Hanswalters Tagebuch - Die Erkundung der Ruinen

  • Vor einigen Tagen fand ich einen Zettel am Rathaus. Ratsmitglied Pytron suchte Freiwillige, die sie bei der Erkundung eines neu entdeckten Gebietes unterstützten. Es sollte nicht ganz ungefährlich sein und ein Mindestmaß an Kampferfahrung sollte man schon mitbringen, wenn man sich dafür melden wollte. Ich nutzte die Gelegenheit, dem hohen Rat und damit dem Land Simkea dienlich zu sein, und verfasste einen kurzen Brief an Pytron, in dem ich ihr meine Unterstützung anbot.
    Ein unbekanntes Gebiet in dem es zu Kampfhandlungen kommen könnte. Dies las sich so, als ob man dort etwas mehr über die Herkunft der Monster erfahren konnte. Ich war gespannt, was mich dort erwarten würde.
    Wenige Tage später standen die Mitglieder des Spähtrupps fest. Neben Pytron, unserer Anführerin, und mir bestand die Gruppe aus Lady Sharina, Tengel, Bennet, Worath, Yaand, Krissi, Flummii, Rhiannon und Nijel. Es wurde ein Termin zum Aufbruch angesetzt, doch ich wusste schon, dass ich ihn nicht wahrnehmen können würde. Pytron gestattete mir jedoch, einfach später nachzukommen.



    Tag 1 (20.05.12):


    Heute Abend bin ich aufgebrochen, um zu meinem Spähtrupp aufzuschließen, dessen Auftrag es war, die kürzlich entdeckten Ruinen zu untersuchen. Der Zugang dorthin ist leichter erreichbar als ich angenommen hatte. Ich war überrascht, als Pytron uns seine Position bekannt gab.
    Der Rest meiner Gruppe ist schon heute Mittag aufgebrochen, aber ich hatte erst noch einige geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen. Zudem ergab sich auch so die Möglichkeit, mich von meiner geliebten Artemis zu verabschieden, die heute Abend zu den Eisinseln aufgebrochen ist. Es ist nicht ungefährlich dort und ich hoffe, dass sie heile zurückkehrt.
    Als ich das Tor zu den Ruinen passierte, fand ich mich in einer dunklen Höhle wieder. Die Luft hier ist kalt und feucht. Es riecht muffig. Kein Ort, an dem man sich freiwillig länger aufhalten möchte. Glücklicherweise habe ich meinen warmen Fellumhang angezogen.
    Überhaupt denke ich, dass ich ausreichend ausgerüstet bin. Da ich nicht wusste, was mich erwarten würde, habe ich von jeder Waffe und jeder Rüstung, deren Handhabung ich erlernt habe, ein Exemplar mitgenommen.
    Vor einigen Tagen war ich sogar noch bei Camulos gewesen, um mich im Umgang mit dem Eiszauberstab trainieren zu lassen. Bei den Übungen hätte ich beinahe das halbe Monument niedergerissen. Camulos hatte sich immer hinter einer Säule in Sicherheit gebracht, wenn ich mit dem Stab auf die Zielscheibe feuern sollte. Dennoch habe ich ihn versehentlich erwischt. Der Umgang mit magischen Gegenständen ist für mich etwas befremdlich. Ich hoffe, sein Fuß ist inzwischen wieder aufgetaut.


