Beiträge von Fiona

    Einige Wochen nach den ersten Schneeballschlachten bekam ich mit, dass der Mann mit dem frechen Grinsen Schuster ist und auch Garn benötigt. Er fragte mich sogar, ob ich ihm nicht welches verkaufen würde. Da sein Preisangebot an der Spitze der üblichen Marktpreise lag, stimmte ich erfreut zu.


    Unsere wilden Schlachten gingen weiter, jetzt nutzten wir nicht nur Schneebälle, auch Tomaten fanden gekonnt ihr Ziel und zur Abkühlung wurde mancher Schwamm über dem Anderen ausgedrückt. Da ich ihm kaum bis zur Schulter reiche, nannte er mich schon bald nur noch Kleines und so wurde er für mich der Große oder auch der Riese.


    Mit der Zeit verkaufte ich immer öfter Garn an ihn und er fragte, ob ich es ihm nicht generell liefern wolle. Natürlich wollte ich das, aber es gab dabei ein Problem. Da ich noch immer von der Hand in den Mund lebte, musste ich meine Ware sofort nach Herstellung verkaufen. Doch den Großen verschluckte sehr oft die Anderswelt, sodass ich ihn selten antraf. Etwas verlegen sprach ich ihn drauf an, aber eine Lösung fanden wir leider nicht wirklich. Ein eigenes Haus mit einer Truhe für eine Übergabe hatten wir beide nicht. Auch überlegten wir, ob nicht der Stand als Übergabeort geeignet sei, aber wussten damals nicht, wie das gehen könnte. So verkaufte ich weiterhin gelegentlich Garn an ihn und da meine Kundenliste für Kleidung stetig wuchs, wurde es immer seltener, brauchte ich das Garn doch jetzt fürs Schneidern.


    Eines Tages bedauerte der Riese, dass er mich nicht in den Stand nehmen könne, da es nicht seiner war. Es war der Stand seiner ehemaligen Geschäftspartnerin, die aber leider die Anderswelt vor einiger Zeit verschluckt hatte. Überrascht fragte ich ihn, ob er das denn sonst gern wolle und er sagte, aber ja auf alle Fälle.


    Ein wenig verwirrt durch diese plötzliche Wendung zog ich mich ein wenig zurück. Was würde wohl der Drache dazu sagen? Der Riese ist doch Single, könnte es da nicht zu Missverständnissen kommen? Der blaue Ritter hätte bestimmt Ärger gemacht und mich gefragt, was das soll. Aber der Drache ist anders - wäre es wirklich möglich, dass er zustimmt? Oder bringt das nur noch mehr Misstrauen? Diese und andere Gedanken wirbelten durch meinen Kopf. Was sollte ich tun?


    Es gab nur eine Möglichkeit, das zu klären, ich musste mit dem Drachen reden. So suchte ich am nächsten Tag sofort die Möglichkeit zu einem ruhigen Gespräch und legte dem Drachen die Situation dar. Und wieder zeigte es sich, wie vollkommen anders er war. Verblüfft fragte er mich, warum ich da Zweifel hätte. Natürlich sei er dafür. Wäre es doch die Chance für mich, in den Handel ordentlich einzusteigen. Da konnte ich ihn nur dankbar für umarmen und suchte dann den Riesen, um die Sache mit dem Stand zu klären.


    Der Riese und ich grübelten nun gemeinsam, wie das Problem mit der Standbeteiligung zu lösen sei und fragten letztendlich die Götter dieser Welt. Deren Auskunft an mich, erschreckte mich. Die Göttin, die ich fragte, sagte mir, dass seine Geschäftspartnerin schon zu lange in der Anderswelt verschwunden war und deshalb auch bald ihr Stand sich in Luft auflösen würde.


    Besorgt, dem Großen solch schlechte Nachricht bringen zu müssen, war ich ganz zaghaft beim Beginn unseres nächsten Gesprächs. Doch seine Reaktion war ganz anders als gedacht. “Dann baue ich mir endlich meinen eigenen Stand” sagte er “Das Geld dafür hab ich schon lange und dann kann ich auch dich mit reinnehmen.” und er erklärte mir, dass ein Versprechen ihn an den Stand gebunden hatte, dass er ihn betreiben sollte,solange seine alte Partnerin weg ist, aber dieses ja, ohne Stand, nicht mehr gültig sei.


    Schnell erkundigte er sich, ob er parallel zum anderen Stand seinen errichten könne. Nach einem positiven Bescheid legte er sofort mit dem Neubau los. Begeistert erzählte er mir vom Bauen und erwähnte nebenbei auch die Kosten dafür. Vor Schreck über diese hohe Summe plumpste ich glatt auf den Boden. Diese Geldmenge war für mich utopisch. Wie sollte ich da als Geschäftspartnerin mich anständig beteiligen können? Doch, er meinte, meine Bedenken seien Quatsch und ich solle mir keinen Kopf machen. Er habe genügend Geld, das unnötig rumliege, da er ja kein Haus habe und auch nicht brauche. Er wolle gar nicht, dass ich was dazu gebe, er müsse den Stand sowieso bauen, wenn der andere sich dann in Luft auflöst.


