Beiträge von Klamdor

    Kapitel 34


    Die Erinnerung


    Ein unscheinbarer Zwerg ging durch die Gassen von Ferdok. Er verließ das Zwergenviertel und begab sich zielsicher in den Hafen. Er blickte weder nach links, noch nach rechts. Er schien ein festes Ziel zu haben. In den dunklen Nebenstraßen fand er dieses. Er schaute sich um, sah niemanden und rüttelte an der Tür. Verschlossen. Der Zwerg lächelte, denn nun war er gewiss, dass keine Fremden in dem Raum dahinter waren. Demnach gab es dann auch keine Zeugen.


    Er suchte in den Taschen, fand was er suchte und öffnete geschickt die Tür. Schnell huschte er hinein. Dann sah er sich um, aber der Raum war leer. Weiter hinten konnte er eine Falltür entdecken die offen stand. Er bewegte sich lautlos dorthin, was für einen Zwerg schon bemerkenswert war. Leises gemurmel war zu vernehmen und auch ein Knurren. „Hier bin ich richtig,“ dachte er. Der Blick nach unten war erfolglos. Da gab es nichts zu sehen. Er musste hinunter steigen. Auch dies geschah lautlos. Aus dem murmeln wurde Stimmen die miteinander sprachen. Sehr leise und fast schon angstvoll. Der Angroscho zog die Luft ein und es roch feucht, etwas nach Moder und ganz leicht nach einem ihn bekannten Duft. „Also doch“ dachte er und ging weiter. Die Stimmen wurden lauter aber das schien den Zwerg nicht zu interessieren. Wichtiger war, was hier unten noch lauerte.


    Halblinks vor ihm wurde ein Durchgang zu einem Nebenraum sichtbar. Aus diesem kamen die Stimmen. „Wir sollten ihn langsam füttern und nicht alle vier auf einmal. Du bringst ihm einen Toten und ich beginne mit dem Ritual damit er sofort mit seinem Meister in Kontakt treten kann.“ Der andere antwortete nicht, aber er schien etwas über den Boden zu schleifen. Wieder vernahm der Zwerg dieses knurren, dann Schmatz - laute und das bersten von Knochen. Der Zwerg blieb am Eingang stehen, schaute hinein und erkannte den Wirt und seinen Gehilfen. Sie standen mit dem Rücken zu ihm. Auf dem Boden lagen drei Tote und der Wirt schien seltsame Zeichen mit grüner Farbe auf den staubigen Boden zu zeichnen. Rechts erblickte er das Ungetüm. Grün, ein großes mit Reißzähnen ausgestattetes Maul. Geifer rann daraus hervor, vermischt mit Blut. Diese Gestalt war gut drei Meter hoch, hatte dunkelgrüne Augen, zwei lange Arme die in krallen haften Händen endeten. Diese Klauen konnten schon Oger zerteilen. Um die Baumstamm dicken Beine lagen verstärkte Ankerketten damit die Kreatur nicht weg konnte. An den Füßen glaubte er so etwas wie Schwimmhäute zu erkennen. Davor lagen die Überreste seines Mahls, eines Menschen. Es stank bestialisch und er fragte sich, wie die beiden das aushielten.


    Als er die Lage überblickt hatte begann er zu handeln. Er schien nicht die geringste Spur von Angst zu haben und betrat den Raum mit einem großen Schritt. „Stopp“ schrie er in den Raum. Der Wirt fuhr herum und unterbrach seine Arbeit. Gerold wollte sich sogleich auf ihn stürzen doch ein Wurfbeil traf ihn inmitten der Stirn. Gerold kippte zurück, in die Nähe des Monsters und wurde sofort von diesem gepackt und zerfleischt. Stille trat ein, das Monster lies die Reste fallen und fixierte den Eindringling. Regungslos starrte der Wirt erst auf den Zwerg, dann zu dem gefesselten etwas und den Überresten seines Gehilfen. „Von dir will ich nichts“ donnerte die Stimme des Zwerges in Richtung des Mannes. Die Kreatur schien zu erraten in welcher Lage sie sich befand und zerrte mit allen Kräften an den Ketten. Langsam lösten sich die Ösen, die mit der Kellerwand verbunden waren. Lange würden sie nicht mehr halten. Der Zwerg schritt auf den Mann zu und schickte diesen mit einem gezielten und wohl dosierten Schlag ins Reich der Träume. „Jetzt zu dir“ sprach er und wandte sich seinem neuen Ziel zu.