    Zweiter Eintrag:
    Kurz nach meiner Ankunft begegnete ich meiner Mitstreiterin Rhiannon. Ich hörte schon von Weitem, dass sie in schwere Kämpfe verwickelt war. Als ich sie erblickte, gab sie gerade einem wandelnden Skelett den Todesstoß, sofern man es bei untoten Skeletten so nennen kann. Sie berichtete mir anschließend, dass unser Kamerad Worath einem dieser Skelette zum Opfer gefallen sei und sie ihn nun gerächt hätte.
    Ich habe gehört, dass man in Simkea wiedererweckt werden kann, wenn man vorzeitig den Löffel abgibt. Hoffentlich wurde auch Worath wiedererweckt. Wenn ich wieder in Trent bin werde ich mich mal nach ihm umhören. Es wäre bedauerlich, wenn er schon so früh von uns gegangen wäre.
    Als sich an einer Wegverzweigung die Wege von Rhiannon und mir trennten, begegnete ich gleich selbst einem dieser Skelette. Ich wusste sofort, dass dies ein schwieriger Gegner ist. Dennoch gelang es mir, es zu besiegen.
    Auch die weiteren Skelette, denen ich bisher begegnet bin, unterlagen mir. Aber auch ich musste einige Treffer einstecken. In den wenigen Stunden hier in den Ruinen habe ich schon mehrere Prellungen und Fleischwunden an Armen und Beinen erlitten. Mit den Heilmitteln, die ich von Pytron bekommen hatte, ließ sich das alles ausreichend heilen, aber vor allem der Schlag, den ich an den Kopf bekommen habe schmerzt noch immer gewaltig. Es fühlt sich so an, als würde in meinem Schädel eine Herde Kamele herumtrampeln. Bei den nächsten Begegnungen mit Skelettkriegern sollte ich etwas vorsichtiger sein.
    Bisher hat sich mein Eiszauberstab als eine wirklich gute Waffe gegen sie erwiesen. Mein Gladius, den ich zur Bekämpfung der Fledermäuse einsetze, reicht gegen sie nicht aus, doch gegen die Wassermagie meines Zauberstabes scheinen sie nicht geschützt zu sein. Dennoch würden bessere Waffen mir sehr helfen. Der Zauberstab ist die stärkste, die ich bei mir habe. Doch es scheint mir, dass er nicht stark genug ist. Ich werde später versuchen, ihn ein wenig zu verbessern. Zwar kenne ich mich nicht mit Magie aus, aber ich habe den Stab immerhin zusammengebaut. Vielleicht reicht es ja, wenn ich den Kristall etwas mit dem Schleifstein bearbeite.


    Dritter Eintrag:
    Dass ich jetzt diese Zeilen schreiben kann, grenzt an ein Wunder. Ein einzelnes Skelett zu bekämpfen, ist noch machbar, bei dreien zugleich sieht das schon anders aus.
    Unglücklicherweise lief ich vorhin diesen Dreien in die Arme. Ich erkannte, dass ich keine Chance hatte gegen alle zugleich zu bestehen. Das einzige, das mir einfiel, war, sie mit einer Ladung aus meinem Eiszauberstab zu überraschen und den taktischen Rückzug anzutreten.
    Die Überraschung gelang. Ich traf eines der Skelette an den Rippen, sodass es sein Gleichgewicht verlor und hinfiel. Die anderen schienen noch nicht begriffen zu haben, wie dies passieren konnte und starrten den am Boden liegenden Kollegen verwundert an. Diese Gelegenheit nutzend verschwand ich in einer der zahlreichen Felsspalten, die sich dort in den Wänden befanden.
    Leider stellte sich mein eingeschlagener Weg als Sackgasse heraus. Ich kann mein Versteck nicht verlassen, ohne erneut gegen die Skelette antreten zu müssen. Gerade habe ich einen vorsichtigen Blick hinaus geworfen. Die Skelette sind noch dort. Sie suchen scheinbar nach mir. Ich muss mir etwas einfallen lassen, bevor sie mich finden.

    Hanswalter öffnet einen Glückskeks und liest folgenden Spruch: Wer zuletzt lacht, hat es als letzter verstanden.


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  • Tag 2 (21.05.12):


    Ich habe es geschafft. Es war knapp, aber ich bin aus der Felsspalte entkommen. Als gestern Nacht einer der Skelettkrieger etwas abseits von den anderen Stand, sprang ich aus meinem Versteck hervor und rannte auf ihn zu. Ich wollte es erneut mit Überraschung versuchen, aber scheinbar waren sie nun darauf vorbereitet gewesen. Letztendlich kam ich nicht umhin, doch noch gegen alle drei zugleich anzutreten. Sie umzingelten mich und ließen mir keine Möglichkeit zu entkommen.
    Erst dachte ich, dass ich bald das Zeitliche segnen würde, doch dann fiel eines der Skelette unter einem Treffer mit meinem Zauberstab. Ich sprang über es hinweg und verschwand im Labyrinth der Ruinen. Die anderen beiden Skelette haben vermutlich nicht einmal die Verfolgung aufgenommen.


