[RP] Das Portal (Geschichtswettbewerb)


  • "Gib es zurück! Das ist meiner"
    "Pech gehabt! Jetzt ist es meins!"
    "Nein, du hast es mir einfach geklaut, es ist immer noch meins!"
    Zwurrf lachte. "Dann hol es dir doch zurück, dein kleines Messer!"
    Er wedelte mit dem Dolch vor Troubadix' Nase herum, doch als Troubadix es Zwurrf wegnehmen wollte, zog Zwurrf die Hand schnell zurück, drehte sich lachend um und rannte in Richtung Wald.
    "Zwurrf! Bleib sofort stehen! Gib mir meinen Dolch zurück!" rief Troubadix wütend und eilte dem Dolchdieb hinterher, aber er war bei Weitem nicht so schnell wie Zwurrf. Dass Troubadix auch etwas fülliger war, half ihm bei der Verfolgung nicht.
    "Ach Jungs, kommt doch wieder zurück!" Selena war genervt. Ständig benahmen die beiden sich wie Kinder, obwohl sie eigentlich schon 17 Sommer zählten. Selena selbst ist die Jüngste der Drei. Sie seufzte. Immerzu ärgerte Zwurrf den armen Troubadix. Dabei wussten sie ganz genau, dass Troubadix so sehr um Anerkennung kämpfte, vor allem bei seinem Vater. Er war der Sensible des Trios und war eher von sanfter, verträumter, ja gar künstlerischer Natur. Er war alles andere als ein Krieger, was seinem Vater natürlich gar nicht gefiel. Nicht selten schleppte er seinen Sohn zu Turnieren – natürlich nur als Zuschauer - und zwang ihn, zuhause mit einem erfahrenen Lehrer das Kämpfen zu üben, was wiederum seinem Sohn gar nicht gefiel. Daher brauchte Troubadix auch den Dolch: Er wollte vorgeben er hätte es einem menschlichen Soldaten im Kampf abgenommen, um bei seinem Vater ein bisschen Eindruck zu schinden. Er hoffte, so um ein paar Trainingsstunden herumzukommen.
    In Wirklichkeit hatte Selena den Dolch im toten Wald gefunden und ihn Troubadix gegeben, schließlich wollte sie ihrem besten Freund ja helfen.
    "Verdammt, nie hört ihr auf mich!" Sie stand auf und rannte ihren Freunden hinterher. Es fiel ihr nicht schwer, Troubadix - oder Trou, wie sie ihn nannte - einzuholen; Zwurrf einzuholen, war dagegen fast unmöglich.
    "Zwuuuuurrf – renn doch nicht so schnell!" Doch er achtete nicht auf Selenas Worte und rannte tiefer in den toten Wald hinein, der vor längerer Zeit von den 'Horden des Bösen' – so nannten die Menschen die einfallenden Truppen von Schreckenswesen, die das Land verwüsteten - zerstört worden war. Es war ein taktischer Schachzug von der 'bösen Seite'; denn je mehr Felder, Wälder und auch Siedlungen des Feindes zerstört waren, desto schwächer wurde er. Es ist einfach leichter, ausgehungerte und verzweifelte Männer in der Schlacht zu besiegen. Um genau zu sein war es sogar Zwurrfs Vater, dem als Anführer eines Kriegertrupps die Ehre zuteil wurde, dieses schreckliche Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Zwurrf rannte unermüdlich weiter, bis er das Ende des toten Waldes erreichte und kurz vor einer grünen Waldlichtung stehen blieb. Es war wie eine magische Grenze, die den toten Wald von dem dahinter liegenden, grünen und belebten Waldgebiet trennte. Rechts der kleinen Waldlichtung befand sich eine Klippe, darunter lag das Grundelmeer mit seinen vielen felsigen, unbewohnten Inseln. Von der grünen Seite des Waldes ertönte das fröhliche Gezwitscher der Vögel, während gleichzeitig leise das Rauschen des Meeres zu hören war.
    Auf der Lichtung waren Zelte aufgeschlagen, in der Mitte ein kleines erloschenes Lagerfeuer. Um das Lagerfeuer herum lagen vier Soldaten in Rüstung und ein Mensch in einem schwarzen Mantel gehüllt; alle fünf waren tot. Ihr Blut färbte die sonst grüne Wiese dunkelrot.
    "Ach hier war mein Vater also gestern Abend...", sagte Zwurrf.
    Selena kam kurze Zeit später nach Zwurrf an und blieb ebenso abrupt stehen.
    "Du meine Güte...ist das....war das...einer dieser Spähposten der Menschen?", fragte sie.
    "Ich glaube schon..." Zwurrf trat zu den Soldaten, sah sie sich an und rümpfte die Nase.
    Schließlich kam auch Trou dazu, japste nach Luft und stützte sich an einem der toten Bäume ab.
    "Oh....was ist....denn hier....passiert?" Schwer atmend blickte er auf die Szenerie, die sich ihm bot.
    Doch keiner antwortete; stattdessen durchstöberten sie stumm das Lager.