    Der Angroschim wuchs in die Höhe als die Verankerungen der Kette ihren Dienst versagten. Die Kreatur stürmte auf ihn zu. Plötzlich hielt der Zwerg einen überdimensionalen Kriegshammer in der Hand und war nun genauso groß wie sein Gegner. Er schlug zu und traf zielsicher den Kopf des Angreifers. Blitze zuckten hervor. Er hörte wie die schuppige Haut des Schädels nachgab und dieser zerbarst. Dunkelgrünes Blut strömte daraus hervor und hinterließ eine Lache auf dem Boden. Der grüne Nebel verflüchtigte sich und die Kreatur zuckte noch einige male bevor sie zur Ruhe kam.


    „Ich habe es geahnt, doch jetzt habe ich Gewissheit. Ich erinnere mich an dich. Du bist also erwacht. Nun gut, da habe ich in der Vergangenheit wohl einen Fehler begangen. Aber den werde ich wieder beheben.“ Er dachte an Klamdor und seine Begleiter. „Im Moment kann ich euch nicht mehr helfen. Außer.....“


    Zurück zum Start

    Kapitel 33


    Die Waldhütte


    Aldana und Loulu flogen nach Norden über einen dichten Wald der rechts des großen Flusses lag. Nach einiger Zeit begann Aldana weite Kehren zu fliegen, die in einem immer enger werdenden Durchmesser endeten. „Wir landen auf dem Baum dort“, hörte sie Aldana gedanklich. Loulu folgte ihr und auf einem kahlen Ast ließen sie sich nieder. Schweigend beobachteten sie die Umgebung. Loulu hatte die Hütte mit ihren scharfen Augen schon ausgemacht. Wieder spürte sie Aldana`s Gedanken, „Wir müssen vorsichtig sein,“


    Eine Weile geschah nichts und trotzdem bewegte sich Aldana nicht. Urplötzlich ließ sie sich fallen. Im Sturzflug schoss sie dem Boden entgegen, kurz davor breitete sie ihre Flügel aus, kam waagrecht und verwandelte sich blitzschnell in die junge Frau, die Loulu aus dem Laden kannte, rannte ein Stück nach vorn und kam vor der Hütte zum stehen. Loulu tat es ihr nach und auch sie kam an der Hütte an. Aldana lächelte, trat vor die Tür und murmelte ein paar Worte in einer Sprache, die Loulu sehr gut kannte. Die Tür sprang auf und Aldana betrat den dahinter liegenden Raum. Sie winkte, sodass Loulu ihr folgte. „Du bist sehr vorsichtig,“ entgegnete Loulu. Die Kräuterfrau nickte „Es sind gefährliche Zeiten, Schwester.“ Loulu schloss die Türe und Aldana entzündete einige Kerzen, indem sie jeweils mit dem Zeigefinger auf den Docht zielte und aus diesem sich dann ein kleiner Funke löste und sein Ziel fand.


    Die Hütte war größer als es von außen den Anschein hatte. Einige Türen führten in andere Räume. Eine dieser Türen steuerte Aldana an und bedeutete Loulu ihr zu folgen. Sie öffnete die Tür, ging hinein und es folgte das selbe Spektakel mit den Kerzen wie schon zuvor. Als er beleuchtet wurde gab er allerlei Gerätschaften frei. Hier waren einige Regale zu sehen, in denen verschiedene Flaschen und Dosen standen. Loulu ging auf eines zu und besah sich manchen Inhalt der verschiedenen Einmachgläser. Der Gedanke an eine Hexe wuchs in ihr als sie sah, was in so mancher Flüssigkeit schwamm. „Ich weiß was du denkst, Loulu, Tochter der Morrigan. Aber ich bin weder eine schwarze noch eine weiße Hexe. Ich bin fast wie du. Wir sollten uns ansehen, was dir Klamdor gegeben hat.“ Loulu nickte, kramte in ihrem Tuchbeutel und übergab ihr die Phiole mit der unbekannten gelblichen Flüssigkeit. Aldana besah sich den Inhalt und Loulu Flüsterte. „Willst du die öffnen? Vielleicht entweicht ein Gas und wir haben den Salat.“ Die junge Frau nickte, „Ich habe auch schon daran gedacht. Deshalb werden wir Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.“