    Zweiter Eintrag:
    Gerade habe ich versucht, den Eiskristall meines Zauberstabes anzuschleifen. Welch dumme Idee.
    Zunächst hielt der Kristall diesen Versuchen stand, doch dann brach plötzlich ein kleiner Splitter ab. Zugleich begann der Rest des Kristalls, ein Eigenleben zu entwickeln. Er leuchtet jetzt schon seit einer Stunde in einem hellen Blau. Der Stab ist so kalt geworden, dass ich ihn selbst mit meinen Lederhandschuhen kaum anfassen kann. Ich frage mich, wie lange dieser Zustand wohl andauern wird. Nur ungern würde ich ihn hier stehen lassen.
    Nachher werde ich noch einen Versuch unternehmen, Artemis eine Taube zu schicken. Die von gestern Abend hatte scheinbar nicht den Weg aus der Höhle gefunden. Als sie zu mir zurückkehrte war völlig verängstigt. Die dunklen Höhlen sind wohl keine gute Umgebung für diese Vögel. Auch scheinen die Tauben meiner Liebsten nicht den Weg in die Ruinen herein zu finden oder sich vor den Ruinen zu fürchten. Sie hat mir sicherlich schon eine Nachricht geschickt und sich gewundert, dass die Taube damit zu ihr zurückgekehrt ist. Wenn ich den Eingang wiederfinde, werde ich ihn meiner Taube zeigen, damit sie weiß, wo sie hinfliegen muss, um hier herauszukommen. Hoffentlich kehrt sie dann wenigstens dorthin zurück, falls sie sich auf dem Rückweg nicht wieder in die Ruine traut.


    Dritter Eintrag:
    Auf der Suche nach dem Eingang liefen mir vorhin erst Krissi und dann Lady Sharina über den Weg. Auch die Beiden hatten schon einige Begegnungen mit Skelettkriegern gehabt. Lady Sharina versuchte aber, sie eher zu meiden. Ich denke, ich sollte ihrem Beispiel folgen.
    Beide teilten die Erfahrung, die ich bereits gemacht habe: Heiltränke halten hier nicht lange. Mittlerweile trinke ich das Zeug schon wie Wasser. An jeder Ecke stößt man hier auf Feinde.
    Glücklicherweise begegnete ich dann Flummii. Sie hatte noch einige Kampfheiltränke dabei und verkaufte mir freundlicherweise welche davon. Doch zuvor mussten wir noch eine ganze Schar Fledermäuse vertreiben, die plötzlich aufgetaucht waren. Ich befürchte, dass der hell leuchtende Kristall meines Zauberstabes diese Monster angelockt hatte.
    Während des Kampfes schon bemerkte ich, wie meine Brieftaube unruhiger als sonst wurde. Offenbar lag es an den Fledermäusen. Ich begriff, dass sie wohl eine unschöne Begegnung mit einem der Monster gehabt haben musste. Daher beschloss ich, die Taube von nun an nur noch direkt am Eingang der Ruinen abfliegen zu lassen, sodass ihr der Weg durch die dunklen Gänge erspart bleibt.
    Als ich schließlich den Eingang fand, stieß ich auf eine Taube, die mir bekannt vorkam. Sie hockte dort auf dem Boden und schaute unsicher in die Tiefen der Ruine hinein. An ihrem Fuß hing ein Brief. Ich nahm ihn ihr ab und ließ sie aus dem Tor wieder davon fliegen.
    Wie ich schon vermutet hatte, war der Brief von Artemis und an mich adressiert. Sie fand wie immer die Worte, die mich stärker als sonst wünschen lassen, ich könnte in dem Moment bei ihr sein.
    Ich werde mir gleich einen Lagerplatz für meinen Mittagsschlaf in der Nähe des Eingangs suchen und einen Antwortbrief schreiben.


    Vierter Eintrag:
    Gerade bin ich noch einmal vor der Tür gewesen, um von Lady Sharina neue Kämpferphiolen entgegenzunehmen, die sie mir freundlicherweise mitgebracht hatte. Außer ihr traf dort auch Tengel und Yaand, die es scheinbar vorgezogen hatten, ihr Lager nicht in den Ruinen aufzuschlagen. Auch Lady Sharina wollte erst einmal draußen rasten. Eigentlich keine schlechte Idee. Dort muss man nicht ständig mit einem Überfall durch Monster rechnen.
    Während wir draußen vor dem Eingang standen, kamen wir ins Gespräch. Wir tauschten unsere Kampferfahrungen aus und gaben uns gegenseitig Ratschläge zu Ausrüstung und Kampftaktiken. Yaand ist der erste, den ich in Simkea mit einer Kettenhaube gesehen habe. Ich denke darüber nach, mir ebenfalls so ein Teil zuzulegen. Es schützt den Kopf im Kampf vor Schnittwunden.


