Beiträge von Knorke Starkbier

    Danke, aber Quatsch. Ich hab noch nicht viele gesehen, aber Ratti ist toll, Kara wüst experimentiell, Ällin très chic. Und wenn die Jury aus den 5 von der lokalen Presse nominierten prominentesten Simkeanern besteht – also Klamdor, Klamdor, Klamdor, Klamdor und Klamdor –, hab ich sowieso das falsche Geschlecht.

    Ilse Starkbiers Who´s Who in Simkea – Sammelkarte No. 3


    Sein geübter Blick erspäht die Herde schon von weitem. Blaubeeren! Viele Blaubeeren. Einige frisch geschlüpfte Blaubeerchen kullern noch ungeschickt durch die hügelige Landschaft und werden von den besorgten Mutterbeeren wieder zurückgerollt. Hier und da versuchen sich ein paar übermütige Jungmännchen gegenseitig den Abhang runterzuschubsen. Ganz vorne an der Spitze der Herde aber rollt der stolze Blaubeerbock. Der muß seine gut 200 Pfund wiegen, denkt er. Das reicht für genügend Blaubeerbrand um über den Winter zu kommen.

    Knorke Starkbier breitet seine mächtigen Schwingen aus, schraubt sich majestätisch in die Lüfte und stößt abrupt auf den kapitalen Bock nieder. Als dieser ihn – vom Schatten gewarnt – erspäht, öffnet er sein bezahntes Maul und schreit:

    "TAUGENICHTS! SCHNARCHZAPFEN, ELENDIGER!"

    Benommen schreckt Knorke aus seinem Traum auf und duckt sich gerade noch rechtzeitig, um einem heranfliegenden schweren Nagelstiefel zu entgehen.

    "Pennt der Nichtsnutz am Küchentisch, während seine gebrechliche Ahnfrau des nagenden Hungers stürbt" hört er seine Großmutter Ilse Starkbier zetern, während sie mit einem Hufeisen nach einer verirrten Ratte wirft. "O undankbarer Jungspund, daß Du ungerührten Herzens dies Elend schaust! Eurer greisen Großmutter hüngert es, Herr Enkel!"

    "Aber ich sah euch noch vor zwei Stunden am Marktplatz ein halbes Spanferkel direkt vom Spieß nagen" wirft Knorke zögerlich ein.

    "Möchte Er mir damit etwas sagen, Herr Starkbier? Alte Menschen bedürfen einer reichlichen und gehaltvollen Kost! Das hat auch der Herr Doktor gesagt."

    "Ähm, eigentlich …" erwidert Knorke "… hat er genau das Gegenteil gesagt. Erst nachdem ihr ihn an den Füßen gepackt, eine Viertelstunde geschüttelt und in den Marktstand von Herrn Sunmo geworfen hattet, änderte er seine Meinung in Richtung der Euren."

    "Ach, was Ihr gescheit seid, Herr Enkel" poltert Ilse. "Höret jetzt Worte der Weisheit: Mit Akademikern ist es wie mit Erbseneintopf! Die stehen den ganzen Tag dumm rum und schließlich sind die gehaltvollen Ingredenzien nach unten gesunken und oben ist nur dünne Plörre! Wenn man so einen Doktor nicht ordentlich schüttelt, bekommt man nur dummes Zeug zu hören, weil all das hochgelehrte Wissen ihm über den verbummelten Tag in die Füße sedimentiert ist!"

    "Jetzt genug der Widerworte, Herr Starkbier! Eilet in die Taverne, wo um diese Zeit das Fräulein Ninawe tätig ist. Es gelüstet mir nach ein oder zwei Dutzend ihrer hervorragenden Pfannkuchen. Hier ist Geld" brüllt die robuste Alte und wirft Knorke einen prallen Geldbeutel an den Kopf. "Untersteht Euch, bei geistigen Getränken am Tresen zu säumen, sondern kehrt in großen Eilmärschen zu Eurer darbenden Vorfahrin zurück!"

    "Nun ja, es wird sicher etwas dauern, bis diese Menge Pfannkuchen gebacken und verpackt ist. Da kann ich die Zeit doch nutzen, einen kleinen Branntwein …" merkt Knorke vorsichtig an.

    "NUTZEN! Da sagt Ihr was" kreischt Ilse und schwingt den verbliebenen Nagelstiefel. "Nehmt euren Malkasten mit und fertigt geschwind ein leidlich zutreffendes Portrait des Fräulein Ninawe an, auf daß wir endlich wieder eine Sammelkarte publizieren können. Los jetzt! Eins, zwei, eins, zwei …!"


    Und so trollt sich Knorke, die Aufträge seiner Großmutter getreulich zu erledigen oder – wer weiß dies bei dem zottligen Bummelanten schon – das Essensgeld zu verzechen und dafür eine furchtbare Tracht Prügel von ihr zu erhalten.



    Der vegetarische Gärtner guckt Dich zwar konsterniert an, als er anstatt der beiden vegetarischen Kriegslümmel beauftragt wird, das gefährliche carnivore Gebüsch zu lichten – indes, er gehorcht. Eilfertigt senst er dabei aber versehentlich den Kriegern die Beine weg, sieht das Blut und wird ohnmächtig.

    Nie wieder werden sich die drei von ihren seelischen Wunden erholen, aber in einer gegen Dich rasch erhobenen Klage wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht, seelischer Grausamkeit und gedönsverdächtigem Auftragsverhalten werden sie mit derart großzügigen Zahlungen bedacht, daß Du fortan in prekärsten Verhältnissen lebst und einen Tag, an dem Du am Veganerstand einen drögen Tofuwürstchenabschnitt aus der Tonne fischst, einen glücklichen nennst.