    Loulu waren Magie und Alchemie nicht unbekannt, doch schien die Kräuterfrau wesentlich größere Kenntnisse zuhaben wie sie. Zudem war sie im Handhaben der Magie Loulu einiges voraus, was das anzünden der Kerzen verdeutlichte. Zwar hätte sie das auch hinbekommen, aber wohl nicht ganz so zielsicher und fein. Aldana Stellte die Phiole in eine Schale und sprach ein paar Worte in einer alten Sprache. Es legte sich ein feiner Dunst über die Schale mit der Phiole. Nun begann sie mit ein paar Handbewegungen das Fläschchen zu öffnen, allerdings ohne es zu berühren. Die Augen waren starr auf das gerichtet was vor ihr geschah. Sie begann mit einigen Versuchen und nach einiger Zeit fing sie an zu zittern. „Das ….gibt....nein, nicht möglich....“ Sie brach ab, ließ gedanklich von den Gegenständen ab, die sie zuvor aber in eine ungefährliche Lage brachte. Der Dunst blieb über dem Versuchsort bestehen.


    Sie drehte sich zu Loulu um und sagte, „Das erklärt einiges, aber nicht, wie die Orks in dessen Besitz kamen. Es gibt nur ein Volk meines Wissens die über diese Gabe verfügt. Und das sind die.....“


    Zurück zum Start

    Kapitel 32


    Aufbruch nach Norden


    Die Zwerge gingen durch das Tor durch das sie Ferdok auch betreten hatten. Dann wandten sie sich nach Süden um die Stadt zu umgehen. Sie hätten auch ein Schiff chartern können, aber der Gedanke daran, keinen festen Boden unter ihren Stiefeln zu wissen, ließ sie diesen gleich wieder verwerfen. Außerdem war es schwer eine Überfahrt zu bekommen. Sie umgingen die Stadt in südlicher Richtung und umrundeten diese. Sie überquerten den großen Fluss und wandten sich wieder nach Norden. Der Fluß lag jetzt links von ihnen. Rechts war eine hügelige kahle Steppe, die allerdings nicht sehr weit einsehbar war. Das Pony machte einen guten Eindruck, mehr Angst hatte Klamdor um den Karren. Dieser ächzte in allen Scharnieren und es hörte sich an, als wolle er jeden Moment in seine Bestandteile zerfallen. Dieser war auch schwer beladen mit Proviant und auch Waffen, die gut verborgen waren. Die Amulette hatten sie angelegt, obwohl Klamdor nicht wusste, wie sie benutzt wurden. Zuerst gingen sie schweigsam. Balum hielt die Umgebung im Auge. Unauffällig blickte er in jede Richtung. Sogar nach oben schielte er ab und zu. Barlok und Girlik hingen ihren Gedanken nach. Klamdor unterbrach die Stille, „Wie es wohl Loulu ergeht?“ fragte er wohl mehr sich selbst und war deshalb auch überrascht, als er eine Antwort erhielt. „Bestimmt ganz gut. Es wird eine Weile dauern das Zeugs in der Phiole zu untersuchen.“ Es war Girlik, der geantwortet hatte. Klamdor nickte.


    Nach einiger Zeit kamen ihnen Menschen entgegen. Wie es aussah waren es Flüchtlinge. Zerlumpt, nur einige Habseligkeiten auf Karren, die noch schlimmer aussahen als ihr eigener. Sie betrachteten die Zwerge mir Argwohn und so mancher stieß einen Fluch aus. Die Kinder weinten, die Augen der Erwachsenen spiegelten das Leid und die Furcht wieder. Bettelente Hände streckten sich manchmal Ihnen entgegen. Hunger und Müdigkeit machten jenen schwer zu schaffen. Die Zwerge verteilten etwas Schwarzbrot und Trockenobst, vor allem für die Kinder. Allmählich wurden die Flüchtlinge weniger. „Wir machen hier Rast“, entschied Klamdor. Balum ging einen Hügel hoch, schaute sich um und kam wieder zurück. „Man kann nicht weit sehen. Die Landschaft ist zu hügelig. Auf der anderen Seite ist der Wald. Wir müssen aufpassen nicht überrascht zu werden.“ Klamdor nickte und biss ein Stück Dörrfleisch ab. Wenn Loulu hier wäre könnte sie aus der Luft aufklären. Aber Girlik hatte Recht, es würde noch etwas dauern bis sie wieder zu ihnen stoßen würde. Barlok versorgte das Pony, dann aßen sie schweigend.