    Fünfter Eintrag (22.05.12):
    Sicherheitshalber hatte ich meinen Eiszauberstab vor meiner Mittagsruhe etwas weiter weg von meinem Lager gestellt und meinen Ersatzumhang darüber geworfen. Es hatte geholfen, dass Licht drang darunter nicht mehr hervor. Doch ich hatte die Kälte nicht bedacht, die noch immer von ihm ausgeht. Die Luftfeuchtigkeit hatte scheinbar ausgereicht, um ihn gefrieren zu lassen. Bevor ich gleich aufbreche, werde ich versuchen, ihn von dem Stab zu lösen, ohne ihn zu zerbrechen.


    Sechster Eintrag:
    Der Umhang ist hinüber. Ich hätte es mir denken können. Er zerriss, als nur noch wenige Quadratzentimeter an dem Eiskristall des Zauberstabes hafteten.
    Es ist wieder Abend und ich habe schon mein Nachtlager errichtet. Die Überreste meines Umhangs habe ich zum Auftauen neben das kleine Feuer gelegt, das ich gemacht habe. Nachher werde ich versuchen, ihn wieder zusammenzunähen. Doch zunächst werde ich Artemis einen Brief schreiben.
    Ich vermisse sie sehr. Es freut mich immer wieder, wenn ich ihre Briefe erhalte, so wie schon bei meinen früheren Reisen.
    Heute habe ich von einer Kreatur namens Okro der Wilde gehört. Er treibt hier in den Ruinen sein Unwesen und hat bereits unsere Mitstreiterin Krissi auf dem Gewissen. Mit nur einem Schlag soll er sie niedergestreckt haben. Sie ist im Kampf wesentlich erfahrener gewesen als ich und hatte eine deutlich bessere Ausrüstung besessen. So bleibt mir nur zu hoffen, dass ich diesem Okro nicht auch über den Weg laufe.
    Für Krissi hoffe ich, dass die Segnung gnädig mit ihr ist und sie wiedererweckt wird. Worath soll inzwischen wieder gesichtet worden sein. Also ist eine Wiedererweckung scheinbar wirklich möglich.

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  • Tag 3 (23.05.12):


    Nach meinen ersten erlegten Fledermäusen heute Morgen, hatte ich es geschafft, meinen Rucksack mit Kriegsbeute bis an den Rand zu befüllen. Der Bestand meiner Heiltränke hatte hingegen stark abgenommen. So entschied ich, mich nach Trent zu begeben und Lager und Markt einen Besuch abzustatten.
    Am Lager angekommen, traf ich wieder Yaand. In einem kurzen Gespräch teilte er mir seinen Plan mit, Okro den Wilden in einer Gruppe anzugreifen. Mit mehreren Leuten hätten wir sicherlich eine gute Chance, ihn zu besiegen. Ich willigte ein, unter dem Vorbehalt, dass ich bis dahin eine bessere Rüstung besitze. Ich hatte erfahren, dass Okro der Anführer einer Gruppe von Monstern ist. Ihn zu besiegen könnte für etwas mehr Frieden in der Gegend sorgen, doch er wird vermutlich sein Gefolge um sich haben, wenn es zum Kampf kommt.
    Am Markt Heiltränke zu finden, war gar nicht so einfach. Meine Mitstreiter mussten wohl alle Standauslagen leer gekauft haben. Auf meine Anfrage hin, ob mir jemand welche herstellen kann, meldete sich Tonksi. Ich gab ihr meinen Vorrat einer für die Kämpferphiolen benötigten Zutat, damit sie auch gleich welche davon herstellen konnte. Das Mischen der Tränke dauert eine Weile, aber ich denke, dass ich sie heute Nachmittag schon abholen kann.


