wäre mir unangenehm, mit einem nur eingeschlechtlichen Individuum Liebe zu machen.“
    „Puh… und ich dachte schon…“
    „Und überhaupt! Was passt dir denn nicht am stattlichen König der Goblins?“ erkundigte sich Isimud. Sie versuchte, ihrer Stimme einen plaudernden, gar neckenden Anklang zu geben, doch ihr Herz klopfte bis hoch in den Hals. Was die beiden Männer wohl antworten würden?
    Ham zuckte die Achseln. „In Trent rennen allerlei Wesen herum, die man auf den ersten Blick für Monster halten könnte. Wenn du mit ihnen redest, stell´n sie sich dann oft als die vernünftigsten heraus. Und dieser Kerl, der in den Ruinen haust, den sie den Wilden nennen, naja, was immer der so treibt, er bleibt da drin und kommt nicht raus. Aber der Goblinhauptmann, der hat seine Männer gezielt auf Menschen gehetzt und war nicht bereit, mit uns zu reden. Also, der sah nicht nur so aus, der war tatsächlich ein Monster.“
    „Und ein Goblin, der nie etwas Böses getan hat? Was würdest du zu dem sagen, Ham? Und du, Patt?“
    „Gar nichts würde ich sagen, abhauen würde ich, so schnell ich kann!“ bekannte Patt. „Weil ich Schiss hätte, dass dem seine Sippe in der Nähe ist.“
    „Ist sie nicht. Da kannst du ganz beruhigt sein.“
    Vorsichtig zog Isimud die Mütze von den Ohren seines Schützlings. Winzige schwarze Äuglein in einem faltigen, grünhäutigen Gesicht saßen über einer Schnauze gleich der eines Schweins. Aus dem breiten Mund lugten Hauer. Lange schwarze Haarsträhnen umspielten die Fledermausohren der Kreatur. Ohne Zweifel – die war definitiv ein Goblin.
    Es wäre übertrieben, zu sagen, dass die Goldsucher beim Anblick des kleinen Goblinmädchens in Entzückensschreie ausgebrochen wären. In ihren Gesichtern stand eine gehörige Portion Skepsis zu lesen und sie fassten ihre Esswerkzeuge unwillkürlich fester – Patt mit den Händen, Ham notgedrungen mit den Zähnen, denn er hatte seinen Löffel im Moment der Enthüllung in den Mund gesteckt. Doch nach dem ersten Schock fanden sie zur Gelassenheit eines Bergbewohners zurück. Ham nahm den Löffel aus dem Mund und schaffte es auch, diesen wieder zu schließen. Über Patts Gesicht huschte sogar ein Lächeln, denn in den fremdartigen Gesichtszüge des Mädchens spielte die gleiche Mimik wie bei einem Menschenkind.
    „Du machst Sachen…“ ächzte Ham.
    Patt nickte. „Erzähl, Isi… von Anfang an!“
    Isimud schmunzelte. „Das ist sicher das Beste. Ich kann das alles nämlich selbst noch nicht richtig glauben. Es ging so Schlag auf Schlag!“

    Waren Isimud und Krutz bisher dem Wasser gefolgt, so verließen sie den Lauf des Baches nun und schlugen sich tiefer in den Gebirgswald. Das Lager der Goldsucher war leicht zu finden. Wozu es auch verbergen? Im Adoragebirge musste man sich nicht vor Räubern oder intelligenten Monstern fürchten und gegen unerwünschte Besuche wilder Tiere half ein helles Feuerchen zuverlässiger als jede Waffe oder von Menschenhand gemachte Tarnung.
    Unter einem Felsüberhang hatten die beiden Männer ihre Küchengeräte und eine gemütliche Sitzecke aufgebaut. Ein kleines, freistehendes Regal bewahrte allerlei Kleinkram sowie einige ältere Ausgaben des Trenter Boten.
    Das Zelt der beiden Menschen stand ein wenig weiter abseits, damit die darin Schlafenden nicht etwas bei einem plötzlichen Steinschlag Leben ließen.
    Ebenfalls abseits, jedoch noch immer im Schutz des Lagers, stand der Taubenschlag, in dem drei Brieftauben nisteten. Simkeanische Brieftauben waren, so wusste Isimud, im Gegensatz zu ihren anderweltlichen Verwandten auf den Mann dressiert. Einmal freigelassen kehrten sie nicht zu ihrem Schlag zurück, sondern machten zielsicher den Empfänger der ihnen anvertrauten Botschaft ausfindig, um erst danach in ihren heimatlichen Schlag zurückzukehren. Es musste Magie in diesen Tieren stecken, wie in so vielem in diesem Land!
    Für einen Moment empfand Isimud Neid auf seine/ihre* Begleiterin. Denn genaugenommen war Simkea Krutzs Land, nicht ihres. So gekonnt Isimud auch mit der in ihrem Stab gebundenen Zaubermacht um sich schießen mochte, wie sicher sie die Wildnispfade beschreiten mochte, sie blieb der Fremdling hier. Kein unwillkommener Fremdling, befand sie sich ja in Gesellschaft anderer Noröm-Flüchtlinge, aber dennoch nicht Teil dieser Welt wie es die kleine Krutz war.
    Wenn ich schon meine, den Wald leise zu mir singen zu hören, wieviel deutlicher muss sie es erst hören? Und was sind diese Geister, von denen sie spricht? Nun, ich bin schonmal keiner, aber nur, weil sich die Kleine in mir irrt, heißt das ja nicht, dass es nicht wirklich echte Naturgeister gäbe. Ich darf mir nicht anmaßen, das als Aberglaube abzutun.