    Sie hatte sich schon ein gutes Stück von Ferdok entfernt. Klamdor bemerkte, das Balum immer unruhiger wurde. Vor ihnen erschien nun auch auf der rechten Seite ein Wald. Als sie jenen erreichten kam Balum zu Klamdor. „Rechts im Wald ist eine kleine Lichtung. Dort sollten wir unser Nachtlager aufschlagen. Es ist besser etwas abseits der Straße zu lagern.“ Klamdor nickte. Die Angroschim steuerten die Lichtung an und schlugen ihr Lager auf. Sie versorgten das Pony. Auf ein Feuer verzichteten sie. „Wir sollten abwechselnd Wache halten,“ sprach Klamdor. „Ich übernehme die erste.“ Alle anderen nickten und begaben sich zur Ruhe. Balum kam noch einmal zu Klamdor.


    „Etwas folgt uns. Ich kann nicht sagen wer oder was. Wer oder was es auch immer ist, es ist sehr geschickt und bewegt sich lautlos. Ich kann ihn auch nur spüren. Eine Aura, etwas was wir in Xorlosch lernten. Diese kommt mal näher und dann entfernt sie sich wieder. Aber sie bleibt in unserer Nähe. Klamdor, wir müssen aufpassen. Wir dürfen nicht den kleinsten Fehler begehen.“


    Balum hatte sich zurück gezogen und Klamdor dachte über das Gehörte nach. Auch war er bei Loulu. Wie sie wohl vorankam? Was würde noch alles passieren? Wer war der geheimnisvolle Fremde? Wo würden sie ihn treffen?


    Zurück zum Start

    Kapitel 31


    Xisa Teil 2


    Ein Hieb unterbrach den Wanderer in seiner Ansprache dem er gerade noch so nach hinten ausweichen konnte. Mit seinem Schwert bewaffnet glitt er über den Boden einen Schritt nach hinten bückte sich und stieß sein Schwert von unten durch den Kiefer des Angreifers. Ein weiterer Kämpfer versuchte den Wanderer mit seinem Spieß zu verletzen und stieß diesen in Richtung Brust des Wanderers. Doch dieser drehte sich weg von dem Stoß, sodass er mit dem Rücken zum Lanzenträger stand. Er umklammerte den Speer zwischen Brust und seinem rechten Arm und hielt ihn so fest. Er rotierte sein Schwert in seiner Hand, um die Klinge nach unten zu führen. Mit einem kräftigen Ruck gelang es ihm, den Angreifer zu ihm zu ziehen und rammte ihm das Schwert in seine Bauchgrube. Keinen einzigen Laut gaben die verzauberten Kämpfer von sich. Kein Schmerzendes Grölen. Kein donnerndes Grunzen. Nur ein flüsterndes und spuckendes Gemurmel war zu vernehmen. Die Lage beruhigte sich und die Kämpfer konnten mit der Hilfe des Wanderers geschlagen werden.

    Xisa sammelte ihr Leute und befahl ihnen das Feuer in den Griff zu bekommen um den Wald zu

    beschützten. Zeitgleich signalisierte sie dem Wanderer herzukommen, indem sie auf ihn zeigte und

    ihren Zeigefinger erst ausstreckte, um ihn dann wieder einzuziehen. Es war wieder etwas still geworden. Die Überlebenden schienen zu schweigen, selbst die Kinder hörten auf zu weinen und nur das bedrückende Lied der Vögel war in der Ferne zu vernehmen sowie das Knistern der mittlerweile sterbenden Flammen.

    „Sprich! Erkläre dich!“ Xisa schaute den Wanderer mit großen erwartungsvollen Augen an.