    Zweiter Eintrag (24.05.12):
    Nachdem, was kurz nach der Mittagspause geschah, denke ich, dass es besser gewesen wäre, meinen Eiszauberstab gleich nach dem missglückten Aufbesserungsversuch zu entsorgen.
    Ich war gerade wieder in den Ruinen angekommen, als ich von einer riesigen Schar Fledermäuse überrascht wurde. Das schrille Kreischen und das Flattern ihrer ledrigen Flügel liegen mir noch immer in den Ohren. Es sind widerliche Viecher mit giftigen Zähnen, denen man besser aus dem Weg gehen sollte. Da sie aber schon gleich als ich die Ruinen betrat um mich herumschwirrten, musste ich mich ihnen wohl oder übel stellen.
    Der Kampf dauerte eine ganze Weile an. Ich hatte mich entschieden, meinen Zauberstab einzusetzen. Er schien, noch wie immer zu funktionieren und ich bemerkte das Problem nicht, das sich anbahnte. Eine Fledermaus fiel nach der anderen, oder ergriff die Flucht. Aber auch ich blieb nicht unversehrt. Bisswunden übersäten meinen Körper überall dort, wo mein Plattenpanzer mich nicht schützte.
    Ich habe überlebt. Mein Zauberstab hat mir gute Dienste geleistet. Aber als ich ihn wieder ablegen wollte, fiel mir auf, dass meine Hände mitsamt meiner Handschuhe daran festgefroren waren. Vielleicht hätte ich doch besser meinen Gladius verwenden sollen.
    Dass ich nun diese Zeilen schreibe, zeugt davon, dass ich dieses Problems Herr geworden bin. Es war sehr schmerzhaft als ich meine Hände von dem Stab losriss. Die Handschuhe kleben dort noch immer und in ihrem Inneren klebt die obere Hautschicht meiner Handflächen, so fühlt es sich zumindest an.
    Ich versuche seitdem, möglichst wenig anzufassen. Daher werde ich jetzt auch für heute mit dem Schreiben aufhören. Es ist spät geworden, vermutlich ist es schon mitten in der Nacht. Man sieht es hier in den Höhlen ja nicht. Ich hoffe, dass es meinen Händen morgen besser geht.

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  • Tag 4 (25.05.12):


    In meinem Medizinbeutel habe ich eine Hautsalbe gefunden. Sie scheint zu wirken. Die Schmerzen an meinen Handflächen lassen nach und ich denke, dass ich bald wieder problemlos eine Waffe führen kann. Den Eiszauberstab werde ich wohl vorerst nicht mehr verwenden. Vielleicht, kann ihn mir ein Magier in Trent reparieren. Ihn einfach wegwerfen möchte ich nicht.
    Nach dem Frühstück brach ich wieder in Richtung Stadt auf. Ich hatte Lady Sharina zugesagt, ihr neue Ausrüstungsgegenstände anzufertigen. Sie halten nicht lange in den Ruinen. Auch ich musste mich diesbezüglich versorgen.
    Neben meinen gewohnten Waffen und Rüstungen, möchte ich demnächst auch ein Kettenhemd mit Haube verwenden. Das benötigte Material war vorhanden und nachdem ich den ganzen Vormittag in der Schmiede gestanden hatte, gelang es mir, diese Rüstung anzufertigen.
    Zum erlernen des Umgangs damit, werde ich wohl die Tage mal wieder Camulos aufsuchen. Hoffentlich hat er mir die Sache mit seinem Fuß schon verziehen.


    Zweiter Eintrag:
    Gerade traf eine Taube von Pytron ein. Die Jagd auf Okro ist nun offizieller Bestandteil der Erkundungsmission. Wir suchen noch einen genauen Termin, aber seine Tage dürften gezählt sein.
    Die Gruppe zu koordinieren könnte sich als schwierig herausstellen, da sich die Mitglieder in den Ruinen verteilt haben und auch außerhalb nach Monstern jagen. Einige von ihnen haben auch noch weitere Verpflichtungen neben der Erkundungsmission. Doch ich glaube, dass Pytron das irgendwie hinkriegen wird.


