[RP] Ein Gespenst kommt selten allein

  • Isimud verfolgte das Gespräch der drei mit ein wenig Wehmut. Gern hätte er eine kleine Ehekrise in seinem Leben in Kauf genommen, hätte es doch bedeutet, überhaupt ersteinmal einen Partner zu besitzen. Nur war das eben nicht sehr wahrscheinlich, wenn man der einzige Angehörige der eigenen Spezies auf zwei Kontinenten war.
    Was sage ich denn jetzt? Und was tue ich? Verflixt, ist das eine peinliche Situation... Am Besten erstmal gar nichts. Hoffentlich macht es das nicht noch schlimmer...

  • Leise murrend vernahm sie die Worte ihres Gatten, seine Worte hatten einen faden Beigeschmack, man sah ihm an, dass er schlichtweg nach einer Entschuldigung suchte. Schulterzuckend nickte sie Jim noch einmal zu und wand sich dann; von den dreien ab. Anscheinend vergaß man immer wieder, dass sie ein Vampir war. Reinrassig und mit allen Eigenschaften ausgestattet. Ein sehr gutes Gehör gehörte dazu. So entgingen ihr die Worte nicht. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging sie weiter in Richtung Friedhof, die Geister um sie herum bemerkte sie im Moment kaum. Nur ein kleines vorwitziges Gespenst umschwirrte sie andauernd. Gib mir Licht, gib mir Leben, lass mich nach dem Hohen streben. Gib mir Frieden, gib mir Ruh, unser Erlöser , wo bist du? Immer wieder sang das kleine Gespenst diese Worte....Den Streit mit dem Liebsten hatte sie kurz darauf schon vergessen, gingen ihr die Worte nahe.

  • Hanswalter schaute zu, wie sich Artemis einfach abwendete und davon ging.
    „Warte doch“, rief er ihr hinterher, als sie schon einige Meter entfernt war. Zu Jim und Isimud sagte er dann: „Nun denn, ich denke, ich muss dann mal weiter. Entschuldigt bitte den Überfall der Gespenster. Sie sind nur etwas aufgeregt.“
    Er verabschiedete sich und eilte seiner Liebsten hinterher. „Was habe ich denn getan?“, rief er, während er aufholte. „Nun warte doch. Es tut mir leid.“

    Hanswalter öffnet einen Glückskeks und liest folgenden Spruch: Wer zuletzt lacht, hat es als letzter verstanden.


    Falls jemand Langeweile hat: In Professor Blooms Bibliothek steht ein Werk in 4 Bänden zu der Vorgeschichte Hanswalters.

  • Kopfschüttelnd schaute Jim den beiden hinterher. Nur zu gut wusste er, mit welchen Schwierigkeiten Hans Walter nun zu kämpfen hatte. Nein, nicht die Probleme mit der Geisterschar, die endlich aufhörte, lästig an ihm herum zu zupfen. Eine eifersüchtige Frau macht doch deutlich mehr Ärger als eine Schar voller Geister nachts auf dem Friedhof!


    Das hieß jetzt nicht, dass Jim lieber um Mitternacht über den Friedhof spazierte. Da kannte er wahrlich romantischere Szenarien. Aber danach war wohl auch nicht der Sinn von Hans Walter und Arte. Aber das war ihre Sache. Jim hingegen wollte erst einmal wieder heim zu Frau und Kind. Und vorher noch kurz am Monument vorbei. Und der Marktplatz war dann ja auch nicht weit. Er durchschritt eilends das Stadttor - zum Glück hatte es auch spät am Abend noch geöffnet. "Komm mit!" rief er Isimud noch zu, der wie angewurzelt stehen geblieben war.

  • "Ja, gleich..."


    Ich sollte ihnen nicht nachlaufen. Vor allem nicht in dieser Situation. Aber vielleicht brauchen die beiden ja Hilfe, einen Wächter für den Ritualplatz oder so. Wäre ja nicht das erste nekromantische Ritual, bei dem ich assistiere... Nur eben das erste, das einem guten Zweck dient.


    Unschlüssig folgte Isimud der Vampirin und dem Schmied in einigem Abstand.