    „Ich sagte euch bereits, woher ich komme und wohin ich gehe. Deinen Namen habe ich gehört als

    deine Leute nach dir gerufen haben.“

    „Du hast also ein verdammt gutes Gehör. Aber warum hilfst du uns?“

    „Ihr seid keine Banditen, vielleicht nur etwas unbeholfen. Jeder von euch hat eine Verletzung oder

    eine Missbildung. Ihr seid Verstoßene da haben wir was gemeinsam.“ Der Wanderer beugte sich

    herunter zu Sunvaar, der soeben dort landete und zu ihm herauf blickte. „Mein Freund hier hat mir

    erzählt es ginge um verbotene, alte Magie. Ich selbst kenne diese Magie nicht doch habe bereits

    ähnliche Erfahrungen sammeln können und wollte sehen, was es damit auf sich hat. Wenn ihr

    wirklich keine schlechten Menschen seid, hättet ihr Unterstützung verdient.“

    Xisa hielt einen Moment inne. Ihr blick rotierte zwischen den verbrannten Häusern und die die noch in Takt sind. „Was ist das für eine Magie, die Menschen befällt und ihnen einen solch grausamen Willen aufzwingt?“

    „Das weiß ich nicht. Noch nicht. Ich hoffe bei Ferdok meine Antworten zu finden. Ihr solltet euch ein anderes Lager suchen. Und die Räubereien ruhen lassen. Ich weiß es sind schwere Zeiten, Luring nimmt Flüchtlinge auf, und sagt nicht ihr wäret nun etwas anderes.“

    „Danke Reisender, für alles!... Dürfte ich fragen wie du heißt…?“

    Xisa versprach dem Wanderer nach Luring zu reisen um Hilfe zu suchen. Der Wanderer gab Xisas

    Gruppe aus seiner Tasche zwei goldverzierte zwergische Schmuckstücke mit, um die Finanzierung des neuen Lebens zu erleichtern


    Am späten Abend erreichte der Wanderer die Küste des Großen Flusses und somit Ferdok.


    Zurück zum Start

    Kapitel 31



    Xisa Teil 1


    „Wo wollt Ihr denn hin?“


    - Stille


    „Sagt schon! Diese Straßen können gefährlich werden…! Wir wollen euch nur etwas Ballast

    abnehmen, sagen wir die Hälfte der Rationen!“


    - Stille


    „Wenn Ihr nicht hören wollt, so müsst ihr mit Konsequenzen rechnen, vielleicht nehmen wir ja doch mehr als nur euer Proviant. Also sag uns, wer seid Ihr und wohin wollt ihr!“


    „Mein Name und mein Anliegen werde ich euch nicht nennen! Ihr werdet mich durchlassen oder das wird blutig enden! Ganz einfach!“


    Die Mittagssonne versuchte das Tal zu erhellen doch wurde von dichten grauen Wolken in ihrem

    Vorhaben unterbrochen. Ein langer und schmaler Weg führte den Nordosten von Ferdok und den

    Westen von Luring zusammen. Einige einsame Fichten und Kiefernwälder standen verloren in dieser Landschaft. Der Weg führte direkt durch einen dieser Wälder hindurch. Es war ein ungewöhnlich kalter Mittag und es stünde noch ein halber Tag Reise bevor. Der Wanderer stieg von seinem Ross, um ihn herum war es still geworden. Einige Vögel zwitscherten immer noch unnachgiebig eine eher bedrückende und traurige Melodie. Insekten und Kleintiere wühlten den Waldboden auf und verkrochen sich in diesem als der Wanderer sein Fuß auf den Boden setzte. In unregelmäßigen Abständen zog ein Windstoß über den Waldboden, als würde er auch sämtliche andere Waldbewohner warnen wollen.


    „Euer Mantel ist zerfetzt, euer Schwert zerbrochen und euer Sattel rissig. Aber das Gesicht ist sauber und eure Satteltasche ist groß und reichlich gefüllt. Ihr kommt bestimmt wie die anderen Flüchtlinge aus Luring, und bringt Lurings Almosen direkt in unser Lager… Danke!“


    Etwa gute zehn Meter gegenüber des Wanderers standen drei Personen den Weg blockierend.