    Doch so ganz wohl fühlte ich mich damit nicht und grübelte, wie ich mich denn wenigstens ein bisschen revanchieren könnte. Bald schon kam mir eine Idee, er solle seine Kleidung nicht mehr kaufen müssen, die konnte ich ihm geben, das war mir inzwischen schon möglich. Schnell schneiderte ich ihm ein Kleidungsset und färbte es in Farben, die meinem Gefühl nach zu ihm passen. Freudig überreichte ich es ihm. Erst wollte er es nicht annehmen und mich bezahlen, aber dann überredete ich ihn doch.


    Aber wieder überraschte er mich. Als ich das nächste Mal bei ihm Stiefel kaufen wollte, lehnte er mein Geld ab. Seine Angestellte dürfe ihm nichts bezahlen, meinte er und war auch nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Da bestand ich darauf, dass er dann auch immer von mir seine Kleidung kostenlos beziehen solle und er ließ sich darauf ein.


    Fleissig werkelte er an seinem neuen Stand und so konnten wir, schneller als gedacht, die Eröffnung feiern. Die Künstlerin vom Markt wurde gleich auf uns aufmerksam und malte sofort ein wunderschönes Ladenschild, das wir mit grosser Freude und Stolz aufhängten.


    So kam ich, früher als gedacht, zu einer Standbeteiligung und nutze diese Verkaufsmöglichkeit sehr gern. Viele neue Kunden habe ich dadurch schon gewonnen und bin Reno dafür sehr dankbar.
    Auch macht sich der Stand gut als Übergabeort für bestellte Ware, wenn die Kunden schwer anzutreffen sind. Ihnen lege ich ihre bestellte Kleidung mit einem Preisaufschlag in die Auslage, damit kein anderer sie kauft und überweise nach dem Kauf dem Kunden die Preisdifferenz.

    Und wieder meldete sich mein Mißtrauen. Trug er doch noch immer das Bild seiner Ex im Geldbeutel. Von mir nicht mal einen Liebesbrief. Wie ist das nur mit den Drachen und ihren Gefühlen? Ist ihre erste Liebe etwa so groß, dass eine folgende nur wenig Chancen hat?


    Auch erfuhr ich nun von anderen, dass er auch eine Tochter hat. Da sie kein Mischwesen ist, musste ihre Mutter eine Drachin sein. Nur wer? Davon hatte er mir auch noch nichts erzählt. Ich wurde wieder extrem unsicher. Wie ernst meint er es mit mir?

    Und so vergiftete mein Mißtrauen den Anfang unserer Liebe, beinahe wäre sie sogar daran zerbrochen.


    Diese meine Unsicherheit bekam auch der Drache mit und reagierte darauf, indem er mir Freundschaftsringe antrug. In aller Öffentlichkeit am Lager. Und wieder wurde es von den Anwesenden falsch aufgefasst und als Verlobung gewertet. Das Geschrei nach einer ordentlichen Party war sehr groß.


    Wie freute ich mich über diesen Ring im ersten Moment. Aber dann wurde mir schnell klar, meine Unsicherheit hatte das ausgelöst und nicht der Wunsch des Drachen danach. Das war doch vollkommen verkehrt! Anstatt zu warten, bis auch er den Wunsch danach verspürt, kam es nun so. Wie konnte mir das Sicherheit geben bezüglich seiner Gefühle für mich?

    Je mehr der Eispanzer um mein Herz schmolz, umso mehr erkannte ich, dass meine anfängliche Liebe zum Drachen noch immer vorhanden war. Nur hatte mein Kopf sie in einem dicken Käfig aus kaltem Eis eingesperrt.
    So konnte ich eines Tages, die vom Drachen so sehnsüchtig mehrfach gestellte Frage, endlich mit ja beantworten. Ja, ich liebte und liebe ihn, ohne wenn und aber.


    Hatte ich nun eine stürmische Reaktion erwartet, so wurde ich erneut überrascht. Stattdessen reagierte mein sonst so erfahrener und weltgewandter Drache plötzlich scheu und zaghaft, fast wie ein Jüngling bei seiner ersten großen Liebe. Was war nur mit ihm los?

    Kurz nach meiner Rückkehr sprach mich das Blümchen an, ob ich denn nicht ein Pferdchen bräuchte, wäre ich doch so viel unterwegs. Verlegen antwortete ich, dass es zwar ein Traum von mir sei, ein solches zu besitzen, aber meine Finanzen es noch lange nicht zulassen würden.


    Beinahe hätte mir das Blümchen das Pferdchen geschenkt, doch das wollte ich auch nicht. Es sollte doch meine erste Belohnung werden, wenn ich so erfolgreich bin, dass ich mir sowas leisten kann.


    Das verstand das Blümchen gut und so schlug es mir einen Handel vor. Ich solle dem kleinen Blümchen so viel an Kleidung fertigen, was ein Pferdchen wert ist. Schnell überlegte ich, ob mein Proviant und meine Vorräte dafür ausreichen. Und Überraschung, es ging. Erfreut, ja begeistert, schlug ich in den Handel ein.


    So bekam ich mein erstes Pferdchen doch viel schneller als gedacht und tobte mit ihm viel in der Gegend umher, voller Freude endlich eins zu besitzen und den Rausch der Geschwindigkeit geniessend.