    Fakt ist, dass die zwei keinen Möchtgernhelden nötig haben. Sonst hätten sie ja etwas gesagt. Haben sie aber nicht.


    Seine Schritte wurden langsamer.

  • Hanswalter ging ein Stück neben Artemis her und hoffte, dass sie etwas zu ihm sagen würde. Nur ein Wort. Sie ignorierte ihn jedoch völlig. Verzweifelt sah er sich um. Sein Blick traf dabei auf Isimud, der ihnen offenbar ein paar Schritte gefolgt war.
    In seiner Überraschung vergaß er den Zwischenfall mit seiner Frau und blieb stehen. „Möchtest du uns helfen, Isimud?“, fragte er. Etwas Hilfe wäre sicherlich nicht schlecht gewesen. Wer wusste schon, was auf dem Friedhof passieren würde. Darüber hinaus, hatte der Schmied zwar die Anleitung von Morena bekommen, konnte sich jedoch nicht vorstellen, wie das Ritual funktionieren sollte. Einfach ein Pentagramm auf den Boden zeichnen, schien ihm zu leicht zu sein.
    „Du kennst dich nicht zufällig mit schwarzer Magie aus?“, fragte er scherzend. Er ahnte nichts von Isimuds tatsächlichem Wissen über solche Dinge.

    Hanswalter öffnet einen Glückskeks und liest folgenden Spruch: Wer zuletzt lacht, hat es als letzter verstanden.


    Falls jemand Langeweile hat: In Professor Blooms Bibliothek steht ein Werk in 4 Bänden zu der Vorgeschichte Hanswalters.

  • Erfreut nickte Isimud auf die Einladung des Schmiedes hin, nicht jedoch, ohne einen Seitenblick auf Artemis zu werfen. Immerhin konnte eine Vampirin ihren Gatten viel besser beschützen.


    "Nein, das tue ich nicht", antwortete der Monsterjäger auf Hanswalters Frage nach seinen nekromantischen Kenntnissen.


    Es war keine Lüge, aber auch nicht die ganze Wahrheit. Alles, was ihn sein Vater der Nekromant diesbezüglich hatte lehren wollen, war zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus gegangen, ohne dazwischen auf nennenswerten Widerstand zu stoßen.
    Der Heranwachsende hatte einfach jedes Mal aufs Neue auswendig gelernt, wann und in welcher Weise er den Hahn (oder den Gefangenen) aufschlitzen musste, ohne die Bedeutung der Handlung im Gesamtzusammenhang des Rituals zu verstehen.
    Mit der Zeit waren Nudimmud Urkharts Kinder geübt darin geworden, zu erkennen, wann sich eine wiederbelebte oder beschworene Kreatur nicht den Wünschen ihres Vaters unterwerfen mochte und hatten gelernt, den Fehlschlag rechtzeitig mit einem raschen Schwertstreich auf den Abfallhaufen zu befördern.


    "Aber ich habe in Noröm schon einige solcher Rituale... beobachtet", gestand Isimud. "Schwarze Magie zu wirken bedeutet, den eigenen Willen über alles andere zu stellen", wiederholte er die Worte seines Vaters. "Sie erfordert einen rücksichtslosen Geist, dem keine Grenzen heilig sind. Die kleinste Unsicherheit, das winzigste Zögern, kann den Zauberer zum Spielball der Mächte machen, die er da entfesselt."
    Isimud schluckte hart.
    "Das macht die Schwarzmagie aber nicht per se böse."


    Fing es so an? Indem man sich Rechtfertigungen ausdachte? Sich sagte, es diene ja alles einem edlen Zweck? Hatte er nicht selbst gesehen, wie es endete, nur, um nun denselben Weg zu beschreiten?