    Offensichtlich Räuber oder Banditen. Der Wanderer schaute sie sich genauer an. Der erste war ein breiter ausgewachsener Mann. Dunkle Sonnen gebrannte Haut, Glatze, Bärtig und beharrt an jeder sichtbaren Stelle des Körpers, ein großes eingebildetes Lächeln strahlte aus seinem Gesicht heraus und gab gelbliche, kaputte und teilweise faulige Zähne preis. In seiner rechten Hand umklammerte er mit allen fünf Fingern eine kleine, aber scharfe Streitaxt und der linke Arm verlief nur bis zum Ellbogen, wo er in eine Art Klumpen zusammenwuchs.

    Die zweite Person war ein schmächtiger und viel kleinerer Mann mit langen feuchten braunen

    Haaren. Er war schlecht rasiert und stank bestialisch. Sein Gesicht war mit Narben übersäht und sein rechtes Auge war stets nur halb geöffnet. Sein Gesichtsausdruck war eher gelangweilt und abwesend. Er schaute kaum zum Wanderer sondern blickte immer wieder in die Ferne in den Wald, als würde er dort etwas erwarten oder suchen. Bewaffnet war er mit einem Bogen, den er in der Hand trug, Pfeile in einem Köcher auf seinem androgynen Rücken und ein stumpf aussehender Dolch der an seinem Bein befestigt war.

    Die dritte Person war wider Erwarten eine junge Frau mit kurzen roten Haaren. Sie sprach zum

    Wanderer und schien die Herrin dieser Gruppe zu sein. Sie hatte breite Schultern für eine Frau und machte generell einen sehr maskulinen Eindruck. Ihre Kleidung war nicht so dreckig und zerrupft wie die der anderen Räuber. Ihr fehlte ein Ohr sowie das linke Bein, wobei sie sich aus scheinbar Zwergenmaterialien eine Art Prothese gebaut hatte, die allerdings auch bereits einige Dellen, Löcher und Schnitte darbot. An ihrer Hüfte hing locker und fast schon lose ein Schwert in seiner Scheide.

    „Ich möchte nicht kämpfen! Ich komme aus Luring und möchte nach Ferdok reisen. Ich verbrachte die Nacht in einem Wirtshaus, deshalb bin ich sauber. Meine Satteltasche ist nicht mit Proviant gefüllt, aber ich werde es euch nicht beweisen können, also lasst mich passieren… Einige hundert Meter in diese Richtung liegt euer Lager. Ist das richtig?“, der Wanderer zeigte in die Tiefen des Waldes.

    „Ja, woher wisst Ihr das?“, entgegnete die rothaarige Frau.

    „Euer schlaksiger kleiner Freund hat euch verraten er schaut die ganze Zeit in diese Richtung. Ich

    zähle nur eins und eins zusammen! Mit euch nehme ich es auf! Und da Räuber in solchen Zeiten nicht das Recht haben Arme weiter auszurauben kümmere ich mich danach um den Rest von…“,


    Der Wanderer verfiel in Schweigen. Die rothaarige Räuberin zog Ihr Schwert aus der Scheide und zeigte es in die Richtung des Wanderers:

    „Euch hat es wohl doch die Sprache verschlagen. Ist Euch eingefallen, dass Ihr weder bewaffnet noch in der Überzahl seid? Ihr könnt es nicht mit uns aufnehmen. Gebt uns euer Proviant oder euer Leben!“

    „Euer… Lager… steht in Brand…“


    Knistern – des Feuers das inmitten des Waldes tobte.

    Klirren – der Klingen die inmitten der Flammen aufeinanderstießen.

    Krachen – der brennenden Holzdielen die zu Boden fallen.

    Kreischen – der Menschen die in diesem Wald gerade das Leben ließen


    Die drei Räuber starrten den Wanderer an, während er fast schon flüsternd die Worte sprach.

    „Ich höre euer Lager… es wird angegriffen, ich kann ein paar Dutzend individuelle Herzschläge

    erkennen… aber es werden stetig weniger!“


    „Vielleicht sehen wir nicht aus wie der normale feine Herr. Aber für dumm lassen wir uns nicht

    verkaufen!“

    „Sie brüllen einen Namen… Du bist Xisa oder? Sie brauchen dich. Lass mich passieren und schau nach deinen Leuten.“

    Die rothaarige Räuberin schien entsetzt und versuchte etwas zu erwidern doch bekam außer

    undeutliches stottern nichts heraus. Die zwei anderen starrten sie an, als würden sie Befehle

    erwarten.

