Gestern Abend spürte ich mal wieder sehr deutlich das Sehnen nach dem, was nicht sein kann und gleichtig die Furcht vor dem, was war.
Ich war einst aufgebrochen von meiner Mutter und meinen Tanten, um meine menschliche Identität und meinen Vater zu finden, aber bei meiner Suche wurde ich immer von der Gewissheit getragen, dass ich eines Tages in Meer zurückkehren würde, um meiner Mutter von all den Erlebnissen zu erzählen.
Aber dieser Tag ist nicht gekommen. Statt dessen trat das Unaussprechliche ein. Hätte man es mir zuvor erzählt, ich hätte es nicht geglaubt. War das Schwert nicht ewig und da, uns zu beschützen. Selbst die Nixen im Meer kannten seine Geschichte. Niemand konnte sich vorstellen, dass es irgendwann einfach verschwinden konnte. Aber das genau passierte. Und auch nachdem ich das Böse selbst erlebt habe, finde ich keine Worte, um darüber zu reden.
Seiddem ich auf Simkea bin, versuche ich zu vergessen und meist gelingt mir das auch besser als man glauben sollte, aber wenn der Trubel des Tages zu Ende geht, dann kommt eine Furcht, die ich nicht erklären kann. Besonders schlimm ist es, wenn ich dann noch in Trent bin. Unter freiem Himmel fühle ich mich wohler, aber in der Stadt kommen zu viele Erinnerungen wieder, an die ich mich einfach nicht erinnern will.
Eigentlich war ich nie religiös und habe Malkatu Yami, die Mondgöttin und Herrscherin der Meere, nur aus Gewohnheit verehrt, die aus meiner Erziehung resultierte. In letzter Zeit ist das anders. Wenn ich nachts zum Himmel schaue und ihr Abbild sehe, spüre ich manchmal, wie ich durch sie meine tiefen Ängste besiegen kann, wie sie das Böse, welches auch nach meiner Flucht an mir hängen geblieben ist, in Banden werfen kann.
Doch ich fürchte die Nächte, in denen sie sich vom Himmel fernhält. So wie gestern. Da war meine Seele in Unruhe und ich habe den guten Rat gefolgt, ins Monument zu gehen und zu beten. Ich konnte nicht schlafen, dafür war der innere Abgrund zu tief, aber ich konnte an all die denken, die ich auf Noröm kannte und auch schätzte und die es bisher nicht nach Simkea geschafft haben. Ich habe die Momente der Freude und der Zuneigung heraufbeschworen, an all die Wesen gedacht, die mir auf Noröm geholfen haben. Die Momente waren schön und schmerzhaft zugleich.
Malkatu Yami, nimm mein Tränenopfer an und helfe diesen Wesen in Ihrer Pein auf Noröm. Steh ihnen bei und hilf Ihnen, dass sie den Weg zum Portal finden, damit auch sie die Schrecken hinter sich lassen können.