  • Das der Liebste neben ihr lief bekam sie nur halb mit. Gebannt von dem kleinen Gespenst was noch immer um sie herumschwirrte waren ihre gedanken ganz woanders. Erst als sie merkte das auch das Gespenst verstummte und hinter sie blickte, blieb sie stehen. Sich ebenfalls umdrehend sah sie Isimud und den Liebsten die sich nun scheinbar angeregt unterhielten. Ein paar Wortfetzen schnappte sie auf und auch das kleine Gespenst schien wie gespannt zuzuhören. Ein paar Schritte auf die beiden zugehend, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Ihr Blick lag am Ende auf Isimud. Ist es nicht zu gefährlich? Welche Geist ist rücksichtslos genug und trotz dessen stark genug sich der schwarzen Magie zu stellen? Grenzt das nicht schon an Wahnsinn? Unsicher der Blick der nun von Isimud auf den Gatten wanderte. Das wollte er wirklich wagen. Sie konnte sich nicht vorstellen das HW rücksichtlos genug war....Eher das Gegenteil traf wohl auf ihn zu. Wieder nahm die Sorge um ihn, sie in Besitz.

  • „Rücksichtslos oder sogar wahnsinnig wirkte Morena jetzt nicht“, meinte Hanwalter. „Ich hoffe, dass sie diese Eigenschaften nicht bei mir voraussetzt. Ich bin sicher, sie hätte dann etwas in dieser Richtung erwähnt.“
    Kurz musste er daran denken, dass die Nekromantin ihm ausdrücklich davon abgeraten hatte, das Ritual selber auszuführen. War das vielleicht der Grund gewesen? Das würde aber bedeuten, dass alle Magier rücksichtslos wären, da er ja nach einem nicht näher bestimmten Suchen sollte, der das Ritual für ihn durchführen würde.
    Ratlos zuckte der Schmied mit den Schultern. „Sie hat mir einen schwarzen Stein gegeben, mit dem ich ein Pentagramm auf den Boden malen soll. Dann werden noch ein paar Lebenssteine platziert und das war’s auch schon. Das Geheimnis des Rituals muss wohl in diesem Stein liegen.“
    Er kramte den Stein aus seiner Tasche und reichte ihn Isimud. „Vielleicht kannst du mir sagen, was es damit auf sich hat.“

    Hanswalter öffnet einen Glückskeks und liest folgenden Spruch: Wer zuletzt lacht, hat es als letzter verstanden.


    Falls jemand Langeweile hat: In Professor Blooms Bibliothek steht ein Werk in 4 Bänden zu der Vorgeschichte Hanswalters.

  • "Darf ich mal?" Isimud griff nach dem Stein. Er erinnerte ihn ein wenig an Graphiterz.
    Was hatte ihm der Vater über dieses Metall erklärt? Ach ja, genau: "Man schreibt damit Zauberkreise, deswegen der vom Wortstamm graph abgeleitete Name."
    "Das ist magisch behandeltes Graphiterz", erklärte der Bergmann. "Und ich habe das tatsächlich schon einmal gesehen."
    Dann wiederholte er die Beschreibung, die Hanswalter bereits von der Dame Schattenhand erhalten hatte. Anstatt eines Steins hatte der Norömer Nekromant allerdings einen aus dem Metall geformten Stab benutzt. Doch ob nun Stein, Stab oder Griffel, schien lediglich eine Frage des persönlichen Stils zu sein.
    "Der Zauberer hat damals den Geist eines Kriegers in den Zauberkreis gerufen, um ihn verhören", wusste Isimud weiter zu berichten.
    Wenige Stunden vorher hatte dieser Krieger im Kerker den Freitod gewählt, um zu verhindern, etwas auszuplaudern... Umsonst. Es hatte ihm nichts genützt.
    Isimud reichte den Stein zurück.
    "Ich dachte, das sei ein Ritual, das Geister ruft, nicht, sie verbannt!"
    Die Pforte ins Jenseits schien eher eine Drehtür zu sein...

  • Hanswalter hörte Isimud aufmerksam zu. „Magisch behandeltes Graphiterz“, wiederholte er, wobei er den Stein in seiner Hand betrachtete. „Das Ding sieht eigentlich ganz harmlos aus.“
    Er verstaute den Stein wieder in seiner Tasche. „Naja, wir werden ja sehen, was es kann. Möchtest du mitkommen zum Friedhof?“

    Hanswalter öffnet einen Glückskeks und liest folgenden Spruch: Wer zuletzt lacht, hat es als letzter verstanden.


    Falls jemand Langeweile hat: In Professor Blooms Bibliothek steht ein Werk in 4 Bänden zu der Vorgeschichte Hanswalters.