  • Während die anderen beiden die Soldaten und deren Rüstungen inspizierten, widmete Selena ihre Aufmerksamkeit dem Mann mit dem schwarzen Umhang.
    Ein schöner Umhang...ich glaub den nehm' ich mit.
    Sie beugte sich zu dem Toten hinab und fing an, ihn von seinem schwarzen Mantel zu befreien.
    "Was machst du da? Der gehört dir nicht", gab Trou zu bedenken. Selena antwortete keck: "Er ist tot, der braucht den Mantel bestimmt nicht mehr. Außerdem ist alles, was einfach auf dem Boden liegt, doch vogelfrei, oder nicht?"
    "Aber...was ist, wenn der Mantel einem Magier gehörte? Und der Mantel verflucht ist oder so?"
    "Das glaube ich nicht", mischte Zwurrf sich ein, "ein Magier, der so leicht zu übertölpeln ist? Wohl kaum. Wenn ich eines Tages Nekromant bin, dann..."
    "DU und Nekromant? Du hast doch keinen Tropfen magischen Blutes in deinen Adern!", spottete Trou. Bevor es wieder zu einem Streit kam, unterbrach Selena die beiden.
    "Hört auf! Es ist mir auch egal, wem der Mantel gehörte, jetzt ist es meiner!"
    Sie nahm den schwarzen Umhang und hängte ihn sich um. Der Mantel passte wie angegossen.
    "Seh ich nicht toll aus?" Sie drehte sich im Kreis und war ganz entzückt über das unverhoffte 'Geschenk'.


    Plötzlich fiel ein längliches, rundes Stück Holz aus dem Mantel. Die Drei betrachteten neugierig das zu Boden fallende, hohle Hölzchen.
    Zwurrf hob es schnell auf und betrachtete es aus der Nähe. Der wohl von Menschenhand geschaffene Gegenstand enthielt mehrere kleine Löchlein.
    "Das ist bestimmt ein Zauberstab! Von diesem Magier da!", beteuerte Trou und deutete auf den mantellosen Toten.
    "Ach, meinst du?" Zwurrf grinste, als würde er den Gegenstand wiedererkennen. "Es ist nur eine Flöte. Menschen machen damit Töne. Vater sagt, dass sie darauf spielen, wenn ihnen langweilig ist." Zwurrf drückte Trou die Flöte in die Hand. "Da, das ist eher was für dich."


    Plötzlich waren herannahende Pferdehufe und Menschenstimmen zu hören.
    "Versteckt euch!", flüsterte Zwurrf zu den beiden und versteckte sich mit Selena hinter einem der Zelte in der Nähe der Meeresklippe. Troubadix dagegen versteckte sich schnell hinter einem der dickeren toten Bäume.