    Nachdem die Wanderer ihr Gepäck abgelegt hatten, verschaffte sich Isimud einen Überblick über die vorhandenen Vorräte. “Die gute Nachricht ist”, meinte sie zu Krutz, “dass wir den halben Tag Zeit haben, aus den Zutaten hier etwas Genießbares fürs Mittagessen zu zaubern. Die schlechte ist, dass es mit den einfachen Mitteln, die wir hier nur haben, auch wirklich so lange dauern wird.” Sie rieb sich die Hände. “Also gut, packen wirs an. Bringst du mir den Kessel?”
    Mit Feuereifer spurtete Krutz los. Gern wäre sie ihrem Windgeist-Freund zur Hand gegangen, doch musste sie vor dem schieren Gewicht des gewünschten Objekts kapitulieren.
    Isimud ihrerseits lachte, als sie sah, was das Goblinmädchen da zu stemmen versuchte: “Nein, doch nicht Hams Sessel! Den Kessel! Sessel haben vier Beine und Kessel... naja, genaugenommen können die auch Beine haben, aber...” Isimud merkte, dass sie den Faden hoffnungslos verloren hatte. So holte sie den Kessel selbst herbei.
    “Die beiden Männer, die wir heute kennengelernt haben, heißen Patt und Ham”, erklärte sie dem Kinde dabei. “Sie sind herzensgut, aber ein bißchen einfach gestrickt...”

    “Herzensgut, aber ein bißchen einfach gestrickt”, wiederholte Patt unterdessen am Bach. Nur mit dem Unterschied, dass der Goldsucher sich dabei auf Isimud bezog. “Oder glaubst du die Geschichte mit dem Waisenkind etwa?”
    “Das sie im Dämmerwald gefunden haben will? Kein Stück! So weit oben gibt´s keine Siedlung mehr, da findet man höchstens nen Goblin. Außerdem ist Isi ein Kinderfeind. Die hätte ein Findelkind eher bei Marry in den Briefkasten gequestscht, anstatt es selbst zu behalten!"
    “So sehe ich das auch. Ich denke, das Kleine ist ihr eigenes. Sie hat nicht aufgepasst und schwupps, neun Monate später, Mama.”
    “So wird´s sein.“ Ham richtete seinen Oberkörper auf. Er legte die Goldwaschpfanne ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn und meinte dann zu Patt: „Du, ich war ja baff, wie groß das Gör schon ist! Ich meine, ich wusste zwar schon vorher, dass diese Anthronen aus Eiern oder Kokons oder sowas schlüpfen und dann schon sprechen und laufen können... aber es mit eigenen Augen zu sehen, das ist was ganz anderes!”
    “Stimmt. - Was meinst du, Ham, wer ist der Vater?”
    “Hm - Sir Camulos?”
    “Nein, kann ich mir nicht vorstellen. Klar, sie sagt dauernd Camulos hier, Camulos da, aber wie sie von ihm spricht, sieht Isi ihn eher als einen Ersatzvater. Ich denke, es war irgendjemand in ihrem Alter!”

    Während Patt und Ham Wetten auf den Vater von Isimuds vermeintlichem Sprössling abschlossen, köchelte in ihrem Lager unter dem Felsüberhang eine dicke Fischsuppe. Isimud war mit der Zubereitung des Hauptgangs beschäftigt und Krutz spielte Fischgrätenmikado (Genaugenommen spielte man Mikado ja mit lebendigen Sprotten, die noch zappelten, doch das hatte ihr der Windgeist streng verboten).
    Die Schuld, beinahe einen unschuldigen Menschen getötet zu haben, und das damit einhergehende Verbannungsurteil waren zwar nicht vergessen, aber für den Moment weit in den Hintergrund von Isimuds Bewusstsein getreten.


    *... Wie schon mal im Tagebuchthread erwähnt empfinden die meisten Bergleute Isi als weiblich.