  • "Ja, würde ich gern. Und wenn es nur ist, um Eulen zu verscheuchen, damit sie euch beide nicht beim Ritual stören. Ich denke, es ist immens wichtig, sich nicht ablenken zu lassen."
    Vielleicht war ja einfach nur das mit dem "rücksichtslosen Willen" gemeint: sich nicht ablenken zu lassen.

  • „Eulen verscheuchen?“ Der Schmied grinste, doch ihm wurde bewusst, dass es wohl wirklich nicht gut wäre, wenn er durch irgendetwas abgelenkt werden würde. „An so etwas hatte ich gar nicht gedacht“, meinte er nachdenklich. „Ich hoffe, dass es nicht noch mehr gibt, das ich übersehen habe.“
    Morena Schattenhand hatte offenbar gute Gründe gehabt, als sie ihm nahegelegt hatte, einen Magier für das Ritual zu suchen. Ein ausgebildeter Magier hätte sicherlich einige Dinge berücksichtigt, die Hanswalter nicht einmal in den Sinn gekommen wären.
    Er schaute sich kurz die vielen Gespenster um sie herum an. Sie verließen sich darauf, dass er sie sicher ins Jenseits bringen würde. Und er würde sein Versprechen halten. Für Zweifel war jetzt keine Zeit.
    Ohne weiteres Zögern setzte der Schmied den Weg zum Friedhof fort.

    Hanswalter öffnet einen Glückskeks und liest folgenden Spruch: Wer zuletzt lacht, hat es als letzter verstanden.


    Falls jemand Langeweile hat: In Professor Blooms Bibliothek steht ein Werk in 4 Bänden zu der Vorgeschichte Hanswalters.

  • [Ich gehe mal davon aus, dass Artemis und Isimud ebenfalls weitergegangen sind.]


    Auf dem Friedhof herrschte eine gespenstische Stille, die nur von den Schritten der drei Humanoiden und den tuschelnden Stimmen der Geisterschar durchbrochen wurde. Die Dunkelheit der Nacht hatte sich bereits über dem Land ausgebreitet. Doch das fahle Licht der beiden Monde reichte, um den Weg zu erkennen.
    Nachdem Hanswalter nun erfahren hatte, dass es sich bei dem schwarzen Stein um ein Stück Graphit handelte, nahm er an, dass man einen festen Untergrund benötigte, um damit etwas zeichnen zu können. Gut, dass die Segnung auf einem gepflasterten Platz stand.
    Wenige Schritte später erreichten sie diesen Platz. Die Segnung schien zu schlafen. Dennoch grüßte Hanswalter sie mit einem freundlichem „Guten Abend“. Er machte sich keine Gedanken darum, dass er sie damit möglicherweise aufweckte, es würde ohnehin gleich etwas lauter werden. Doch die Statue antwortete nicht. Scheinbar schlief sie sehr tief.
    „Okay“, meinte der Schmied dann an seine Begleiter gewandt, „wir brauchen vielleicht erst einmal etwas mehr Licht.“ Aus seinem Rucksack holte er vier Fackeln, die er Artemis und Isimud in die Hände drückte.
    „Guten Abend“, sprach die Segnung plötzlich. „Ihr habt also einen Weg gewählt für Euer Vorhaben. Darf ich fragen, auf welche Weise Ihr die Gespenster auf die andere Seite bringen wollt?“
    „Wir versuchen es mit der Nekromantie. Ich habe in Trent eine Nekromantin getroffen, die mir erzählt hat, was wir tun müssen.“
    Während die Segnung schwieg, entzündete der Schmied eine der Fackeln mit seinen Feuersteinen.
    „Nekromantie also. Das ist nicht ganz ungefährlich. Seit Ihr Euch sicher, was Ihr tut?“
    „Es scheint eigentlich ganz einfach zu sein.“ Er verstaute gemächlich die Feuersteine wieder in seinem Rucksack.
    „Ihr wisst aber schon, dass so ein dunkles Portal dunkle Mächte von der anderen Seite anzieht? Ich werde versuchen, sie zurückzuhalten, wenn ich kann, aber Ihr solltet Euch lieber nicht zu viel Zeit mit der Überführung lassen.“
    „Habt vielen Dank für Eure Unterstützung.“ Er sah die beiden Fackelträger an. „Ich möchte euch auch schon einmal für eure Unterstützung danken. Ihr solltet vielleicht etwas zurücktreten und euch bereithalten, den Friedhof schnellstmöglich zu verlassen, falls etwas schiefgeht.“
    Sein Blick ruhte lange in den Augen seiner Liebsten, doch er fand keine Worte, die sie nicht beunruhigen würden. Wieder holte er den schwarzen Stein aus seiner Tasche. „Dann wollen wir mal.“