    "Beim garstigen Goblin...", entfuhr es einem der Soldaten, die zum Lager ritten. "Jetzt haben sie diesen Posten auch noch erwischt." Die Soldaten, drei an der Zahl, betrachteten das Massaker und schüttelten stumm den Kopf.
    "Hoffentlich schaffen es noch so viele wie möglich zum Portal...lange können wir diesen bestialischen Horden nicht mehr standhalten".
    Selena und Zwurrf blickten sich stumm an. Es war klar, dass beide das Selbe dachten.
    Portal? Was für ein Portal denn?
    Zwurrf wandte den Blick von Selena ab und schaute auf das Grundelmeer hinaus. Er kniff die Augen zusammen. In der Ferne war ein kleines Boot zu erkennen, welches zielstrebig zu einer der unbewohnten Felsinseln steuerte. Selena folgte seinem Blick und beobachtete still, wie ein paar Gestalten aus dem Boot stiegen und hinter einem Felsen verschwanden. Das kleine Boot machte sich dann auf den Rückweg.
    Was machen die denn da? Da drüben wohnt doch keiner. Und warum lässt der Bootsmann die Leute dort zurück?
    Es dauerte eine Weile, bis die Soldaten ihre toten Kameraden auf die Pferde luden und durch den grünen Wald nach Hause liefen. An den Gegenständen des Lagers hatten die Soldaten offenbar kein Interesse und ließen sie zurück.


    Als die Luft rein war, kamen die Drei aus ihren Verstecken.
    "Du, Troubadix, hast du das gesehen?" Zwurrf deutete auf das Meer. "Da war ein Boot, es paddelte zu einer der felsigen Inseln. Ich glaub, die verstecken da was"
    "Na und? Kann uns doch egal sein!", entgegnete Trou.
    "Hast du die Soldaten nicht gehört? Die haben irgendwas von einem Portal geredet. Das ist
    bestimmt dort!" Zwurrf war nicht mehr zu bremsen.
    "Willst du da etwa hin? Das grade eben war doch schon knapp. Wir sollten nach Hause gehen", gab Selena zu Bedenken.
    "Hmmmm..." Zwurrf grinste und blickte seinen Kumpel an. "Es gibt zwei Möglichkeiten, Trou. Ich kann deinem Vater erzählen, dass es eigentlich Selenas Dolch ist und du einfach nur feige bist, oder..." Zwurrf deutete auf das Meer "...oder du kommst mit"
    Trou schnaubte und überlegte einen Moment. "Nagut, ich komme mit", antwortete er zähneknirschend.
    "Na, Selena, wie steht es mit dir?" Doch Zwurrf brauchte keine Antwort mehr, er wusste schon wie sie sich entscheiden würde.


  • Die Drei nahmen einen kleinen Umweg und schlichen zum Strand, aus Angst es lauerten noch mehr menschliche Soldaten in der Gegend. Doch die kleine Reise zum Strand verlief ohne weitere Zwischenfälle und sie fanden auch das kleine Ruderboot mit den Paddeln, welches sie vorhin beobachteten. Vom Bootsmann war weit und breit keine Spur.
    Sie schoben das Ruderboot knietief ins Wasser, hüpften hinein und paddelten los.