    „Woher kennt Ihr meinen Namen? Keiner außerhalb unserer Gruppe hat diesen Namen je zu Ohren bekommen und alle von unserer Gruppe sind in unserem Lager. Es ist unmöglich, dass solch eine Info einem zufälligen Reisenden zugespielt wird. Außerdem fand bisher niemand unser Lager und selbst wenn, ein Angriff ist schier unmöglich. Wir haben Mauern und eine Menge Wachen. Niemandem wäre es das Wert für ein paar Außenseiter wie uns!“

    Der Geruch von Feuer passierte die Straße und es wurde einige Momente still. Die drei Räuber sprinteten los in den Wald und blickten nicht mehr zurück. Sie ließen den Wanderer dort stehen.

    Der Wanderer nahm einen tiefen Atemzug und hält diesen einen Moment inne, bevor er ihn wieder hinaus pustete. Oben über den Baumwipfeln patrouillierte Sunvaar im Kreis, kurz bevor er zum Sturzflug ansetzte.


    Als Xisa mit ihren zwei Kumpanen im Lager ankam, traute sie Ihren Augen nicht. Das halbe Lager war angezündet und brannte lichterloh. Dichter schwarzer Rauch stieg herauf und verdunkelte den eigentlich sowieso schon tristen Tag noch weiter. Einige Leichen lagen auf dem Boden und Blut tropfte von sämtlichen Oberflächen. Vereinzelt hörte man einige Kinder weinen die Schutz in den noch nicht von Flammen verschlungenen Häusern suchten. Inmitten des Lagers ein kleines

    Schlachtfeld in denen sich Krieger bitterlich bekämpften. Die eine Fraktion schien um einfaches

    Überleben zu kämpfen, während die andere Fraktion aus Wut und Hass heraus zu handeln schien. Beide Fraktionen schienen ähnliche Klamotten zu tragen, ähnliche Waffen zu schwingen und auch ähnlich wenig Kampferfahrung zu haben. Der größte Unterschied lag aber in den Augen. Die Angreifer hatten Giftgrüne dunkle aber leuchtende Augen die erst mit dem Lebensgeist zusammenerloschen.


    Xisa brüllt ihren Männern einige Worte zu und sie rannten, ohne zu zögern ins Lager um dort hilflose Menschen zu retten und aus dem Lager zu schaffen, während sich Xisa den Angreifern stellte und den Verlust reduzieren wollte. Doch gegen den Hass und die Kraft der Angreifer hatte auch sie nicht viel entgegenzuwirken. Xisa konnte nicht mit voller Konzentration kämpfen, denn jedes der Gesichter durch das sie ihr Schwert zog gehörte zu ihren Leuten. Xisa kämpfte dennoch unnachgiebig gegen die Verwirrten Leute. Sie parierte sämtliche Angriffe mit ihrem Schwert doch verlor es als sich drei Kämpfer mit unbändigem Zorn auf sie stürzten. Mit Tränen erfüllten Augen wurde sie umzingelt. Der unerbittliche Kampf ums reine Überleben stünde nun vor dem Ende.

    Ein Pfeil flog in das Geschehen. Zwischen Bäume hindurch und über unzähmbare Flammen hinweg manövrierte sich der Pfeil in einem absurden Tempo in sein Ziel. Der Pfeil stieß einem

    Kämpfer unmittelbar vor Xisa, in die rechte Schläfe woraufhin der Pfeil aus der linken wieder

    heraustrat und auch das Haupt seines Nebenmannes durchbohrte. Zeitgleich flog Sunvaar von den Baumkronen herab, um verzauberten Kämpfer zu entwaffnen und abzulenken. Er flatterte

    mit seinen Flügeln vor dem Gesicht der Angreifer um diese zu desorientieren oder pickte mit seinem Schnabel einige kleine Wunden in die Beine und Rücken der Angreifer. Xisa nutzte die kurze Verschnaufpause um nach ihrem Schwert zu greifen und sich wieder aufzurichten. Währenddessen erreichte auch der Wanderer das Lager. Er rief Xisa zu: „Du musst sie töten, sie werden nicht auf wundersame Weise wieder zu Sinnen …“


    Zurück zum Start

    Kapitel 30



    Was wird(T) das?