    Hanswalter öffnet einen Glückskeks und liest folgenden Spruch: Wer zuletzt lacht, hat es als letzter verstanden.


    Falls jemand Langeweile hat: In Professor Blooms Bibliothek steht ein Werk in 4 Bänden zu der Vorgeschichte Hanswalters.

  • Isimud hielt eine Fackel in jeder Hand. Die Flammen brannten gleichmäßig und erhellten zumindest die nähere Umgebung. Ab und zu löste sich ein Span und fiel als kleiner Funke zu Boden. Die Schatten der Zweibeiner fielen auf den Steinboden, ihre Gestalten grotesk verzerrt.
    Isimud nahm jedes Geräusch überdeutlich wahr, eine Folge seiner angespannten Nerven.
    In der Ferne heulte ein Wolf. Sein Rudel nahm den Ruf auf und trug ihn weiter...
    Das Rascheln im Unterholz mochte von einem kleinen Nagetier oder einem Nachvogel stammen...
    Das vertraute Schrapp-Flatsch eines Wahnsinnigen Wurms, der sich über den Waldboden ringelte und seinen massiven Leib dabei tief in die Erde eingrub, war in einiger Entfernung zu hören. Auch diese Kreatur gehörte mittlerweile zur normalen Fauna des Trenter Umlandes...
    Ob die Tiere des Waldes wohl ahnten, dass heute eine besondere Nacht war?
    Isimud ärgerte sich, keine richtige Rüstung angelegt zu haben. Er trug lediglich ein verstärktes Lederwams, ein Jagdmesser und einen dünnen Eiszauberstab bei sich. Dummerweise war Kälte exakt das Element, gegen das Untote immun waren. Galt das auch für Dämonen?
    Nicht ablenken lassen...
    Selbst die neugierigsten und unruhigsten Geister waren mittlerweile verstummt. Sie hielten sich nah aneinander und bei Hanswalter. Die einzelnen Gespenster rückten so nah aneinander, dass die Grenzen ihrer Leiber verschwammen. Wie ein großer grauer Klumpen hing das Geisterheer in der Luft.

  • Unruhig war sie den beiden gefolgt. Das konnte doch nicht gut enden. Immer wieder schwirrten ihr die Gedanken durch den Kopf die Isimud ausgeprochen hatte. Doch es brachte nichts. Bald waren sie am Friedhof angekommen. Die Fackel die ihr HW in die Hand drückte entzündete sie eilig. Angenehm warm war die Hitze die von der Fackel ausging, doch die ganze Dunkelheit konnte sie nicht verdrängen. Die Gespenster scharrten sich zusammen, spürten das es bald beginnen würde. Den Wortwechsel der Segnung und des Gatten lauschend seufzte sie leise auf. Selbst die Segnung war unruhig als sie hörte was die drei vorhatten. Nun noch mehr beunruhigt erwiderte sie auf seine Worte schnell und ernst. Ich werde keinen Schritt von deiner Seite weichen wenn du nicht selber auch gehst. Die Fackel in ihrer Hand flackerte für einen Moment höher auf als wollten sie ihre Worte bekräftigen. Ungeahnte Fähigkeiten steckten zum teil auch in ihr selbst. Doch sie zu erlernen, dazu war sie nie gekommen. So war es eher Zufall wenn sie etwas entdeckte was andere nicht konnten. Doch dies war ihr nicht bewusst. Die Augen, auf den schwarzen Stein gerichtet, verharrrten nun dort, gespannt was die nächsten Minuten bringen würden.