    An der Felsinsel angekommen, zogen sie das Boot an Land, damit es durch die Wellen nicht wegtreiben konnte.
    "Die Insel ist nicht wirklich groß, dürfte als nicht schwierig werden, ihr Geheimnis zu finden!", meinte Zwurrf.
    Aber Selena zweifelte an Sinn und Erfolg dieses Unternehmens. "Ach ich weiß nicht...das alles ist mir nicht geheuer". Sie fröstelte und zog ihren neuen Mantel enger an sich.
    Vorsichtig lugten sie um die Ecke. Hinter dem Fels, hinter dem auch die Gestalten verschwunden waren, die sie beobachtet hatten, fanden sie....nichts. Ungläubig starrten sie den kahlen Fels an, der weder Spuren noch Markierungen noch sonstige Hinweise enthielt. Kein Tunnel und keine Bodenveränderungen ließen auf verborgene Schätze schließen.
    "WAS?! Das darf doch nicht wahr sein! Für NICHTS sind wir hierhergekommen?" rief Trou wütend.
    Sie umkreisten den Fels, doch nach wie vor war nichts alles, was sie fanden.
    "Das war alles nur deine Idee! So eine Zeitverschwendung!" Trou schnaubte und wandte sich an Selena. "Komm, lass uns gehen".
    Selena war dies nur recht. Als Vorsichtige und (meist) Vernünftigste der Truppe gefiel ihr diese ganze Sache von Anfang an nicht. Ihr einziger Wunsch war es, nach Hause zu gehen.
    "Komm, Zwurrf, ich glaub, du hast dich da einfach in etwas hineingesteigert." Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und schob ihn sanft in Richtung Boot. Doch Zwurrf schob ihre Hand von seiner Schulter und rief wütend: "Das glaub ich nicht! Hier muss was sein!" Er trat zum Felsen und schaute ihn ungläubig an. Mit aller Kraft warf er sich gegen den Fels, in der Hoffnung der Fels würde sich rühren und etwas preisgeben. Aber der Fels bewegte sich keinen Millimeter und es aktivierte sich auch kein Mechanismus, der etwas zu Tage beförderte. Stattdessen fiel Zwurrf durch den Fels hindurch.
    Ungläubig starrte Selena den kahlen Felsen an.
    Ist das gerade wirklich passiert?
    Vorsichtig fragte sie "Zwurrf?", doch die einzige Antwort war das Rauschen des Meeres.
    Panisch fing sie an zu schreien. Troubadix drehte sich zu Selena um und bemerkte erst jetzt, dass ihr Freund verschwunden war. Er schaute sich verwirrt um.
    "Was....wo ist er hin?"
    Troubadix ging zu dem Felsen und wollte ihn untersuchen, aber Selena zog ihn weg.
    "Berühr das nicht! Es ist eine Falle! Eine Falle!" Sie schluchzte und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Ich hab es die ganze Zeit gewusst! Diese verdammten Menschen, es war eine Falle!"
    Troubadix entschied, dass es besser war, seine hysterische Freundin nach Hause zu bringen und dann nach einer Lösung zu suchen. Er half ihr ins Boot und sie ruderten so schnell wie möglich zum Strand zurück.


    Unter Tränen beichtete Selena den Vorfall Zwurrfs Vater, während Troubadix betreten den Boden anstarrte und schwieg. Zwurrfs Vater versprach der weinenden Selena, dass er alles tun würde, um seinen Sohn zu finden und ihr zurückzubringen.