    Dritter Eintrag (26.05.12):
    Es ist schon merkwürdig, was man hier in den Ruinen so alles findet. Schon häufiger bin ich hier über Truhen gestolpert, die allerlei Kleinzeug enthielten. Von Tonscherben bis Baumwolle war alles dabei.
    Als ich heute Nachmittag in die Ruinen zurückgekehrt war, fand ich in einer solchen Truhe einige getrocknete Pflanzen mit Blättern, die jeweils aus sieben länglichen Einzelblättern bestanden. Ich wusste nicht viel damit anzufangen und warf sie in mein Lagerfeuer.
    Da es kalt in den Ruinen war, saß ich sehr dicht daneben. Dabei atmete ich den angenehm süßlichen Geruch der glimmenden Pflanzenteile ein. Nie zuvor hatte ich einen so entspannten Nachmittag gehabt. Es schienen irgendwelche Heilkräuter zu sein.
    Als ich meinen Weg durch die Ruinen fortsetzte, sah ich gleich alles viel gelassener. Statt mich um die Monster zu sorgen, machte ich mir Gedanken um den Zustand der Ruinen. Ich war überzeugt davon, dass alles viel schöner wäre, wenn endlich mal jemand die Wände weiß streichen würde. Ich hatte mir sogar schon einen Plan ausgearbeitet, wie man dies bewerkstelligen könnte. Leider kann ich mich nicht mehr so richtig daran erinnern. Es hatte irgendetwas mit langen Papierbahnen zu tun.
    Aus meinen Gedanken gerissen wurde ich, als mir mein Mitstreiter Nijel über den Weg lief. Ich hatte ihn vorher schon häufiger mit dem Zinneimer auf dem Kopf gesehen, doch heute schien es mir zum ersten Mal so komisch zu sein, dass ich in lautes Lachen ausbrach. Glücklicherweise war er schon weitergegangen und bekam nicht viel davon mit. Ich lachte eine ganze Weile und musste mich sogar hinsetzen. Am Ende hatte ich schon fast wieder vergessen, worüber ich eigentlich gelacht hatte.
    Nach diesem Anfall, hielt ich es für besser, zu meinem Lagerfeuer zurückzukehren. Dort saß ich einige Zeit herum und war voll darauf konzentriert mein Herz am schlagen zu halten. Es schien mir plötzlich so unwirklich, dass es dies von alleine tat.
    Es müssen Stunden vergangen sein, bis das Feuer erlosch und ich beschloss, nach draußen zu gehen. Irgendwie verspürte ich den Drang, in den Wald zu gehen und Blumen zu pflücken. Ich kann mir bis jetzt noch nicht erklären, woran das lag. Schnell packte ich meine Sachen zusammen und verließ die Ruinen.
    Auf dem Weg zu der Stelle im Umland, von der ich wusste, dass dort viele Blumen wachsen, musste ich wohl fast meine gesamten Nahrungsreserven aufgegessen haben. Es war eigenartig. So einen Kohldampf hatte ich noch nie verspürt. Morgen werde ich wohl wieder in die Stadt gehen müssen, um meinen Proviant aufzufüllen.
    An der besagten Stelle im Umland traf ich Alessa an. Ich erklärte ihr, dass ich viele Blumen benötige, um sie Artemis zu schenken. Ich hatte zwar schon einige von Bigbora und Gerda der Ersten erworben, aber die schienen mir in dem Moment bei weitem nicht auszureichen. Da Alessa im Umgang mit Pflanzen wesentlich geschickter ist als ich, war es letztendlich sie, die die Blumen pflückte. Ich versuchte anfangs noch ein paar davon selbst zu pflücken, aber meine motorischen Fähigkeiten waren merkwürdigerweise so beschränkt, dass es ewig dauerte, bis ich die erste in den Händen hielt und dafür mindestens fünfzig weitere platt getrampelt hatte.
    Glücklich grinsend kaufte ich Alessa ihre Blumen ab und legte mich auf den Boden. Ich muss dort wohl eingeschlafen sein. Erst jetzt gerade bin ich wieder aufgewacht. Es ist schon dunkel und obwohl ich geschlafen habe, fühle ich mich müde. Ich bin mir im Moment nicht sicher, wo ich hingehen soll, oder ob es doch besser ist, hier zu übernachten. Es fällt mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Meine Konzentration hält nur wenige Sekunden. Diese Zeilen zu verfassen, ist gar nicht so einfach.
    Ich hoffe, dass sich das morgen früh wieder gelegt hat.