  • Hanswalter lächelte einen Moment seine Liebste an und richtete seinen Blick dann auch auf den schwarzen Stein. Pentagramm zeichnen, Lebenssteine rein, dachte er. Das sollte kein Problem sein.
    Nach kurzem Zögern ging er schließlich ein paar Schritte nach vorne, hockte sich hin und drückte den Stein auf den harten Boden. Kratzend glitt Stein über Stein, als er begann, die erste Linie zu ziehen. Sie war dünn und ebenso schwarz wie der Stein in seinen Händen. Scheinbar völlig normal.
    Wie es Morena ihm erklärt hatte, war der Schmied darauf bedacht, dass das Pentagramm etwa zwei Mannslängen breit werden sollte. Er zog die Linie bis zu dem ersten Eckpunkt und betrachtete sie misstrauisch. Noch immer war nichts Besonderes zu sehen. Es war einfach nur eine Linie auf dem Boden.
    Schulterzuckend machte er sich daran, auch noch die verbleibenden vier Linien zu ziehen, bis das Pentagramm erkennbar wurde. Der Stein hatte kaum den Ausgangspunkt der Zeichnung erreicht, als plötzlich ein leises Wusch zu hören war und die Linien in einem dunklen Rot zu leuchten begannen.
    „Oh“, meinte Hanswalter nur. Er war sichtlich überrascht, welche Wirkung dieser ominöse Stein nun doch auf den Boden gehabt hatte. Das eigentliche Ritual hatte Morena offenbar zuvor an diesem Mineral ausgeführt. Hier auf dem Friedhof fand nur noch der abschließende Teil statt. So ließ sich zumindest erklären, warum es so problemlos funktionierte, obwohl Hanswalter keinerlei magische Fähigkeiten besaß.
    Auch den Gespenstern entgingen die leuchtenden Linien nicht. Aufgeregt schwirrten sie umher. Einige von ihnen drängelten, dass der Schmied fortfahren solle.
    Dieser seufzte. „Habt doch einen Moment Geduld. Es ist ja gleich soweit.“
    Doch die Gespenster gaben keine Ruhe.
    Hilfesuchend sah er zu Artemis und Isimud. „Kann jemand von euch bitte die Gespenster zurückhalten? Wir stehen hier sonst noch morgen Früh.“

    Hanswalter öffnet einen Glückskeks und liest folgenden Spruch: Wer zuletzt lacht, hat es als letzter verstanden.


    Falls jemand Langeweile hat: In Professor Blooms Bibliothek steht ein Werk in 4 Bänden zu der Vorgeschichte Hanswalters.

  • Isimud sah wie die Gespenster Hanswalter umschwirren und hörte dessen Bitte. Er ahnte, dass bei den kleinen Kerlchen mit Vernunft nicht viel zu erreichen war. Der Instinkt eines Geistes zog ihn in die nächste Welt, nur Gespenster wurden von geistigen Fesseln, die ihnen oft gar nicht selbst bewusst war, zurückgehalten: Schuld, Liebe, Gier, Eifersucht...
    Nun zu beobachten, wie ihr Ausweg aus ihrer Gefangenschaft Gestalt annahm, musste auf die Gespenster wirken, wie ein noch warmer Kuchen frisch aus dem Backofen, den die Haussklaven gebacken hatten und an dem sich ein kleiner Junge NICHT vergreifen durfte. Erinnerungen an seine erst wenige Jahre zurückliegende Kindheit wurden in dem Monsterjäger wach...
    Anstatt zu argumentieren, Hanswalter doch nicht zu stören, griff Isimud auf die Ablenkungstaktik zurück, bei der eine andere Tätigkeit interessanter gestaltet wurde.
    "Ho!" rief er. "Das Ritual hat begonnen, merkt ihr Gespenster das nicht? Jetzt ist es an der Zeit, dass ihr euren Teil des Zauber wirkt!"
    Isimud besann sich kurz, dann gab er den Gespenstern die Anweisung, sich in einem Ring um das Pentagramm herum zu formieren. Er wies ihnen exakte Positionen zu: "Abstand zum Boden fünfzig Zentimeter! Abstand zum Nachbarn... äh, egal. Verteilt euch nur möglichst gleichmäßig. Ganz leicht auf uns ab schweben, immer im Wechsel, die einen hoch, die anderen runter... Ja, gut so! Und leise bitte!"
    Es war ihm selbst bewusst, dass er Quatsch redete, doch vielleicht würde es ja funktionieren.
    "Hoffentlich glauben die anderen nicht, dass das echt ist", schoss es ihm durch den Kopf, doch da waren die Worte bereits ausgesprochen.