    Ich will jetzt mal nix, außer nem anstandsfreien Pils und meine Ruhe.

    Führende Genforscher nehmen sich deines Anliegens an und offerieren Dir im Rahmen ihres Schlaraffenland-Projektes ein sich minütlich regenerierendes, knochenloses Riesenspanferkel. Dein Wauzi beläßt es nicht beim Kuscheln und Du mußt mit dem armen Moppel 3x täglich Joggen gehen.


    Ich hätte gern einen sich selbst regenerierenden Kasten Pils.

    Höhere Mächte erhören deine Bitte und fortan kommt Dir Frau Glöckchen statt einiger Minuten ganze Stunden zuvor.


    Ich wünsche mir einen extraterrestrischen Kumpel zum Plaudern und Abhängen.

    Man läßt Dich weiter hausen, aber die akkurat polierten Scheiben werden zur begehrten Zielscheibe der niederträchtigen Nachbarsgören.


    Ich wünsche mir eine angenehme und kultivierte Nachbarschaft.

    Ilse Starkbiers Who´s Who in Simkea – Sammelkarte No. 2


    "Knorke" schreit Ilse Starkbier, nachdem sie die Tür der Taverne eingetreten hat und sich auf eine Sitzbank fallen gelassen hat, "Knorke, wir müssen dieser hervorragenden Dame in unserer Edition ein Denkmal setzen".

    "Wie? Was? Dame? Welche Dame?" fragt Herr Starkbier konsterniert und unterbricht das Studium seines Getränkes.

    "Hörst Du mir nicht zu, Bursche? Ich spreche von Frau Kator Dortorum Hildix Abstractum" lärmt seine Großmutter, beißt einem Steinkrug Blaubeerbrand den Hals ab und stillt ihren ersten Durst.

    "Einer Frau dieses komplexen Namens bin ich noch niemals nicht begegnet, geschweige denn einer Dame" nölt Knorke, worauf ihm die Frau Großmutter eine ordentliche Maulschelle verabreicht, die den bedauernswerten Zausel durch ein Fenster auf die Gasse befördert.

    "Das war für die doppelte Negation und für deine Dummheit. Wir sprechen von Kätchen, bei der ich heute den ganzen Tag gearbeitet habe. Sie weiß es zu schätzen, daß ich die Pferde noch mit der Hand und nicht mit diesen neumodernen Hämmern beschlage und engagiert mich von Zeit zu Zeit. Ich halte sie für ein Vorbild für die heranwachsende Jugend. Jede moderne Frau des Mittelalters sollte ein Wildpferd zähmen können. Jetzt eile Dich und hole Papier und Pinsel, während ich der Erschöpfung des Alters mit diesem Balsam Linderung zu schaffen versuche."

    Und so macht sich Herr Starkbier ans Werk, während seine Ahnin kundig ein Fäßchen Dreifachbockbier entkernt.



    Ilse Starkbiers Who´s Who in Simkea – Sammelkarte No. 1


    Letztens sprach Ilse Starkbier, die bekannte Rein- und Rausschmeißerin, Doyenne der zwielichtigeren Viertel Trents und amtierende Rekordhalterin im einarmigen Matrosenweitwurf, zu ihrem Enkel Knorke: „Knorke. Mir ist aufgefallen, daß Sammelkarten ein begehrtes Gut sind. Die Leute zahlen aberwitzige Summen für zum Beispiel die besonders rare Karte „Rübenschnitzen“. Es gelüstet mich, eine eigene Edition zu kreieren! Es wird sich um ein Who´s Who in Simkea handeln und interessante Mitbürger porträtieren.

    Jetzt hole hurtig Papier und Pinsel, wir wollen gleich mit der ersten Karte beginnen.“

    Herr Starkbier hörte dies und es kamen ihm allerlei Einwände in den Sinn. Doch die Erinnerung an den letzten Starkbier, der Oma Ilse zu widersprechen wagte – Onkel Grütze, der immer noch halb im Dach der Scheune feststeckte – , ließ ihn gehorchen.

    Und so beginnt mit der umtriebigen Töpfermeisterin Davina Feenglöckchen diese Edition.


    Die Sommer-Tombola - Eine Danksagung an Lady Sharina


    Als Herr Starkbier auf dem Weg zur Taverne von der würdigen Lady Sharina bezüglich des Erwerbs eines womöglich gedeihlichen Tombola-Loses angesprochen wurde, verstand der stets am mentalen Abgrund Taumelnde nur sowas wie "Los! Kauf!" Aus diesem Mißverständnis heraus erhandelte Knorke aus Furcht, von der resoluten Lady die Fresse poliert zu bekommen, ein Los.

    Schnell vergaß der wirre Wicht dies Geschehnis und verlor sich in den Weiten des Umlandes, wo er seinen Korb mit den Gaben der Natur füllte und abends sein Geld gegen glücksspielbetreibende Käfer verlor.

    Um so überraschter war Herr Starkbier als ihn bei seiner Rückkehr in die Metropole Trent ein paar der Lady dienende Kobolde abfingen und ihm ein kostbares Hemd aus raren Lumpen und einen Trinkkorb überreichten, von dem man in den Gassen raunte, daß er einst König Alfred, dem Verwöhnten, gehört haben könnte, vielleicht sogar der Baronesse Trina Trinkviel, der Erfinderin des Stiefelsaufens. Wie auch immer – eine dem guten Knorke ganz unmäßige Ehre.

    Seinen Gewinn hält Herr Starkbier bis zu diesem Tage in großer Wertschätzung. Das allerschönste Lumpenhemd dient ihm als vorzügliche Brötchentüte und den Trinkkorb trägt er jeden Tag als Schutz gegen Regen und Sonnenglut.