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  • Tag 5 (27.05.12):


    Mein Kopf ist wieder klar, die Wirkung der Pflanze verflogen. Das ist auch gut so, wo ich doch heute meine geliebte Artemis wiedersehen werde. Die ganze Zeit in den Ruinen über habe ich sie vermisst und es wäre bedauerlich, wenn ich ihr nachher nicht meine volle Aufmerksamkeit schenken könnte.
    Zudem wäre es mir vorhin wohl nicht gelungen, von Camulos den Umgang mit meinem neuen Kettenhemd zu erlernen, wenn ich noch unter dem Einfluss dieses Krautes gestanden hätte. Ich denke, ich sollte zukünftig das Brennmaterial für mein Feuer etwas vorsichtiger wählen.
    Zu meiner Erleichterung war Camulos nicht mehr böse auf mich. Sein Fuß sieht auch wieder normal aus. Wie gut, dass er nicht nachtragend ist. Er hat mich mit dem gleichen Einsatz trainiert wie sonst auch. Obwohl ich mich gefragt habe, ob alle seine Schüler 60 Heller dafür zahlen müssen.
    Inzwischen steht auch der Termin für die Jagd auf Okro fest. In dem Bemühen, möglichst viele Mitglieder unseres Erkundungstrupps dabei zu haben, hat Pytron den heutigen Abend dafür ausgewählt. Da ich nun ausreichend geschützt bin, werde ich auf jeden Fall an der Jagd teilnehmen.
    Jetzt gleich werde ich erst einmal den Sportplatz aufsuchen. Heute ist wieder ein Fußball-Spieltag des Trenter Sportvereins.