  • Nun ging es los und die Spannung war fast zum greifen spürbar. Auf allen lag ein seltsamer Schimmer, ein seltsames Leuchten, kaum duetbar aber doch vorhanden, doch war es kein weißes helles Licht sondern eher ein verwaschenes Grau. Aufmerksam verfolgte sie wie ihr Liebster das Ritual begann und wollte schon einschreiten als er um Hilfe bat, als sich Isimud als besonnen erwies und sofort die Geister beschwichtigte und diesen Anweisungen gab. Kaum glaubte sie an den Erfolg doch die Geisterschar kam seinen Anweisungen tatsächlich nach. Kuze Zeit später schwebten sie wie vorgebenen über den Köpfen der drei. Noch immer war ein leises Murmeln der Geister zu vernehmen. Doch scheinbar spürten auch sie nun das der nächste Schritt höchste Konzentration erforderte und verstummtem darauf bald. Einzig ihre schwebenden Körper die in Bewegung blieben und ab und an ,heller aufleuchteten zeigten noch an wie erregt sie waren, das die Erlösung in greifbarer Nähe war. Ein kurzer dankbarer Blick gen Isimud bevor ihr Blick wieder zum Liebsten wanderte, deutete an das er wohl fortfahren konnte.

  • Grinsend sah Hanswalter zu Isimud. Seinen letzten Satz hatte er deutlich vernommen, die Gespenster scheinbar jedoch nicht. Zumindest schwebten sie noch immer gleichmäßig auf und ab, wie sie angewiesen worden waren.
    So konnte der Schmied fortfahren, Morenas Anleitung für das Ritual weiter abzuarbeiten. Nach diesem sollten nur noch die Lebenssteine fehlen. Nacheinander holte er fünf von ihnen aus seinem Rucksack und stellte je einen in die Spitzen des dunkelrot leuchtenden Pentagramms. Den sechsten Stein hielt er mit einem mulmigen Gefühl in der Hand. Wenn er ihn platzierte, würde sich das Portal öffnen. Er rief sich in Erinnerung, dass er nur einen der sechs aus dem Kreis entfernen musste, um es wieder zu schließen. Langsam ging er in die Knie und setzte den verbleibenden Stein in die Mitte des Pentagramms.
    Nichts geschah.
    Er starrte ihn verwundert an. Hatte er etwas verkehrt gemacht? Doch dann spürte er plötzlich einen kalten Windhauch im Nacken und es wurde dunkel um ihn herum. Erschrocken wich er zurück. Sein Blick fiel sofort auf den riesigen rot leuchtenden Torbogen, der sich nun über das Pentagramm spannte. In einem dunkleren Rot schimmerte darin eine ihn ausfüllende Fläche. Sie bewegte sich unruhig, wie das Meer bei leichtem Wind.
    Als Hanswalter sah, dass diese Fläche genau über den Stein verlief, über den er sich beim Platzieren gebeugt hatte, begriff er, dass sein Kopf gerade in dem Portal gesteckt haben muss. Ein Schauer lief seinen Rücken hinunter bei dem Gedanken, dass er zum Teil schon auf der anderen Seite gewesen war. Er wollte ihr doch lieber so lange wie möglich fern bleiben. Zumindest hatte er so aber herausgefunden, dass es für die Gespenster wohl ungefährlich sein würde, durch dieses Portal zu schweben.
    „Es ist soweit“, sagte er an seine halbtransparenten Freunde gewandt.

    Hanswalter öffnet einen Glückskeks und liest folgenden Spruch: Wer zuletzt lacht, hat es als letzter verstanden.


    Falls jemand Langeweile hat: In Professor Blooms Bibliothek steht ein Werk in 4 Bänden zu der Vorgeschichte Hanswalters.