Die Abenteuer eines kleinen Katers (Fortsetzung)
Einige Tage später versuchte sich Hanswalter daran, einen Eisenbarren anzufertigen. Mit viel Mühe und nach einigen Fehlversuchen gelang es ihm schließlich auch. Doch der fertige Barren, der nun vor ihm lag, musste noch irgendwie von der Schmiede zum Marktplatz transportiert werden.
Glücklicherweise war gerade Dovol anwesend. Als Hanswalter ihm mit Gesten angedeutet hatte, dass er den Eisenbarren gerne am Marktplatz hätte, half er dem kleinen Kater und trug an seiner Stelle das schwere Stück zum Zielort.
Am Marktplatz angekommen schob Hanswalter seinem Helfer zum Dank ein Stück Kohle zu, das vom Eisenschmelzen übrig geblieben war. Als Dovol daraufhin sein Fell kraulte, gesellte sich Artemis hinzu, um ihn ebenfalls zu kraulen. Da wurde Sally auf ihn aufmerksam und steckte auch ihre Hand in seinen Pelz. Dabei stellte sie kichernd fest, dass er doch ein verwöhntes Katerchen sei.
Artemis fand das jedoch weniger amüsant. Murrend zog sie sich in Amalias Marktbude zurück.
Hanswalter bemerkte ihre Abwesenheit sofort. Er sah sich nach ihr suchend um, doch er konnte sie nicht entdecken.
Sally hatte hingegen beobachtet, wohin Artemis verschwunden war. Sie hob den Kater hoch und trug ihn zur Marktbude, um ihn der Vampirin zu reichen. Doch diese wollte vom ihm nichts mehr wissen.
Hanswalter miaute sie an, aber sie fauchte nur zurück. Verwirrt fragte er sich, was los war.
Sally wusste nichts anderes zu tun, als den Kater aufgrund der verweigerten Annahme wieder auf den Boden zu setzen. Nach einem weiteren „Miau“ fragte Artemis ihn zischelnd, was er denn wolle.
An Hanswalters Stelle antwortete Sally, dass der Kater die Vampirin vermissen würde.
Artemis glaubte ihr das nicht. Deutlich eifersüchtig beschwerte sie sich darüber, dass der Kater sich überall durchkraulen lassen würde.
Sally meinte daraufhin, dass ihn nur alle kraulen wollten, weil er so niedlich sei.
Hanswalter schaute gequält zu seiner Liebsten hoch und ließ die Öhrchen hängen.
Artemis flüstert einige unverständliche Worte zu sich selbst, während ihr eine Träne die Wange herablief.
Vorsichtig fragte Sally, ob sie ihr nun den kleinen Kater überreichen solle. Nach einem leichten Nicken der Vampirin tat sie dies schließlich.
Als Artemis ihn in ihren Armen hielt, bat sie ihn um Verzeihung. Er sei ja niedlich als Kater, aber sie habe Angst, dass er immer so bleiben würde. Sie flüsterte ihm zu, wie sehr sie ihn liebte.
Gerne hätte Hanswalter dies erwidert, doch er konnte nur miauen und sich an sie kuscheln. Er wusste, dass sie es auch so verstand.
Es begab sich, dass zwei Redakteurinnen des Trenter Boten ihre Jubiläen der Ankunft in Simkea zu feiern hatten. Ein solches Jubiläum wurde im Volksmund gemeinhin auch als Simburtstag bezeichnet. Die beiden Jubilare Eluanda und Tonksi hatten sich für ihre Feierlichkeit eigens das Redaktionsgebäude bei ihrer Chefredakteurin Maddie Hayes angemietet.
Viele Gäste waren erschienen, die mit zunehmender Uhrzeit immer ausgelassener feierten. Die Ausgelassenheit ging schließlich soweit, dass innerhalb des Gebäudes Feuerwerkskörper entzündet wurden.
Vor den vielen Knallfröschen Schutz suchend versteckte sich Hanswalter in einer der Schubladen des Sekretärs, der das Redaktionsgebäude zierte. Maddie Hayes, die ihr geliebtes Möbelstück schützen wollte, warf sich darüber und wehrte elegant jeden sich nähernden Feuerwerkskörper ab. Für Hanswalter wäre der Tisch damit ein noch besseres Versteck gewesen, wenn die Chefredakteurin nicht versehentlich an seine Schublade gestoßen wäre.
Doch der kleine Kater saß nicht lange im Dunkeln. Tonksi schaffte es sich an Maddie vorbeizudrängeln und zog die Schublade wieder auf. Hanswalter erhoffte sich schon seine Errettung aus der Dunkelheit, doch statt ihn zu befreien, steckte sie einen angezündeten Knallfrosch in die Schublade und schob sie wieder zu.
Der Kater konnte sich gerade noch in die hinterste Ecke verkriechen und sich die Pfötchen vor das Gesicht halten, als der Knallfrosch auch schon losknatterte. Wie Nadelstiche bohrten sich die Ladungen des Feuerwerks in seinen Pelz. Der Geruch von verbrannten Haaren lag in seiner Nase.
Nach einer endlos scheinenden Zeit war der Knallfrosch schließlich ausgebrannt und die Schublade wurde erneut aufgezogen. Zwei sanfte Hände hoben ihn hoch. Eluanda betrachtet ihn und fragte, ob alles in Ordnung sei. Von weiter weg hörte er Alessa Tonksi anfahren, wie sie denn so etwas nur tun könne. Tonksi hielt es daraufhin für eine gute Idee, den noch qualmenden Kater mit einem nassen Schwamm zu löschen.
Hanswalter suchte nach der Dusche Schutz in Eluandas Armen. Diese meinte grinsend, dass sie eigentlich viel zu nett zu ihm sei, dafür, dass er sie einige Tage zuvor mit einem Schneeball eingeseift hatte. Dennoch kümmerte sie sich mütterlich um ihn und schmierte erst einmal eine Salbe auf seine Brandflecke.
Hinter ihr tat Alessa alles dafür, um weitere Attentäter fernzuhalten. Hanswalter bekam nur Gesprächsfetzen mit, in denen es wohl darum ging, ob man eine Kerze mit einem Kater kombinieren könne. Er schob solche Ideen, wie auch Tonksis geglückten pyromanischen Kombinationsversuch, dem übermäßigen Alkoholkonsum zu.
Den Rest des Abends verbrachte er überwiegend in Eluandas Nähe. Schon bald schaffte sie es, ihn von seinem schmerzenden Pelz abzulenken und wieder aufzumuntern.