    Zweiter Eintrag (28.05.12):
    So schön die gemeinsame Zeit mit Artemis nach dem Fußballspielen war, so schwer fiel mir der Abschied in den frühen Abendstunden. Ich hatte einen langen Weg vor mir und wollte nicht zu spät zum Treffen mit den anderen Gruppenmitgliedern erscheinen. Wir hatten uns an dem zweiten Eingang zur Ruine verabredet. Da ich ihn zuvor noch nicht benutzt hatte, stellte ich mich auf eine eventuelle Suche danach ein. Doch Pytrons Wegbeschreibung reichte letztendlich aus, um mir diese zu ersparen.
    Als ich am Tor eintraf, waren bereits Lady Sharina und Bennet anwesend. Erstere hatte dort eine selbstgeschnitzte Sitzbank platziert und bot uns an, davon Gebrauch zu machen. Eine willkommene Erholungsmöglichkeit, bevor es losging.
    Nacheinander trafen auch Rhiannon, Flummii und Pytron ein. Wir kontrollierten noch ein letztes Mal unsere Ausrüstung und unsere Anführerin verteilte noch ein paar Heilphiolen. Bevor wir die Ruinen betreten konnten, tauchte plötzlich Guinvere auf, scheinbar etwas überrascht, uns dort bis an die Zähne bewaffnet vorzufinden. Nach einem kurzen Gespräch verschwand sie wieder und Pytron führte uns in die dunklen Gänge.
    Wir waren kaum durch das Tor gegangen, als wir schon auf die ersten Feinde stießen. Die politisch korrekte Bezeichnung ist Goblinkrieger, doch Lady Sharina hat einen viel treffenderen Namen für sie: Fratze.
    Den meisten dieser Ungeheuer wichen wir aus, während wir uns Okros Aufenthaltsort näherten. Eines von ihnen stand jedoch so ungünstig im Raum, dass sich ein Kampf nicht vermeiden ließ. Ich wette, es hatte nicht damit gerechnet, dass die Ruinenbesucher der letzten Tage auch in Gruppen auftreten können. Es bemerkte zu spät, dass es ein Fehler war, uns anzugreifen. Wenige Sekunden darauf lag es schon am Boden.
    Bevor wir dem Anführer der örtlichen Ungeheuer-Horde gegenübertraten, stieß noch Nijel zu uns. Dann, mit sieben Leuten, taten wir die letzten Schritte.
    Okro der Wilde, ein Hordenführer, wie aus einem Bilderbuch. Groß, grün und hässlich. Dazu Oberarme wie Baumstämme. So stand er vor uns begann seine Keule nach uns zu schwingen.
    Ich überließ unseren Nahkämpfern den Vortritt und holte meinen Eiszauberstab hervor, den ich mit einem Tuch umwickelt hatte, um mich besser vor seiner Kälte zu schützen.
    Aus der zweiten Reihe feuerte ich eine eisige Ladung auf Okro. Sie traf ihn, richtete aber weniger Schaden an als dass sie ihn auf mich aufmerksam machte. Mit einem Satz stand er vor mir. Seine Keule raste auf mich zu und traf mich an der Seite. Von der Wucht des Schlages wurde ich einige Meter durch den Raum geschleudert und blieb erfüllt von Schmerzen einen Moment am Boden liegen. Wäre ich alleine dort gewesen, wäre dies sicher mein Ende gewesen. Doch während ich mich wieder aufrappelte, beschäftigten meine Mitstreiter das Ungetüm, sodass es mich nicht mehr beachtete.
    Ich hatte mich gerade wieder in das Kampfgeschehen gemischt, als plötzlich Nijel aufschrie. Okro hatte ihm eine üble Wunde zugefügt. Unser Kamerad fragte noch, ob jemand einen Heiltrank für ihn hätte. Dann sackte er leblos zusammen. Die gereichten Heiltränke kamen zu spät. Flummii rief seinen Namen, aber sein Körper hatte schon begonnen, sich in ein Skelett zu verwandeln. Erstaunlich, wie schnell das ging.
    Während wir schon einen Verlust zu verzeichnen hatten, stand unser Gegner noch nahezu unverletzt vor uns. Wir griffen ihn weiter an. Der Kampf dauerte eine Ewigkeit. Okro schlug scheinbar gemütlich auf uns ein. Wir hingegen hatten Mühe zu parieren oder auszuweichen. Nur vergleichsweise selten traf eine Waffe von uns den Hordenführer. Eine Flasche nach der anderen leerten wir unsere Heiltrankvorräte.
    Ich machte eine Bemerkung darüber, wie schwer es sei, ihn zu treffen, und auch Bennet wunderte sich über seine Wendigkeit, angesichts der Körperfülle. Doch dann bemerkte ich eine Wunde an Okros Seite, die Rhiannons letzter Treffer hinterlassen hatte. Die Verletzung sah sehr ungesund aus und sie begann, das Blatt zu unseren Gunsten zu wenden. Unser Gegner wurde schwächer. Bennet forderte uns auf, nicht nachzulassen, wo der Feind fast besiegt sei. Aber auch ich spürte, wie es mit meiner Kraft langsam zu Ende ging.
    Der nächste Schlag der Keule, den ich parierte, zerlegte meinen Zauberstab. Ich wollte später versuchen, ihn zu reparieren, doch erst einmal musste ich den Kampf mit meinen Gladius fortsetzen.
    Gerade als ich die Klinge aus der Scheide zog, schoss etwas blau-weißes an mir vorbei und traf Okro an der Brust. Pytron stand neben mir mit erhobenem Eiszauberstab. Der grüne Hordenführer starrte die Katzendame ungläubig an und fasste sich an die Brust. Dann ließ er seine Keule fallen und ergriff die Flucht. Bennet versetzte ihm noch einen Hieb mit seinem Schwert, konnte ihn damit aber nicht aufhalten.
    Sicherlich hätten wir ihn verfolgen können, aber es war alles andere als erfolgversprechend. Zu unübersichtlich waren die Gänge in dem Labyrinth der Ruinen. Okro würde bestimmt ein gutes Versteck finden. Dennoch hatten wir ihn besiegt. Er weiß nun, dass es eine Macht gibt, die nicht tatenlos zusieht, wie er in der Gegend Unfrieden stiftet. Vielleicht wird er bald wieder auftauchen und sein Werk fortsetzen, doch dann werden wieder Simkeaner da sein, um ihn aufzuhalten.
    Noch während wir die Beute aufteilten, die er zurückgelassen hatte, tauchte Nijel wieder auf. Seine Wiedererweckung war scheinbar keine langwierige Angelegenheit gewesen.
    Gemeinsam verließen wir die Ruinen. Wir waren froh, wieder an die frische Luft zu kommen. Lady Sharinas Baumstamm-Bank bot uns erneut eine willkommene Sitzgelegenheit. Bennet verteilte eine Runde Malzbier, um auf unseren Sieg anzustoßen. In der gemütlichen Runde nahm ich mir die Zeit für eine Inventur meiner Heiltränke und reparierte meine Rüstung, die unter Okros Hieben stark gelitten hatte.
    Mit voranschreitender Stunde löste sich die Gruppe allmählich auf und auch ich beschloss, dass es Zeit wurde zu gehen. Ich verabschiedete mich und schlug den Weg nach Trent ein, wo meine geliebte Artemis wartete.

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