  • Dieser Vorfall ist nun ein Jahr her und Zwurrf ist seitdem nicht mehr aufgetaucht.
    Seufzend sitzt Selena an der Klippe der Waldlichtung und atmet tief die salzige Meerluft ein. Sie lässt ihre Beine über die Klippe baumeln und blickt über das Grundelmeer mit seinen vielen, kleinen Felsinseln. Stets denkt sie an ihren Freund und wie sehr sie ihn vermisst.
    Zwurrf....wo steckst du bloß? Lebst du überhaupt noch?
    Sie erschrickt, als sie merkt, dass sie nicht allein ist. Troubadix lächelt und setzt sich neben sie.
    "Na", war alles, was Troubadix zu ihr sagte.
    Selena dreht sich kurz um und holt eine längliche Holzschatulle unter ihrem schwarzen Mantel hervor. Sie drückt Trou die Holzkiste in die Hand.
    "Hier...für deinen Ehrentag morgen."
    Verwundert schaut Trou sie an. Mit einem Geschenk hat er nicht gerechnet.
    "Oh...äh...danke" Er lächelt und öffnet das Kästchen. Mit großen Augen bestaunt er die handgefertigte Knochenflöte und hebt sie vorsichtig aus der Schatulle. "Oh... sie ist wunderschön, ich danke dir!"
    "Gerne", antwortet sie und lächelt. "Los, spiel etwas. Du hast doch oft genug mit der anderen Flöte üben können, oder nicht?"
    Trou grinst, setzt die Flöte an die Lippen und beginnt zu spielen. Es erklang eine ganz besondere Melodie, die Selena noch nie zuvor gehört hat. Sie nickt anerkennend. "Ein schönes Lied war das!"
    "Schön, dass die Melodie dir gefällt. Ich nenne es 'die Hymne der Goblins'." Er legt die Flöte zurück in die Schatulle und schaut seine beste Freundin an. "Ich bin aber nicht zu dir gekommen, um Geschenke abzugreifen. Ich wollte mit dir etwas besprechen..."
    "Ach ja? Was denn?" Selena setzt sich auf und schaut Trou neugierig an.
    Mit ernster Stimme beginnt er zu erzählen:"Nun...du weißt ja, morgen werde ich in meine erste Schlacht ziehen müssen..."
    Selenas Mine verfinstert sich schlagartig; Sie sagt kein Wort, sondern nickt lediglich.
    "Und du weißt ja auch, mein Vater hat ja letztens einen Sklaven geschenkt bekommen, diesen einen Seemann da..."
    "Ja ich weiß. Auch wenn ich mich frage, wieso Söldner Sklaven geschenkt bekommen. Ist das nicht eher was für die Oberschicht?"
    Troubadix winkt ab. "Ja ich weiß auch nicht so genau, da war irgendwas mit 'als Dankeschön für herausragende Dienste für unseren Herrn' oder so. Hab da nicht so genau zugehört, es hat mich auch nicht sonderlich interessiert. Aber darum geht es nicht. Klaus, der Sklave, ist eher ein schweigsamer Typ, aber ich konnte mich mit ihm unterhalten, auch wenn das Vater nicht sehr gefallen hat."
    "Komm auf den Punkt, Trou. Was willst du mir sagen?"
    "Jaja, lass mich ausreden. Jedenfalls - " Trou schaut sich um, lehnt sich zu Selena hinüber und flüstert: "Ich habe mich mit ihm angefreundet. Normalerweise redet er ja mit niemandem, aber ich konnte ihm ein bisschen was entlocken. Er war damals derjenige, der das kleine Ruderboot zur Felsinsel gefahren hat, welches Zwurrf und du gesehen habt."
    "WAS?! Wirklich?"
    "Pssst! Das soll hier keiner hören....aber ja, das war er damals. Und er sagt, dass es auf dieser Insel wirklich dieses Portal gibt, so wie Zwurrf es geglaubt hat. Wir könnten nochmal hinreisen und..."
    Trou lächelt Selena an, doch anstatt der erwarteten Freude über so eine Nachricht platzt ihr der Kragen.
    "Das darf doch nicht wahr sein! Jetzt fängt dieser Wahnsinn schon wieder an! Und du glaubst diesem dahergelaufenen Menschling etwa? Die Truppen von Zwurrfs Vater haben doch alles abgesucht, sie haben auch die Nebeninseln abgesucht und nichts gefunden! Sie haben sogar den Fels berührt und es ist nichts passiert! Es war ein hinterhältiger Zauber der Menschen! Die Rache dafür, dass wir ihre Wälder und Felder zerstört haben! Ich habe schon mal einen Freund durch diese elendige Insel, durch diesen gemeinen Trick verloren!" Tränen schießen ihr in die Augen und sie gibt sich keine Mühe, sie zurückzuhalten. "Ich werde da bestimmt nicht mehr hingehen! Und dir rate ich das Gleiche!"
    Traurig blickt Troubadix zu Boden. Er kann die Wut seiner Freundin verstehen. Er weiß auch, dass Selena in Zwurrf mehr sah als 'nur' einen Freund. Er seufzt und versucht nochmal, Selena von der Reise zu überzeugen: "Selena, ich werde morgen in den Krieg ziehen. Ich bin kein sonderlich guter Kämpfer, und wahrscheinlich werde ich in dieser Schlacht sterben. Ich bitte dich, bitte erfülle mir diesen einen Wunsch, ich will nochmal zur Insel zurück."
    Doch sie bleibt skeptisch. "Und was erhoffst du dir davon?"
    Trou nimmt Selenas Hand und fährt fort: "Klaus erklärte mir, was es mit dem Portal auf sich hat. Es ist ein Tor zu einer Parallelwelt, die sich Simkea nennt. Durch dieses Tor kommen nur die guten Wesen durch. Das ist auch der Grund, warum die Truppen nichts finden und einfach so den Fels berühren konnten! Sie zählen nicht zu den Guten. Auf der anderen Seite gibt es keinen Krieg, Selena, alle leben friedlich miteinander. Ich will da hin."
    Sie unterbrach seine Erklärung: "Es ist das Portal des Feindes, sie werden sich selbst immer als die Guten sehen. Demnach werden wir bestimmt nicht durch das Portal gehen können, wir gehören nicht zu denen... und außerdem, wie konnte Zwurrf dann das Tor passieren? Er zählt ja auch nicht zu den Guten. Oder hast du vergessen, wie gemein er manchmal zu dir war?"
    Troubadix schüttelt den Kopf. "Es geht hier nicht um irgendwelche Seiten. Es können nur die passieren, die reinen Herzens sind, deren Charakter und Wesen gut ist. Wir sind nicht böse. Du hast den Krieg doch genauso satt wie ich, oder nicht? Zwurrf hatte den Krieg ebenso satt. Und außerdem - " Er grinst seine beste Freundin an "waren die Gemeinheiten nicht, um mich zu verletzen."
    "Ach ja?" Selena hebt eine Augenbraue und schaut ihn fragend an. "Und weswegen hat er dich dann geärgert?"
    Troubadix fängt an zu lachen. "Ach Selena, hast du es denn die ganze Zeit nicht gemerkt? Das war nicht, um mich zu ärgern, sondern um dich zu beeindrucken! Er wollte doch immer den großen, tollen Anführer spielen; und dieses Gerede von wegen, er wird mal ein großer Nekromant...das war nur, um dir zu imponieren. Und das wird wohl auch der Grund sein, warum er trotz dieser 'Gemeinheiten' durchs Tor konnte."
    Selena hat wirklich nichts davon bemerkt, dass man ihr imponieren wollte und errötet.
    Ach Zwurrf...
    Sie schaut zu Trou und nickt: "Na gut, ich komme mit. Lass uns zur Insel fahren."