    Als die Zwerge den Schankraum verlassen hatten, lugte der Wirt noch einmal durch die dreckigen Scheiben nach draußen. Er bemerkte niemanden und so schloss er die Türe ab. Er zog noch schnell die vergilbten Vorhänge vor und dann begab er sich zu einem etwas verdeckt stehenden Tisch. Er blickte sich nochmals um. Er war alleine. So rutschte er den Tisch etwas zur Seite, fasste an dem Balken an der Wand und fand zielsicher den Hebel. Diesen zog er zurück und ein leises Klicken war zu hören. Nun bückte er sich, lächelte und zog an dem herausgesprungenen Ring, der bei dem Umlegen des Hebels zum Vorschein gekommen war. Ein leises ächzen war zu vernehmen. Mit einer Kraftanstrengung zog er die Falltüre nach hinten. Ein viereckiges Loch erschien im Boden des Schankraumes. Er musste grinsen, als er daran dachte, dass schon viele ahnungslose Gestalten den Weg nach unten angetreten waren. Zumeist wurden sie betrunken gemacht, betäubt und dann durch die Falltüre hinunter gelassen. An Bord irgendeines Schiffes kamen die armen Seelen wieder zu sich. Es war ein lukrativer Nebenerwerb. Aber heute diente es einem anderen Zweck.


    Er schielte hinunter und vernahm ein Knurren. „Gerold“, rief er in das Loch. „Ja“ kam es zurück. „Ich bin hier“ Eine magere Gestalt erschien unter dem Loch. Er trug ein wohl ehemals weißes Hemd, das viele Löcher aufwies, auch die Hosen waren sehr zerlumpt. Er ging Barfuß und in der rechten Hand hielt er eine Fackel. Im diffusen Licht konnte man ein eingefallenes Gesicht erkennen. Die Augen waren seltsam matt und schienen sich in Halbdunkel wohler zu fühlen als in der Sonne. „Komm hoch und hilf mir, es gibt etwas zu tun“, sprach der Wirt ihn an. Gerold tat wie ihm befohlen war. Umständlich stieg er die steile Leiter nach oben, zwängte sich durch das Loch und stand im Schankraum. Er schaute sich kurz um und sah die vier Toten. Er deutete auf sie und fragte den Wirt, „Was machen wir mit denen?“ „Erstmal hinunter mit ihnen. Dann sehen wir weiter ob wir sie ihm geben.“ Gerold nickte, fasste den ersten bei den Beinen und zog ihn zur Falltür. „Lass sie einfach hinunter fallen. Sie spüren nichts mehr.“ Alle vier traten den gleich Weg nach unten an. Sie wischten noch schnell den Boden einigermaßen sauber und stiegen dann zusammen nach unten. „Und nun?“ fragte Gerold. „Was ist denn eigentlich passiert?“ fragte Gerold noch. Der Wirt zuckte mit den Schultern. „Sie bekamen grüne Augen und standen mit gezogenen Waffen auf und wollten sich auf die Zwerge stürzen. Aber diese waren wohl sehr Kampferfahren. Sie hatten keine Chance.“

    „Grüne Augen?“ staunte Gerold, „ich dachte dies wäre eine Legende.“ „Nein,“ antwortete der Wirt. „Er ist auferstanden und er wird zurück kehren. Wir sollten die Vorbereitungen treffen.“


    Sie schleiften die Toten in einen dunklen kühlen Raum. Lange konnten sie hier nicht liegen. Entweder mussten sie die Matrosen zum Ausgang schaffen und im Meer entsorgen, oder....Er dachte den Gedanken gar nicht fertig als beide das Grummeln und stöhnen vernahmen. Sie schauten sich an. „Er erwacht und möchte sich wohl bald stärken. Damit hat sich das Problem erledigt, glaube ich. Wir sollten uns beeilen und alles so schnell wie möglich herrichten, damit er zu seinem Herren zurück gehen kann.“ Gerold nickte und sie begannen mit den Vorbereitungen.



    Zurück zum Start