  • Mit der Abenddämmerung machen sie sich auf den Weg zum Strand. Genau dort, wo sie einst das Ruderboot mit Paddel vorfanden, steht nun Klaus. Er hat das Ruderboot schon knietief ins Wasser geschoben und wartet auf seine Passagiere. Mit einem kurzen Nicken begrüßt der grimmig dreinblickende Seemann die beiden. Er zeigt sich auch nicht sonderlich überrascht, dass Selena hier ist; er wurde wohl von Trou schon über diese Unternehmung eingeweiht.
    Sie klettern ins Ruderboot und paddeln in Richtung Felsinsel.


    "Wir sind da" sind die einzigen Worte des Seefahrers, als sie die Insel erreichen. Er ist wirklich kein redseliger Geselle.
    Sie steigen aus dem Boot und bleiben vor dem kahlen Felsen stehen.
    Genau wie vor einem Jahr...
    Klaus macht den Anfang und schreitet auf den Felsen zu. Scheinbar ohne Angst, ja sogar mit einem Lächeln auf die Lippen gleitet er durch den Felsen hindurch und verschwindet.
    Trou nimmt Selenas Hand. "Komm, wir gehen zusammen durch."
    Panik keimt wieder in ihr auf, der Wunsch umzukehren ist größer denn je.
    Sie schüttelt den Kopf. "N-Nein, ich weiß nicht...ich hab Angst"
    Troubadix lächelt sie an: "Du brauchst keine Angst haben. Ich bin ja bei dir. Komm"
    "N-Nagut..." Sie atmet tief durch und schreitet mit ihrem besten Freund durch den Fels, durch das Portal, hinein in gleißendes Licht...

    Einmal editiert, zuletzt von Knochenspieler Selena ()